Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

Manfred

Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#11

Beitrag von Manfred » Mi 20. Mär 2013, 11:20

gedaechtnisbuero hat geschrieben:Es ist also nicht so, dass von kleinen Landwirten die EU-Förderung tatsächlich als hilfreich wahrgenommen wird, weil auf der anderen Seite eine starke Abhängigkeit und Reglementierung steht?
Das kann man so nicht sagen. Diese Programme greifen zwar nur auf Standorten mit niedrigem Pachtpreisniveau (also meist da, wo die Erträge geringer sind), ohne sie wären aber längst noch viele mehr kleine Betriebe verschwunden. Andere Möglichkeiten als diese Programme zu nutzen, gibt es für die kleinen Betriebe ja kaum.
Und das ist auch der Haken dieser Programme. Mit der einen Hand halten sie einem am Leben, mit der anderen würgen sie den Betrieb, weil sie so unflexibel sind. Und sie tragen das ständige Risiko in sich, dass durch staatlichen Ausgabenkürzungen die Betriebsgrundlade über Nacht wegbricht.
Eine solide Zukunft hätten auch Kleinbetriebe nur, wenn sie mit ihren Produkten Gewinne in einer Höhe erwirtschaften könnten, die sie aus der Abhängigkeit von den staatlichen Töpfen befreien.
Der direkte Marktzugang scheint durch die EU auch erheblich erschwert zu werden.
Ja. Das ist ganz eindeutig so. Und das betrifft nicht nur die Landwirtschaft, sondern auch das gesamte kleine Lebensmittelhandwerk. Auch den kleinen Verarbeitern geht wegen der explodierenden Auflagen reihenweise die Luft aus. Nicht umsonst ist die Zahl der handwerklichen Bäcker und Metzger genau so schnell geschwunden wie die der Bauern.
Auch denen wäre sehr geholfen, wenn die ganzen Auflagen wegfallen würden für die Produkte, die sie selber erzeugen und direkt verkaufen.
Was kostet eigentlich die Einrichtung eines Zerlegeraums? Für mich hört sich das so an, dass sehr viel Geld bei den Dienstleistern wie Schlachter und Tierärzten bleibt. Stimmt das?
Wenn umnutzbare Räume vorhanden sind, würde ich die Investition für einen Zerlegeraum mit Kühlzellen auf ca. 20.000 Euro schätzen.
Eine eigene Schlachtstätte für Rinder auf mind. 50.000 Euro. Der komplette Neubau eigenen Schlachtstätte für Rinder liegt wohl eher in Richtung 100.000 Euro.
Aber das sind nur die Investitionskosten. Das ganze muss ja auch Genehmigt, abgnommen und ständig überwacht werden. Hygieneproben müssen genommen und das Labor bezahlt werden etc.
Das rentiert sich nicht mal für Metzger die 2 Rinder und 20 Schweine pro Woche schlachten. Selbst die sind idR nur noch Zerlegebetriebe und lassen das Schlachten im nächsten Schlachthof erledigen oder sie kaufen selbst gar keine Schlachttiere mehr ein, sondern lassen sich gleich mit fertigen Schlachtkörpfern beliefern.
Früher hat man das Schlachttier am Strick vom Hof zum Metzger geführt. Heute fährt das Tier im Sammeltransport 3 Stunden zum Schlachthof und von dort im Kühltransport zur Metzgerei. Und die Kosten dafür sind natürlich bei kleinen Tierzahlen viel höher als bei großen. Wenn ich als Viehkäufer jede Kuh bei einem anderen Bauern abholen muss, habe ich viel höhere Kosten, als wenn ich bei einem Großbetrieb den LKW vollladen kann. Und wenn die Großschlachterei für den Discountmarkt direkt an den Großschlachthof angeschlossen ist, fallen auch die Kosten für den Transport der Schlachtkörper zum Metzger weg.
Der Kostenabstand zwischen kleinen und großen Mengen geht immer weiter auseinander. Und die kleinen Betriebe kommen aus dieser Schraube nicht heraus, weil sie nicht kostengünstig selber schlachten können, wegen der hohen Auflagen und Überwachungskosten.
Als Direktvermarkter kann man die Arbeiten natürich auch vergeben. Beim Schlachten ist das Standard. Beim Zerlegen wird es zu einem gewissen Prozentsatz gemacht. Aber das reduziert natürlich für den Kleinbetrieb die Möglichkeit, die eigene Arbeitskraft zu verwerten. Und der beauftragte Metzger muss auch Gewinn machen, was die Marge des Direktvermarkters weiter verkleinert, weil er ja dem Metzger entsprechend viel zahlen muss.
Wenn ich eh schon wenig Landfläche habe, muss ich natürlich versuchen, über die Arbeitszeit in der Verarbeitung und Vermarktung Geld zu verdienen. Und wenn ich diese Jobs extern vergebe, bleibt wieder nur das magere Einkommen aus der Urproduktion selbst.
Wieviele RInder können Sie pro Jahr eigentlich verkaufen und was wäre die kritische Größe, aber der man von der Rinderproduktion leben kann?
Haben Sie auch schon mal über spezielle Nischen nachgedacht, z.B. die Züchtung besonders hochwertiger und teurer Rinder?
Das kann man nicht pauschal beantworten.
Bei einem durchschnittlichen spezialisierten Bullenmastbetrieb auf Ackerstandort kann man davon ausgehen, dass er ca. 100 ha Ackerland bewirtschaftet und ca. 150 Bullen pro Jahr verkaufen muss, um ein ausreichendes Familieneinkommmen zu erwirtschaften.
D.h. er kauft Kälber zu, und hat ständig gut 200 Tiere im Stall stehen, die versorgt werden müssen. Auf dem Ackerland erzeugt er das Futter und verwertet dafür die Gülle als Dünger. Ein Kleinbetrieb ist das natürlich nicht mehr. Und als Vollerwerbsbetrieb wird der nicht reich. Ein Handwerker verdient pro Arbeitsstunde mehr.

