Fleischvermarktung

zaches
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Fleischvermarktung

#1

Beitrag von zaches » Di 9. Okt 2012, 13:43

Sagt mal, wie findet Ihr die Preise für Fleisch, wenn Ihr es vermarktet?

rechnet Ihr tasächlich, alle Investitionen, Futter, Weide, etc dazu - oder nehmt Ihr her, was "eben so üblich" ist - oder schaut Ihr einfach, daß es "irgendwie" hinhaut?

Was kostet bei Euch ein Suppenhuhn? Eine Lammkeule? Ein Kaninchen?

Ich würde gerne noch vor dem Winter 4 - 5 Ouessantböcke schlachten. Das Fleisch ist von sehr guter Qualität. Sehr schmackhaft. Nicht sehr Schafig. Eher wie Wild. Die Tiere sind klein (Lebendgewicht ca 15-20 kg). Wir werden die nicht alle selbst aufessen können. Also würden wir gerne 2 verkaufen. Die Tiere wären schon zerlegt in Hinterkeulen, Koteletts oder ganzer Rücken und Hack, bzw.Würstchen.

Allerdings habe ich keine Ahnung, was ich für das kg Fleisch (unzertifizierte Bio Qualität) nehmen soll?! :schaf_1:

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smallfarmer
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Re: Fleischvermarktung

#2

Beitrag von smallfarmer » Di 9. Okt 2012, 20:58

Meine Lämmer kosten 7 Euro zerlegt. Edelstücke wie Keule und Rücken 50 % Aufschlag. Nischenrassen wie Quessant sind sicher sehr schwierig zu vermarkten, weil die Schlacht und Verarbeitungskosten im Verhältniss zum Schlachtkörpergewicht/
Wert nicht passen. Aber zur Zeit sind so Moderassen echt in.
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Sabi(e)ne
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Re: Fleischvermarktung

#3

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 9. Okt 2012, 21:38

Henry aka IF-ForumsChef verkauft seine Kameruner für 7€ das Kilo, in Hälften oder ganz.
Kein Gezumpel mit Aufteilung - und der ist mit seinen Belegstellen-landschaftspflegenden Schafen auch bio-nicht-zertifiziert in Leipzig.
Bei Wessies würd ich noch nen Euro draufschlagen - eure Gegend ist grundsätzlich teurer, und ich würd die Arbeit des Zerlegens bei den kleinen Tieren auch nicht machen.

Bio-Suppenhühner (mit Kontrollstellen-Nummer) kosten hier auf dem Wochenmarkt 13€, oder 3 für 33€. Die sind aber ne ganz andere Nummer als die TK-Gerippe aus dem Supermarkt.

Kaninchen mit 1,5-2,0kg gehen hier auf besagtem Markt für 6-7€/kg, echte Bio-Ninchens gibt es hier nicht, da hat sich am Preis in 10 Jahren nix geändert. :dreh:

Non-Bio-Pferdefleisch fängt bei 6€/kg an, Bockwurst Stück 1,80€ warm auf die Hand.

Schaf und Ziege nur in Hälften gegen Vorbestellung mit 50% Anzahlung, beides bio-zertifiziert, hab mich um Preise da noch nicht gekümmert.
Rohmilch gibt es hier nicht mehr ab Produzent, nur noch pasteurisierte :roll: :bang:

Alles Gemüse/Obst/Brot/Käse gibt es kurz vor Marktende deutlich billiger - handeln ernsthaft willkommen - "da kaufen dann aber nur Leute, die sich das sonst nicht leisten können" ist die Snob-Wahrnehmung - den Erzeugern ist das wurscht, lieber billiger verkaufen, als zuhause auf den Kompost schmeißen.
Und es ist fast ein reiner Erzeugermarkt, bis auf die Blumenhändler.
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zaches
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Re: Fleischvermarktung

#4

Beitrag von zaches » Di 9. Okt 2012, 21:54

also, ein ermeiner Nachbarn hat ja auch Schafe - Texel und andere - der verlangt und bekommt 12 €/kg für die Keulen, 19€ /kg für den Rücken.
Nachfrage gibt es mehr als Angebot.

Und ich habe hier ja nur 2 Lämmer abzugeben. Eines ist schon versprochen. Das andere, dafür habe ich 3-6 Abnehmer schon in der Warteschleife.

