Hallo aus Göttingen

Vanessa
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Re: Hallo aus Göttingen

#21

Beitrag von Vanessa » Mi 12. Jul 2017, 15:13

[quote="Rohana"]
Das sind so die grossen Probleme... die kleinen Probleme: Wenn du dich als Bauer outest, bist du überall (ausser unter Bauern, da sinds die Grünen) der Buhmann, egal was du machst und wie du es machst. Das demotiviert ganz beachtlich - ich hätts vor nem Jahr nicht glauben wollen, dass es WIRKLICH so ist. Manchmal denke ich, alle Bauern sollten einfach mal ein Jahr gar nix machen, damit die Mehrheit der Menschen sie wieder wahrnimmt (Stell dir vor, es ist Supermarkt, und keiner füllt die Regale auf). Die Entfremdung ist wohl das Kernproblem. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte ja noch jeder irgendwie einen Verwandten oder Bekannten der ein paar Viecher hatte und bissel Land, heute bist als Bauer ein komischer Exot oder schlimmeres. Wird extremer, je hipper und bioveganer die Gesprächspartner sind, die wissen nämlich alles besser und würden die Welt retten, wenn man sie denn nur liesse... und das komplett ohne Monokulturen, ohne Gift und ohne Tiere zu töten!


Hallo Rohana,
Ich denke Solidarisches Landwirtschaften ist eine der besten Lösungen!

https://www.youtube.com/watch?v=0LFVsVkwz4I

Dadurch würde jeder sehen wie anstrengend das Leben eines Bauern ist und was für einen Wert frisches Obst und Gemüse (Bio) hat.
Es hätte auch einen grossen positiven Einfluss, weil weniger Verpackungsmuell entsteht, lange Transportwege wegfallen und der Gemeinschaftsinn gestärkt wird.

Grüße

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Rohana
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Re: Hallo aus Göttingen

#22

Beitrag von Rohana » Mi 12. Jul 2017, 17:27

Ich war über mehrere Jahre in einer SoLaWi (schau mal nach Gärtnerhof Landolfshausen). Ist ne ganz nette Sache, bloss weit entfernt von der Realität derer, die grad kein Gemüse anbauen - du erinnerst dich, es gibt noch weit mehr landwirtschaftliche Erzeugnisse - und SoLaWis für Getreide oder Marktfrüchte hab ich noch nicht gesehen :pfeif: auf jeden Fall schonmal ein guter Anfang, nur eben nix für jeden Bauern oder jeden Städter.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: Hallo aus Göttingen

#23

Beitrag von viktualia » Mi 12. Jul 2017, 19:16

Das mit dem Getreide ist echt ein Punkt, aber was meinst du mit
Marktfrüchte
???
SoLaWis haben doch Gemüse und Obst und bestimmt auch mal nen Strauss (Ringel)Blumen?
Kartoffeln? Kohl, dicke Bohnen? Das, was eher auf ´nem Feld als im Garten angebaut wird?
Oder Exoten wie Auberginen oder Chilis? Milchprodukte - Butter, Quark, Käse?
(Ernsthafte Frage jetzt, mit dem Getreide hätte ich vor 3 Jahren auch erst mal nicht gewusst, was du meinst.)

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Re: Hallo aus Göttingen

#24

Beitrag von Rohana » Mi 12. Jul 2017, 21:31

Gut, Marktfrüchte im herkömmlichen Sinne meint Anbau von Kulturen, die nicht im eigenen Betrieb verwendet sondern verkauft werden (= vermarktet)... ich dachte da jetzt an Raps, Zuckerrüben, Mais und andere Geschichten die eben nicht direkt vom Menschen verzehrt werden (können).
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Re: Hallo aus Göttingen

#25

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 13. Jul 2017, 07:03

@Rohanna,
Freunde von uns betreiben SoLaWi, find das eine sehr gute Idee, hätten wir keinen Hof, würde ich da sicher mitmachen.
Aber es ist wirklich nur eine reine Nischenecke bzw. die Bereitschaft, mehr Geld für Lebensmittel auszugeben ist noch sehr wenig vorhanden.
Die billigen Angebote in den Discountern haben da sehr viel bewirkt, Mittel zum Leben müssen billig sein, um sich alles andere leisten zu können.
Was müsste sich deiner Meinung nach in der Landwirtschaft und in der Gesellschaft verändern?

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Re: Hallo aus Göttingen

#26

Beitrag von Rohana » Do 13. Jul 2017, 07:32

SoLaWi muss übrigens nicht *mehr* Geld kosten. Damals habe ich definitiv ordentlich Gemüse für mein Geld bekommen, allein es war nicht planbar wieviel wovon wann... und mein Kochplan hat sich nach dem Gemüse gerichtet, nicht andersrum.

