Unabhängigkeit vom Amt

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Schwarzerde
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#31

Beitrag von Schwarzerde » Do 8. Nov 2012, 11:45

Offensichtlich muß ich ein bißchen zusammenfassen.

Ich halte das Gewerbe noch und werde bis Februar als Aufstocker behandelt.

Die 86 m² reduzieren sich um den Büroanteil von 32 m² (hab´s extra nochmal ausgemessen).
Sollte ich meine Idee in die Tat umsetzen, würde auch das Wohnzimmer mit 27 m² in den gewerblich genutzten Bereich fallen.
Dann liege ich deutlich unter 50 m² Wohnraum und habe nur noch 1,5 Zimmer zur Verfügung. Damit könnte ich aber für eine Weile gut leben.

Seit ich realisierte, daß das Geschäft den Bach runtergeht, suche ich aktiv eine feste Anstellung.
Nur ist es tatsächlich so, daß hier in Bremen, die Arbeitsangebote sehr knapp sind.
Einen Teilzeitjob auf Karte findet man überhaupt nicht mehr.

Hinzu kommt, daß ich mit 48 Jahren relativ alt bin.
Die Schwerbehinderung macht die Jobsuche auch nicht leichter, im Gegenteil!
Meine Einschränkungen sind so gelagert, daß ich nur für kurze Zeiträume eine Tätigkeit durchgehend ausführen kann.
Also alle 30 Min vom PC aufstehen - max. 2-3 Stunden körperliche Arbeit / Tag (wenn es mir gut geht) - Zwangshaltungen, wie den Kopf dauerhaft senken bei Sortierarbeiten, gehen gar nicht.
Insgesamt 14 Jahre Selbständigkeit sind auch nicht unbedingt förderlich.
Offensichtlich suchen die Personaler nur noch devote Menschen, die sich problemlos führen und gängeln lassen.

Dabei würde mir das Amt sogar einen Arbeitsplatz fördern.
Die Konditionen sind gar nicht schlecht. Mich, als ehemaligem Arbeitgeber, hätte das gereizt, wenn ich Bedarf an mehr Personal gehabt hätte.

Im Grunde kann ich allerdings keine berufliche Qualifizierung vorweisen.
Meine Ausbildungen liegen Jahrzehnte zurück. Das jüngste Arbeitszeugnis ist 16 Jahre alt.
Somit weiß ich nicht einmal so wirklich, in welcher Branche ich unterkommen könnte.

Unter diesen Umständen fällt mir nichts anderes ein, als es noch einmal mit einer Selbständigkeit zu versuchen.
Hier kann ich mir die Arbeit so einteilen, daß ich sie auch wirklich packe.

Eine unserer ersten Ideen war es auch, aufs platte Land zu ziehen.
Ich sorge für den täglichen Bedarf und mein Weib bringt das nötige Kleingeld rein.
Dem steht aber entgegen, daß ich keinen PKW besitze und mein Weib keinen Führerschein hat (sehbehindert).

Es wird wohl auch nicht wieder ein Privatfahrzeug ins Haus kommen.
Abgesehen von meiner Abneigung gegenüber Explosionsmotoren muß ich täglich starke Schmerzmittel nehmen.
Mein letzter Wagen stand 6 von 7 Wochentagen in der Garage, weil ich es unverantwortlich finde unter solchen Umständen zu fahren...
Ein Job als Kurierfahrer, o. ä., scheidet also auch aus.

Im Grunde kann ich keine berufliche Qualifizierung vorweisen.
Meine Ausbildungen liegen Jahrzehnte zurück. Das jüngste Arbeitszeugnis ist 16 Jahre alt.
Somit weiß ich nicht einmal so wirklich, in welchem Beruf ich unterkommen kann.

Unter diesen Umständen fällt mir nichts anderes ein, als es noch einmal mit einer Selbständigkeit zu versuchen.
Hier kann ich mir die Arbeit so einteilen, daß ich sie auch wirklich packe.

