Grüße aus dem Wald,

Waldling
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Grüße aus dem Wald,

#1

Beitrag von Waldling » Fr 1. Sep 2017, 17:21

vom Waldling. Wo fange ich an? Na gut, ich habe mal Geologie studiert, bin also, rein vom Metier her, irgendwie mit der Erde und dem was zu Erde wird verbandelt.

Lange Zeit war es mir völlig wurscht wie Lebensmittel entstehen und was ich ess. Bis ich mal im Krankenhaus lag, die Ärzte nicht wußten wo meine Rückenmarksentzündung herkam und mich trotzdem schon mal intensivst behandelten. Dort fiel mir in der Bibo das Büchlein „Die Suppe lügt“ in die Hände. Ich war erst schockiert und dann, langsaaam, geheilt was Lebensmittel angeht.

Dennoch dauerte es ein paar Jahre, diverse Anläufe und Irrungen bis ich mir hier, nördlich von Dresden, eine Industriebrache anschaffte. Nicht ganz 3 ha ebenes Grünland, mitten im Wald, mit einem riesigen alten Technikgebäude der Telekom, welches nicht großartig nutzbar ist, und diversen Nebengelaßen, die wiederum ziemlich gut zu nutzen sind.
Nachbarn gibt es, bis auf einen der 300 Meter entfernt lebt, in jede Richtung erst wieder in 3 bis 4 Kilometern.

Mittlerweile fließen wieder Wasser und Strom, ist ein KüchenWohnArbeitsraum ausgebaut, steht der Bauwagen als Schlafstube mit im Garagenkomplex, sind etliche Waldbäume auf dem Grundstück entfernt und bereits zum Teil durch Obstbäume ersetzt, helfen mir schwankend zwischen 10 und 20 Ziegen die Flächen freizuhalten, fressen jahreszeitabhängig 6 bis 40 Hasen das restliche Gras und Heu, sorgen 3 Hundis für Ruhe vor Wolf, Wildschwein, vier- und zweibeinigen Räubern und fühl ich mich pudelwohl.

Einen relativ großen Garten gab es bis vor 1,5 Jahren auch. Der verwildert derweil weil ich nach einer Trennung mit meinen nur 2 Händen, einem Fulltimejob, Holz machen, den Tieren und der Entsorgung der Altlasten aus der letzten Beziehung genug zu tun habe.
Das Biogemüse und -Obst bekomme ich derweil aus dem Garten meiner Mutter. Brauch ja nicht viel. Marmelade, Kompott, Gelee und Trockenobst ist aus den Zeiten mit Frau auch noch da... Likör und Wein setze ich gern mal an. Lecker...

Der Verkauf der Junghasen läuft – ich war selbst überrascht – fast von allein und sichert mir die Kosten für zusätzliche Futtermittel für alle Tiere. Es bleiben kaum Abfälle für die Tonne. Was die Tiere nicht fressen wird kompostiert. Ebenso wie alles aus der Komposttoillette. Die Schlachtabfälle bekommen die Hunde. Felle lasse ich aus kostengründen in Polen gerben und der Tierarzt in Tschechien ist nicht schlechter als der im Nachbardorf...

Die Hühner schaffte ich letzten Winter wieder ab. Zu regelmäßig bediente sich der Fuchs aus dem Bestand. Allerdings ist der kleine Bauwagen, der als Hühnerstall fungiert noch da und in Schuß. Das neue Gehege wird dann so gestaltet, das die Hunde von allen Seiten patrouillieren und dem Fuchs das Mopsen schwer machen können.

Naja, so klein wenig Selbstversorger probiere ich. Aber noch lange nicht so bis ins Letzte, wie ich es aus einigen Vorstellungen entnommen habe. Da ist noch viel Luft nach oben. Macht nüscht. Es muss Spaß machen.

Pilze kann ich innerhalb des eingezäunten Geländes sammeln. Die Hummeln und vielen wilden Bienen bestäuben zuverlässig.
Perspektivisch möchte ich noch mehr Obstbäume setzen, einen „Tümpel“ - das Auffangbecken der Hofentwässerung – für Wassergeflügel nutzen, wieder Hühner halten, Strom aus Sonne und Wind erzeugen und natürlich den Garten neu beleben. Dort wuchsen Bohnen, 250 qm Kartoffeln, Topinambur, Erdbeeren, Küchenkräuter, buntgemischte Tomaten, Beerensträucher, Erbsen, Möhren, Salat, …
Der Boden gibt leider nicht viel her. Es war 1975 alles mal Baugrube. Nach ein bis zwei Spatentiefen kommt meist Bauschutt und darunter dann feiner weißer Karnickelsand, der aus der glazialen Serie herrührt, aber die Tiere helfen mir, das sehr zu verbessern. Waldmaterial für den Kompost kommt auch regelmäßig beim Fegen der 200 Meter langen Zufahrt zusammen. Terra Preta interessiert mich.

