kraut_ruebe hat geschrieben:von jetzt auf gleich würde es nicht möglich sein die gesamte stadtbevölkerung aus umgebungsbetrieben satt zu bekommen. dafür sind wir schon zu lange zu weit entfernt von der regionalen lebensmittelherstellung.
angenehm für alle wäre eine langsame trendumkehr zu weniger supermarkt und mehr bauer vor ort.
In 1950/60 Jahren bin ich teils bei meiner Tante auf dem Hof groß geworden, auch meine Eltern hatten einen Selbstversorgergarten.
Die Tante hatte ein paar Milchkühe und Schweine,viele Hühner, Enten, Gänse, Kaninchen. Eigenen Kartoffelanbau, viele Obstbäume, Beerensträucher und richtig große Gemüsebeete. Da gab es im Winter immer Hausschlachtungen, es wurde viel Fleisch, Wurst, Schwartemagen, Leberwurst, Blutwurst eingekocht, lufttrockener Schinken und Mettwürste gemacht, Schmalz in Dosen usw. Nie wurden Fleischerzeugnisse zugekauft.
Käse und Butter kamen aber von der Molkerei, Mehl, Öl wurde auch gekauft, zweimal wöchentlich kam ein Bäcker mit dem Liefer-Fahrrad und brachte Brot. Ab und an kam der "Krautonkel" , der hatte dieses wahnsinnig leckere Rübenkraut und spezielle Marmeladen.
Verkauft hatte meine Tante jeden Winter ein halbes Rind, 3-4 Schweine, viele Eier und Frischmilch übers Jahr, Martinsgänse an ihre Verwandten und Freunde. Dann noch ein paar zig Zentner Kartoffeln.
Irgendwie lebte meine Tante davon, aber das beste Geld war aber immer das monatliche Milchgeld von der Molkerei. Man muß sich das heutzutage mal vorstellen, vier Kühe mit der damaligen durchschnittlichen Milchleistung von knappen 15 Litern waren die Basis eines Einkommens für eine 5 köpfige Familie.
Der Onkel ging allerdings noch zusätzlich wochenweise als Aushilfskraft-Forstarbeiter schaffen.
So jetzt im nachhinein kann ich mich nicht erinnern, daß meine Tante arm gewesen wäre. Die Speisetafeln waren immer reichlich gedeckt.
Wenn ich jetzt Frischmilch in der Nachbarschaft kaufen könnte, würde ich gerne 1,50 €/Liter bezahlen. Aber wo ist das möglich ? Wo gibt es diese Selbstvermarkter ? Habe keine Lust dafür 20 km zu fahren, jeder kennt die Spritpreise.