Es wurde auch die Frage gestellt, ob ich mit der Schilderwerbung überhaupt die richtige Zielgruppe ansprechen würde.
Die Straßen, an denen ich lebe, führen beide direkt zu einem riesigen Kleingartengebiet, das sich mehrere Vereine teilen.
Hinzu kommt, daß hier in der Gegend fast jedes Haus über einen Garten verfügt.

Wie auch immer wir uns entscheiden, ich bedanke mich jetzt schon ganz herzlich bei Euch.
Ihr habt uns viele gute Gedankenanstöße geschenkt und mir eine Motivation gegeben weiterzudenken.
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#32

Beitrag von Sabi(e)ne » Do 8. Nov 2012, 12:06

Die Straßen, an denen ich lebe, führen beide direkt zu einem riesigen Kleingartengebiet, das sich mehrere Vereine teilen.
Hinzu kommt, daß hier in der Gegend fast jedes Haus über einen Garten verfügt.
Das ist doch schon ein absolutes k.o. Kriterium... :eek:

Deine Gärten sind aber nicht in einer Kleingartenanlage, oder?
Da würdest du nämlich die fristlose Kündigung bekommen, weil im Bundeskleingartengesetz explizit steht "zur nicht-gewerblichen Nutzung". Ohne Ablöseerstattung.
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#33

Beitrag von Spottdrossel » Do 8. Nov 2012, 12:56

Sabi(e)ne hat geschrieben:
Die Straßen, an denen ich lebe, führen beide direkt zu einem riesigen Kleingartengebiet, das sich mehrere Vereine teilen.
Hinzu kommt, daß hier in der Gegend fast jedes Haus über einen Garten verfügt.
Das ist doch schon ein absolutes k.o. Kriterium... :eek:
Ich interpretiere den Gedankengang so, daß er dort potentielle Kunden sieht, die halt statt Spezialerde aus dem Baumarkt TP von ihm beziehen.
Da wir selber mal bei einer Zielgruppeneinschätzung komplett daneben lagen (wir dachten doch tatsächlich, vorbeiziehende Schülerhorden bringen auch Nachhilfeschüler :bang: ) empfehle ich, in diesen Gärten mal die Lage zu sondieren - ob da eigene Kompostrituale praktiziert werden oder eher zugekauft wird.
Und als Werbeargument müßte Dein Garten natürlich ausreichend "neiderregend" aussehen, damit die eher konservative Kundschaft einen Versuch wagt.
Als Plan B könntest Du mal kalkulieren, bis zu welcher Gewichtsklasse ein Versand noch Sinn machen würde - Manufactum vertickt schließlich auch Pferdeäppel mit Goldrand ;) .
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#34

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 8. Nov 2012, 14:17

Hallo Schwarzerde,
mit den rechtlichen und amtlichen Gegebenheiten kenn ich mich nicht aus- die Frage, wie du die "Schwarzerde" und das dazu nötige Wissen vermarkten könntest, wäre wichtig.
Denn wer einfach so ein paar Säcke schwarze Erde kauft, müsste Hintergrundwissen haben- und wer dieses Wissen hat, macht sich die Erde teilweise wieder selbst.
Also bräuchtest du Kundschaft, die von der überragenden Wuchskraft auch ihre Zimmerpflanzen damit beglücken will.
Gruss
hobbygaertnerin

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Schwarzerde
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#35

Beitrag von Schwarzerde » Sa 10. Nov 2012, 12:24

Im Kleingarten geht es nicht, das ist mir klar. Aber Danke für den Hinweis, das wäre ein übler Stolperstein.

Das Gesamtkonzept beinhaltet doch einiges mehr, als nur Erde.
Die TP würde ich ohnehin nicht als fertiges Pflanzsubstrat anbieten, sondern als Dünger.
Das machen bereits ein paar Firmen und scheinen Erfolg damit zu haben.

