Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Vielen Dank für den Hinweis Pitu!
Dass hier ganz früher schonmal Exoten angebaut wurden wusste ich, weil ich eben auch gerne in echt alten Gartenzeitschriften stöbere.
Mich würde interessieren wann und wie sie wieder verschwunden sind. Mein Schwiegervater z.B. erzählt, dass er Melonen und Paprika erst durch jugoslawische Einwanderer in seiner Kindheit kennengelernt hat, das war dann wohl Mitte/Ende 50er, Anfang 60er Jahre.
Bei einigen Arten gibt es ja einen richtigen gesellschaftlichen Blackout, mehr als das; selbst hier im Forum wettert ja der ein oder andere gelernte Gärtner darüber, dass 'heutzutage' ständig eine neue Sau - in Form von neuen Arten - durch's Dorf getrieben wird.
Sogar Erdmandeln ... mir deucht die uralte Sau hat nur neue bunte Kleider.
Hochinteressant. Da kann man sicher abgucken, wie man einige Exoten mit low tech-Methoden kultiviert.
Dass hier ganz früher schonmal Exoten angebaut wurden wusste ich, weil ich eben auch gerne in echt alten Gartenzeitschriften stöbere.
Mich würde interessieren wann und wie sie wieder verschwunden sind. Mein Schwiegervater z.B. erzählt, dass er Melonen und Paprika erst durch jugoslawische Einwanderer in seiner Kindheit kennengelernt hat, das war dann wohl Mitte/Ende 50er, Anfang 60er Jahre.
Bei einigen Arten gibt es ja einen richtigen gesellschaftlichen Blackout, mehr als das; selbst hier im Forum wettert ja der ein oder andere gelernte Gärtner darüber, dass 'heutzutage' ständig eine neue Sau - in Form von neuen Arten - durch's Dorf getrieben wird.
Sogar Erdmandeln ... mir deucht die uralte Sau hat nur neue bunte Kleider.
Hochinteressant. Da kann man sicher abgucken, wie man einige Exoten mit low tech-Methoden kultiviert.
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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Meine Mutter kannte nicht mal Paprika und Gewürze nur Pfeffer und Salz. Das lag wohl daran das deren Eltern aus dem Hunsrück stammten, eine sehr ärmliche Gegend so kurz nach dem ersten Weltkrieg. Meine anderen Großeltern waren aus kleinen Ortschaften aus dem Münsterland. Auch arme Vorfahren. Die werden in erster Linie das angebaut haben das satt macht. Exoten muß man betüddeln, dafür hatten die Leute keine Zeit. Nach den Kriegen war das wichtigste was zu Essen zu haben.
Ich weiß noch wie im Kleingarten die dicken Bohnen gelegt wurden, die wurden von allen begutachtet.
In meinem alten Kochbuch stehen auch Rezepte für Melonen, Artischocken.
Ich weiß noch wie im Kleingarten die dicken Bohnen gelegt wurden, die wurden von allen begutachtet.
In meinem alten Kochbuch stehen auch Rezepte für Melonen, Artischocken.
Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Ich glaube, dass Hungersnöte und Schlemmerei sich auch überschnitten haben. Ich habe hier eine Gartenbauzeitschrift von'42 oder '43, da geht es auf der einen Seite darum, dass man Obst und Gemüse abgeben muss an Sammelstellen, Rationierung von Lebensmitteln, Sammeln von Hühnerfedern für Betten um unabhängig von Daunen aus dem Ausland zu sein, den Krieg an der U-Boot-Front und auf der anderen Seite eben um Anbau von Melonen, Haltung von Laufenten(!) und Mulch.
Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Gerngeschehen Oli! Dann hast Du ja jetzt vielleich noch eine Quelle für historische Gartenzeitschriften zur Hand?
Ich freue mich auf jeden Fall drauf, mich im Herbst und Winter mit ner gemütlichen Tasse Tee quer durch diese Gartenbaubibliothek zu lesen und hoffentlich viel dazu zu lernen.
Bei diesem Saatgutkatalog aus Erfurt von 1869 steht sogar der Hörnchenkürbis / Inka-Gurke Cyclathera pedata drin mit dem Hinweis: "Die Früchtchen in grünem Zustande wie Gurken eingemacht, schön." Mich erstaunt auch, daß ganz viele Sorten Melonen und Wassermelonen genannt sind.
Gut, es gab in den Küchengärten der aristokratischen und kirchlichen Fürsten sicherlich feinste Gaumenfreuden. Und für Melonen hatten die Leute im 19. Jahrhundert vielleicht auch noch den Ehrgeiz, die mit Mistbeeten und Frühbeetfenstern zu ziehen. Oder bei den Adeligen und dem besseren Bürgertum auch Gärtner dafür.