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Re: Fleischvermarktung

#5

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 9. Okt 2012, 22:15

Edelstücke zerlegt sind immer deutlich teurer als in Hälften - normal.
Da muß man rechnen, was der Metzger fürs Zerlegen nimmt, und was man gut verkaufen kann, und was man selbst essen kann.
Ich hab schon oft da gestanden und Kunden erklärt, was man mit welchem Teil vom Schwein oder Rind machen kann, weil die nur die Supermarktstücke kennen.
Da gibt es eben entweder Schnitzel aus der Oberschale ODER Schinken - an einem halben Schwein geht halt nicht beides.... :lol:
Oder bei Rind - was macht man denn mit Beinscheiben oder den Rippen? Große Fragezeichen bei Leuten mit einer Küche, die alles hatte, was man sich nur wünschen kann.
Und Innereien - achdumeinegüte - das ist doch Abfall???? :eek:

Man muß sich seine Kunden wirklich selbst weiterbilden, wenn sie keine Profis sind.
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Re: Fleischvermarktung

#6

Beitrag von Kaufnix » Mi 10. Okt 2012, 12:08

Wow das ist alles vergleichsweise günstig! Hab für das letzte Stück regionale Lammkeule von der Edeka Fleischtheke 22€/kg gezahlt und das ohne dass es mir wirklich was ausgemacht hätte. Ich finde und bin mir da mit vielen Bekannten einig, faires Fleisch kann man gar nicht unter 10€/kg verkaufen. Wenn man es doch tut läuft man Gefahr dass die Kunden denken es sei nicht fair. Wo wenn nicht bitte am Preis soll man noch merken, dass das Tier gescheit gehalten wurde? Also ruhig etwas mehr verlangen. Und ich mach mich mal auf die Suche nach so nem Erzeugermarkt :)
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Re: Fleischvermarktung

#7

Beitrag von Schafmelker » Mi 10. Okt 2012, 17:36

Hi,

das hier waren immer unsere Preise( konventionell ), eigentlich viel zu günstig.

Keule: 12 € / kg

Gulasch: 8 € / kg

Filet: 20 € / kg

Nacken: 9 € / kg

Rippen: 3 € / kg

Rücken: 15 € / kg

Schulter: 10 € / kg

Seit letztem Jahr verkaufen wir aber nur noch komplett oder in Hälften für 12€ / kg Bio. Absatz ist recht problemlos. Masthähnchen für 8 € / kg Bio, Kaninchen für 9 € / kg.
Gute Einnahmequellen sind aber auch Schinken und Würste, da macht auch das rumprobieren richtig Spaß.

LG Paul

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Re: Fleischvermarktung

#8

Beitrag von Thomas/V. » Mi 10. Okt 2012, 19:33

Kaninchen gebe ich ab für 9€/kg küchenfertig, meist kriege ich 10€.
Hühner zwischen 8 (Huhn oder kleines Hähnchen) und 15€ (großes Hähnchen).
Für ein halbes Lamm (3/4 Jahr, Milchschaf-Merino-Kreuzung vom Hobbybauer in Bio-Qualität) bezahle ich ca.70-90 €, je nach Gewicht.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Fleischvermarktung

#9

Beitrag von smallfarmer » Mi 10. Okt 2012, 20:26

Ich hab ja in den letzten Jahren realtiv viel Fleisch "produziert". Aber nach und nach komme ich immer mehr zu der Einsicht, dass es schlauer wäre die Tierhaltung mehr einzuschränken. Gerade die Schafhaltung verursacht mir relativ hohe Kosten durch BG, Futterbeschaffung, Zäune. Wäre mein Bruder nicht Metzger kämen auch noch recht hohe Vermarktungskosten dazu. Mit fünf fruchtbaren Mutterschafen und deren Nachzucht werde ich in Zukunft unseren und den Bedarf der langjährigen Kunden bedienen können. Lammfleisch ist meiner Meinung nach eins der teuersten Fleischsorten des SV lers.
Trotzdem war und ist es für mich immer ein großes Bedürfniss nicht nur für die obersten Zehntausend zu arbeiten, auch Otto Normalverbraucher soll sich Freiland Hähnchen und Freiland Pute leisten können (kostet bei mir 7,00/kg). Und diese Fleisch ist fair produziert. Ich weiß ganz genau was mich das kg in der Produktion gekostet hat.
@kaufnix, wenn du das nächste mal Lammleule essen willst, geh doch bitte zum Direktvermarkter und gib ihm die 22,00 Euro
fürs kg und lass nicht den superreichen Edeka Bossen den Gewinn. Danke
smallfarmer

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Re: Fleischvermarktung

#10

Beitrag von Kaufnix » Mi 10. Okt 2012, 21:36

@smallfarmer: das würde und werde ich auch gerne, aber bei uns in der Rheinebene ist weit und breit fast gar nichts mit Schaf (man sieht sie nur als Rasenmäher in Solarparks). Ansonsten nur Ackerland. Hier Direktvermarkter zu finden ist gar nicht so einfach.
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