Hallo aus dem wilden Hunsrück

Antworten
Sutheju
Beiträge: 2
Registriert: So 22. Jul 2018, 21:06

Hallo aus dem wilden Hunsrück

#1

Beitrag von Sutheju » So 22. Jul 2018, 22:49

Hallo zusammen :)

Ich habe die letzten Tage einiges hier im Forum gelesen und dachte, ich stell mich mal vor.
Mein Freund und ich sind letzten Sommer von Köln aufs Land gezogen. Er ist im Hunsrück aufgewachsen und ich hatte das Glück nach meinem Referendariat hier eine feste Stelle als Lehrerin zu bekommen. Nachdem wir uns entschieden hatten hierher zuziehen, haben wir einfach aus Neugier mal im Internet gestöbert, was für Häuser es hier so gibt (Wir wollten nur mal gucken, weil wir kein Geld hatten um uns ein Haus zu kaufen). Naja und dann war da plötzlich ein Fachwerkhäuschen mit großem Grundstück. Wir wollten es uns aus Neugier ohne einen Termin mit dem Verkäufer zu vereinbaren von außen einfach mal ansehen... eine Freundin von meinem Freund wusste auch wo es steht und da sind wir mal hin gefahren. Das Haus sah von außen schon echt schön aus und da die Gartentür offen stand, traten wir in den verwilderten Garten ein... und dann war es um uns geschehen <3 Dann kam der offizielle Besichtigungstermin und ohne ein weiteres Haus anzusehen haben wir uns dann entschieden den wundervollen Garten mit dem Haus zu kaufen. Dann kam noch ein ziemliches hin und her mit den Banken, da sowas ohne viel Eigenkapital wohl nicht üblich ist und denen das Haus zu alt war. Aber letztes Jahr im Winter hat es dann endlich geklappt. :)

Seit Januar sind wir jetzt am rausreißen, was der Vorbesitzer eingebaut hat...alles was ein Fachwerkhaus nicht braucht. Aktuell sind wir dabei das Dach zu machen und beginnen jetzt mit den Reperaturarbeiten im Haus (Balken tauschen), um anschließend alles mit ökologischen Materialien wieder so originalgetreu wie möglich herzustellen.

Nun zum Garten: Unser Grundstück ist 3200qm groß (für mich könnte es noch größer sein :hhe:) und hat einen alten Baumbestand. In der südlichen Grundstücksecke befindet sich eine Streuobstwiese mit einem roten Boskop, einem anderen Apfel (wir wissen nicht was, er hatte letztes Jahr nicht getragen und wir dachten aufgrund des Stammes, dass es eine Quitte sei), zwei Zwedgen, eine Süßkirsche, eine Birne (hier wissen wir auch nicht welche Sorte das ist. Ist ziemlich hoch gewachsen und trägt sehr kleine runde Früchte. Im Internet habe ich die Birne Moscatelina entdeckt, das könnte sie sein) und ein Walnussbaum.

Oberhalb von der Streuobstwiese steht ein gemauertes Hühnerhaus. Da sollen auch wieder Hühner hin, allerdings wollen wir daran vorher noch Veränderungen vornehmen, damit sich da Huhn auch wohl fühlt :) . Darüber kommt eine etwa 100qm große Freifläche auf der allerlei Ackerwinde und großes Immergrün und ein bisschen Gras wächst. Hier war laut unserem fast 90 jährigen Nachbarn (der fast jeden Tag in seinem großen Gemüsegarten verbringt, ich hoffe, dass ich noch viel von ihm lernen kann) früher der Gemüsegarten und da soll er auch wieder hin. Hier kommt die Sonne von Südwesten. Aktuell haben wir da an der Nachbarsgrenze eine Benjeshecke aufgebaut, da wir irgendwo mit dem ganzen anfallenden Gehölzschnitt hin mussten. Das Grundstück wurde seit mindestens 10 Jahren nicht mehr richtig gepflegt. Überall Kirschlorbeer... und der Obstbaumschnitt musste auch noch irgendwo hin. Und wir sind lange noch nicht fertig damit. Ich habe noch nie so lange Apfelbaumäste gesehen :hmm: Aber ich war beim Gemüsegarten :pfeif: Der soll ein zwischending von Bauerngarten und Mandalagarten werden... also ein Bauerngarten mit runden Ecken oder so :grinblum: östlich von der Freifläche stehen Johannisbeersträucher und von Süden nach Norden eine Zwedge (andere Sorte als auf der Streuobstwiese), eine Sauerkirsche und eine wundervoll verdrehte Birne, die schon echt alt aussieht, aber gut trägt. Dann kommt der ehemalige Schaf- bzw. Saustall, die einen Nachbarn sagen so, die anderen so. Hinter dem Schafstall ist das Gelände mit einer etwa 1,20m hohen Mauer abgefangen. Unser gesamtes Grundstück hat ein Gefälle Richtung Süden. Da ist eine Fläche mit der wir noch nicht so recht etwas anfangen wissen, sie liegt direkt an der Straße. Hier wachsen momentan wunderschöne 4m! hohe Stockrosen, ein paar Himbeeren, eine Jostabeere, eine Zellernuss, eine Rose und so allerlei Wildkräuter, wie Spitzwegerisch. Unten neben dem Schafsstall steht auch noch eine Stockrose, außerdem wächst da Zitronenmelisse, Boretsch und Girsch.Das war früher mal ein eigenes Grundstück, das recht gut zu überschauen ist.

