Selbständig als Landwirt - Biolandhof

roland
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Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#1

Beitrag von roland » Di 10. Jul 2012, 12:57

Hi,
ich bin aktuell auf der Suche nach - ja doch, nach meiner Zukunft könnte man es nennen. Bisher dachte ich an Haus oder Hof kaufen mit viel Land. U.u. auch mit anderen zusammen usw - wie halt einige hier ;)

Und nun hätt ich die Möglichkeit, richtig offiziell in eine sich gerade im Aufbau befindliche (SV mit Lebensmitteln läuft geht schon, verkauft wird noch nich viel) Bioland-Landwirtschaft einzusteigen. Möglich wäre es, als GbR gemeinsam den Betrieb zu leiten.

Nun bin ich am Infos sammeln, denn bisher hatt ich noch nicht auf dem Schirm, Landwirt zu werden (oder so was ähnliches, hab ja keine Ausbildung).
Und dann auch noch Selbtständig, plötzlich Geschäftsführer :eek: :ohoh: . Naja, im realen Leben und Werken dort wird das keine große Rolle spielen, aber mir geht es hier darum, was da zb. in Sachen Krankenkasse auf mich zu kommt, wie das mit der unbegrenzten Haftung und so ist. Hier gibts ja ein paar Leute, die grad dabei sind, die aus ihrer Selbständigkeit entstandenen Schulden abzuarbeiten, wie sind die entstanden, wie kann ich mich davor schützen?

Also, nur damit das ganze richtig verstanden wird: Hauptsache ist der Hof, die Leute, das Konzept, das passt alles bisher, aber hier wollt ich nun mal speziell den Aspekt Selbständig in einer GbR in der Landwirtschaft hinterleuchten und diskutieren - zur Meinungsbildung und zum Lernen :)

Roland

zaches
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Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#2

Beitrag von zaches » Di 10. Jul 2012, 14:09

Roland, bevor Du Dich auf irgendwelche persönlichen Geschichten verlässt, solltest Du Dich besser an Profis wenden (sofern hie rim Forum keine sind). Obwohl wir ja auch schon eine INsolvenz hinter uns haben, sind wir keine Insolvenzberater. Wir habe nur Erfahrungen. Die sind nun ein Glück auch ein paar Jährchen älter, die Kinder sind auch älter, wir schlafen wieder besser.... Aber Haftung einer Gbr, von Geschäftsführern, Versciherungen dagegen, dafür, Insolvenzmöglichkeiten, Privatvermögen etc....

Rechtsanwälte, evtl staatliche Insolvenzberater, IHKK, Landwirstschaftskammer..... wären Adressaten, die mir so einfielen, um davon ein Bild zu bekommen, was da auf Dich zukommt.

Viel Glück Du Lieber! Und lass Dich nicht von Deiner fehlenden Ausbildung schrecken, es gibt genug erfolgreiche (= Glückliche) Quereinsteiger auf der WElt...

lg, zaches
"Erdachtes mag zu denken geben, doch nur Erlebtes wird beleben." Paul von Heyse

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Manfred

Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#3

Beitrag von Manfred » Di 10. Jul 2012, 14:46

@roland: Heikles Thema, gerade bei den beschriebenen Voraussetzungen.
Die Landwirschaftliche Sozialversicherung kannst du (bis auf die Berufsgenossenschaft) für den Anfang meiden, wenn du einen außerlandwirtschaftlichen Job mit 400euronochwas Einkommen nachweisen kannst.
Hast du den nicht, weren Beiträge in die landwirtschafltiche Renten- und Alterskasse fällig. Diese richten sich nicht nach dem Einkommen, sondern nach Art und Größenordnung der Bewirtschaftung des Betriebes. Welche Beiträge wirklich fällig würden, lässt du dir am besten direkt vom zuständigen Versicherungsträger ausrechen. Alles andere ist Spekulation.

Was die Haftung in der GbR angeht:
Das Innenverhältnis (also welches Mitglied für was in welchem Umfang haftet) lässt sich beliebig vertraglich regeln. Im Außenverhältnis bist du immer voll haftbar.
Spricht wenn der Betrieb pleite geht, gehen die Gläubiger auf das Mitglied der GbR los bei dem am ehesten was zu holen ist.
Der Betroffene muss dann blechen und kann hinterher versuchen, sich gemäß der vertraglichen Regeln im Innenverhältnis von seinen Vertragspartnern das Geld zurück zu holen.
Eine Betriebshaftpflich ist eh ein Muss. Also bleiben Risiken durch fremdfinanzierte Investitionen.
Und die würde ich an deiner Stelle meiden wie die Pest. Wirst auch so genug Lehrgeld bezahlen.