Bei mir in der Mutterkuhhaltung ist es so, dass die Tiere idR in der Erzeugung mehr kosten als sie an Erlös einbringen. Wenn es gut läuft, ist es ein Nullsummenspiel. D.h. ich halte nicht mehr Tiere als ich muss bzw. als ich zur Verwertung des anfallenden Futters von den Landschaftspflegeflächen benötige. Für die Programme sind mindestens 0,3 Großvieheinheiten pro ha Landfläche vorgeschrieben. Eine Großvieheinheit ist ein Rind ab 2 Jahren. Jungvieh und Kälber zählen entsprechend weniger. Um das anfallende Futter zu verwerten benötige ich auf meinem Betrieb ca. 0,6 GV pro ha.
Je nach Jahr verkaufe ich zwischen 10 und 15 Rinder verschiedenster Altersstufen, vom Schlachtkalb bis zum alten Deckbullen.
Ich hätte als ca. 1 Schlachtung pro Monat, wenn ich direkt vermarkten würde. Völlig unwirtschaftlich, dafür einen EU-Zerlegeraum einzurichten.
Würde ich meinen Betrieb intensiver führen, d.h. Mineraldünger einstzen oder Kraftfutter zukaufen etc. könnte ich natürlich mehr produzieren. Aber dann würden die Einnahmen aus dem Umweltprogrammen wegfallen und die Kosten pro erzeugten Tier würden eher steigen als sinken, so dass am Ende wieder nichts übrig bliebe.
Mein Vater hat das vor mir lange Zeit versucht. Er hat Milch produziert und die Jungtiere gemästet so viel der Betrieb hergegeben hat. Das Ergebnis waren über die letzten Jahre vor der Hofübergabe jedes Jahr einige tausend Euro Verlust. Er hat nebenher als Metzger gearbeitet und mit der Kohle und mit einer kleinen Erschaft den Hof quersubventioniert. Und für dieses Spiel hat er auch noch Steuern bezahlt, weil der Gewinn nicht buchhalterisch ermittelt, sondern nach §13a geschätzt wurde. Ein paar hundert Euro Steuern nach Schätzung abdrücken (dank 2er Pflegefälle und der noch laufenden Last durch die Altenteiler waren entsprechnde Freibeträge vorhanden) war billiger, als zusätzlich zum Verlust auch noch ein Buchhaltungsbüro für die offizielle Ermittlung desselben zu bezahlen.
Diesen Zustand musste ich nach Übergabe natürlich sofort beenden. Und die einzig realistische Perspektive war der Gang in die Abhängigkeit. Zum Glück waren mehrere Flurnachbarn bereit, Pachtflächen zu tauschen, so dass ich eine Teilarrondierung für die nötige Weidelfäche erreichen konnte. Hätte ich noch den alten Fleckerlteppich an Flächen und müsste ständig Tiere von einer Weide zur nächsten bringen und Wasser fahren etc. wäre die Sache noch unwirtschaftlicher.
Haben Sie auch schon mal über spezielle Nischen nachgedacht, z.B. die Züchtung besonders hochwertiger und teurer Rinder?
Ja. Ich denke über diverse Nischen nach. Wir haben hier ein Markenfleischprogramm für Weidetiere, dass wenigstens ein paar Cent Aufpreis pro kg bringt. ( http://www.weidewelt-frankenwald.de/ ). Eine weitere Nische die ich besetze ist das Freihalten von Stromleitungstrassen durch den Wald per Beweidung. Das befindet sich aber noch in der Versuchsphase. Wenn die Ergebnisse der nächsten 5 Jahre gut sind, können wir das evtl. ausweiten. Und das Geld für diese Dienstleistung ist sicherer als das vom Staat.
Über Kobe-Rinder (Wagyu) habe ich eine Zeit nachgedacht. Das ist aber ein sehr schwieriges Gebiet. Diese Rinder werden inzwischen im großen Umfang in Australien produziert und zunehmend auch in den USA und gut bezahlt sind nur die edlen Teilstücke für die Gastronomie. Der restliche Schlachtkörper ist wegen des hohen Talganteils nach deutschen Verhältnissen kaum verwertbar. Und die Edelstücke erhält die Gastronomie billiger aus Australien.
D.h. diese Nische ist nur dann interessant, wenn man direkten Zugang zu Hochpreis-Endkunden findet. Und der ist hier in der Gegend nicht gegeben. Dazu müsste man nahe an einem Ballungsraum sitzen.
Bei dem Weidefleisch-Programm arbeiten wir u.a. mit "dem" Edelmetzger unserer Region zusammen. Der hat auch mal überlegt, Wagyu als Spezialität ins Programm zu nehmen. Aber selbst sein für unsere Region sehr nobler Kundenkreis ist nicht bereit, diese Produkte anzunehmen. Höchstens mal als Probierhappen zu Weihnachten.
Und ob man so einen Markt beliefern will, ist neben den Voraussetzungen auch eine Einstellungsfrage. Die meisten Kollegen wollen hochwertige Nahrungsmittel zu fairen Preisen erzeugen und nicht die Dekadenz weniger Superreicher befriedigen.