So verrückt es vielleicht aussieht - ich würde es sogar begrüßen, wenn sich die Leute Terra Preta selbst machen.
So verbreitet sich das Rezept schneller und erreicht vielleicht auch Großverbraucher, wie Gärtnereien und landwirtschaftliche Betriebe. Hier steht Philosophie gegen die Notwendigkeit Umsatz zu machen.
In den angedachten Workshops würden auf jeden Fall auch die Herstellung und der Umgang mit TP vermittelt werden.

Wir haben das hier inzwischen soweit besprochen, daß ich erst einmal prüfe, ob ich mit einem Nebengewerbe starten kann.
Parallel dazu bleibe ich am Ball und suche weiter aktiv eine Teilzeitanstellung.

Schwierig wird es, den Hausgarten so zu gestalten, daß sich sowohl die Geranienfreunde/Innen mit ihrem Blaukorn, wie auch alternative GärtnerInnen wohl fühlen, weil sie das Konzept verstanden haben.
Das braucht Zeit, die aber langsam knapp wird. Mit Geld kann ich das nicht forcieren, weil ich keins habe...

Ich geh jetzt erst mal raus - es ist recht warm und trocken.
Eine Palette wartet darauf bespannt und dann mit guter Erde gefüllt zu werden.
Damit hole ich mir meine Küchenkräuter direkt an die Küchentür und die alte Klinkerwand wird ein bißchen aufgehübscht.

Euch allen ein schönes Wochenende!
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#36

Beitrag von Kaufnix » Sa 10. Nov 2012, 16:02

Was hältst du davon, zusätzlich noch Kompostwürmer zu züchten und zu verkaufen? Damit haben sich in den letzten Jahren einige selbständig gemacht - auch "Langzeitarbeitslose". Für ein Kilo Würmer kannst du lässig 24E verlangen und sie passen in dein Düngerkonzept. Nebenbei kannst du Wurmhumus, Komposttee, handgearbeitete Wurmkisten und Kleinpackungen Würmer an Angler verkaufen. Ein Internetshop würde deinen Kundenkreis extrem erweitern. Wenn du nicht gleich eine eigene Präsenz aufbauen willst, erstmal 25kg Säcke Terra Preta oder Wurmhumus auf eBay verkaufen und dann später in deinen Auktionen auf deinen Shop verweisen. So kannst du Kunden gewinnen ohne dass deine Seite hoch bei Google platziert ist. Wenn du aussagekräftige Texte und ein hübsch gezeichnetes Logo hast, geht vieles besser.

Die hohen Krankenkassenbeiträge für Selbstständige (die eine Unverschämtheit sind) kriegt man gestemmt, indem man einen 400E Job annimmt und sich "freiwillig" versichert (130E) oder ein Studium aufnimmt und als Student (80E) statt der halsabschneidenden 330E zahlt. Viele Selbständige machen das so. Ist natürlich illegal, aber die Krankenkasse hat normalerweise keine Handhabe dich auf Herz und Nieren nach weiteren Verdiensten zu prüfen.

Ich wünsche dir jedenfalls ganz viel Erfolg. Beim Thema ALGII krieg ich jedesmal das Kotzen. Nur ein weiterer Fall der zeigt, wie viel besser das bedingungslose Grundeinkommen wäre.
In the world I see you are stalking elk through the damp canyon forests around the ruins of Rockefeller Center.
- Tyler Durden, Fight Club

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Brigida
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#37

Beitrag von Brigida » So 11. Nov 2012, 18:32

@ schwarze Erde,

Was hindert Dich denn daran, es einfach mal zu machen ??

Ich habe ein ähnliches Problem, nur wohne ich noch weiter außerhalb und total strukturschwach. Seit Erkrankung beziehe ich schon länger H4 und es wird sich auch nix ändern wenn ich nicht irgendwann 'ne umsetzbare Idee zur Selbständigkeit für mich finde. Da ich aufgrund fehlender Mobilität und vorgerückten Alters :hmm: als nicht mehr vermitelbar gelte, wäre das die einzige Möglichkeit zu Geld zu kommen.