Wenn du nicht schon hast: Kauf dir das Buch "You can Farm" von Joel Salatin und lies es von vorne bis hinten durch.
Der man ist ein Paradebeispiel dafür, wie man mögl. viel aus den vorhanden Mitteln macht, wie man sich auf die gewinnbringenden Betriebszweige konzentriert, bleiben lässt was nichts einbringt, und dass man zu unterscheiden lernt zwischen "Brauchen" und "Haben wollen".

Vieles davon steht im Widerspruch zum beschriebenen romantischen Selbstversorgerbetrieb. Und dieser Widerspruch lässt sich auch nicht auflösen.
Du solltest als erstes Abstecken, welches Einkommen du brauchst/willst. Solzialversicherung, Altersvorsorge, geplante Bau- und Renovierungsarbeiten etc.
Dann sollte der Betrieb darauf ausgerrichtet werden, mind. dieses Einkommen zu erwirtschaften. Und wenn das alles rund läuft kannst du dir Gedanken über die SV-Gemüsebeete und allerlei Kleintierhaltung machen. Die sind nämlich Hobby und müssen daher immer zurück stehen, wenn ihr von dem Betrieb leben wollt. Fangst du andersrum an, verpulverst du viel Zeit, Energie und Geld und kriegst die dringend benötigigte Einkommensseite nicht auf die Reihe und am Ende geht alles den Bach runter. Wenn das romantische dein Ziel ist, dann wäre es sinnvoller, dir einen Halbtagsjob zu suchen und die Landwirtschaft von Anfang an als Hobby zu sehen und zu betreiben.

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Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#4

Beitrag von Theo » Di 10. Jul 2012, 19:06

roland hat geschrieben:Nun bin ich am Infos sammeln, denn bisher hatt ich noch nicht auf dem Schirm, Landwirt zu werden (oder so was ähnliches, hab ja keine Ausbildung).
Und dann auch noch Selbtständig,
Sind Landwirte nicht üblicherweise selbständig? Sonst wäre es wohl eher ein Knecht.
Gruß
Theo

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tyr
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Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#5

Beitrag von tyr » Di 10. Jul 2012, 19:17

Theo hat geschrieben: Sind Landwirte nicht üblicherweise selbständig? Sonst wäre es wohl eher ein Knecht.
Nicht im Sinne einer gewerblichen Selbstständigkeit....bzw nicht zwangsläufig.
Die Landwirtschftliche Selbstständigkeit ist so ein Zwitterding....mit gesetzl. Krankenkasse und Altersvorsorge die viel kostet und nix taugt ;)

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Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#6

Beitrag von Sabi(e)ne » Di 10. Jul 2012, 20:05

Nach *meinen* Erfahrungen kann man als zwei Höfe zusammenarbeiten, aber 2 Chefs auf einem Hof geht immer in die Hose - wirklich IMMER.
Einer hat irgendwann keine Lust mehr oder will mehr Geld, und dann sitzt der andere da....
Überraschende Privat-Partner-Wechsel können das beste Konzept zerschießen. :roll:
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

Words are no substitute for actions...

Knecht

Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#7

Beitrag von Knecht » Di 10. Jul 2012, 20:30

Alles richtig was bisher gesagt wurde.Und wenn Du der "Berufsfremde" bist, dann solltest Du nachvollziehbar deinen Aufgabenbereich feststellen lassen.Und Dich fragen warum dein Partner in spe Dich als Teilhaber,einen "Berufsfremden",haben will.
Ich war zweimal in einer GBR und habe erst dann begriffen.Beim letzten Mal haben 3 Leute den Umsatz erwirtschaftet (man ist ja jetzt Chef und muß sich ins Zeug legen und dies 18/6) und zwei andere haben Geld ausgegeben.

Also GBR nie wieder.Was die rechtliche Seite anbelangt....meine Vorredner sagten es schon..nur fachkundigen Rat einholen.

