Just in Time oder Just too Late?

Meldung des Tages
Eberhard
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Re: Just in Time oder Just too Late?

#11

Beitrag von Eberhard » Mo 15. Feb 2021, 15:29

irgendwo zentral im Ort eine Einheit in einem Kühlhaus für Vorräte wäre doch gut
Das ist doch heute der Supermarkt. Bei diesem muss man keine Vorleistungen erbringen, und da sehr wenige wirklich zu Fuß gehen, genügt eine Autoerreichbarkeit.
Nachfrage nach mehr unterschiedlichen Wohnformen auf dem Land
Auf manche Nachbarschaft ist man da gar nicht so erpicht (gegenseitig): Der Misthaufen des Kleintierzüchters, der krähende Hahn, die grasende Rinderherde, Erntemaschinen, Pferdeäpfel auf der Straße usw. Wer Land will, sollte auch Land akzeptieren.
Wer Natur will, kann die sich auch auf den Breitwandbildschirm holen. Das kann man bei Bedarf auch ausschalten oder per Zeitschaltuhr laufen lassen.

Ein Haus ist nicht nur einfach wohnen.
Das ist auch Eigentum, was man nicht einfach umtauschen kann wie ein Auto. Da steckt auch eigene und Familiengeschichte drin, die man nicht einfach aufgeben möchte. Ein Bewahren für die nächsten Generationen ist manchem auch wichtig.
Die Wohnung in genau der passenden Größe wird auf Dauer auch schwer zu finden sein. Mit Kinderzuwachs wird es eng und zu eng, dazu käme noch der Hund usw. Wer kommt, der geht auch wieder, plötzlich hat man mehr Platz und Arbeit damit, als man möchte und verkraften kann.
Falls Familien es schaffen, in mehreren Generationen zusammen zu leben, wäre es auch nicht schlecht: Etwas Kindergarten und Altenheim mit allem dazwischen im organischen Verbund, und Platz und Arbeit könnte man verschieben.
Vorratshaltung lohnt sich
Als Kind habe ich es erlebt: Ein halbes Schwein aus der Hausschlachtung lag in Form von Blut- und Leberwurst im Keller, Kartoffeln gab es auch, Mehl und Zucker jeweils in einem Sack in der Vorratskiste in der Vorratskammer usw.
Da gab es auch keine Schneekatastrophe, weil da mal 5 oder 59 Zentimeter gefallen waren. Tempo und Arbeit und Bedarf wurden den Jahreszeiten angepasst.
Mit freundlichem Glück Auf!

Eberhard

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#12

Beitrag von Rohana » Mo 15. Feb 2021, 17:17

Dyrsian hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 11:49
Menschen sind keine Ameisen!
Warum nicht im Hochhaus wohnen? Geht wunderbar wenn sich alle an gewisse Regeln halten. Das will aber nicht jeder auf sich nehmen, Individualität ist ja Trend... und Flächenverbrauch, weil man hat ja genug. :bang:

Andersrum muss man weniger putzen wenn man weniger Wohnfläche hat... :mrgreen:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#13

Beitrag von Sven2 » Mo 15. Feb 2021, 20:09

[quote=Eberhard post_id=407507 time=1613395750

Wer Natur will, kann die sich auch auf den Breitwandbildschirm holen.

:haha:
Den Spruch find ich stark!

Ich hab wegen der Einfamilienhaus- Geschichte, die ja gerade durch die Medien geht, nochmal eineRaumplanerin in Ausbildung gefragt, die mir das gleiche gesagt hat wie vor zwei Jahren schon:

Im Moment wird auf der einen Seite viel neu gebaut, während auf der anderen Seite viel Raum verschwendet wird. Das Problem würde ja schon angesprochen: Im Laufe des Lebens ändert sich der Platzbedarf, während der Platz an sich oft gleich bleibt. Ich komme öfters an riesige Häuser, in denen dann das ältere Ehepaar noch genau drei Räume nutzt und ganze Wohnungen brach liegen. Emotional verstehe ich die Bindung ans Haus, rein logisch betrachtet ist's verschwendet. Und persönlich kann ich nicht verstehen, wieso viele neu bauen wollen, wo es z.T. schöne Bestandsimmobilien gibt - scheint so ein individuelles Ding zu sein.

Eine Lösung gab's/gibt's ja in Form des Altenteils. Aber Mehrgenerationen will nicht jeder, und da nehm ich mich nicht aus.

Das halbe Schwein im Keller find ich persönlich sinnvoll, ist ja hier auch der entsprechenden Kreis, der sowas macht. Aber auch hier: ich brauche Platz dafür. Den hab ich im Hochhaus ggf. nicht. Und Vorratshaltung benötigt Disziplin und mitdenken. Ich gebe zu: Als ich Mal direkt neben einem Supermarkt gewohnt habe, war das auch meine Kühltruhe.

