Meyer stoppt Torfabbau

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Benutzer 3018 gelöscht

Re: Meyer stoppt Torfabbau

#81

Beitrag von Benutzer 3018 gelöscht » Mo 14. Okt 2013, 10:25

Tja, das ist so eine Sache mit Briefen an öffentliche Stellen...die arbeiten halt nach den drei deutschen Tugenden: "Das haben wir noch nie gemacht! Das haben wir schon immer so gemacht! Da könnte ja jeder kommen!" :motz:

Habe selbst vor zwei Jahren an das Landratsamt und an meine Gemeinde einen Brief verfasst mit zahlreichen Fotos...es ging im Wesentlichen um das Verschwinden der Feldhecken, das Abholzen der Feldgehölze und die unsinnige Dorfentwicklung (im Kern stirbt das Dorf aus, an den Rändern entstehen riesige Neubaugebiete mit immensem Flächenverbrauch und millionenteuren Infrastrukturmaßnahmen)... Vom Landratsamt keine Antwort, vom Gemeinderat keine Antwort... nur der Bürgermeister war abends heimlich bei mir zuhause...: "Sie haben ja recht - aber was soll ich denn machen?"

Traurig...

Dein Schreiben hab ich dennoch hochgeladen und abgespeichert :)

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Re: Meyer stoppt Torfabbau

#82

Beitrag von emil17 » Mo 14. Okt 2013, 11:40

Wie heisst es doch so treffend:
Wer will, findet einen Weg.
Wer nicht will, findet eine Ausrede.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meyer stoppt Torfabbau

#83

Beitrag von Manfred » Mo 14. Okt 2013, 12:35

Eben. Niemand hält euch z.B. davon ab, das Schnittgut vom Straßenrand selbst abzutransportieren.
Evtl. könnt ihr sogar mit der Gemeinde einen Abschnitt Weges aushandeln, den ihr ganz nach euren Vorstellungen pflegen dürft, solange die Verkehrssicherheit und der Bautenschutz gewährleistet bleiben.

Vom Bürostuhl aus über die Arbeit der anderen zu lästern, ist natürlich ungleich leichter.
;)

Benutzer 3018 gelöscht

Re: Meyer stoppt Torfabbau

#84

Beitrag von Benutzer 3018 gelöscht » Mo 14. Okt 2013, 12:42

...deswegen habe ich auch selbst eine Feldhecke angelegt und etwa 150 Bäume gepflanzt...dennoch traurig, dass es die öffentlichen Stellen nicht drum kümmern...

So gesehen ist es zumindest etwas leichtsinnig, ohne nachzufragen darüber zu sinnieren, dass da welche vom Bürostuhl aus nur maulen ohne etwas zu tun;)

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Re: Meyer stoppt Torfabbau

#85

Beitrag von spellon » Mo 14. Okt 2013, 12:49

Manfred hat geschrieben:So trivial ist das leider nicht.
Die Pflege der Ackerränder ist ein wichtiger Beitrag zur Feldhygiene. Das Thema haben wir hier schon mal diskutiert. Gerade in ökologischen Landbau und bei Mischformen der Produktion mit reduziertem Herbizideinsatz kann es die Unkrautbelastung der Anbauflächen deutlich reduzieren, wenn die Kräuter und Gräser am Feldrand am Aussamen gehindert werden.