Auf dem Grundstück auf dem unser Haus steht dürfte der Baumbestand noch wesentlich älter sein und das ist auch verwilderter.Bei der Streuobstwiese konnte man die Sämlinge noch rausreißen oder mit der Hacke raus bekommen, in unserem "Wald" muss man die Sämlinge mit der Kettensäge fällen... Hier steht auch das Herzstück unseres Gartens eine wundervolle alte Linde, die wesentlich höher als unser Haus ist. Ehrlichgesagt war die Linde das Hauptargument, warum wir das Haus gekauft haben :engel: ich weiß klingt verrückt, aber wo bekommt man sowas schonmal. in der Nähe der Linde steht noch eine Haselnuss, ein Schneeball und ein Hollunder. In etwas größerer Entfernung eine ähnlich große Birke, die leider vermutlich weichen wird. Auch wenn ich um jeden Baum kämpfe, ist es vermutlich vernünftiger, wenn sie gefällt wird. Sie steht sehr nah am Haus und ist komisch gewachsen, zwei Äste, die so dick wie unsere anderen Birken sind, neigen sich über das Hausdach. Zwischen Birke und Linde befindet sich noch eine Weide. Hier kann man noch erahnen, wie der Garten mal ausgesehen hat. Laut unserer Nachbarn hat der Garten das ganze Jahr über geblüht und die Vorbesitzerin hat heimische und seltene Pflanzen gesammelt. Ihr Sohn hat wohl nach ihrem Tot vor zehn Jahren vieles entfernt, um es für seinen Vater pflegleichter zu machen. Hier wächst jedenfalls überall Bärlauch, Lungenkraut, Akeleien, Leberblühmchen, Aronstab und vielerlei Pflanzen die ich noch nicht identifizieren konnte. Und mein Highlight im Frühjahr war die Schachbrettblume, die neben der Birke aufgetaucht ist <3

An Obstgehölz ist hier auch noch einiges zu finden. Eine schwarze Süßkirsche, ein gelber Apfelbaum, eine Sauerkirsche (die haben wir jetzt nach der Ernte fast runtergeschnitten. Sie war sehr angeschlagen und steht nur etwa 2m von dem Apfel entfernt und kommt deshalb weg), eine rießige Birne, die wir jetzt vom Efeu befreit haben (hier wissen wir die Sorte auch nicht, die Früchte sind schon reif, gelb und rundlich), eine weitere Birne, zwei Pflaumen und einige Zwedgen und Walnüsse. Hier kann ich den Bestand nicht so recht einschätzen, weil alles ziemlich verwildert ist. Mittlerweile haben wir noch einen Zierapfel an der unteren Grundstücksgrenze gefunden. Zwischen den Obstbämen stehen hier etwa 10 Nadelhölzer (Sibirische Lärche, Douglasie...) einige davon direkt an der Grundstücksgrenze mit einem Druchmesser von etwa 80 cm :hmm: Wir werden vermutlich alle fällen. Wobei ich mich noch ein bisschen sträube... Ich hab etwas Angst, dass das Klima verloren geht und da einige Pflänzchen vlt nicht mehr wachsen. Hier wächst auch das Lungenkraut, rosa Veilchen, Aronstab, Farn und manches mehr. Andererseits nehmen die Nadelhölzer den Obstbäumen das Licht weg und die kümmern vor sich hin. Zwischen den Bäumen stehen viele Sträucher (Haselnuss, Schneeball, roter und schwarzer Hollunder...) Zwischen der Linde und dem Wald steht noch unser "Hexenhaus" das ist so ein Spitzhaus, bei dem das Dach bis zum Boden geht. Davor stehen meterhohe Brombeerhecken, die dieses Jahr ziemlich voll hängen.