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#14

Beitrag von emil17 » Mo 15. Feb 2021, 20:56

Bestendesimmobilen werden oft viel zu teuer verkauft, weil die Erben $$-Augen machen.
Preis für das Grundstück zum Preis von voll erschlossenem leerem Bauland plus Wert der Altimmobilie drauf.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#15

Beitrag von Sonne » Mo 15. Feb 2021, 21:39

Sven2 hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 20:09
Ich komme öfters an riesige Häuser, in denen dann das ältere Ehepaar noch genau drei Räume nutzt und ganze Wohnungen brach liegen.
Kurz nachdem wir schon verlobt waren, hat mir mein zukünftiger Mann eröffnet, dass er bauen will und das Projekt sei schon lange vor unserer Verlobung mit seinem Bruder geplant worden. Die Pläne waren schon fix und fertig und nahezu unumstößlich. Es gab wahnsinnig viele Auflagen seitens, der Behörden. (In diesem Dorf durfte man nicht so ohne weiteres bauen. Eigentlich überhaupt nicht. Deshalb die vielen Auflagen. Auch die Größe war so Vorschrift). Jahrelang war ich unglücklich über die große Bude, die mir da vor die Nase gesetzt wurde. Trotz der vorgeschriebenen immensen Größe war es Ziel der Behörde - das ist tatsächlich nur schwer zu verstehen - dass wir eigentlich nur für Selbstbedarf das Haus bewohnen können. Also, dass Fremdvermieten quasi nicht möglich, oder sehr umständlich ist. Und zwar durch eine ungünstige Einteilung des Grundrisses. Als ob wir auf keinen Fall Kapital aus dem Haus schlagen können sollten.
Naja. Mein Mann ist schlau und hat dann doch noch einiges behutsam verändern können. Und - tataa - den Behörden zum Trotz hatten wir dann ein Haus mit 3 möglichen Parteien. Legal natürlich. So konnten dann zunächst seine Eltern hier wohnen, ohne dass wir durch ihre Wohnung latschen mußten, wenn wir zu unserer wollten. Auch seine Schwester wohnte zeitweise hier, ebenfalls ohne uns stören zu müssen. Im Prinzip können wir heute 3 Wohnungen draus machen, die alle separat sind. Und heute freuen wir uns über einen kleinen Nebenverdienst in Form von Miete für das oberste Stockwerk. Zum Putzen war es zeitweise trotzdem enorm. Etwas kleineres wäre mir lieber gewesen.

Es geht also durchaus flexibel, wenn man will. Aber in einem Einfamilienhaus vermietet es sich anders, als in einem neutralen Mietsblock. Da ist alles persönlicher, man begegnet sich nicht so anonym und man muss den Mieter sorgfältig auswählen, damit er wirklich zu einem passt. Sonst geht das nicht gut. Ich vermute daher, es will eben auch nicht jeder fremde Leute im Privathaus haben.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#16

Beitrag von Dyrsian » Di 16. Feb 2021, 08:56

Rohana hat geschrieben:
Mo 15. Feb 2021, 17:17
Warum nicht im Hochhaus wohnen? Geht wunderbar wenn sich alle an gewisse Regeln halten. Das will aber nicht jeder auf sich nehmen, Individualität ist ja Trend... und Flächenverbrauch, weil man hat ja genug. :bang:
Andersrum muss man weniger putzen wenn man weniger Wohnfläche hat... :mrgreen:
Naja, man muss der Fairness halber sagen, dass solche Vorschläge wie "zieht ins Hochhaus" typischerweise von gut betuchten Architekten und sonstigen Akademikern kommen, die selber in großzügigen Lofts, stylischen Altbauwohnungen oder geräumigen Häusern leben. Ich hab mein Leben lang in der Stadt gewohnt, oft in Ecken wo sonst kaum noch einer wohnen will. Es ist nicht schön, wenn Häuser leer stehen oder Flächen für Neubauprojekte versiegelt werden, aber es gibt Gründe dafür. Ich kann mir in solchen Objekten meine Mitbewohner nicht aussuchen, und durch das enge Aufeinanderhocken wird es nicht besser. Wenn deine Nachbarn besoffen in den Flur pissen und dir Leute deine Einkäufe aus dem Treppenhaus klauen, ist dir Flächenversiegelung herzlich egal, das kann ich aus Erfahrung sagen. Und wenn der Nachbar unter dir eine Endstufe hat, dass dir die Gläser im Schrank klirren, dann kann ein (Hoch)haus noch so ökologisch sein, es nervt einfach nur.
Es gibt Gemeinschaften, wo Zusammenwohnen funktioniert, siehe Kommune Kaufungen oder Twin Oaks oder so, aber es ist auch da nicht einfach, und diese Gemeinschaften verbindet in der Regel irgendein ideologischer Überbau, Religion etc. Dort kann man sich seine Mitbewohner aussuchen, im Hochhaus nicht.
Fragt Leute im Hochhaus: Wollt ihr hier wohnen oder lieber im frei stehenden Einfamilienhaus, wenn ihr es euch aussuchen könnt? Die Antwort dürfte klar sein.