Dass der Rückschnitt des Bewuchses am Straßenrand dringend notwendig ist, wird einem schnell klar, wenn man ab und zu auf Strecken unterwegs ist, wo das die Kommune aus Finanznot inzwischen unterlässt. Bei mit hier z.B. im benachbarten Thüringen entlang des Sträßchens durch das Tettautal oberhalb von Heinersdorf (OT von Judenbach) bis zur bayerischen Grenze vor Schauberg (sehr schöne Strecke für einen Radelausflug übringens, vor allem, wenn am ca. Ende Juni die Naturschutzflächen beweidet werden).
Schon beeindruckend, wie schnell die Natur am Straßenrand 2 m hohe Wände errichtet und sich mehr und mehr auf die Straße ausbreitet.
Mindestens einen Rückschnitt pro Jahr halte ich daher schon für sinnvoll. Je nach Entwicklung der Gehölze evtl. auch zwei.
Natürlich wäre es wünschenswert, wenn das Schnittgut abgefahren würde. Das war früher üblich, und an den abgemagerten Wegrändern haben sich schöne Kräuterfluren gebildet. Auch wurde durch den Nährstoffentzug der Aufwuchs insgesamt reduziert, was evtl. eine Verminderung der Schnitthäufigkeit erlaubt hätte.
Leider können sich die meisten Baulastträger die Abfuhr nicht mehr leisten. Und bei stark befahrenen Straßen ist die Verwertung des Materials als Kompost wegen der hohen Belastung mit Reifenabrieb, Schwermetallen, Salzen etc. bedenklich.
Auch eine Verwertung als Biokohle ist kritisch zu sehen. Bei der Umsetzung von frischer Grünmasse in Biokohle entwickeln sich erhebliche Mengen an Stickoxiden, die aufwändig gefiltert und deponiert werden müssen.
Ich war von Jahren, noch als Student, mal im Auftrag eines Ingenieurbüros auf einer Fachtagung für Bioenergie in Stuttgart. Dort hat der Vertreter einer mittleren Stadt aus BW über die Kosten der Grünschnittentsorgung referiert. Die haben tatsächlich jährlich einen hohen fünfstelligen Betrag dafür ausgegeben, ihr Schnittgut auf eine Deponie in Neufünfland zu verfrachten. Und das war immer noch billiger, als es vor Ort zu kompostieren, zumal ein Teil des Kompostes wegen der Schadstoffbelastung nicht als Dünger einsetzbar gewesen wäre und wieder auf die Deponie gemusst hätte...
Man braucht sich also nicht wundern, dass sei ein paar Jahren mehr und mehr Baulastträger die Kostenbremse ziehen und das Schnittgut gleich an Ort und Stelle mulchen lassen.

Dass Straßenränder überhaupt nicht geschnitten werden wie in deinem Beispiel ist das andere Extrem. Das kommt aber wohl selten vor.
Und wieso das Schnittgut zu belastet sein soll, um es vor Ort zu kompostieren, ist völlig unverständlich. Demnach müssten alle Feldfrüchte, die in Straßennähe angebaut werden , ja auch vernichtet oder nach Neufundland verschafft werden.

Worin bestünde das Problem, in jeder Gemeinde einen kommunalen Komposthaufen einzurichten und alles Schnittgut darauf zu kippen ?
Dann kann man ja nach einiger Zeit entscheiden für welche Zwecke der Kompost verwendbar ist.
Und für die Bioenergiegewinnung können sicher auch belastete organische Abfälle verwertet werden.

Manfred

Re: Meyer stoppt Torfabbau

#86

Beitrag von Manfred » Mo 14. Okt 2013, 13:42

spellon hat geschrieben:Und wieso das Schnittgut zu belastet sein soll, um es vor Ort zu kompostieren, ist völlig unverständlich. Demnach müssten alle Feldfrüchte, die in Straßennähe angebaut werden , ja auch vernichtet oder nach Neufundland verschafft werden.
Wie gesagt: Das Zeuge wurde transportiert und Deponiert, weil das billiger war als andere Lösungen.
Und die stärkste Belastung herrscht entlang von Straßen mit sehr hohem Verkehrsaufkommen in dem Bereich, wo der Regen den Dreck von der Straßenoberfläche hin spült, also im Grünstreifen umittelbar an der Straße. Einige m entfernt ist die Belastung schon viel geringer.
Trotzdem gibt es keine systematischen Untersuchungen von Feldfrüchten entlang z.B. von Autobahnen auf spezifische Schadstoffe.
Da könnten die selbsternannten, gutverdienenden "Verbraucherschützer" von Foodwatch und Co sicher interessantes Aufdecken.
Uns hat im Studium ein Prof. eine Untersuchung von Bäumen neben einem Autobahnkreuz bei München vorgelegt. Die Bäume dort konnten mittels Radiokarbonmethode in Millionen Jahre alte Phasen der Erdgeschichte datiert werden, weil der in Ihnen eingelagert Kohlenstoff zum größten Teil aus Autoabgasen stammt. Jedweden anderen Dreck, den die Autos ausspucken, werden diese Bäume vermutlich auch gemäß ihres Resorptionsvermögens aufgenommen haben.
Worin bestünde das Problem, in jeder Gemeinde einen kommunalen Komposthaufen einzurichten und alles Schnittgut darauf zu kippen ?
Dann kann man ja nach einiger Zeit entscheiden für welche Zwecke der Kompost verwendbar ist.
Und für die Bioenergiegewinnung können sicher auch belastete organische Abfälle verwertet werden.
Und was machst du dann mit dem belasteten Kompost oder Biogassubstrat etc.?