Mein Berater auf der Arge hat mir lang und breit erklärt, ich könne "einfach" 'nen Gewerbeschein holen und dann loslegen - und monatlich penibel mit der Arge abrechnen.........
Ob Du nun Gründungsdinger in Anspruch nimmst und Dich so erstmal ans Amt kettest oder die nächsten Monate Deine Buchhaltung dort pünktlich vorlegst ist doch eigentlich gehupft wie gesprungen
Aber so könntest Du einfach "ausprobieren" ob Dein Konzept tragfähig ist

Zur Kompostwurmzucht steuere ich gerne kostenlos 6 cbm Pferdemist bei, den hier keiner haben will.......
Grüße, Brigida
*****************************
ich spinne.............

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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#38

Beitrag von sybille » So 11. Nov 2012, 18:46

Ich habs gemacht :)
Wichtig ist, das man das Ganze erstmal als Kleingewerbe mit Arbeitszeiten unter 16 Std./Woche laufen läßt. Nur dann kann man sich bei einer gesetzlichen KV freiwillig versichern. Ansonsten muß man sich für teuer Geld als Selbständiger versichern. Der Vorteil dabei ist auch, das man keine MwSt. ausweisen muß. Das spart einiges an Steuerberaterkosten.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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marion
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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#39

Beitrag von marion » So 11. Nov 2012, 20:27

sybille hat geschrieben:Ich habs gemacht :)
Wichtig ist, das man das Ganze erstmal als Kleingewerbe mit Arbeitszeiten unter 16 Std./Woche laufen läßt. Nur dann kann man sich bei einer gesetzlichen KV freiwillig versichern. Ansonsten muß man sich für teuer Geld als Selbständiger versichern. Der Vorteil dabei ist auch, das man keine MwSt. ausweisen muß. Das spart einiges an Steuerberaterkosten.
Soweit alles richtig, aaaaaber einen ganz wichtigen Punkt hast du vergessen:

Der jährliche Umsatz darf nicht über 17400,-€ liegen, sonst ist`s vorbei mit Klein/Nebengewerbe. Nicht zu vergessen, grade für Neulinge: Umsatz, nicht Gewinn.

Lieber Gruß,
Marion
Ich fühl mich, als könnte ich Bäume ausreißen.
Also, kleine Bäume.
Vielleicht Bambus.


Es wird ... :-)

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Re: Unabhängigkeit vom Amt

#40

Beitrag von Sabi(e)ne » So 11. Nov 2012, 20:44

Und du kriegst nur max. ein halbes Jahr aufstockende Leistungen als Kleingewerbler inkl.KV.
Danach muß das fluppen, oder du bist wieder voll in der Mühle.
Die lokalen Sinti hier, die als Scherenschleifer Gewerbe angemeldet haben (und real Schrotthandel betreiben) kommen damit ganz gut über die Runden und legen auch fleißig monatlich ihre mal eben im Wartebereich ausgefüllten Steuerhefte vor.... :bang:
Vor allem wohnt da keiner zusammen, offiziell, bei den Damen - das sind alles alleinerziehende Haushalte.... :bang:
(das Amt kann ihnen aber nicht das Gegenteil beweisen).

Du kannst nur deinem Bearbeiter logisch klarmachen, daß deine jetzige Wohnung deutlich besser fürs Gewerbe ist. Und wenn du im Haus Jungpflanzen vorziehen kannst, wäre das für Schrebergärtner auch noch ein Markt, wenn du Setzlinge anbietest, die es nicht überall gibt, oder schwer zu ziehen sind. Nicht jeder hat ein Gewächshaus oder den Platz für Heizmatten & Beleuchtung.
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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