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Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#12

Beitrag von Reisende » Mi 20. Mär 2013, 12:11

Manfred hat geschrieben: Die Verträge haben jeweils 5 Jahre Laufzeit. Bei meinen aktuellen Verträgen müsste ich unterschreiben, dass der Freistaat jederzeit die Zahlungen einstellen kann, ich aber trotzdem (also auch wenn ich kein Geld mehr erhalte) die vollen 5 Jahre sämtliche Auflagen einhalten muss. Und der bayerischer Staat macht das auch nicht aus Spaß sondern deshalb, weil er sonst die Kofinanzierungsmittel nach Bürssel zurückerstatten müsste. Halte ich den Vertrag nicht ein, muss ich sämtliche erhaltenen Mittel für den Vertragszeitraum zurückzahlen. Das kann auch anteilig passieren. Wenn mir ein Verpächter eine Fläche vor Ende des Kulapvertrages wegnimmt und diese vom Verpächter selbst oder durch einen anderen Pächter entgegen der mit mir vereinbaren Auflagen bewirtschaftet, dann muss ich für diese Fläche alles zurückzahlen.
Da kann ich vll einen tipp geben:
Die Bedingungen, die dir der bayerische Staat da aufdrückt, kannst du theoretisch 1 zu 1 in den Pachtvertrag übernehmen. Also bspw kündigungsmöglichkeiten einschränken, oder eine Art vorfälligkeitsentschädigung. Muss man natürlich mit dem verpächter aushandeln. Aber wenn man die Gründe dafür vernünftig erklärt könnte ich mir vorstellen, dass die sich auf sowas einlassen würden. Zumal 5 Jahre ja noch überschaubar sind.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#13