Und beim weniger belasteten Schnittgut (das ja den Großteil der Menge ausmacht, z.B. von den ganzen Kreis- und Gemeindestraßen mit viel weniger Verkehr) ist es halt schlicht eine Frage der Kosten.
Das Zeug aufzunehmen, zu Transportieren, zu kompostieren und den Kompost wieder auszubringen, kostet sehr viel Geld.

Bei uns hat die Gemeinde die Mulcharbeiten für Gemeinde- und Kreisstraßen an einen Landwirt vergeben. Ich schätze mal. der ist übers Jahr verteilt 2 bis 3 Wochen mit dem Mulcher unterwegs. Lass es 12 sommerliche Arbeitstage a 12 Stunden sein. Wären 144 Stunden.
Würde das Schnittgut komplett aufgenommen und zu einer der Kreiseigenen Kompostanlagen transportiert, müsste man wohl 2 Abfuhrfahrzeuge rechnen. Wären 2 x 144 h x 75 Euro (netto, geschätzt) = 21.600 Euro.
Dazu kommen die Kompostier- und Ausbringungskosten mit geschätzt 10 Euro / m3 Rohmaterial.
Wenn die, sagen wir, 15m3 (wilde Schätzung) pro Stunde anliefern, sind das weitere 15 x 144 x 10 Euro = 21.600 Euro.
Also geschätzte Kosten von gut 40.000 Euro nur für die Schnittgutbergung und -Kompostierung einer relativ kleinen Flächengemeine mit gut 5000 Einwohnern.
Rechne das mal auf Deutschland hoch und addiere die Kosten für die Bundesstraßen, Autobahnen und Bahndämme.
Dan weißt du, wieso inzwischen fast alle Baulastträger das Zeug einfach liegen lassen.

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Re: Meyer stoppt Torfabbau

#87

Beitrag von emil17 » Mo 14. Okt 2013, 14:35

Alle Dienstleistungen der öffentlichen Hand haben ein Problem, das ein privater Unternehmer nicht hat.
Jeder kann mitreden und jeder weiss es besser.
Dann kann man allgemein auf der Schiene "teuer und uneffizient, Beamte eben" fahren und solange Mittel streichen, bis es nicht mehr klappt.
Denn wenns klappt, haben die ja zuviel Geld. Womit dann der Beweis erbracht wäre, dass Staatsbetriebe prinzipiell unfähig sind.

Abhilfe ist nur zu erwarten, wenn alle geldwerten Leistungen zu gerechtem Preis einberechnet werden. D.h. wie die Strassenböschungen gemäht werden und was mit dem Schnittgut passiert, ist auch eine Sache, die in die Kosten einfliesst.
Wenn z.B. Langzeitarbeitslose oder leicht behinderte Leute, die auf dem Arbeitsmarkt keine Chance haben, mit derartigen Arbeiten beschäftigt werden und man die unerwünschte Biomasse vergast und zu Energeizwecken nutzt, bevor man die sehr vermindeten Reste mit den Schwermetallen drin deponiert, würde das andere Rechnungen entlasten und gesamtheitlich käme dann etwas anderes heraus als bloss eine defizitäre Strassennebenunterhaltsrechnung.
Oder anders finanzieren: Wenn ungemähte Strassenböschungen die Autofahrer mehr beeinträchtigen als Fussgänger, dann soll der Mähaufwand aus dem Spritgeld und nicht vom allgemeinen Steueraufkommen bezahlt werden.

Sag ich von meinem sehr bequemen Bürostuhl aus.
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Re: Meyer stoppt Torfabbau

#88

Beitrag von spellon » Mo 14. Okt 2013, 16:48

Emil 17: gute Vorschläge !