Ich hab keinen ultimativen Plan um die Welt zu retten, sorry ;) hatte ja schon geschrieben dass ich die Entfremdung der Menschen von der Land-Wirtschaft für ein, wenn nicht DAS Kernproblem halte, demnach müsste das überwunden werden, um voran zu kommen. Da gibt es sicher viele Wege nach Rom. SoLaWi ist ein möglicher, hat aber auch seine Grenzen. Bzw. wird es wieder sehr komplex sobald man ausser Gemüse eben eine vollere Bandbreite mit Milch und Fleisch und Getreideprodukten dazunimmt, schätze mal Zucker, Öl und Biosprit gibts bisher selten in SoLaWis :pfeif:
Ich finde den Grundgedanken allerdings sehr gut. Solidarität mit der Landwirtschaft, mit dem einzelnen Bauern, mit der Gemeinschaft der SoLaWisten. Die praktische Umsetzung ist allerdings auch wieder eine andere Sache, bei uns ist das damals schon am Putzdienst in der Verteilstelle teilweise gescheitert! Sprich, es nützt alle schöne Denke nichts, wenn sie nicht praktiziert wird. Noch so ein Knackpunkt.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Baumfrau

Re: Hallo aus Göttingen

#27

Beitrag von Baumfrau » Do 13. Jul 2017, 08:26

Liebe Rohana,

"Ich hab keinen ultimativen Plan um die Welt zu retten, sorry ;) hatte ja schon geschrieben dass ich die Entfremdung der Menschen von der Land-Wirtschaft für ein, wenn nicht DAS Kernproblem halte, demnach müsste das überwunden werden, um voran zu kommen."

Da stimme ich Dir völlig zu!

Ich lese gerade zum xxten Mal von Sharon Astyk "A Nation of Farmers" (gibt es leider nicht auf Deutsch) - da geht es genau darum und u.a. um das Kochen mit dem was da ist. Ein Buch, das mich immer wieder aufbaut!

Herzliche Grüße
Regina

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Re: Hallo aus Göttingen

#28

Beitrag von emil17 » Do 27. Jul 2017, 07:56

Liebe Rohana,
bin erst jetzt auf deine Vorstellung gestossen.
Ich bin auch durch diese Mühle
Nebenbei sitze ich zum besseren Verständnis in diversen Vorlesungen wie Bodenkunde, Pflanzenernährung und Phytomedizin.
durch bzw. immer noch drin.
Es gibt leider nur wenige Leute, die nach etwas Uni doch lieber auf die eigenen Scholle wollen. Das ist schade. Die gehen zwar (aus Uni-Sicht) verloren ("hat den elterlichen Weinbaubetrieb übernommen statt das Paper fertigzumachen"), werden dann durch die Praxis für den Wissenschaftsbetrieb verdorben und sind, falls man je wieder mit ihnen zu tun hat, für die Professoren ähnlich unbequem wie Quereinsteiger.
Für mich würde andersrum ein Schuh draus: Wer eine für den Aussenbereich relevante Disziplin studiert, sollte mindestens eine Saison Praktikum bei einem erwerbsorientierten Landwirt, Bergbauern oder Forstbetrieb machen müssen, um für den Abschluss zugelassen zu werden.
Du kannst es bis zum Leiter eines Naturschutzamtes bringen, ohne je eine Wiese selbst gemäht zu haben.
Wenn man Ingenieur studiert, muss (darf) man ja auch einige Monate in einen entsprechenden Betrieb.
je hipper und bioveganer die Gesprächspartner sind, die wissen nämlich alles besser und würden die Welt retten, wenn man sie denn nur liesse
Dafür gibts eine gute Therapie: einfach machen lassen. Es gibt genug aufgelassene Höfe in abgelegenen Gebieten, wo man das üben kann. In der Praxis heisst das dann aber nicht, auf der warmen Ofenbank bei Vollpension die neueste Literatur des Gurus zu diskutieren, sondern raus ins Sauwetter, das Vieh suchen und zurücktreiben und den Zaun flicken.
Manche schaffen es, vor denen hab ich Respekt. Die Sorte, die ein angeborenes Gespür dafür hat, wie man andere die wirkliche Arbeit machen lässt, die findet leider auch oft genung ihren Weg.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Hallo aus Göttingen

#29

Beitrag von Rohana » Do 27. Jul 2017, 08:06

Moin Emil! Tja leider bin ich ja inzwischen weit weit weg von der Uni und muss gestehen ich ärger mich sehr dass ich nicht früher angefangen habe nach meinem Gusto die Vorlesungen mitzunehmen... in der Praxis gibts nämlich gar keine Zeit die Zusammenhänge so im Detail zu lernen, das ist viel anstrengender so "direkt". Warum machst du das so? Warum nicht so? Was bräuchten wir, um Direktsaat zu machen? Oh das Gerät kostet nur 30000 Euro? Ist ja fast geschenkt!

