Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

hier wird gesponnen
Gisela
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#61

Beitrag von Gisela » So 1. Nov 2015, 10:37

hallo liebe Spinnerinnen,
die beiträge hier sind sehr hilfreich für mich, ich danke euch. habe allerdings nicht alles gelesen, vielleicht wären die antworten ja drunter gewesen, sorry.

ich befasse mich seit diesem frühjahr mit wolle, hab zwei säcke voll rohwolle von einem schäfer bekommen, er sagt, es seien bergschafe. gewaschen ist alles, kardiert ungefähr die hälfte. gefärbt habe ich mit walnussschalen und Kaffee, ergibt ein wunderschönes warmes braun und ein helles braun. ich habe erst gefärbt und danach kardiert.
nun habe ich ein spinnrad und da flutscht das spinnen viel besser als mit der handspindel. meine rollies sind schon bald versponnen. ich komme sozusagen mit dem kardieren bald nicht mehr nach.
wie macht ihr das? und vor allem: kardiert ihr im haus? bis jetzt war ich immer draußen auf der terrasse. da fällt soviel "dreck" ab, heuschnipsel und flusen, ich bange schon, wenn ich das in meiner kleinen Wohnung machen muss.

freu mich auf eure antworten

grüßles
gisela

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#62

Beitrag von strega » So 1. Nov 2015, 10:51

Schäfer und zwei Sack Rohwolle, so hats bei mir auch angefangen mit der Spinnerei... :)

Ich kardiere momentan eher drinnen, ist nett abends mit etwas Musi vom Laptop, der Dreck hält sich aber in Grenzen, da ich die Wolle vor und nach dem Waschen bereits einigermassen gut gezupft habe und fassbare Fremdkörper manuell entfernt habe.
Notfalls kannst ja etwas auslegen darunter, dann das Ausgelegte einrollen und ausschütteln, dann fliegts vielleicht nicht überall in deiner Hütte rum. Hab auch 35 Quadratmeter, und Wolle verteilt sich gerne sehr schnell komplett auf diese Fläche :mrgreen:
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#63

Beitrag von Sabi(e)ne » So 1. Nov 2015, 11:22

Moin, ich lege mir beim (Hand-)Kardieren immer einen alten Kopfkissenbezug über den Schoß - der ist groß genug, daß nicht soviel rumbröselt. Mit einer Kurbelmaschine geht es schneller, staubt aber noch mehr - es ist unfaßbar, was da nachher drunterliegt.... :lol:
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#64

Beitrag von Gisela » So 1. Nov 2015, 12:44

ja, so ähnlich habe ich das auch vor.
was braucht bei euch am längsten zeit? ich finde, das kardieren dauert... momentan habe ich ungefähr 300 g fertige wolle, aber von verschiedenen farben und ich brenne schon, endlich stricken zu können. muster hab ich schon gemacht natürlich, um überhaupt abschätzen zu können, wie das gestrick dann aussieht, dick, dünn... irgendwann muss man sich ja auch entscheiden :)
von der ganz weichen wolle, die erstaunlicherweise in einem vlies zum vorschein kam, hab ich schätzungsweise 150 g. wenn ich das ganz dünn spinne, kriege ich ordentlich lauflänge raus. vermutlich reicht es aber noch nicht zu feinen Fingerhandschuhen, reizen würde mich das schon. das rädchen flitzt unentwegt, braucht ziemlich geduld, bis ich endlich stricken kann.
diese feine wolle ist aber noch weiß.
färbt ihr eigentlich gesponnene stränge oder schon gleich die gewaschene wolle?
ich hab mir das beizen bis jetzt gespart, die wolle wird unterschiedlich im farbton. wahrscheinlich wird sie mit beizen gleichmäßiger, oder?
ich wollte das meiner wolle nicht zumuten, oder macht das nix?

grüßles

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#65

Beitrag von Sabi(e)ne » So 1. Nov 2015, 15:24

Ich mach beides, aber ohne Beize - ganz konventionell Ashford Säurefarben, die färben mit Essig oder Zitronensäure.
Und am einfachsten ist es mit nem Dampfgarer & Frischhaltefolie - geht wunderbar mit Strängen, aber auch mit Vlies - nur eben niemals schocken durch zu schnelles Abkühlen.
Nachtrag: mehr als 3 Farben auf einmal werden wahrscheinlich braun.... :lol:
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#66