Manfred:
Also meine erste Forderung wäre, VIEL weniger zu mähen als es heute geschieht. Vor allem krautige Pflanzen wie Gräser gehen ab Sommer von selbst wieder zurück. Diese Unmengen von Schnittgut könnte man schonmal sehr reduzieren.
Der Schnitt von Sträuchern und Bäumen ist in einem gewissen Abstand zur Straße notwendig. Das Schnittgut hiervon wird auch heute teilweise abtronsportiert. Teilweise wird es an Ort und Stelle zerschreddert und liegen gelassen.
Mein Vorschlag:
Man sollte Äste und Reisig nicht zerschreddern, sondern vermehrt im hinteren Bereich der Straßenränder ablagern, die m.M.n. dann in Ruhe gelassen werden sollten.Hier könnten dann interessante Wildnisbereiche entstehn, ohne viel Aufwand.
Generell ist Schnittgut von Gehölzen wohl anders verwertbar als abgeschnittenes Gras, falls man es unbedingt verwerten möchte.

Die Mähmaschinen, die die dann noch die unvermeidbare Mahd vornehmen (in einer Breite von ca 1,20 m) , sollten gleich mit einem Auffangbehälter ausgestattet sein der automatisch auf einem Lastwagen entleert wird.
Angenommen es würde damit ein kommunaler Komposthaufen angelegt, dann könnte man den Kompost an Selbstabholer austeilen und hierfür sogar Entgelt verlangen. Es fielen also keine höheren Kosten an.
Oder das Schnittgut würde gleich an eine Biogasanlage weitergegeben.

Außerdem wäre die Übergabe der Pflege von einzelnen Straßenabschnitten an Privatpersonen denkbar. Die Gemeinde müsste nur prüfen obs richtig gemacht wird. Teilweise grenzen Wohngrundstücke schon so dicht an Straßen dass hier ohnehin die Grundeigentümer verantwortlich sind.

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Re: Meyer stoppt Torfabbau

#89

Beitrag von emil17 » Di 15. Okt 2013, 06:35

spellon:
gute Vorschläge, aber ...
Der Massstab ist,, dass eine typische Gemeinden Dutzende von Kilometern Strassenränder hat.
10 Kilometer Strasse, auf 1.50 Breite Randpflege, gibt 2x10'000m x 1.5m = 3 ha. Das kann wegen Laternenpfählen, Mauern und dergleichen nicht kontinuierlich gemäht werden. Das gibt etwa 10 t Trockenmasse, also 20 - 30 t Grünabfuhr.
Krautstreifen verbuschen sehr rasch, wenn sie nicht gemäht werden. Die oft interessante Vegetation ist eine Folge der regelmässigen Mahd und Schnittgutabfuhr.
Dann dürfte, wie gesagt, die schlechte Qualität des Materials (Schwermetalle, Abfall, Dornen usw.) einer Nutzung als Kompost hinderlich sein.

Stand der Technik sind heute Schlegelmäher an Hydraulikauslegern, die einfach alles zusammendreschen (eigentlich ein Häcksler, der stehende Vegetation häckselt). Das Material kann man aber absaugen und gleich aufladen. Wo das hingeführt wird, ist eine Frage der Planung. Bei Autobahnunterhalt funktioniert das ja auch.

Ich würde jedenfalls Kompost aus Strassenrandmaterial nicht wollen, das ist zum grossen Teil einfach Dreck.
Es sind Folgekosten des motorisierten Verkehrs; die Mehrkosten sind prinzipiell von diesem zu tragen. Genauso wie jeder Gebühr zahlt, um seinen privaten Müll loszuwerden, und wie hier keiner kommen kann, ich zahle weniger, macht es anders.

Diese Art Dienstleistung hat wie so viele das Problem, dass, wenn es gut gemacht wird, keiner merkt was das für Arbeit ist. Hingegen wird sofort gemosert wenns was kostet oder einmal etwas nicht geklappt hat oder man mal vom Gas muss, weil ein Mähfahrzeug unterwegs ist.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Meyer stoppt Torfabbau

#90

Beitrag von Manfred » Di 15. Okt 2013, 06:55

@spellon: Das wäre auch eine schöne Spielwiese für die Naturschutzverbände. Die Randstreifen sind ja in der Praxis oft viel breiter als die 1,5 m. Was man alleine da durch ein paar Biotopverbesserungs- und Pflegemaßnahmen erreichen könnte, ohne auch nur 1 m2 aus der landwirtschaftlichen Produktion nehmen zu müssen...
Aber diesen Flächen fehlt wohl die romantische Lage oder sonstige weiche Standortfaktoren (die den meisten Tieren und Pflanzen egal sind).

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