Andererseits ist es schön und gut so wie's ist. Und die Ideen gehen uns nicht aus... und ich weiss mittlerweile warum die Kids mit 16 schon in die Lehre gehen. Die sind da viel weniger aufmüpfig als sone olle Tante wie ich. :michel:


@Baumfrau: Danke für deine lieben Worte!
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Re: Hallo aus Göttingen

#30

Beitrag von Rohana » Do 17. Aug 2017, 07:59

https://www.selbstvers.org/forum/viewto ... 40#p336316
Das persönliche Dilemma von Rohana aber ich allerdings noch immer nicht ganz verstanden.
Auf der einen Seite scheint sie interessiert, auf der anderen drückt sie ständig eine bewusste oder unterbewusste Ablehnung aus.
Um den anderen Thread nicht zu zerschiessen, antworte ich mal hier, ist ja auch ne etwas komplexere Geschichte.
Mein Dilemma ist, dass ich gerne mehr in Richtung PK tun möchte, aber a) weder grössere finanzielle Mittel zu Verfügung habe noch b) alleinige Bestimmungsgewalt. Das heisst, ich muss vor Beginn jedweder Umbauten am Betrieb den Chef davon überzeugen, dass es sinnvoll ist etwas zu tun, dass es auch wirtschaftlich funktioniert (laufender Milchviehbetrieb) und vor allem *dass* es funktioniert. Jetzt, oder zumindest in kurzer Zeitspanne, nicht erst in 10 Jahren. Wenn man von 0 anfängt kann man sich alles so aufbauen wie man möchte (grad wenn man sein Geld aus anderen Quellen bezieht und nur langsam umstellen muss), aber aus einem laufenden System heraus mit seinen vielen kleinen Zahnrädchen, die schon gut aufeinander eingeschliffen sind, da ist das offensichtlich nicht mehr so leicht. Denn wenn ich ein Detail ändere bzw. ändern will, hängen da ne Menge andere Sachen mit dran. Dazu kommt dass unsere Bedingungen hier nicht die einfachsten sind, sehr wenig Niederschlag, teils fürchterlich steinige Böden, beschränkte Fläche die ich zu Garten machen *darf*, von der Bürokratie ganz zu schweigen (nein, du darfst nicht mehr als 5 Jahre Kleegras auf dem Acker stehen haben, sonst ist es kein Acker mehr! :dreh:). Das sind die derzeitigen Rahmenbedingungen. Dazu kommt dass ich immer noch dabei bin, mir die Grundlagen der Landwirtschaft zu erarbeiten, denn ich möchte das ganze System (biologisch-chemisch-physikalisch) verstehen, um andere/neue Ansätze möglichst differenziert betrachten und vielleicht besser in unsere Gegebenheiten übertragen zu können.

Meine Ablehnung bezieht sich auf den immer wiederkehrenden Tenor "du brauchst doch nur dies und das zu machen, ganz einfach". Nein, es ist nicht einfach. Es geht nicht von jetzt auf gleich. Es geht nicht alles, was sonstwo geht. Ich fühle mich irgendwie verarscht wenn (überspitzt dargestellt!) jemand mit einer Kräuterspirale im Garten und vielen PK-Zukunftsideen mir sowas sagt, mit einem moralischen Anspruch der Überlegenheit, weil er wäre ja voll PK und ich nicht. Ja, mea culpa, ich hab keine Kräuterspirale... :flag:

Vielleicht ist es an der Zeit mal zu schreiben was ich denn gemacht *habe* bisher ;)

Erstes Hochbeet steht seit einem Jahr, muss dringend etwas nachgefüllt werden, zweites Hochbeet daneben ist im Bau. Bild vor einem Monat etwa:
Hochbeet.jpg
Hochbeet.jpg (213.08 KiB) 1731 mal betrachtet
Im Hintergrund ein Teil des Hühnergartens, übernetzt mit altem Rundballennetz. Nach 25 Jahren Leerstand habe ich dem Hühnerstall wieder Hühner angeschafft :hhe: und den Hühnern eine exklusive Badewanne
LadyBad.jpg
LadyBad.jpg (166.66 KiB) 1731 mal betrachtet
Die Tomatenfront am Alten Haus:
Tomatenfront2.jpg
Tomatenfront2.jpg (158.06 KiB) 1731 mal betrachtet
Das sind die grösseren Kleinigkeiten... ansonsten haben wir die Wohnung etwa dreiviertel eingerichtet, ich hab nen auswärtigen Job gefunden (sonst reicht das Geld doch wieder nicht), kann mittlerweile melken und im Stall eigentlich alles was gemacht werden muss inklusive Geburtshilfe und Herdenmanagement. Maschinentechnisch kann ich immerhin 2 von 4 Treckern fahren und sogar rückwärts in der (engen) Scheune einparken :pfeif: Mähdrescher kam dieses Jahr dazu, aber nur aufm Feld, Strasse trau ich mich nicht, das Ding ist breit. Anträge stellen geht auch immer besser, als nächstes kommt Düngebilanzberechnung... :lala: dazu natürlich Dinge in der Küche wie Brot backen oder Joghurt machen und all das verarbeiten was wir ernten (dieses Jahr nicht so viel, danke Frost).
In konkreter Planung für dieses Jahr:
Besamerkurs, Motorsägenschein, zweites Hochbeet, evtl dritter Gartenacker, neue Obstbäume, diverse Sträucher, Winterauslauf für die stallpflichtigen Hühner... :hmm: und Anbauplanung fürs nächste Jahr.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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