Beitrag von Manfred » Mi 20. Mär 2013, 12:32

Ja. Ich bemühe mich auch, Pachtverträge über 5 Jahre Laufzeit analog zu den Laufzeiten der jeweiligen Verträge zu bekommen. Aber auch das bietet keine Sicherheit wie aktuell, wo nur auslaufende KULAP-Verträge um ein Jahr verlängert werden. Schon sind die Zeiten zu den Pachtverträgen verschoben. Und wer denkt vorher an sowas? Zum Glück bin ich davon nicht betroffen, weil meine Verträge noch 3 Jahre laufen.
Leider ist das bei diversen Verpächtern ein Ding der Unmöglichkeit, eine flexible Regelung zu finden. Z.B. bei den Pfarrpfründestiftungen, die einen großen Teil meiner Pachtflächen ausmachen. Die haben ihre Standardpachtverträge und ihre fixen Laufzeiten. Friss oder stirb.
Mit privaten Verpächtern kleinerer Flächen kann man sich in aller Regel gut einigen. Man will ja für beide Seiten eine vernünftige Regelung. Aber auch da gibt es Ausnahmen. Kenne im Bekanntenkreis mehrere solcher Fälle. Wenn der Biogaser oder ein Hobbypferdehalter mit dickerem Geldbeutel winkt, können manche Verpächter sehr unleidig werden.

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Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#14

Beitrag von Wayan » Mi 20. Mär 2013, 12:34

Reisende hat geschrieben:
Manfred hat geschrieben: Die Verträge haben jeweils 5 Jahre Laufzeit. Bei meinen aktuellen Verträgen müsste ich unterschreiben, dass der Freistaat jederzeit die Zahlungen einstellen kann, ich aber trotzdem (also auch wenn ich kein Geld mehr erhalte) die vollen 5 Jahre sämtliche Auflagen einhalten muss. Und der bayerischer Staat macht das auch nicht aus Spaß sondern deshalb, weil er sonst die Kofinanzierungsmittel nach Bürssel zurückerstatten müsste. Halte ich den Vertrag nicht ein, muss ich sämtliche erhaltenen Mittel für den Vertragszeitraum zurückzahlen. Das kann auch anteilig passieren. Wenn mir ein Verpächter eine Fläche vor Ende des Kulapvertrages wegnimmt und diese vom Verpächter selbst oder durch einen anderen Pächter entgegen der mit mir vereinbaren Auflagen bewirtschaftet, dann muss ich für diese Fläche alles zurückzahlen.
Da kann ich vll einen tipp geben:
Die Bedingungen, die dir der bayerische Staat da aufdrückt, kannst du theoretisch 1 zu 1 in den Pachtvertrag übernehmen. Also bspw kündigungsmöglichkeiten einschränken, oder eine Art vorfälligkeitsentschädigung. Muss man natürlich mit dem verpächter aushandeln. Aber wenn man die Gründe dafür vernünftig erklärt könnte ich mir vorstellen, dass die sich auf sowas einlassen würden. Zumal 5 Jahre ja noch überschaubar sind.
Man muss diesen Wahnsinn nicht auch noch unterstützen.
Früher war es mal so: Leistung nur für Gegenleistung. Wenn ein Vertragspartner aussteigt, muss auch der andere frei sein. In meinen Augen ist das das Normalste auf der Welt.
Diese nicht nachzuvollziehenden Knebelgeschichten gehören abgeschafft :oma:
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#15

Beitrag von Reisende » Mi 20. Mär 2013, 12:40

Sry wayan aber das seh ich anders. Der Landwirt kann an den bürokratischen regeln nichts ändern, also warum soll er das gesamte finanzielle risiko alleine tragen?!? Es herrscht immernoch vertragsfreiheit und wenn beide Parteien sich einig sind und von Vorneherein wissen worauf sie sich einlassen, ist das für mich keine knebelei.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Manfred

Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#16

Beitrag von Manfred » Mi 20. Mär 2013, 12:59

Ich vermute mal, Wayan meint die staatlichen Verträge?
Bei denen wäre ja leicht Abhilfe zu schaffen. Es müsste nur drin stehen, dass sie bei Verlust der Fläche (z.B. durch Pachtende oder wegen einer Baumaßnahme auf der Fläche etc.) der Vertrag ohne Nachteil für den Landwirt vorzeitig beendet werden kann. Er könnt dann das Geld für den bereits geleisteten Zeitraum behalten und das für den noch offenen Zeitraum würde halt nicht ausbezahlt. Und der Käse wäre gegessen.
Aber das kann der Freistaat Bayern nicht so in die Verträge schreiben, weil die EU für die Kofinanzierung Mindestlaufzeiten vorschreibt.

