Besser spät als nie

Blümle
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Besser spät als nie

#1

Beitrag von Blümle » Di 30. Mai 2017, 14:35

Ein paar Monate ist es schon her, dass ich mich hier angemeldet habe. Zu Beginn wollte ich mich eigentlich nicht vorstellen, weil es zu mir nicht so viel zu sagen gibt, aber da sich anscheinend doch der größte Teil der neu angemeldeten User vorstellt, möchte ich das nachholen.

Ich komme von einem kleinen Hof in einem sehr kleinen Dorf. Früher hatten wir eine Nebenerwerbslandwirtschaft, die wir allerdings aufgeben mussten. Die Streuobstwiese ist geblieben und der große Gemüsegarten meiner Mutter auch. Als ich ungefähr 14 war, war ich noch ganz der Auffassung, dass ich unter keinen Umständen selbst so einen Garten haben wollte. Viel zu viel Arbeit! Innerhalb von zwei Jahren hatte sich diese Einstellung um 180° gedreht. Die Schneckenpopulation in unserem Garten war explodiert (keine Ahnung, weshalb) und wir hatten kaum Ernte aus unserem Garten. Seit eigentlich schon immer sind meine Mutter und ich zusammen einkaufen gegangen und ich war schockiert, wieviel wir auf einmal an der Supermarktkasse bezahlen mussten, wenn man Salat, Tomaten, Kohlrabi, Gurken, Erdbeeren ect ect ect. kaufen musste. Und noch schockierter war ich, als ich gemerkt hab, dass das Zeug nach Nichts schmeckt! Normalerweise kauften wir im Sommer weder Obst noch Gemüse. Was im Garten wächst, reichte normalerweise. Stundenlang bin ich in diesem Sommer im Garten gestanden, hab Schnecken abgesammelt und auf den Hof geworfen, damit die Sonne sie verbrennt.
Ungefähr zu dieser Zeit bin ich auf eine Berufsfachschule für Labortechnologie gewechselt. 14 Stunden Chemie in der Woche machen hellhörig. Ich hab mich noch mehr mit gesunder Ernährung und den Auswirkungen verschiedener Lebensmittelzusatzstoffen beschäftigt. Nach zwei Jahren bin ich dann auf das Ernährungswissenschaftliche Gymnasium gekommen. Allmählich war ich genervt von der Lebensmittelindustrie. Noch viel resignierter machten mich aber die Verbraucher. Mit der "Mein Essen muss schön aussehen"-Philosophie bettelten sie vielmehr um Konservierungs- und Farbstoffe. Da sich diese Einstellung der Bevölkerung nicht zu ändern schien, blieb mir nichts anderes als selber machen.
Meine Mutter zeigte mir das gärtnern und ich saugte alle Informationen aus dem Internet, die ich finden konnte. Von Hühnerhaltung lässt sie sich leider nicht überzeugen.
Seit letzten Herbst studiere ich und kann leider nicht sehr oft zuhause sein. Der Garten fehlt mir sehr. Hier gibt es zwar jede Menge Schrebergärten, aber dazu habe ich weder das Geld, noch die Zeit. Das Stadtleben ist nichts für mich. Das habe ich vorher schon gewusst. Jetzt bestätigt es sich.
Für die Zeit nach dem Studium träume ich von einem großen Garten, einer Hühnerschar und vielleicht noch ein paar anderen Nutztieren.

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viktualia

Re: Besser spät als nie

#2

Beitrag von viktualia » Di 30. Mai 2017, 14:52

Hallo Blümle!
Allerherzlichstes Willkommen nachträglich, ich hab ja schon ein paar nette Sachen von dir hier gelesen.
In welcher Ecke wohnst du denn jetzt?
Ich wünsch dir bald ein Fleckchen, auf dem du dich wohl fühlen kannst!