Beitrag von osterheidi » So 1. Nov 2015, 19:56

waschen im sommer draussen, man braucht recht viel regenwasser, da hab ich einen platz eingerichtet neben unserem größten regenwassersammler. nach dem trocknen kardiere ich inzwischen wieder mit den einfachen handkardätschen. hatte mal eine kurbelmaschine das wurde mir zu anstrengend, meine hände sind nicht mehr so belastbar. habe sie übrigens über in den hohen norden verkauft vor ein paar jahren, ist womöglich bei einem von euch? :aeh:
kardieren tu ich drinnen, vom holzboden wird einfach aufgekehrt, gleich neben dem spinnrad .
färben tu ich gar nicht, es gibt schwarze und weiße wolle und davon teppiche und polster

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#67

Beitrag von Reisende » So 1. Nov 2015, 20:14

Gisela hat geschrieben: färbt ihr eigentlich gesponnene stränge oder schon gleich die gewaschene wolle?
ich hab mir das beizen bis jetzt gespart, die wolle wird unterschiedlich im farbton. wahrscheinlich wird sie mit beizen gleichmäßiger, oder?
ich wollte das meiner wolle nicht zumuten, oder macht das nix?
ich färbe die stränge.
beize bringt mehr gleichmäßigkeit, ja, und die farbe wird haltbarer. der wolle macht das nix, sie wird höchstens etwas stärker entfettet.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#68

Beitrag von Reisende » So 1. Nov 2015, 20:20

Gisela hat geschrieben: wie macht ihr das? und vor allem: kardiert ihr im haus? bis jetzt war ich immer draußen auf der terrasse. da fällt soviel "dreck" ab, heuschnipsel und flusen, ich bange schon, wenn ich das in meiner kleinen Wohnung machen muss.
ich kardiere inzwischen auch mit einer maschine. die rolle fasst gut 50g vlies, das ist schon ein anderer schnack als die handkardenröllchen.
der dreck sammelt sich dann unter der maschine auf dem tisch und wird weggesaugt.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#69

Beitrag von Sabi(e)ne » So 1. Nov 2015, 23:30

Ich kardiere nur noch, wenn ich ziemlich viel Abfall vom Kämmen habe - weil ich "woolen" gesponnen einfach nicht mag - das gibt so ein saublödes "Gummiband-Gefühl", falls das jemand verstehen kann. :lol:
Ansonsten spinne ich straight "worsted"mit den großen Kämmen - und das ziemlich dünn - das ist einfach das, was ich am liebsten mache - weil es für mich (!) einfach das schönste Garn gibt.
Den Unterschied merkt man aber erst wirklich, wenn man diese Garne eng strickt.
Ein worsted Faden 4fach gezwirnt (oder 2x2) ist absolut goil als Socken - fast unkaputtbar.
Meinen Gansey hab ich grad wieder komplett geribbelt, weil ich mich wieder mal brutal verzählt habe.... :roll: :bang:
Mit Kaufgarn wäre das gar nicht möglich - da hätte die Wolle schon im Sommer aufgegeben... :pfeif:
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Re: Wer verarbeitet seine Rohwolle selbst?

#70

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 2. Nov 2015, 00:14

Die Wolle der Schafe meiner Tante (2 mal weis, 2 mal Braun) schickt sie ein zum Waschen und kadieren, weil uns die Zeit fehlt.
Versponnen wird sie dann von meiner Tante oder mir.
Aus der brauenen Wolle werden grundsätzlich Socken und Stulpen.
Damit sind wir immer überversorgt :mrgreen:
Die weise Wolle färbe ich nach dem Spinnen mit Pflanzenfarben. Zum Teil wird über einem Holzfeuer zum Teil in einem Einkochtopf gefärbt.
Waid (selbst angebaut) für blau, färbt aber sehr unsicher und macht ein riesen Aufwand, da muss was besseres her. :aeh:
Schöngesicht (selbst angebaut) für gelb-organe färbt wunderbar und ist m.M.n. sehr ergiebig
Birkenblätter (selbst gesammelt) für leuchtend gelb mit Eisensulfat gibts grün.
Krapp (zugekauft) für ein kräftiges Rot, vergleichsweise teuer, färbt aber gut.

Da geht bei allem nichts ohne Beize.
Jedenfalls bei meinen Ansprüchen an meine Arbeit bzw das Ergebnis :engel:

Ich verwende eine Weinsäure-Alaun Beize,
Gut wirksam und ungiftig.
Fixieren tu ich mit Essigsäure (w=0,3-0,5%) oder Schwefelsäure (w=0,08-0,1%)je nach dem was gerade da ist.

Nach dem Färben wird sie zu Schals, Handschuhen, Mützen usw verstrickt und verhäkelt.

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