Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

hier wird gesponnen
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Sabi(e)ne
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Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 10. Mai 2014, 13:32

Moin,
da Flachs mit einer Linksdrehung der Faser von der Wurzel bis zur Blüte wächst, sollte man Langfaserflachs dann auch immer linksrum spinnen*.
Tja, was soll ich sagen? :rot:
Rechtsrum ist gar kein Problem, aber linksrum?
Unmöglich.... :motz: :lol:
Ich hätte nie gedacht, wie weh das tun kann, schon nach ein paar Minuten.
Meine Hände haben sich anscheinend voll auf rechtsrum eingestellt in den Jahren, seitdem ich spinne - jetzt bin ich mal gespannt, wie lange die Umstellung dauert.
Ein Linkshänder sollte ja gar kein Problem damit haben. :)

* Das Webbild ist deutlich feiner/enger, wenn man das so spinnt - auf Ravelry hat's in den entsprechenden Gruppen Bilder davon - der Unterschied ist keine Einbildung.
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Re: Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

#2

Beitrag von Sabi(e)ne » Sa 10. Mai 2014, 16:31

Zu früh abgeschickt: Nachtrag: ich wollte eigentlich wissen, ob ihr auch schon mal linksrum gesponnen habt, und wie eure Erfahrung dazu ist, speziell bei Flachs.
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Re: Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

#3

Beitrag von Anya » So 11. Mai 2014, 11:50

Mal ganz doof gefragt, was meinst du mit rechts und links rum spinnen?
Die Spinnrichtung, also S-, bzw Z-Drehung des Garns? Aber da du ja auch verzwirnst, was entgegen der Spinnrichtung ist, übst du ja auch beide Richtungen aus.
Die Haltung der Hände, mit welcher ausgezogen wird? Aber die ist ja auch unabhängig von der Spinnrichtung. :hmm:
Viele Grüße, Anya

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Re: Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

#4

Beitrag von Sabi(e)ne » So 11. Mai 2014, 22:18

Hallo, Anya,
nein, 98% der früheren/antiken Hand-Textilproduktion wurde mit Singles gewebt - Zwirn gab es nur bei besonderer Beanspruchung. Was für uns heute normal ist beim Handspinnen, war früher purer Luxus - schließlich dauert es viel länger als bei singles.
Kennst du die DVD From wool to walking von Norman Kennedy?
Der hat da sehr entschiedene Ansichten bezüglich Effizienz und Energieverschwendung von seinen Vorfahren übernommen, und die sind auf die Zeit gesehen auch logisch.
Heute brauchen wir keine Dorfgruppe zum Wolle walken mehr - das macht die Waschmaschine schneller und ohne Anstrengung.
Und er sagt auch, daß das heute alles nur Freizeitvergnügen ist (leisure time), weil es keine Gemeinschaften mehr gibt, die untereinander da noch in Gebrauchstextilien wirklich im Wettbewerb stehen.
Weiterentwicklung gibt es aber immer nur durch Wettbewerb.
Wir vernügen uns mit unseren textilen Tätigkeiten, aber das sind alles keine langlebigen Dinge für den täglichen Gebrauch(!) mehr, die man auch noch mit guter Restlaufdauer weiter vererben könnte.
Damit meine ich keine reinen Zierstücke, sondern z.B. Leinenbettwäsche, die mehr als eine Generation aushält, oder ein HarrisTweed-Jacket, was man problemlos vererben kann. ;)
Wenn man sich das mal überdenkt, dann wird einem schnell klar, daß das Gedöns mit 100g Kammzügen irgendwie absoluter Schwachsinn ist, und Socken aus Merino nicht wirklich die haltbarsten sind = Zeitverschwendung = ineffizient.
Das, was wir machen, darf ja gern auch schön sein - aber das wichtigste sollte dann doch Haltbarkeit und Zweckmäßigkeit sein.
Aber davon, daß das eben nicht die Prämisse ist, lebt mittlerweile die ganze "Zierwoll-Industrie". :mrgreen:
Und jetzt zurück zum Leinen :grinblum: : Du kennst die ägyptischen Leinentüchergarne, die aus 4 einzelnen Fasern bestehen, die jeweils um ein Viertel der Länge versetzt mit Spucke aneinander gefieselt wurden? Die waren singles - es wurde nicht gezwirnt, sondern direkt damit gewebt."Hut zieh".
Und als letztes: die Navajo haben ja angeblich das dreifache Navajo-Zwirnen erfunden - aber auch die haben 99% ihrer singles zum Weben genommen - Effizienz. ;)
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Re: Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