LG

....da sicher auch Asche im Spiel sein wird,macht 'ne GmbH , habe ich jetzt auch und bin's zufrieden.

tyr
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Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#8

Beitrag von tyr » Di 10. Jul 2012, 23:23

Das mit dem grünen Kennzeichen scheint eine gemeindespezifische Auslegungsache zu sein. Letztlich entscheidet das Finanzamt drüber, nicht die Zulassungsstelle. Bei mir hier reiche, nach Aussage des Finanzamtes, ein halber Hektar Wald, Wiese oder Acker, Eigentum oder Pacht. Andere Bedingungen gibts nicht.

Manfred

Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#9

Beitrag von Manfred » Mi 11. Jul 2012, 08:36

Ist zwar etwas OT, aber das Thema grüne Nummer wurde unlängst auch im Landtreff diskutiert.
Bei mir hat die Zulassungsstelle nach Rückfrage beim Finanzamt eine Bescheinigung der landwirtschaftlichen Berufsgenossenschaft verlangt.
In BW scheinen die Finanzämter seit einiger Zeit eine Gewinnerzielungsabsicht zu verlangen, ähnlich wie bei der Privilegierung von Bauten im Außenbereich. Kann mir aber nicht vorstellen, dass das vor Gericht Bestand hätte. In der Verordnung steht, dass die Fahrzeuge ausschließlich land- und forstwirtschaftlichen Zwecken dienen dürfen. Sprich wenn der Hänger auf die Landwirtschaft läuft, darf ich damit z.B. nicht mal eben für den Nachbarn eine Palette irgendwas aus dem Baumarkt holen. Fällt das bei einer Olizeikontrolle auf, gibt es eine Strafe. Hier gab es auch schon Anzeigen, wenn z.B. ein Bauer mit grünen Nummern an den Fahrzeugen in Lohn Erdaushub für ein Bauunternehmen gefahren hat. Bei solchen Kleinigkeiten haben unsere Behörden die Augen und Ohren ganz weit offen. Sonst müssten sie sich ja um großen Fische kümmern...

roland
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Re: Selbständig als Landwirt - Biolandhof

#10

Beitrag von roland » Mi 11. Jul 2012, 09:27

zaches hat geschrieben:Viel Glück Du Lieber! Und lass Dich nicht von Deiner fehlenden Ausbildung schrecken, es gibt genug erfolgreiche (= Glückliche) Quereinsteiger auf der WElt...
:daumen:

ich denke, ich hab noch ne wichtige Info nicht genannt: es geht hier um einen Kleinhof unter der Hektargrenze für die Alterskasse.
Auch ist der Hof nicht zum Gelderwerb ausgerichtet sondern soll neben dem Eigenbedarf soviel erzeugen, das wir das notwendige Geld zusammenbekommen. Eben SV auch im Kapitalbereich ;). Somit ist auch die Vorraussetzung eine andere als bei den von Knecht beschriebenen Versuchen, denke ich .

Sabine: die persönlichen Dinge oder auch Konzeptfragen möcht ich gerne aus dem Forum draussen lassen. Gerne per PN.
Aber grundsätzlich sehe ich es so, das eine gemeinsame Hofführung ähnliche Nutzen/Risiken wie eine Ehe bietet: gemeinsam sind wir stark, aber wenns nich mehr gemeinsam geht müssen Wege gefunden werden. Im Gegensatz zur Gemeinschaft mit einem Eigentümer ist aber wenigstens der Sachliche Hintergrund klar.
Knecht hat geschrieben:solltest Du nachvollziehbar deinen Aufgabenbereich feststellen lassen.Und Dich fragen warum dein Partner in spe Dich als Teilhaber,einen "Berufsfremden",haben will.
Ist es! ;)

Ja, wie so oft ist die Frage, was eigentlich die Frage ist ;)
Also stell ich mal konkrete Fragen: sind eure GbR´s mit Schulden gescheitert,
-weil: zum Aufbau ein Kredit genommen wurde, der nicht zurückbezahlt werden konnte?
-weil durch einen Haftpflichtfall/Strafe/... hohe unerwartete Ausgaben waren?
-weil einzelne sich bereichert haben?

GmbH: wo ist da der Haken, warum machen so viele GbR, wenns auch mit beschränkter Hafung geht?

Roland

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