Preise für (Bio-)Lammfleisch?

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Rhodeländer-Zucht
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Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#1

Beitrag von Rhodeländer-Zucht » Mo 14. Sep 2015, 00:44

Wir überlegen, zwei bis drei Merinofleischschafe zu halten: zur Landschaftspflege, Wollproduktion fürs Hobby der Frau und für die Lammfleischproduktion. Lammfleisch schmeckt uns sehr gut und ist wohl das Einzige, was sich noch am Schaf rentabel verkaufen lässt. Die gefährdete Zweinutzungs-Rasse wird bei uns in Sachsen gefördert, allerdings nur wenn man Herdbuchzucht betreibt. Wir werden/wollen mit Mini-Schafhaltung nicht reich werden. Der Lamm-/Lammfleischverkauf soll unsere Selbstversorgung zumindest kostenneutral bzw. in ein kleines Plus bringen. Die Haltungskosten für zwei Muttertiere und einen Bock über den Winter, Landpacht, Schafscherer, Tierarzt, Schutzeinrichtung im Wolfserwartungsgebiet... müssen alles bezahlt sein. :hmm:

Was nehmt ihr für küchenfertiges (Bio-)Lammfleisch? Schlachtet ihr selber oder lasst ihr schlachten? Mit welchem Alter schlachtet ihr? Oder verkauft ihr Lämmer an den Schlachter? Zu welchem Preis pro Lebendgewicht? Welche Schafrassen haltet ihr? Kennt ihr euch mit Förderungen aus?
LG, Rhodeländer-Züchter

Landfrau
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Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#2

Beitrag von Landfrau » Mo 14. Sep 2015, 14:52

Vergiss es!

- "bio" ist bei Lamm irrelevant, aus NZ kommt fast keines mehr und das in D erzeugte stammt von Freilandtieren, es gibt quasi keine Stallmast, und den Unterschied zwischen einer Bioweide oder einem x-beliebigen Deich als Weide schmeckt keiner.

- Schmecken tut man bei Schafen die Rasse, und zwar extrem und mit Merino schafft man nichts besonderes

- man kann sich mit Schafen eine goldene Nase verdienen, aber nicht mit dem Fleisch und nicht ohne Selbstausbeutung

- Zu Förderrmitteln schau auf der Seite deiner Landwirtschaftskammer

- Fördermittel sind nur Lug und Trug,. Was ohne Förderung nicht funktioniert, funktioniert gar nicht.

- Die Mehrkosten für die Herdbuchhaltung werden von den Fördermitteln nicht gedeckt

- Ein nächtlicher Tierarzteinsatz kann mehr kosten, als das Tier wert ist.

- Selberschlachten auf dem Hof von Tieren für den Fleischverkauf ist nicht, wenn man sich an die Rechtsnormen halten will. Zumindest wären die Kosten für die notwendigen Investitionen auch mit 2000 Schafen pro jahr nicht zu erwirtschaften

- man kann sich so eine Schafhaltung natürlich schönrechnen, aber ein Sack Lämmermilch für eine Flaschenlamm sprengt die rechnung. Darum geben Schäfereibetriebe diese Lämmer oft fast kostenfrei ab oder töten sie.

- -Schlachten, wenn die Lämmer anfangen würden, geld zu kosten, also wenn kein Weidegang mehr möglich ist und Heu und KF gegeben werden müsste. Die Lämmer zu wintern kostet und außerdem nehmen sie meist ab in der Zeit.

- Ein Schutzzaun gegen Wölfe ist , nunja, recht kostspielig. HIer herum nehmen die Weidediebstähle zu, nicht durch Wölfe, vermutlich sind es eher hungrige unterbezahlte Deutschlehrer, die sich da gütlich tun, man sollte also nicht davon ausgehen, seine Schafe fernab dauernd auf der Weide lassen zu können.

- Preise: man kann wohl bis zu 45 Euro / kg für Filet erzielen, aber davon gibt es nur ein paar Gramm. Manche Hundehalter, die glauben, ihrem Hund damit Gutes zu tun, zahlen angeblich 4 Euro pro kg für Lammrippen. Innereien nimmt in D (von den Dt muss man inzwischen hinzufügen) keiner geschenkt. Irgendwo dazwischen bewegen sich die Preise. Nachgefragt sind faktisch nur die Edelteile.