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Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#17

Beitrag von Wayan » Mi 20. Mär 2013, 13:48

Manfred hat geschrieben:Ich vermute mal, Wayan meint die staatlichen Verträge?
Bei denen wäre ja leicht Abhilfe zu schaffen. Es müsste nur drin stehen, dass sie bei Verlust der Fläche (z.B. durch Pachtende oder wegen einer Baumaßnahme auf der Fläche etc.) der Vertrag ohne Nachteil für den Landwirt vorzeitig beendet werden kann. Er könnt dann das Geld für den bereits geleisteten Zeitraum behalten und das für den noch offenen Zeitraum würde halt nicht ausbezahlt. Und der Käse wäre gegessen.
Aber das kann der Freistaat Bayern nicht so in die Verträge schreiben, weil die EU für die Kofinanzierung Mindestlaufzeiten vorschreibt.
Genau :daumen:
Unter seinesgleichen macht man Verträge ganz selbstverständlich so, dass alle damit leben können.
Bei diesen staatlichen Verträgen gilt nur - friss oder stirb.
Alle sagten: Das geht nicht. Da kam einer, der wußte das nicht und hat´s einfach gemacht.

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Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#18

Beitrag von gedaechtnisbuero » Do 21. Mär 2013, 21:23

Vielen Dank bisher an alle für die guten Beiträge. Ich habe aber einiges noch nicht verstanden.
Manfred schreibt, dass es von Nachteil ist, seine Arbeitskraft nicht voll nutzen zu können und viele Tätigkeiten zwangsläufig vergeben zu müssen, z.B. das Zerlegen. Ich vermute, dass der Vertrieb für viele auch dazu gehört usw.
Im Mittelstand wird viel Zuarbeit für große Industriekonzerne gemacht, aber auch viele Innovationen hervorgebracht, welche die kleineren besser können, als die Großen. Kann man nicht durch höherwertige Produkte den Wert der eigenen Arbeitskraft auch in der Landwirtschaft steigern. Ich habe auch von anderen Edelrindern gehört, die sich gut züchten lassen. Auf der grünen Woche habe ich sogar einige gesehen. Leider fällt mir die Rasse gerade nicht ein, ich liefere es nach, wenn ich es wieder gefunden habe.
"Tanzi" hat mir geschrieben, dass er einen Ferienbauernhof einrichtet. Gibt es noch andere Möglichkeiten, durch Innovationen Geld zu verdienen? Die Bio-Produktion scheint ja nur lukrativ zu sein, wenn man gute Abnehmer hat, vielleicht sogar nennenswert in die Direktvermarktung gehen kann (Stichwort-Hofladen). Auf der anderen Seite entsteht in Deutschland ja ein zunehmend größer werdender zwweiter Wirtschaftskreislauf für Bio-Lebensmittel. Dort wird eher in Richtung angemessener Lebensmitttelpreise gesteuert. Prinzipiell wäre ein solcher zweiter Markt doch zu unterstützen.
Was gibt es noch an Innovationen, die sich lohnen könnten?
Ich habe von Farming-Communities gehört, die sich gewissermaßen einem "Bauern" angeschlossen haben, wo sie ihre Lebensmittel kaufen, teilweise selbst ernten oder miterzeugen.
Lebensmittel-Abos, Katastrophenschutz- Abos ( wenn die Lebensmittel knapp werden, hat man dort eine Bezugsmöglichkeit) Beteiligungen für Städter an Bauernhöhfen, Therapie-Bauernhöfe, Agrarforschung auf kleinen Bauernhöfen, Nischenprodukte wie Miscanthus (als Brennmaterial oder Werkstoff) oder Pharmazie-Kräuter (Heilplfanzen),

Natürlich sind einige sehr versponnene Ideen dabei, aber Innovation ist nun mal so, dass man nicht gleich alles rausfiltern kann. Ein grundsätzliches Problem scheint doch die Barriere zwischen Produzenten und Verbrauchern zu sein, die von der EU hochgezogen wurde. Also warum macht man nicht die Verbraucher selbst zu Produzenten und Selbstversorgern, in dem man sie an Bauernhöfen teilhaben lässt. Viele haben sowieso ein Problem mit der sinnvollen Freizeitgestaltung.