Ich könnte jetzt noch erzählen, was alles im Vorgarten wächst, aber ich glaube ich hab schon viel zu viel geschrieben und das würde den Rahmen sprengen. :pfeif:

Da noch so viel am Haus zu machen ist, steht der Garten momentan an zweiter Stelle. Aber wir versuchen einige Pflanzen vor dem Sterben zu bewahren, sind über die Jahr schon sehr mitgenommen. Momentan beschäftige ich mich viel mit Permakultur und dem Hortusgedanken. Unser Ziel ist es, den Garten so zu gestalten, dass er trotz der Größe zu bewältigen ist und noch einiges an Lebensmitteln abwirft. Außerdem soll er zu einem Zuhause von Honigbienen, Hühnern und Laufenten werden. Und so manches anderes Getier soll auch Willkommen sein und ein geeigneter Lebensraum erhalten bleiben (z.B. Federgeistchen) oder geschaffen werden (z.B. Frösche).

Mein Plan in näherer Zukunft ist, neben dem Auslichten des Waldes, das Gras in der Streuobstwiese in eine Blumenwiese zu verwandeln und die Baumscheiben der Obstbäume vom Gras zu befreien und passend zu bepflanzen. Aktuell zeichne ich gerade einen Bestandsplan, um alles zu erfassen. Der ist unter anderem auch noch wichtig, weil mein Freund mit dem Bagger durch den Garten muss und wir (ich bin aber schlimmer und kämpfe um jeden Busch, er nur um die Obstbäume :D) versuchen so viel wie möglich zu bewahren (Wir werden mit Erdwärme heizen und da muss ein Flächenkollektor verlegt werden).

Ich würde mich freuen hier Gleichgesinnte zu treffen, die vielleicht auch in der Nähe wohnen, damit man sich auch mal direkt austauschen kann :)

Sonnige Grüße aus dem wilden Hunsrück
Julia

centauri

Re: Hallo aus dem wilden Hunsrück

#2

Beitrag von centauri » Mo 23. Jul 2018, 06:03

Moin moin Julia.
Willkommen hier im Forum. Ich glaube ihr seid auch die Leute der schnellen Entscheidung. :mrgreen: Ich mag so Leute die nicht lange fackeln. :) Gibt ja auch Leute die suchen ein Leben lang und finden nichts. Aber so wie ich das empfinde habt ihr ja schon eure klare Vorstellung wie es mal werden soll. Aber dennoch viel Spaß beim stöbern hier im Forum. ;)

hotte4h
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 135
Registriert: Do 1. Sep 2016, 23:31
Familienstand: Single
Wohnort: 23996 NWM