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Re: Besser spät als nie

#3

Beitrag von Blümle » Di 30. Mai 2017, 15:52

Nach Würzburg hat es mich verschlagen :)
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Re: Besser spät als nie

#4

Beitrag von Rohana » Di 30. Mai 2017, 16:47

Moin und willkommen! Was studierst du denn, wenn man das fragen darf? Oder hab ichs überlesen? :)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Wildmohn

Re: Besser spät als nie

#5

Beitrag von Wildmohn » Di 30. Mai 2017, 20:02

Hallo,
ja, ist schon gruselig, was die Mehrheit in sich reinschaufelt, hauptsache es schaut "lecker" aus. Wir können auf dem Land auch nicht vom eigenem Gemüse leben, da unser Grundstück, immerhin 1800m2 reine Gartenfläche, wegen Pendelei nicht vernünftig bewirtschaftet werden kann. Wenn man da mal zwei Wochen weg ist, haben die Schnecken alles aufgefressen oder es ist zu trocken oder usw...
Mich jedenfalls gruselt es immer ein wenig, das Gemüse im Supermarkt liegen zu sehen. Es erinnert mich ständig an Plastikware. Da ist eine Großstadt, was den Erwerb von Biolebensmitteln angeht, eindeutig besser aufgestellt als auf dem Lande...
Deine "Landsehnsucht" kann ich voll und ganz verstehen. Vom eigenem Garten leben ohne groß zukaufen zu müssen und -vorallem- bezaubert die eigene Ernte durch Geschmack und Inhaltsstoffe... was alle Mühen entschädigt.
Viel Erfolg im Studium wünsche ich Dir und dann hoffentlich die Möglichkeit für Dich, Deine Träume wahr werden zu lassen. :)

Sebastian
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Re: Besser spät als nie

#6

Beitrag von Sebastian » Di 30. Mai 2017, 22:16

Hallo Blümle auch von mir.
Ich kann dich gut nachempfinden. Ich habe es vor einiger Zeit bis in die Nähe von Stuttgart geschafft, das war mir schon zuviel...

Du kennst doch sicher das Sprichwort "Man ist, was man isst."
-> heutige reiche* Gesellschaft -> geschmacklos, krankheitsanfällig, das Äußere mit Chemie aufgehübscht, ... ich will die Liste mal nicht weiter führen :pfeif:

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Re: Besser spät als nie

#7

Beitrag von Blümle » Di 30. Mai 2017, 22:23

@Rohana, ich studiere Lebensmittelchemie :lol: Passt also gut zum Thema.

(Ein befreundeter Student durfte sich schon mal Vorwürfe anhören, Leute wie er würden die ganze "Chemie" ins Essen tun usw. Um Missverständnisse vorzubeugen: Das tun Lebensmittelchemiker eben NICHT. Sie sind vor allem Analytiker. Also diejenigen, die es ans Tageslicht bringen, wenn Paprikapulver gestreckt wird und Medikamente für Pferde in der Lasagne nachweisbar sind.)

@Wildmohn, danke für die Wünsche :)
Letzten Herbst hatte ich mir ein paar Äpfel gekauft und erst zuhause gemerkt, dass sie sich irgendwie seltsam anfühlen. Als wäre eine Wachsschicht aufgetragen worden. Habe sie mehrmals mit Spülmittel gewaschen und das Zeug ging nicht ab! :aeug: Ich wollte sie nicht wegwerfen und habe trotzdem die meisten gegessen. Der Geschmack war fad. Den letzten habe ich dann neben den Herd gestellt (nach mehrmaliger Spülmittelbehandlung) und da stehen lassen und beobachtet. Ich hatte erwartet, dass er verdirbt, was ein Apfel bei so dermaßen unsachgemäßer Lagerung (neben dem Herd) auch tun darf. Hat er nicht. Er lag da bestimmt über einen Monat und hat sich nicht verändert außer das ich das Gefühl hatte, er wird immer noch glitschiger. Er ist nicht eingeschrumpelt, nichts. Ich hab ihn dann in die Biotonne geworfen. Mit was haben die bitte den Apfel behandelt, damit er sich so unnatürlich verhält???
Der Apfel ist übrigens auch an den Schnittstellen nicht braun angelaufen, was ich auch als seltsam empfunden habe. Irgendwo hier im Forum habe ich gelesen, dass das davon kommt, dass der dafür verantwortliche Sekundäre Pflanzenstoff weggezüchtet wurde, damit die angeschnittene Äpfel ansehnlicher sind. Blöd nur, dass gerade dieser Sek. Pflanzenstoff die Äpfel so gesund macht. Auch ein Beispiel, weshalb "Mein Essen muss toll aussehen" total bescheuert ist.