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#17

Beitrag von Rohana » Di 16. Feb 2021, 09:21

Tja, ich habe über 10 Jahre auf 17,5 qm im 4. Stock gelebt, ich weiss durchaus wovon ich spreche. Allerdings wurde bei uns eher vorm Hauseingang gepinkelt, mögen ihre Schniedel verdorren. Wobei ich gerüchteweise von einer braunen Wurst auf'm Balkon in der 10. Etage gehört hab... sonst war auch alles dabei: Von Laberparty am Hauseingang (laut, weit tragend und in Sprachen die ich nicht verstehe) über sexuelle Belästigung bis zu fahrlässigen Wohnungsbränden. Mord gab's zum Glück nur im Nachbarhaus.
Fakt ist halt, es gibt solche und solche Hochhäuser. 400 Parteien auf einen Nenner zu bringen ist nicht leicht, da muss Aufwand betrieben werden, Regeln nicht nur aufzustellen sondern auch durchzusetzen. Mag bei Studenten noch eher gehen als bei mehr oder weniger biederen Familien, vor allem wenn ein gewisses Gemeinschaftsgefühl vorhanden ist (durch Konkurrenz zu anderen Studentenwohnheimen :hhe: ). Ich kenne definitiv auch Objekte wo ich nichtmal umsonst wohnen wollen würde, da tragen Kinder schon durch simple Anwesenheit psychische Schäden davon.

Aber zu sagen dass Hochhaus grundsätzlich nicht funktionieren *kann* ist dann doch zu negativ gesehen.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Just in Time oder Just too Late?

#18

Beitrag von penelope » Di 16. Feb 2021, 09:30

Der Nachbarschaftsstreit, den es in den typischen Einfamilienhaus-Siedlungen teilweise gibt, ist aber auch nicht ohne. Es gibt ja ganze Anwaltskanzleien, die sich nur auf Nachbarschaftsstreitereien spezialisiert haben. Einfach zu sagen, dass die Leute alle ihr freistehendes Haus brauchen, damit es keinen Streit untereinander gibt, scheint nicht aufzugehen ;)

Ich glaub, es ist einfach eine Mischung aus Glück und Typsache, ob man sich mit den Menschen in seiner Umgebung versteht und hängt nicht so wesentlich an der Wohnform.

penelope
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Re: Just in Time oder Just too Late?

#19

Beitrag von penelope » Di 16. Feb 2021, 09:40

Dyrsian hat geschrieben:
Di 16. Feb 2021, 08:56

Fragt Leute im Hochhaus: Wollt ihr hier wohnen oder lieber im frei stehenden Einfamilienhaus, wenn ihr es euch aussuchen könnt? Die Antwort dürfte klar sein.
Und da wäre ich mir gar nicht so 100% sicher.
Wenn man die "typische" Kleinfamilie mit Mutter, Vater. 2 Kindern im Grundschulalter fragt, dann hätten die mit Sicherheit gerne mehr Platz. Wenn du junge Leute fragst, die gerde von zu Hause weg sind und nun unbedingt mitten in der Stadt wohnen wollen, ob sie nicht in eine Einfamilienhaussiedlung an den Stadtrand wollen, dann würden das sicher sehr viele ablehnen. Genauso gibt es viele Rentner, die ihr Leben lang in dem gleichen Wohnblock waren, dort ihre sozialen Kontakte haben und da auf keinen Fall raus wollen. Für viele Singels ist es sicher auch nicht die Erfüllung, alleine in einem großen Haus zu wohnen.

Klar gibt es eine riesige Nachfrage nach Baugrundstücken für Einfamilienhäuser. Aber es die Nachfrage nach zentrumsnahmen Singlewohnungen ist ja mindestens genauso hoch.

Sven2
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Re: Just in Time oder Just too Late?

#20

Beitrag von Sven2 » Di 16. Feb 2021, 11:19

Es gibt auch noch die 'kleinere' Variante. Ich hab in einen Mehrfamilienhaus mit 6 Wohnungen gewohnt, alle sehr nett, keiner war von uns gestört, und Probleme könnte man mit Absprache lösen. Hatten aber auch Glück. Und das war Platztechnisch evtl effizienter als sechs Einfamilienhäuser.

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