Re: Hallo aus dem wilden Hunsrück

#3

Beitrag von hotte4h » Mo 30. Jul 2018, 22:41

moin Julia ,

ich denke auch daß ihr das richtig gemacht habt bei so einer Gelegenheit zuzuschlagen .
Deiner Beschreibung was alles wächst entnehme ich daß ihr richtig guten Boden habt ,
Bärlauch anzusiedeln ist bei mir hier zB ganz schön schwierig auf schwerem Lehm .
Unter diesen Voraussetzungen werdet ihr immer auch gute Erträge erzielen können
und so wird auch eine große Familie problemlos von 3000 m² satt .
Ich habe vor 21 Jahren mal zugeschlagen , hier waren außer paar großen Eschen und Maulbeerbäumen
gar keine Bäume , über dem Lehm nur an einigen wenigen Stellen überhaupt Mutterboden .
Den Sommer über trocknete die Sonne den Lehm einen halben Meter tief völlig aus so daß es Jahre dauerte
bis die ersten gepflanzten Bäume anfingen größer zu werden oder anders dargestellt bis ich überhaupt
mal was ernten konnte. Was mich daran damals so reizte waren 600 m² ,,Nebengelaß ", ein in 2 Teilen
ans Haus angebauter Stall so daß das ein 3 Seiten Hof ist. viel Platz um Drehbänke usw reinzustellen ,
aber auch viel zu tun an den Dächern . Und für die Zukunft jede Menge Ausbaureserve , was mal viel
Geld an Bauanträgen usw sparen kann. Andere Interessenten
hatten nur den Gedanken wie sie das alles abreißen und möglichst viele Bauplätze draus machen können.
Da war die Gemeinde aber dagegen die außerhalb des Dorfes am liebsten alles zu Acker machen wollte
und wohl schon wartete daß der Zahn der Zeit das in ihrem Sinne einrichtet. Heute hab ich zwar so einiges
dazu gelernt was ich etwas anders machen würde , aber grundsätzlich war es schon richtig ,,zuzuschlagen".
lG und viel Erfolg !
hotte aus Mecklenburg / Ostsee

Sutheju
Beiträge: 2
Registriert: So 22. Jul 2018, 21:06

Re: Hallo aus dem wilden Hunsrück

#4

Beitrag von Sutheju » Di 31. Jul 2018, 22:32

Danke für euren netten und aufmunternten Antworten :)

Zwischendurch ist man schonmal am Zweifeln, wenn zum Beispiel einen ein halb weggefaulter Giebel entgegen schaut :ua: dann tuen solche Nachrichten echt gut.. :)

Benutzeravatar
MeinNameistHASE
Moderator
Beiträge: 1220
Registriert: So 17. Apr 2011, 19:51
Familienstand: Single
Wohnort: Zwischen Monte Kali und Wasserkuppe in der Rhön

Re: Hallo aus dem wilden Hunsrück

#5

Beitrag von MeinNameistHASE » Mi 1. Aug 2018, 10:08

Herzlich willkommen hier im Forum!

Dein Freund ist mir sympathisch :mrgreen: Bäume im Ertrag kann man nicht so schnell ersetzen, Sträucher sind schnell über Absenker/ Steckhölzer vermehrt und wachsen munter weiter. Oft kann man auch einfach umsetzen. Meine uralten Johannisbeer-Sträucher waren auch im Weg und haben die Rodung mit Spitzhacke und Überwinterung in einem Mörtelkübel überlebt. Jetzt am neuen Standort haben die sogar geblüht und Früchte getragen :)

Für die Baumaßnahmen wünsche ich euch Nerven wie Drahtseile und eine ordentliche Portion Humor. Man muss es einfach nehmen wie es kommt.


Alles Gute für euch und euer Projekt


Jonas
Ich verlasse mich auf meine Sinne: Irrsinn, Wahnsinn und Blödsinn!

Benutzeravatar
Spencer
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 1757
Registriert: Di 11. Sep 2012, 11:30
Wohnort: pommersches Dorf, slawischen Ursprungs

Re: Hallo aus dem wilden Hunsrück

#6

Beitrag von Spencer » Mi 1. Aug 2018, 13:26

Auch von mir noch mal ein verspätetes Hallo.

Deine "Geschichte" ließt sich wie aus einem Märchenbuch.
Ich finde ihr habt genau richtig gehandelt und ihr seit genau die Leute, die dieses Grundstück gesucht hat und auch braucht ;)

Ganz viel Spaß auf Eurem Grund und bei der Bautätigkeit. Die Probleme werden mit etwas Abstand und Zeit immer kleiner.... Dann sagt man irgendwann "....Oh man, weißt Du noch..."
Und mit jeder Sache die man abschließt erschafft man sich irgendwie noch mehr Aufgaben :pfeif: :lol:
Bei mir ist das komischerweise so. In etwa so. Legst Du ein neues Beet an, musst Du das auch beackern, baust Du einen Hühnerstall, folgen bald auch die Hühner... ;)

Viel Spaß auch hier im Forum.

Antworten

Zurück zu „Vorstellrunde“