Selbstversorger Spezialisierung oder Vernetzung im Verkauf ?

Olaf
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Re: Selbstversorger Spezialisierung oder Vernetzung im Verka

#11

Beitrag von Olaf » Sa 5. Mär 2016, 13:53

Edit: K&R hat zwischenzeitlich was geschrieben, geh ich unten noch drauf ein.
Ja, das ist es.
Wir haben lange drüber nachgedacht.
UNd wir haben nicht mal die schlechtesten Voraussetzungen.
Chris1 hat neben seinem Restaurant einen Hofladen, der wird nur in der Spargelsaison benutzt, ist baulich integriert und also mitgepachtet.
UNd, logischerweise abgenommene Gewerbeküche, die zumindest als Alibi taugen würde.
So, aber wenn man ernsthaft drüber nachdenkt:
Was willste da verkaufen?
Hühnereier, Wachteleier? Is nicht, ohne Packstation.
Und für, wir könnten ja aufstocken, 3 Schachtel Hühnereier und 5 Schachteln Wachteleier lohnt das nicht.
Käse? Ja toll! Zu Spitzenzeiten hatten wir mal 4 Liter Ziegenmilch am Tag, handgemolken.
Stell ich mich also jeden zweiten Tag hin und mach aus 8 Litern ein kg Käse? Selbst wenn, milchmädchenmäßig 1 Euro an 100 gramm hängen bleibt? Nö, danke! Es ist nämlich richtig Arbeit.
EInfrieren ist nicht, dann darf man es formal nicht mehr Käse nennen, und zukaufen wiederspricht ja der Idee.
*lach*, ja, da könnt ich mich doch den anderen Tag von jedem zweiten hinstellen und Brot backen!
Toll, in meinen Backofen passen aber nur 5 kg, schon in Kastenform.
Beim Brot bliebe immerhin mehr hängen als beim Käse.
Chris würde gerne Liköre machen, ist sich sogar mit der Hygienetante einig geworden, dass sie den Alkoholhehalt misst, der muss nämlich exakt übereinstimmen mit dem, was auf dem Etikett steht. Aber, als Hobby mag das ok sein, aber das ernsthaft nebenbei zu machen?
Sein Opa ist Jäger und ein Meister des Räucherns und Wurstens, aber auch der käme nicht auf sinnvolle Mengen.
Idee ist abgehakt, zumal einem von dem kläglichen Gewinn auch noch das Finanzamt seinen Teil nehmen würde.
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Frau R. gegenüber, Rentnerin, macht jedes Jahr 60 Enten und 60 Gänse, auf einer Fläche, wo wir so unsere max. 15 Hühner halten.
Ohne Bademöglichkeit!
Ist es das, was wir wollen? Nö!
Vor Weihnachten kommt dann der Viehttransporter und holt die zum Schachten und Rupfen ab, und kurz danach ist dann die Strasse zugeparkt, weil die Leute sich ihre vorbestellten Viecher abholen. Sie nimmt 10 Euro/ kg, das Schlachten kostet 5 proTier.
Ob und wie das versteuert wird weiß ich nicht, ich denke aber, das ist legal, was sie da treibt.
Aber nicht unser DIng. Bislang haben wir auch nur wenig verkauft, weil wir das meiste selber essen, reinen Gewissens, so war das auch gedacht.
Wenn, dann nehmen wir 13, egal ob Huhn oder Gans.
Dieses Jahr haben wir Gänsekonni versprochen, seine Stammkundschaft zu übernehmen, der ist ab Sommer für ein Jahr in Australien. Geht um 8 Gänse oder so, meine Frau weiß das, die haben das ausgemacht.
Da müssen wir uns aber auch schon einen suchen, der beim Schlachten hilft. Mit Konrad war das einfach, erstens, wir sind Freunde und denken nicht über Geld nach, zum andern ist es uns wechselseitig eine Freude helfen zu können, er kriegt eben Gössel ab oder ich brüte für ihn, er schlachtet, aber ich und auch er rechnen das nicht in Euro um.
So, um es kurz zu machen (ja, das war ein Witz), wir sind ja beide nicht in diese dörfliche Struktur hineingeboren. (Im Gegensatz zu Konrad und Chris, beides übrigens Klassenkameraden meines Sohnes.)
Aber man muss gucken, wie die andern das machen, die kleinen legalen und illegalen Tauschgeschäfte, es fließt nur ganz selten Geld.
Um jetzt aber schnell noch die Kurve zu kriegen: Man sollte sich schon spezialisieren, einfach, dass die andern sagen, geht mal zu dem, der hat das oder der kann das. Und da sollte man, wir zumindest handhaben das so, im Vertrauen auf das gute im Menschen, auch durchaus in Vorleistung gehen. Wir sind nur selten auf die Schnauze gefallen, und es lebt sich so sehr nett. (Wir staunen manchmal immer noch über uns selbst, wie gut das funktioniert. Dorf eben, aber das definiert sich nicht geografisch)
LG
Olaf
Nachsatz: Ja, Angela, auch das. Es ist z.T. unabgesprochen, aber es funktioniert, ich bau z.B. keine Zuchinis mehr an, weil meine Nachbarin eh zu viel hat. Im Gegenzug hab ich letztes Jahr ihre jämmerlichen Gurken angeschaut und gesagt, lass es einfach (Kriege heraus, was Du nicht kannst und dann lass es), die paar Gurken, die du brauchst produzier ich mit.
Dafür wird aber ihr Chinakohl was, wohl, weil sie Asiatin ist. Komischerweise erträgt sie es allerdings nicht, was geschenkt zu bekommen, die Kulturen sind eben unterschiedlich, sie muss dann immer gleich was zurückschenken. Ich bin da völlig schmerzfrei, ein Danke muss reichen :lol:
Aber die Nachbarn wissen natürlich auch, dass ich Mist habe und dürfen sich daran bedienen.
Aber da fall ich ja nun voll aus dem Raster der Permies, den Mist habe ich natürlich nur, weil ich für unsere Viecher jede Menge "von draußen" zukaufe, Heu und Stroh, aber das hilft uns allen weiter auf dieser Kiesgrube hier.
Edit 2. Zum andern bringen die Nachbarn aber auch alles, was noch tierverwertbar ist, schneckenzerfetzte Salate, Baumschnitt rüber zu uns. Sie fragen zwar immer noch, kennen sich aber so gut aus, dass ich eigentlich immer nur mit "ja, gerne" antworte.
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Re: Selbstversorger Spezialisierung oder Vernetzung im Verka

