Hallo aus Göttingen
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Hallo aus Göttingen
Moin, eine Kurzvorstellung meiner Person: Handwerklich begeisterte Jung-Akademikerin möchte sich mehr selbstversorgen - und liest deshalb fleissig in Foren wie diesem mit. Leider sind die Möglichkeiten auf eigenem Grund begrenzt, aber was nicht ist, kann ja noch werden... Hab letztens im Altdorf tatsächlich ein Haus mit Ziegen im Vorgarten entdeckt. Sowas inspiriert
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)
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Re: Hallo aus Göttingen
willkommen hier und einen gruß in die studentenstadt, in der noch freigeist zu spüren ist.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.
- Rohana
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Re: Hallo aus Göttingen
Bin mal wieder über dieses Forum gestolpert. Persönlich haben sich nun einige Veränderungen ergeben, die sowohl meinen Blick auf die Landwirtschaft generell, als auch die Möglichkeiten der Selbstversorgung ziemlich heftig beeinflusst haben: Ich darf hinter die Kulissen eines kleinen landwirtschaftlichen Betriebes in der Oberpfalz blicken, mit Ackerbau, Milchkühen und Wald.
The more you know...
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- Reisende
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Re: Hallo aus Göttingen
erzähl doch mal, wie dein blick nun ist.
interessiert mich sehr.
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da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.
- Rohana
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Re: Hallo aus Göttingen
Vor allem frustriert...
Ich sehe jeden Tag Dinge, die ich gerne ändern würde. Bei einigen kann mein Bauer mir erklären, dass es nur Unfug ist - ok, abgehakt. Bei anderen würde er selber lieber anders, aber kann nicht, weil: Nicht wirtschaftlich bzw. zu teuer, zu unrentabel (Haupterwerb!), zu unpraktikabel (war ja irgendwie klar dass ich nicht das Rad neu erfinde), zu viele/hohe Auflagen, technisch/baulich nicht durchführbar - die Gegend, der Boden, der Platz geben es einfach nicht her.
Das sind so die grossen Probleme... die kleinen Probleme: Wenn du dich als Bauer outest, bist du überall (ausser unter Bauern, da sinds die Grünen) der Buhmann, egal was du machst und wie du es machst. Das demotiviert ganz beachtlich - ich hätts vor nem Jahr nicht glauben wollen, dass es WIRKLICH so ist. Manchmal denke ich, alle Bauern sollten einfach mal ein Jahr gar nix machen, damit die Mehrheit der Menschen sie wieder wahrnimmt (Stell dir vor, es ist Supermarkt, und keiner füllt die Regale auf). Die Entfremdung ist wohl das Kernproblem. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte ja noch jeder irgendwie einen Verwandten oder Bekannten der ein paar Viecher hatte und bissel Land, heute bist als Bauer ein komischer Exot oder schlimmeres. Wird extremer, je hipper und bioveganer die Gesprächspartner sind, die wissen nämlich alles besser und würden die Welt retten, wenn man sie denn nur liesse... und das komplett ohne Monokulturen, ohne Gift und ohne Tiere zu töten!
Ich sehe mich jedenfalls in vielen Ansichten "bekehrt" einfach dadurch, dass ich Hintergründe und Fakten kennengelernt habe und weiss, dass viele Ideale eben das nur sind - Ideale. Die Realität sieht oft anders aus. Nebenbei sitze ich zum besseren Verständnis in diversen Vorlesungen wie Bodenkunde, Pflanzenernährung und Phytomedizin.
Zur Selbstversorgung ist hier viel Luft nach oben, der Garten wurde vor vielen Jahren aufgegeben, den wollen wir demnächst reaktivieren. Hausschlachtung (Schwein) wird noch gemacht, Hühner gibts dann auch bald wieder. Das Brot aus dem "eigenen" Weizen war schon nicht schlecht, aber ich bin eine erbärmliche Bäckerin. An Käse haben wir uns auch schon versucht, das ist definitiv ausbaufähig... alles in allem viele Möglichkeiten, die einiges an Aufwand kosten. Die Früchte werden dann hoffentlich umso süsser schmecken.
Ich sehe jeden Tag Dinge, die ich gerne ändern würde. Bei einigen kann mein Bauer mir erklären, dass es nur Unfug ist - ok, abgehakt. Bei anderen würde er selber lieber anders, aber kann nicht, weil: Nicht wirtschaftlich bzw. zu teuer, zu unrentabel (Haupterwerb!), zu unpraktikabel (war ja irgendwie klar dass ich nicht das Rad neu erfinde), zu viele/hohe Auflagen, technisch/baulich nicht durchführbar - die Gegend, der Boden, der Platz geben es einfach nicht her.
