Just in Time oder Just too Late?

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patrick7
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Just in Time oder Just too Late?

#1

Beitrag von patrick7 » So 14. Feb 2021, 15:01

Die deutsche Automobilindustrie werde aus der Tschechischen Republik, der Slowakei, aus Rumänien, Ungarn und Norditalien "Just-In-Time" beliefert, also erst bei tatsächlichem Bedarf. "Wenn das Bauteil nicht durchkommt, stehen die Bänder still."
https://www.tagesschau.de/wirtschaft/au ... n-101.html

Vorratshaltung lohnt sich ;)

Sven2
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Re: Just in Time oder Just too Late?

#2

Beitrag von Sven2 » So 14. Feb 2021, 15:22

Jain.
Vorratshaltung zahlt sich dann aus, wenn, wie in dem Artikel, die Grundvorraussetzungen sich ändern. Sobald sich das eingespielt hat, wird das vermutlich wieder laufen.
Um zu sagen, dass Vorratshaltung sich lohnt, muss man die Kosten für die Lagerhaltung gegenrechnen mit den Kosten für den Stillstand, der jetzt vorraussichtlich vorübergehend herrschen wird.

Wo Vorratshaltung sich auf jeden Fall lohnt, meiner Meinung nach, wäre um Situationen die unvorhergesehen sind abzumildern - oder um eine Schwemme zu bewältigen, oder eben gute Sachen für den Winter da zu haben. Wobei lohnen da auch in der Betrachtung des Einzelnen liegt.

Achja, und bei Sachen, die lange halten, wenn man eh Platz hat- Brennholz zum Beispiel ;)

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emil17
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Re: Just in Time oder Just too Late?

#3

Beitrag von emil17 » So 14. Feb 2021, 18:13

Es gibt da immer den Spagat zwischen Krisensicherheit und Effizienz.
Je effizienter, desto mehr macht man sich von anderen, von funktionierenden Infrastrukturen und von Dienstleistungen abhängig.
Wenn man eine Holzheizung hat, hat man eigentlich den Entscheid schon gefällt.
Ein Nachbar hat mir gesagt, wer Holz hat ist deshalb noch nicht reich, aber wer keins hat der ist arm
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#4

Beitrag von penelope » Mo 15. Feb 2021, 10:18

Gerade gehen ja auch wieder viele Artikel rund um den Flächenverbrauch für die vielen Neubaugebiete durch die Medien. Dass man, wenn man schon neu baut, so sparsam wie möglich mit der Fläche umgeht, ist ja schon sinnvoll (da fing die Diskussion ja an im anderen Thread). Innovative Lösungen, wie etwa Baugebiete mit gemeinschaftlich genutzen Versorgungsgebäuden, werden kaum umgesetzt. Ob es an der mangelnden Nachfrage oder am mangelnden Angebot liegt ... ? Wahrscheinlich ist es eine Kombination aus beidem.

Wer Flächen und Gebäude hat und die nicht nutzt ist natürlich nicht unbedingt schlau.

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patrick7
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Re: Just in Time oder Just too Late?

#5

Beitrag von patrick7 » Mo 15. Feb 2021, 10:50

Fur diejenigen die vielleicht nicht im "Brennholz Thread" haben mit gelesen, wo die Diskussion uber Vorratshaltung (oder nicht) ist angefangen:
viewtopic.php?f=43&t=19906&start=10#p407409

Das war ich ganz oben vergessen zu schreiben.

Mit fallt auf, dass verschiedene reden uber das lagern vom Brennholz im Haus, Gebaude oder im Neubau.

Dabei reicht es doch wenn das Holz uber einen Uberdachung liegt? Und am beste da, wo der Wind gut durch kann, damit es trocknet?
Da reichen ein paar Kantholzer und ein paar Wellenplatten.

Und zur not tut es auch einen Abdeckplane. Also wieso kosten fur Brennholz Lagerung?

In anderen Bereichen sind die Lagerkosten selbstverstandlich hoher. Dafur kommt dann nicht sofort alles zum stehen, wenn mal ein paar Tagen keinen LKW fahren.

Sven2
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Re: Just in Time oder Just too Late?