- Vom Schafscherer weiß ich, dass vor den muslimischen Feiertage die Schafpreise ins astronomische steigen und dieser Markt wächst ja grad gigantisch, noch dazu, da die Schafhaltungen abnehmen. Ein türkischerSchlachter hier herum telefoniert regelmäßig seine Schlachtkunden ab, ob sie Tiere abzugeben haben - ein Wachstumsmarkt, juchhee, die Einwanderungswelle hat doch wirklich noch viele unentdeckte gute Seiten!!

So, das klang nun alles sehr entmutigend, aber Flausen und Rosinen im Kopf schafft jeder von alleine.
Schafe sind ein feines Hobby, nette Tiere, sehr angenehm.
Socken und Pullis aud ihrer Wolle eine Wonne.
Man sollte nicht auf den Pfennig gucken müssen, wenn man sich welche anschafft.

Wenn das gegeben ist. nur Mut! Aber versucht nicht, die Entscheidung für die Schafe mit einer Wirtschaftslicjeitsbetrachtung zu legitimieren. Wenn ihr sie euch leitsen könnt und wollt: man tau und von Herzen guten Erfolg wünsche ich euch!

Selam aleikum!

Landfrau
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

Schafmelker

Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#3

Beitrag von Schafmelker » Mo 14. Sep 2015, 15:32

So schlimm ist es nicht!

Wir haben für unser Biofleisch immer 10€ pro Kilo bei Abnahme eines halben oder ganzen Lammes genommen. Was dich die Haltung bzw. die Produktion der Lämmer kostet hängt von deinen Gegebenheiten vor Ort ab. Merinos liefern schönes Fleisch wenn es langsam wachsen kann. Die Haltung entscheidet nicht allein über den Geschmack ist aber mit hauptverantwortlich. Merino ist auch nicht gleich Merino, da gibt es verschiedene Typen. Merino ist keine Rasse sondern ein "Schaftyp".
Lebendpreis ist bei uns 2,20 / kg. Es ist kein Problem lebende Lämmer zu verkaufen aber der Fleischverkauf ist etwas komplizierter. Neben den Edelteilen verkaufen wir sehr leckere Würste die aus allem anderen Fleisch gewonnen wird. Ein paar Ideen sollte man da schon haben.
Bio ist nicht zwangsläufig irrelevant wenn man betrachtet welche Futtermittel zum Teil in der Winterzeit oder in der reinen Stallmast verfüttert werden. Schafe fressen nämlich nicht nur Gras, sondern auch Kraftfutter deren Inhaltsstoffe man durchaus im Auge behalten sollte.
Bitte beachte das du es nur BIO nennen darfst wenn du zertifiziert bist, es gibt da schöne kostspielige Abmahnwellen.
Schur und Klauenschnitt kosten übrigens nichts wenn man es selbst macht. Nicht immer so negativ Kollegen!
Die Schlachtkosten variieren hier bei uns zwischen 23€ und 53€ fürs schlachten und grob zerlegt. Manche Metzger werden dir gerne ein oder zwei Lämmer abkaufen, der Viehhändler nimmt alle aber er zahlt nicht so gut. Bei der geplanten Herdengröße wirst du sicher selbst genug Kunden finden.

Beste Grüße Paul
www.Milchschafzucht-Gersch.de

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osterheidi
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Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#4

Beitrag von osterheidi » Mo 14. Sep 2015, 17:54

was landfrau schreibt kann ich nur bestätigen.
zum verkauf nutze ich alte privatkunden, ansonsten ist es bei zwei schafen mit nachwuchs nicht machbar. und da muß man selbst den rest essen/verwerten den die kunden nicht haben wollen wenn gute absatzmöglichkeiten in der nähe sind kann man sich vielleicht was aufbauen aber so habe ich euer ansinnen nicht verstanden.
schafe sind ein relativ aufwändiges hobby und es passt wenn mindestens zwei bezugspersonen für die tiere da sind. wichtig sind auch schäferkontakte in der nähe. die weide muß regelmäßig gewechselt werden, futter zugekauft evtl. , der stall muß passen, das umfeld (wir sind inzwischen im wohngebiet) , klauenpflege ist auch nicht immer so einfach usw. für die haltung von zwei schafen gebe ich gerne noch tipps bei bedarf

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Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#5