#5

Beitrag von Sabi(e)ne » So 11. Mai 2014, 22:23

Nchtrag:
Die Haltung der Hände, mit welcher ausgezogen wird? Aber die ist ja auch unabhängig von der Spinnrichtung.
:rot: - :lol: Versuch es mal - es ist nicht nur die Handhaltung, sondern, daß die linke Hand auf einmal andersrum den Drall kontrollieren muß, und das ist das, was weh tut nach ein paar Minuten - ganz zu schweigen davon, daß man plötzlich wieder rumeiert, als wenn man noch nie gesponnen hätte.... :engel:
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Re: Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

#6

Beitrag von Anya » Mo 12. Mai 2014, 21:46

Hallo Sabine,

dass man früher nur Singles verwebt hatte, ist mir klar. Was ja bei dem Zeitaufwand, auch sehr logisch ist. Den Kleiderstoff für das Wikingerkleid meiner Bekannten hatte ich ja auch in selbstgesonnen Singles gewebt. Allerdings war das Garn dort alles in S-Richtung gesponnen und nicht in Z- und S-Richtung für Schuss und Kette.
Hatte mir gerade auch ein Buch über die Textilfunde der Sachsengräber in Liebenau ausgeliehen. Sehr spannend :)

Was die Haltbarkeit angeht, so steht die Motivation ganz klar im Vordergrund: Früher hatte man aufgrund des eigenen Zeitaufwandes drauf geachtet, dass es lange hält. Heute achtet die Industrie aufgrund des Mehrverkaufenwollens darauf, dass es nicht lange hält.
Wenn ich etwas selber handarbeite, dann sehe ich natürlich zu, dass es lange hält. Und mittlerweile ist ein guter Teil unsere Klamotten selbstgemacht. :)

Aber zurück zum Thema. Mit dem Zwirnen meinte ich nicht, dass das Garn unbedingt gezwirnt sein sollte. Sondern ich meinte die Handbewegung. Denn das Zwirnen läuft ja andersherum als das Spinnen. Und in vielen Fällen hast du ja auch schon gezwirnt und somit kennen deine Hände ja beide Richtungen.
Bei der Handspindel habe ich gar keinen Unterschied, wie rum ich spinne. Da habe ich eher das Problem, dass ich zwischendurch die Richtung ändere und mich dann wundere, warum ich nicht zwirnen kann :pfeif:
Beim Spinnrad besteht für mich eher der Unterschied, ob ich das Rad mit der linken oder der rechten Hand andrehe. Aber egal in welche Richtung ich spinne, ich trete, ziehe mit der rechten Hand aus und kontrolliere mit der linken, d.h. der Faden gleitet durch die Finger meiner linken Hand und der ist es egal, wie rum der Faden gedreht ist. Nee, deine Probleme habe ich zum Glück nicht ;) Aber vielleicht liegt es auch an der Geschwindigkeit, wenn du mit dem E-Spinner spinnst? Ich spinne recht langsam.
Viele Grüße, Anya

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Re: Flachs spinnen gegen den Uhrzeigersinn

#7

Beitrag von Sabi(e)ne » Mo 12. Mai 2014, 22:06

:) Hallo, Anya,
nein, ich meine tatsächlich die feinen kleinen Fingerbewegungen beim ausziehen und spinnen eines Singles - ich kann das in Z wirklich nicht, bzw. nur unter echten Schmerzen.... :rot:
Und das fühlt sich ganz anders an als Zwirnen in Z.
Das kann aber daran liegen, daß ich zu 90% longwools worsted spinne - das machen ja nicht grad viele :lol:
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