#6

Beitrag von Sven2 » Mo 15. Feb 2021, 11:00

Wieso Kostet das keine "Fläche"?

Wenn ich das Brennholz hier am Haus lagere, Brauch ich dafür Platz. An der Stelle kann ich z.B. kein Beet anlegen usw. Je nach dem wie groß mein Grundstück ist, kann ich entsprechend nur wenig Holz in Kaminnähe lagern. Und theoretisch Zahl ich für jeden qm Grundstück ja Steuer, Kaufgebühren usw.

Bei uns ist es Usus das Holz in Wald zu lagern, auf die Gefahr hin dass es geklaut wird. Kosten für mich: null. Aber um es zu verbrennen, muss ich's doch am Haus haben - also entweder Lagerplatz innen oder außen haben, oder ich hole es mir immer Portionsweise - also fast 'just in time', wenn mein Lager fast leer ist.

Den Luxus, einen eigenen Lagerraum fürs Brennholz zu haben, der im Sommer voll gemacht wird, hab ich nicht mehr/noch nicht - dafür Brauch ich auch viel weniger. Und muss mich um die rechtzeitige Füllung des Gastanks kümmern :holy:

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#7

Beitrag von penelope » Mo 15. Feb 2021, 11:09

Es ging ja im anderern Thread zunächst um Holzpllets. Die lassen sich nicht ganz so gut an einer Hauswand stapeln ;)

Was ich in diesem Zusammenhang sehr schade finde ist, dass in vielen Dörfern noch Kühlhäuser rumstehen, die nicht mehr im Betrieb sind. In quasi jeder zweiten Küche steht so ein riesiger Kühlschrank im "Ami-Style" (auch weil viele Leute keinen Keller mehr haben, in dem Getränke kühl stehen können) und die gemeinschaftlichen Kühlhäuser verfallen. Das ist wieder eines von vielen Beispielen, wo man sich fragen kann, ob wir gesellschaftliche eigentlich gerade Fort- oder Rückschritte machen.

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#8

Beitrag von Dyrsian » Mo 15. Feb 2021, 11:49

Naja, also bei allem Verständnis für das Problem Flächenverbrauch: Irgendwo müssen wir halt wohnen, und zu sechst in einer Zweizimmerwohnung ist jetzt auch nicht so prickelnd ne? Unsere EU-Mitbürger aus Rumänien und Bulgarien machen, notbedingt, so Sachen und knacken mit 15 Mann in einer kleinen Wohnung. Das führt zu hygienischen und sonstigen Umständen die teils so schlimm sind, dass diese Häuser von der Stadt geräumt werden. Ich sag nur: Task-Force Problemimmobilien!
Im Moment wird viel geschwafelt in den Medien von wegen "in die Höhe bauen" und so, aber gucken wir uns die Plattenbausiedlungen der letzten Jahrzehnte doch an! Das ist doch teils in wenigen Jahren dermaßen assig da geworden, dass da keiner mehr drin leben will! Und, ernsthaft, die einzelnen Wohnungen sind oft super geschnitten, warm, gemütlich. Aber es ist halt Hochhaus, das ist anonym, da kümmert sich keiner um den anderen, es verdreckt, vermüllt, zieht die falschen Leute an. Ich denke das Experiment "in die Höhe bauen" können wir getrost als gescheitert betrachten. Menschen sind keine Ameisen!
Thema Gemeinschaftseinrichtungen, Kühlhaus usw.: Jetzt mal ganz im Ernst, wer will denn bitte um sich ne Flasche kaltes Bier oder ein Eis aus dem Kühlschrank zu holen ins Dorf zum Kühlhaus latschen? Das war früher, als Kühlung ein Problem war, sicher sinnvoll, aber doch heute nicht mehr. Ich glaube da haben wir, und die Umwelt, andere Probleme. Und ob das so energetisch günstig ist wenn ein riesen Kühlhaus von 30 Leuten 150 mal am Tag geöffnet wird sei jetzt auch mal dahingestellt.
Gemeinschaftlich genutzte Dinge brauchen Leute, die sich darum kümmern und diese Leute wollen das in der Regel nicht kostenlos tun. Ansonsten werden die Sachen geklaut, kaputtgemacht, versifft, es gibt Streit und Unfrieden. Schade, aber so sind Menschen nun mal. Die Siedlungen von Krupp hier hatten mal eine Wäscherei, wo man seine Wäsche waschen konnte - wurde zugemacht, hat sich einfach nicht mehr gelohnt.