Allerdings werde ich das alles nicht allein stemmen. Also geht derzeit auch noch Zeit bei der Suche der passenden Partnerin drauf. Die Umstände hier sind schon speziell, darum gestaltet sich das nicht so einfach wie ich dachte...

Ich selber kann einen Zimmermannslehrgang, Kettensägeschein, Hundetrainerausbildung, mittlerweile 12 Jahre Ziegenhaltererfahrung, Fleiß und Improvisationstalent vorweisen. Kumpels helfen mir auch gern.
Ein ganzes Arsenal an Büchern hilft mir wenn ich mal nicht weiter weiß. Und in Zukunft sicher auch das hier versammelte Wissen.

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Re: Grüße aus dem Wald,

#2

Beitrag von Lebendigkeit » Fr 1. Sep 2017, 23:13

Guten Abend Waldling,

Dein Text liest sich sehr spannend - mich interessiert vor allem Deine Vermarktung der Junghasen, vielleicht kannst ja mehr dazu schreiben (Menge, Gewicht, Absatzmarkt, Reinerlös).

Zunächst aber: herzlich Willkommen im Forum! :hhe:

Es grüßt die Lebendigkeit.
Welches Jahr haben wir? - 1984.

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Re: Grüße aus dem Wald,

#3

Beitrag von Hildegard » Sa 2. Sep 2017, 00:16

Herzliche Willkommensgrüße aus dem Böhmerwald-Rand. Interessante -aber anstrengende- Lebensform die du da gewählt hast.
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

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Re: Grüße aus dem Wald,

#4

Beitrag von bielefelder13 » Mo 4. Sep 2017, 06:34

Hört sich gut an. Willkommen im hier . :daumen:
Fang nie an aufzuhören. Höre niemals auf Anzufangen.

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Re: Grüße aus dem Wald,

#5

Beitrag von Waldling » Di 5. Sep 2017, 20:40

Hmmm. Was soll ich groß schreiben? Ich stell die in ebay Kleinanzeigen ein und die werden gekooft wie frische Schrippen. Ich fang damit ziemlich zeitig an. Weihnachten decken lassen ist schon fast zu spät. Anfang Dezember ist besser.
Dann kann ich ab Mitte Januar verkaufen. Die ersten, so bis Mitte/Ende März gehen für 25 bis 15 Euro weg. Da habe ich bis dahin nicht viel investiert. 4 Wochen werden die gesäugt und nehmen bei Abgabe stabil Futter auf. Vor allem Heu. Da kostet mich der Rundballen mit etwa 400 kg 35,- und macht locker alle Hasenkinder bis August satt. Dann sinkt der Preis, weil alle nachziehen. Macht aber nichts. Bis dahin sind locker plus minus 150 Junghasen verkauft und das Futtergeld fürs Jahr ist verdient. Bis August, es wird dann immer schleppender, etwa nochmal soviel. Wenn das Gras wächst entspannt sich die Sache mit dem Futter auch wesentlich. Die letzten gingen vor 2 Wochen Richtung Rostock auf Reisen. Da erziele ich zwar nur noch 5 Euro pro kleinem Hasen, aber der Käufer wollte gleich noch 2 erwachsene Häsinnen für je 60 Euro. Bitteschön.

Ich mach dazu nicht viel. Führe auch keinerlei Buch oder Unterlagen. Ich pass nur wegen der Inzucht auf, damit ich auch gesunde Häschen abgeb. Daher kann ich nichts zu Reinerlös und Zahlen sagen.
Einen passablen Rammler hol ich mir dann auch gern mal von weit weg. Am besten gehen die Mischmaschstallhasen. Dann nehmen viele noch CastorRex, weil die nicht so groß werden und niedlich sind und nicht ganz so prima gehen die Deutschen Riesen. Die Castoren bringen fürs Fell (schick ich gefroren oder getrocknet weg) allein schon 5 Euro, haben rund 2,3 kg Schlachtgewicht und schmecken auch gut. Dadurch, das ich die kleinen Hasen abgebe muss ich auch nicht so sehr viel schlachten. Nur die Häsinnen, die ich nicht mehr zulassen möchte.
Mittlerweile kommen manche Leute aus dem Umland regelmäßig.
Die Schlachtreste werden portioniert eingefroren und nach und nach an die Hundis verfüttert. Da bleiben nur die Gallen übrig. Die Schlachthasen essen wir beinahe alle selber. Nur engste Familie bekommt was ab.

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Re: Grüße aus dem Wald,

#6

Beitrag von Waldling » Di 5. Sep 2017, 20:46

Anstrengende Lebensform?
Okay, für einen Stadtmenschen. Arbeit ist nicht schlimm. Besser als nur vor irgendwas mit Bildschirm zu sitzen... Die Arbeit auf dem Hof ist eh sowas wie Hobby. Wenns zuviel wird, jederzeit reduzierbar. Mit gesundem Menschenverstand die Abfolgen organisieren und gut ists.