@Sebastian, :lol: stimmt. Unsere Nahrungsmittel passen wohl zur Gesellschaft.
Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nichts.

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Re: Besser spät als nie

#8

Beitrag von bielefelder13 » Mi 31. Mai 2017, 07:04

Dann mal nochmal ein Herzliches Willkommen!! :grinblum:
Fang nie an aufzuhören. Höre niemals auf Anzufangen.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Besser spät als nie

#9

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 31. Mai 2017, 08:50

hallo!
herzliches Willkommen auch von mir! :wink_1:

interessantes Studium....

Wir pendeln auch und es klappt mit wechselndem Erfolg. Wobei unser Garten unterm Nordhang nie austrocknet, nur die Schnecken sind ein Problem. Da muss man selber resistente Sorten entwickeln.
Mehrjährige Kräuter und Obst klappt aber auch mit der Pendelei recht gut, oder?

Welche Apfelsorten tätest du empfehlen?
Ich hab Äpfel immer gehasst, bis ich die von unserm alten Baum (vom Vorbesitzer) gekostet habe.....
Da gibt es Unterschiede!!
Aber irgendwie bilde ich mir ein, dass es auch an der Frische liegt. Die meisten Äpfel entwickeln beim Lagern einen speziellen Geruch.

Viel Spass noch mit deinem Stück vom Paradies!

Blümle
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Re: Besser spät als nie

#10

Beitrag von Blümle » Mi 31. Mai 2017, 10:50

Meine Mutter kümmert sich um den Garten, solange ich weg bin, deshalb leidet vom Obst und Gemüse nichts unter dem pendeln.

Ich befürchte, ich kann nichts empfehlen. Die Streuobstwiese wurde noch zu Zeiten meines Opas/Uropas bepflanzt und wir haben keine Unterlagen dazu, welche Sorten es sind. Die Unterschiede zwischen den Sorten sind aber extrem. Wir haben einen Baum, der große gelbe Äpfel liefert, die überhaupt nicht lagerfähig sind, aber für Apfelkuchen, Apfelmus, Apfelsaft und Apfelstrudel einfach perfekt sind. Auch roh esse ich die am liebsten. Dann gibt es einen Baum, der noch größere rot-gelbe Äpfel liefert. Die sind auch nicht lagerfähig, halten sich aber länger als die gelben. Das ist die Lieblingssorte meiner Mutter. Ich mag bei dieser Sorte das Mundgefühl nicht so, aber das ist eben Geschmackssache. Dann gibt es einen Apfel, den man einlagern muss, weil er erst ab Januar schmeckt und eine Sorte, die man locker bis Ostern einlagern kann.
Wir lassen jedes Jahr Apfelsaft von unseren eigenen Äpfeln pressen. Interessant ist auch, dass er jedes Jahr anders schmeckt, je nachdem welche Sorte welchen Anteil an dem Saft ausmacht. Bis wir da aber das beste Verhältnis ermittelt haben, dauert es wohl noch ein paar Jahre :lol:
Welche Sorte man am liebsten mag, ist wohl individuell. Ich würde aber auf jeden Fall empfehlen alte Sorten zu nehmen. Die sind vitaler und geschmackvoller.

Die Frische macht sicherlich auch etwas aus. Das ist bei anderem Obst und Gemüse ja auch nicht anders. :hmm: Komisch, dass dann nicht mehr Äpfel gezüchtet werden, deren Geschmack sich beim lagern verbessert, so wie bei unseren Ab-Januar-Äpfeln
Wer keine Fehler macht, macht wahrscheinlich auch sonst nichts.

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