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#9

Beitrag von emil17 » Mo 15. Feb 2021, 12:58

Das Problem ist, dass gemeinsam genutzte Wirtschaftsgebäude auch bedeuten, sich mit Leuten auseinadersetzen zu müssen, mit denen man nicht unbedingt etwas zu tun haben will. Da wäre wenn schon für die Heizerei ein Blockheizwerk mit Anschlusszwang und individueller Verbrauchsabrechnung am sinnvollsten, dann spart man am meisten Fläche und die, welche bloss warm haben wollen, sollen mehr zahlen und haben dann nichts damit zu tun.

Seltsamerweise reicht es denen, die über zu teure Flächen für Heizmaterial jammern, problemlos für Zierrasen, Carport für Zweitwagen und dergleichen.

Wenn man mit Stückholz heizen will, sollte man sich beizeiten über die Logistik Gedanken machen, denn Holzscheiter korbweise zum Ofen tragen muss nicht sein.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#10

Beitrag von penelope » Mo 15. Feb 2021, 13:02

In den Kühlhäusern gab es natürlich (meine Eltern habe so eines noch auf ihrem Grundstück stehen) einzelne Fächer – man musste natürlich nicht immer gleich alles aufreißen. Ich denke schon, dass man das energieeffizienter lösen kann, wenn Kühlung zentral in einem gut isolierten Haus stattfindet und nicht der Kühlschrank mit Gefrierfach zwischen Herd und Heizung steht. Ein kleiner Kühlschrank für den täglichen Gebrauch in der Küche und irgendwo zentral im Ort eine Einheit in einem Kühlhaus für Vorräte wäre doch gut.

Klar geht der Trend in die Gegenrichtung und keiner will sich mehr um was Gemeinschaftliches kümmern. Ich finde es schade und fraglich, wie lange wir uns den Luxus dieses Egoismus noch leisten können.

Ich bin auch froh über mein freistehendes Haus mit etwas Platz drum rum. Aber ich bin nicht jedermann und Bedürfnisse sind ja durchaus unterschiedlich. Hier auf dem Land gibt es meiner Meinung nach zu wenig Alternativen zu dem klassischen Einfamilienhaus. Viele junge Leute haben zunächst erstmal noch keine Lust, sich um ein Grundstück zu kümmern, vielen Alten werden die großen Häuser irgendwann zu viel. Ich denke, es gäbe durchaus eine Nachfrage nach mehr unterschiedlichen Wohnformen auf dem Land. Die wenigen Projekte die ich kenne, wo in beispielsweise alte Höfe mehrere nicht allzu große Wohnungen gebaut wurden, sind total gefragt. Als Studentin habe ich auch zeitweise so gewohnt. In unterschiedlichen Lebensphasen sind ja oft auch die Ansprüche an den Wohnraum verschieden. Meine Oma wohnt praktisch in so etwas wie einer Tiny-House-Siedlung, die lang bevor es den Begriff gab gebaut wurde. Die ist da viel glücklicher als in dem alten großen Haus, was ihr zu viel wurde. Für diese Häuschen gibt es lange Wartelisten. So lange da nichts frei wird, bleiben die Senioren dann eben noch im großen Haus und die Dörfer weisen eben das nächste Baugebiet für Familien aus, die nichts passenden gebrauchtes finden und dann eben neu bauen.
Klar, es gibt tatsächlich eine ganze Menge Leute, die die gerade angesagte „Villa im Toskana-Stil“ auf der früher mal grünen Wiese mit jetzt grauen Pflaster und Gabionenzaun drum rum auch wirklich genauso haben wollen, aber einige Leute landen in diesen Siedlungen auch einfach aus einem Mangel an anderen Angeboten – ich wäre ja auch mal fast eine davon geworden und hab nochmal knapp die Kurve gekriegt ;-)

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