Solang noch genug Luft bleibt um das Leben und die Annehmlichkeiten des Hofes zu genießen ist die Welt im Lot. Die Hühner betreut jetzt zwar jemand anderes mit, aber die Eier, die ich brauch bekomm ich trotzdem von ihm.

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Re: Grüße aus dem Wald,

#7

Beitrag von hotte4h » Di 5. Sep 2017, 21:09

moin Waldling ,
interessante Sache , besonders mit den nicht ganz 3ha :daumen:
und die weit entfernten Nachbarn sind auch viel wert :haha: .
für das große Technikgebäude findet sich bestimmt auch noch eine Verwendung , wenn das Ding schon mal im Grundbuch steht
ist es ja zumindest eine gute Grundlage um vorsichtig entsprechend dem was machbar ist es zu was anderem umzubauen.
Bei mir ist es ein riesen Stall zu dem mir mit den Jahren immer besseres eingefallen ist was daraus werden könnte.
Zuletzt sogar unterkellerung :haha: hört sich bekloppt an , aber wenn man erst mal erfaßt hat was mit
Maschinen so machbar ist wird so manches sinnvoll was sonst nur Utopie bleibt. . ein großes Gundstück hat ja den Vorteil daß man auch jede Menge Baumaterial
zwischenlagern kann . Ranschleppen wenn es wenig oder noch besser gar nix kostet , verarbeiten wenn das Geld knapp ist.
Bei so viel Fläche lohnt es sich ja auch mal darüber nachzudenken gar nicht zu viel Kraft in den Anbau von
Gemüse zu stecken , sondern das einzusammeln was von alleine wächst . Ich bin gerade dabei die Fässer zu füllen für den Winter.
Bei der Umgebung könnte ein Blick zu Konstantin Kirsch und dem Suchbegriff Waldgartensiedlung ein paar passende Gedankenanstöße bringen.
Ich habe nur 1/3 dessen zur Verfügung aber habe auch diesen Weg einschlagen . Hat man von den richtigen Bäumen genug
bekommt auch auf einem halben Hektar so viel von oben , daß man unten eigentlich gar nichts machen braucht.
Bei mir sind zB bei 360 m Umfang alle 10m ein Walnußbaum rein rechnerisch 36 . Querdurch habe ich aber auch noch paar Linien
gezogen zum Bäume entlang pflanzen es sind bestimmt schon an die 100 .
Kaufen braucht man sie nicht , ich ziehe sie immer aus Kernen .
viel Erfolg , Gruß hotte

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patrick7
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Re: Grüße aus dem Wald,

#8

Beitrag von patrick7 » Di 5. Sep 2017, 21:37

Hallo Waldling,

Sehr interessante Vorstellung.

Von mir auch herzlich Willkommen in Forum.

Gr,
Patrick

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Re: Grüße aus dem Wald,

#9

Beitrag von Waldling » Di 5. Sep 2017, 21:57

Ja, hotte, Gedanken sind genug da. Das große Haus muss ich nicht unterkellern. Es hat schon einen Keller... Bisher lager ich da alles was irgendwie gebraucht wird. Trocken, kühl und dunkel. Im Keller sind das ganze Jahr über zwischen 5 und 8 Grad.

Das mit der Waldgartensiedlung werd ich mir mal anschauen. Anfangs war das auch der Gedanke. Die Waldbäume durch Ertrag Bringende zu ersetzen. Begonnen ist damit. Aber aus Kernen ziehen? Das mag funktionieren. Aber ich möcht ja auch nächstes Jahr schon was mampfen... Äpfel gehen gut zu lagern. Mit einem Solartrockner aber auch prima zu trocknen. Kürbis lagert sich auch gut. Schmeckt Mensch und Tier gleichermaßen. Kumpel hat immer so 25-Kilo-Dinger mit denen er nix anfangen kann. Die nehm ich! Wenn mir so ist wird Suppe und Gemüse draus gemacht und der Rest an alle verfüttert. Selbst die Hasen mögen die harte Schale.

Ziegen und Bäume sind ein extra Thema. Schütze ich die Bäume nicht mit Strom sind sie den Ziegen wehrlos ausgeliefert. Langsam haben sich alle dran gewöhnt, die Ziegen, die Bäume und ich an den Anblick...

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Re: Grüße aus dem Wald,

#10

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 6. Sep 2017, 06:10

Auch von mir ein herzliches Willkommen.
Deine Kaninchenvermarktung ist interessant, wieviel Zuchthäsinnen hast du?
Werden die Jungkaninchen als Schmusetiere oder für den Kochtopf herangezogen ,von Leuten gekauft?
Wir haben die Kaninchen in erster Linie als Grasverwerter unseres Streuobstgartens, aber ich schätze sie im Kochtopf auch sehr. Vor ein paar Tagen gabs Kaninchenschlegel, die ich ein paar Tage in Most eingelegt habe, schön langsam geköchelt im Slow Cooker, dazu eine mediterrane Gemüsepfanne aus Gartengemüse und Kartoffeltaler. Das hat so gut geschmeckt.

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