#12

Beitrag von kraut_ruebe » Sa 5. Mär 2016, 19:23

hafer und in manchen jahren auch ein wenig heu kaufe ich auch von bauern für meine tiere zu. diesen winter gabs in den paar wochen mit dem geklemmten ischiasnerv auch einen sack rübenschnitzel vom lagerhaus, nur ums mir leichter zu machen.

manchmal muss auch etwas geld im kreis mitlaufen :)
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Re: Selbstversorger Spezialisierung oder Vernetzung im Verka

#13

Beitrag von henmen » Fr 25. Mär 2016, 13:08

CSA oder solidarische Landwirtschaft ist die Vernetzung von Landwirt/Gärtner und Konsument. Je nach vertraglicher Ausgestaltung sind die Konsumenten Miteigentümer der Ernte (nicht des Hofs) und deshalb fallen hier viele rechtliche Vorschriften und Einschränkungen zur Bearbeitung und zum Verkauf von Lebensmitteln normalerweise weg, weil rechtlich nur eine interne Weitergabe unter Eigentümern stattfindet. Der Landwirt /Gärtner kalkuliert seine jährlichen Kosten inkl. Gewinnaufschlag und die Konsumenten/Teilhaber zahlen eine monatliche Pauschale, die in Summe, die kalkulierten Kosten decken (üblich ist, dass die einzelnen Teilhaber Gebote abgeben statt feste Summen zu vereinbaren - einzelne wohlhabende Teilhaber unterstützen damit "solidarisch" diejenigen Teilnehmer/Familien, die sich ansonsten kein Bio leisten können). Vorteil für den Landwirt/ Gärtner ist, dass er ohne Vermarktungsaufwand und Risiko seine Produkte schon vor dem Pflanzen vermarktet hat. Der Vorteil für den Teilhaber ist, dass er genau weiß woher seine frischen Lebensmittel stammen und die (in der Regel nach Bioland oder Demeter Richtlinien) angebauten Produkte, zu einem weitaus geringerem Preis als im Biohandel erhält und die Möglichkeit hat, auf Wunsch selbst an der Arbeit teilzunehmen.

Nachteil, wenn man es denn so nennen kann für den Landwirt/ Gärtner ist, dass er eine möglichst breite Palette von Lebensmitteln anbieten/ anbauen und sich öffnen muss und zulassen, dass zumindest an einem (Abhol-) Tag in der Woche, zahlreiche Menschen zu ihm auf den Hof kommen. Nachteil für den Teilhaber ist, dass er bei einem Ernteausfall mit im Boot sitzt und dieses Risiko mittragen muss.

In Deutschland gibt es aktuell 100 bestehende CSA Höfe und weitere 100 sind in der Entstehung. In den USA, dem Geburtsland des CSA gibt es auch Segmentanbieter, die in CSA Form nur Eier, nur Gemüse, nur Rindfleisch, ... anbieten und sich so finanzieren.

Ich finde ein besonders gelungenes Beispiel ist der CSA Hof Pente: https://hofpente.de/ der aktuell 250 Teilhaber mit Gemüse, Brot, Eiern und Fleisch versorgen kann und vor CSA als typischer Nebenerwerbshof geführt wurde.
... auch so kann Landwirtschaft sein: http://www.polyfaces.com/trailer-deutsch/

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