Beitrag von Reisende » Mo 14. Sep 2015, 18:19

Rhodeländer-Zucht hat geschrieben: Wir werden/wollen mit Mini-Schafhaltung nicht reich werden. Der Lamm-/Lammfleischverkauf soll unsere Selbstversorgung zumindest kostenneutral bzw. in ein kleines Plus bringen.
das kannst du vergessen. mit etwas glück kannst du die sv mit lammfleisch vergünstigen oder kostenneutralisieren. ich habe zuletzt 6 lämmer geschlachtet. mit dem verkauf der hälfte hatte ich meine drei zum selberessen “umsonst“. aber noch keine futterkosten reingeholt.
preise lagen im bereich wie von paul geschildert.
klauenpflege mache ich selbst. scherkosten sind mit 4,- pro schaf zu vernachlässigen. da lohnt selbermachen nur bei entsprechender großer herde. für die kosten einer schermaschine kann ich 20 jahre lang scheren lassen.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#6

Beitrag von der.Lhagpa » Mo 14. Sep 2015, 18:22

Reisende, schlachtest Du selbst oder lässt du schlachten?

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Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#7

Beitrag von Reisende » Mo 14. Sep 2015, 18:34

wir lassen schlachten. und wursten. bei der wurst liegt die höchste gewinnspanne.

sonst würde ich davon nichts verkaufen wollen. da hat lf nämlich recht
Selberschlachten auf dem Hof von Tieren für den Fleischverkauf ist nicht, wenn man sich an die Rechtsnormen halten will.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

Schafmelker

Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#8

Beitrag von Schafmelker » Mo 14. Sep 2015, 20:20

Theoretisch alles richtig!

Aber was ist denn wenn der Neuling eine große Weide hat und sein Futter selbst werben kann? Wenn er bei e..y eine Schermaschine von einem alten Herrn fürn Fuffi kauft und er versteht das man auch nur ein Schaf verwursten und verkaufen kann.
Sowas gibt's!
Gern beschriebenes Szenario: Du hast kein eigenes Futter, alles sau teuer. Deine gekauften Schafe werden die Hinke haben und der Händler hat dich verarscht. Fleisch wirst du nicht los, wir machen das alles nur so Spaß. Der Wolf und der Dieb sind dein größter Feind.

Hört doch bitte mal auf damit, es gibt Leute die fahren ihren Betrieb mit 1000 Schafen vor die Wand und es gibt Füchse die aus 3 Tieren Gewinn ziehen. Es ist alles eine Frage der Gegebenheiten und der Motivation. Ich setze voraus, das der Arbeitseinsatz nicht gerechnet wird aber das weis ein Hühnerzüchter genauso wie das Zäune kontrolliert werden müssen.

Schade das überwiegend schwarz negativ berichtet wird...

Edit: Gebt einfach mal Gas in der Vermarktung und passt eure Tierzahlen an! Ist nicht einfach aber es geht schon einiges WENN die Verhältnisse vor Ort passen. Ich stelle selbst gerade von Milch auf Fleisch um und reduziere. Ist ein anderes Gebiet aber auch da geht immer was. Wer unter widrigsten Umständen Schafen hält sollte es niemandem anderen madig machen sondern realistisch bleiben.

Grüße

mot437
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Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#9

Beitrag von mot437 » Mo 14. Sep 2015, 20:21

Ach anne. Waerst du naher kontest meine schermaschine auslenen. .....

Aber. Bei fier euro pro schaf ..... Lont sich wirklich nicht
Sei gut cowboy

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Re: Preise für (Bio-)Lammfleisch?

#10

Beitrag von Reisende » Mo 14. Sep 2015, 21:02

Schade das überwiegend schwarz negativ berichtet wird
da fühle ich mich missverstanden.
ich berichte nicht negativ sondern realistisch aus meiner situation, weil danach gefragt wurde. du hast mir doch grade selbst erst erzählt, dass du auf rinder umstellst weil die schafe ohne milch nicht rentabel genug sind! und du hast traumhafte bedingungen im vergleich zu mir. schon alleine was die pachtpreise angeht.
und ich will ja keinem die schafhaltung madig machen, schließlich bin ich selbst noch mit begeisterung dabei. ;) ich glaube nur nicht, dass man mit 3 schafen seine SV subventionieren kann.
da ich laktose und gluten hervorragend vertrage, leiste ich mir als ausgleich dafür einige intoleranzen im zwischenmenschlichen bereich.

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