Das sind so die grossen Probleme... die kleinen Probleme: Wenn du dich als Bauer outest, bist du überall (ausser unter Bauern, da sinds die Grünen) der Buhmann, egal was du machst und wie du es machst. Das demotiviert ganz beachtlich - ich hätts vor nem Jahr nicht glauben wollen, dass es WIRKLICH so ist. Manchmal denke ich, alle Bauern sollten einfach mal ein Jahr gar nix machen, damit die Mehrheit der Menschen sie wieder wahrnimmt (Stell dir vor, es ist Supermarkt, und keiner füllt die Regale auf). Die Entfremdung ist wohl das Kernproblem. Bis vor nicht allzu langer Zeit hatte ja noch jeder irgendwie einen Verwandten oder Bekannten der ein paar Viecher hatte und bissel Land, heute bist als Bauer ein komischer Exot oder schlimmeres. Wird extremer, je hipper und bioveganer die Gesprächspartner sind, die wissen nämlich alles besser und würden die Welt retten, wenn man sie denn nur liesse... und das komplett ohne Monokulturen, ohne Gift und ohne Tiere zu töten!
Ich sehe mich jedenfalls in vielen Ansichten "bekehrt" einfach dadurch, dass ich Hintergründe und Fakten kennengelernt habe und weiss, dass viele Ideale eben das nur sind - Ideale. Die Realität sieht oft anders aus. Nebenbei sitze ich zum besseren Verständnis in diversen Vorlesungen wie Bodenkunde, Pflanzenernährung und Phytomedizin.
Zur Selbstversorgung ist hier viel Luft nach oben, der Garten wurde vor vielen Jahren aufgegeben, den wollen wir demnächst reaktivieren. Hausschlachtung (Schwein) wird noch gemacht, Hühner gibts dann auch bald wieder. Das Brot aus dem "eigenen" Weizen war schon nicht schlecht, aber ich bin eine erbärmliche Bäckerin. An Käse haben wir uns auch schon versucht, das ist definitiv ausbaufähig... alles in allem viele Möglichkeiten, die einiges an Aufwand kosten. Die Früchte werden dann hoffentlich umso süsser schmecken.
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Re: Hallo aus Göttingen
danke!
kann ich alles sehr gut nachvollziehen, und ich finde du beschreibst die diversen dilemma sehr treffend.
trotzdem darf man sich nicht entmutigen lassen und sollte weiter fleißig nach links und rechts schauen, um alternativen zu sehen und zu testen.
ich wünsche dir daher weiter viel elan und gutes gelingen!
kann ich alles sehr gut nachvollziehen, und ich finde du beschreibst die diversen dilemma sehr treffend.
trotzdem darf man sich nicht entmutigen lassen und sollte weiter fleißig nach links und rechts schauen, um alternativen zu sehen und zu testen.
ich wünsche dir daher weiter viel elan und gutes gelingen!
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.
Re: Hallo aus Göttingen
Wie klein ist denn "klein" ?
100ha sind hier die "Standardgröße".
Was wird denn wie angebaut?
100ha sind hier die "Standardgröße".
Was wird denn wie angebaut?
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Re: Hallo aus Göttingen
Hallo nach Göttingen! Bin gespannt, mehr über deine praktischen Erfahrungen zu hören. In Witzenhausen hast Du ja die Theorie direkt vor der Tür.
Fertig ist besser als perfekt.
- Rohana
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Re: Hallo aus Göttingen
Auch die Uni Göttingen hat eine grosse und gute Agrarfakultät - wir haben hier sogar einen Studiengang namens Ökosystemmanagement und innerhalb dessen einen Permakulturgarten, der eventuell einigen hier bekannt sein dürfte...
Zum Hof: "Klein" in diesem Fall sind 30 Kühe, etwa 40ha Acker (Mais, Weizen, Gerste, Kleegras/Luzerne, alles konventionell) sowie etwas Grünland und Wald. Ja, natürlich gucke ich rechts und links - mir wär es auch lieber wenn man nichts spritzen müsste und kein Tier sterben müsste... ausser den elenden Fliegen. Ich hasse Fliegen, davon gibt es viel zuviele! Und Zecken, die braucht auch kein Mensch...
Zum Hof: "Klein" in diesem Fall sind 30 Kühe, etwa 40ha Acker (Mais, Weizen, Gerste, Kleegras/Luzerne, alles konventionell) sowie etwas Grünland und Wald. Ja, natürlich gucke ich rechts und links - mir wär es auch lieber wenn man nichts spritzen müsste und kein Tier sterben müsste... ausser den elenden Fliegen. Ich hasse Fliegen, davon gibt es viel zuviele! Und Zecken, die braucht auch kein Mensch...
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