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Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#19

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 21. Mär 2013, 22:37

Diese Frage hatte Manfred schon beantwortet:
Über Kobe-Rinder (Wagyu) habe ich eine Zeit nachgedacht. Das ist aber ein sehr schwieriges Gebiet. Diese Rinder werden inzwischen im großen Umfang in Australien produziert und zunehmend auch in den USA und gut bezahlt sind nur die edlen Teilstücke für die Gastronomie. Der restliche Schlachtkörper ist wegen des hohen Talganteils nach deutschen Verhältnissen kaum verwertbar. Und die Edelstücke erhält die Gastronomie billiger aus Australien.
D.h. diese Nische ist nur dann interessant, wenn man direkten Zugang zu Hochpreis-Endkunden findet. Und der ist hier in der Gegend nicht gegeben. Dazu müsste man nahe an einem Ballungsraum sitzen.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Re: Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft

#20

Beitrag von McCandless » Do 21. Mär 2013, 23:28

Die Zukunft der kleinen Landwirtschaft?!

Firmen wie Monsanto kaufen seit 20 Jahren Saatgutfirmen auf und schreiben sich die Erringung des Monopols der Ernährung aller Menschen auf die Firmenfahne. Nur dann ist Getreide mehr wert als Gold. Patente auf Tiere&Pflanzen, Kredite/ Hybridsorten weltweit an Kleinbauern, um später mit Banken & ihrem Heer aus Anwälten ihr fruchtbares Land zu stehlen und nebenbei alte Sorten & Wissen auszumerzen. (Siehe Mexico+Mais)

Und in Deutschland? Kommen Abiturienten als Justus Liebig Zombies aus der Uni und glauben NUR SIE wüssten Bescheid. Biotech ist die Zukunft, industrielle Landwirtschaft oder Hungertod...blabla.

Währendessen arbeitet die Lobby der Chemiegiganten, die die Landwirtschaft bedient, Krankheiten produziert und gleich auf dem Pharmasektor die Medizin mitliefert, im Verborgenen.
Wie sieht die Zukunft der kleinen Produzenten aus? Beschissen. Große Landwirt dürfen nur Landfläche von den Ländern behalten, wenn sie wachsen und bsw. Mastbetriebe bauen, sind ideologisch verblendet und in der Wachstumsfalle.

Auf der anderen Seite wird durch bürokrat.Auflagen kleinen Landwirten die Existenzgrungdlage entzogen. Andernorts durch durch Export subventionierter Ware, Märkte/Familien von Kleinstbauern zerstört.
Die Inkas hatten eine Kaderschmiede u.a. den Agrasektor oben in den Bergen (machu picchu), welchen die Spanier mittels peinlicher Befragung nie gefunden haben, weil nur so wenige, auserwählte Inkas eingeweiht waren. Ich glaube dieses Wissen+ was damit zusammen hängt soll wieder unter zentraler Kontrolle gebracht werden. Sprich Wissen unserer Selbstversorgeneration (Großeltern), die Konservierung von Nahrung, Sortenvielfalt und die Gesundheit der Böden,Luft geht verloren und damit geraten wir in wirkliche Abhängigkeit. Ganz nebenbei während DSDS läuft...

Welche Bedingungen haben den Adelsstand entmachtet? Wären wir als Volk oder irgendein anderes westliches Wohlstandsvolk in der Lage sich selbst ein paar Wochen zu versorgen und quasi nebenbei die Geschichte zu wiederholen und die Last der Obrigkeit abzuwerfen?

Die Neue Weltordnung, die Vereinten Europä.Staaten werden kommen mit einer Krise. Das macht die Menschen willig für Notstandgesetzgebung und Abgabe von Freiheit. Der Vertrag von Lissabon= sehr aufschlußreich. Wird sich zeigen, wo der Platz der kleinen Landwirtschaft sein wird. Ich denke in denke in den Geschichtsbüchern...ach nee, die werden von oben verteilt. Bei den Märchenerzählern am Rapsölkamin...
gez. Schwarzseher
„Ich hasse, was du sagst, aber ich gebe mein Leben dafür, dass du es sagen darfst.“ Evelyn B. Hall

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