Im Buch "Jedermann Selbstversorger!", das 1918 erschienen ist, geht es mehr darum, neue Siedlungen zu schaffen um den Familien die Möglichkeit zu geben, ihr Essen selbst anzubauen. Es wird auch immer wieder auf die Gefahr des (1. Welt-)Kriegs samt Inflation hingewiesen und die überwiegend vegetarische Ernährung propagiert um mehr Menschen ernähren zu können. In den Musterpflanzplänen in dem Buch gibt es dann auch nicht so Schnickschnack wie Melonen. Sondern es überwiegen Kartoffeln, Bohnen, Spinat, Erbsen, Rübenarten, Kohlarten, Karotten, Zwiebeln, Beeren, Spalierobst usw. Es mußte möglichst viel Nutzen aus der Fläche gezogen werden.
Das ist dann wohl eher so gewesen wie bei unseren näheren Vorfahren: Es mußte viel sein, robust und lagerfähig bzw. gut konservierbar. Möglicherweise ist auch durch die zwei Weltkriege dann viel von den Nutzpflanzen verloren gegangen, die jetzt wieder als neu und hip angesehen werden? Und wo man erst mal wieder Pflanz- und Saatgut finden muß?
Und Infos ermitteln, wie die Pflanzen am besten angebaut werden?
Ich freue mich auf jeden Fall drauf, mich im Herbst und Winter mit ner gemütlichen Tasse Tee quer durch diese Gartenbaubibliothek zu lesen und hoffentlich viel dazu zu lernen.
Bei diesem Saatgutkatalog aus Erfurt von 1869 steht sogar der Hörnchenkürbis / Inka-Gurke Cyclathera pedata drin mit dem Hinweis: "Die Früchtchen in grünem Zustande wie Gurken eingemacht, schön." Mich erstaunt auch, daß ganz viele Sorten Melonen und Wassermelonen genannt sind.
Gut, es gab in den Küchengärten der aristokratischen und kirchlichen Fürsten sicherlich feinste Gaumenfreuden. Und für Melonen hatten die Leute im 19. Jahrhundert vielleicht auch noch den Ehrgeiz, die mit Mistbeeten und Frühbeetfenstern zu ziehen. Oder bei den Adeligen und dem besseren Bürgertum auch Gärtner dafür.
Im Buch "Jedermann Selbstversorger!", das 1918 erschienen ist, geht es mehr darum, neue Siedlungen zu schaffen um den Familien die Möglichkeit zu geben, ihr Essen selbst anzubauen. Es wird auch immer wieder auf die Gefahr des (1. Welt-)Kriegs samt Inflation hingewiesen und die überwiegend vegetarische Ernährung propagiert um mehr Menschen ernähren zu können. In den Musterpflanzplänen in dem Buch gibt es dann auch nicht so Schnickschnack wie Melonen. Sondern es überwiegen Kartoffeln, Bohnen, Spinat, Erbsen, Rübenarten, Kohlarten, Karotten, Zwiebeln, Beeren, Spalierobst usw. Es mußte möglichst viel Nutzen aus der Fläche gezogen werden.
Das ist dann wohl eher so gewesen wie bei unseren näheren Vorfahren: Es mußte viel sein, robust und lagerfähig bzw. gut konservierbar. Möglicherweise ist auch durch die zwei Weltkriege dann viel von den Nutzpflanzen verloren gegangen, die jetzt wieder als neu und hip angesehen werden? Und wo man erst mal wieder Pflanz- und Saatgut finden muß?
Und Infos ermitteln, wie die Pflanzen am besten angebaut werden?
Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
eBayPitu hat geschrieben:Gerngeschehen Oli! Dann hast Du ja jetzt vielleich noch eine Quelle für historische Gartenzeitschriften zur Hand?
Was die Küchengärten angeht gebe ich dir vollkommen recht, das ist einer der Gründe, warum ich die so toll und interessant finde und erhaltenswürdig. Ich wäre ja sehr dafür, solches Kulturgut welches nur durch aktives Tun erhalten werden kann, organisiert zu verwalten ähnlich dem National Trust in GB.
Die Standard-Sattmacher, die man üblicherweise ohne Firlefanz anbauen kann sind wohl auch das, was die Alten überwiegend noch machen - wenn sie anbauen. Die Exoten und 'Pflegefälle' sind halt das Stückchen Luxus, was das Selbstversorgerleben süß macht.
Um einigermaßen die Kurve zum Thread zu bekommen: 'Victorian Kitchen Garden', Buch und CDs sind immer wieder empfehlenswert.
Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Oli meinst Du die Bücher von Jennifer Davies?
Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Danke für den Tipp! Dadurch habe ich die BBC-Serie Victorian Farm bei youtube gefunden, die ich mir unbedingt demnächst ansehen werde. Klingt sehr spannend! Aber das hat ja dann nix mehr mit Büchern zu tun ...
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Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Ich gehöre ja auch schon zu der betagteren Gärtnerfraktion,
werde mir da im Winter auch sicherlich das eine oder andere Buch zu Gemüte führen.
Aber eine Erfahrung möchte ich kundtun, die vielen Sorten und Arten hab ich mit Begeisterung im Garten gepflanzt, herangezogen, auch die sehr heiklen Sachen wie Melonen und vieles mehr, 50 verschiedenen Tomatensorten, sehr viele Paprikasorten, 10 bis 15 verschiedene Kartoffelsorten usw., Kiwano, Inkagurken und was weiß ich noch alles an Gurkensorten.
Inzwischen bin ich da wieder genügsamer geworden, 5 bis 10 Sorten Tomaten und 5 Paprikasorten reichen auch, 3-4 Kartoffelsorten ebenso. Es muss auch irgendwie in einermaßen sinnvollem Zeitrahmen geschafft werden.
Auch bei den Salatsorten geht mit weniger Sorten auch - ebenso bei den Gurken.
Kann mir gut vorstellen, dass früher in den Küchengärten des Adels und gehobenen Bürgertums von vielen fleissigen Händen sehr viel exotisches und ausgefallenes Gemüse, Obst usw. herangezogen wurde, aber in den Küchengärten der "gewöhnlichen " Leute sicher nur Bruchteile davon angebaut werden konnten, zum einen kamen sie sicher nicht alle an diese besonderen Sorten, zum anderen, es war sicher auch der 24 Stunden Tag schon mehr als genug ausgefüllt.
Auf der anderen Seite, ich muss heute auch nicht mehr durch das ganze Rühlemannsortiment bestellen, um allles möglich und unmögliche an Kräutern zur Verfügung zu haben.
Ich hab noch nicht viele Bücher über einen gut sortierten SV-Garten gefunden.
Wär vielleicht auch ein Disskussionsthema,
der gutsortierte aber auch machbare SV-Garten,
Mein Motto ist da immer, wenn ich mir schon die Arbeit und Mühe mache, dann soll es auch was besonderes sein,
aber besonders hat sich verändert.
Die paar für mich am besten passenden Tomaten, Paprika, Kartoffeln, die ich in keinem Geschäft so kaufen kann,
die frischen Kräuter, das Obst ausgereift und soweiter und so fort.
werde mir da im Winter auch sicherlich das eine oder andere Buch zu Gemüte führen.
Aber eine Erfahrung möchte ich kundtun, die vielen Sorten und Arten hab ich mit Begeisterung im Garten gepflanzt, herangezogen, auch die sehr heiklen Sachen wie Melonen und vieles mehr, 50 verschiedenen Tomatensorten, sehr viele Paprikasorten, 10 bis 15 verschiedene Kartoffelsorten usw., Kiwano, Inkagurken und was weiß ich noch alles an Gurkensorten.
Inzwischen bin ich da wieder genügsamer geworden, 5 bis 10 Sorten Tomaten und 5 Paprikasorten reichen auch, 3-4 Kartoffelsorten ebenso. Es muss auch irgendwie in einermaßen sinnvollem Zeitrahmen geschafft werden.
Auch bei den Salatsorten geht mit weniger Sorten auch - ebenso bei den Gurken.
Kann mir gut vorstellen, dass früher in den Küchengärten des Adels und gehobenen Bürgertums von vielen fleissigen Händen sehr viel exotisches und ausgefallenes Gemüse, Obst usw. herangezogen wurde, aber in den Küchengärten der "gewöhnlichen " Leute sicher nur Bruchteile davon angebaut werden konnten, zum einen kamen sie sicher nicht alle an diese besonderen Sorten, zum anderen, es war sicher auch der 24 Stunden Tag schon mehr als genug ausgefüllt.
Auf der anderen Seite, ich muss heute auch nicht mehr durch das ganze Rühlemannsortiment bestellen, um allles möglich und unmögliche an Kräutern zur Verfügung zu haben.
Ich hab noch nicht viele Bücher über einen gut sortierten SV-Garten gefunden.
Wär vielleicht auch ein Disskussionsthema,
der gutsortierte aber auch machbare SV-Garten,
Mein Motto ist da immer, wenn ich mir schon die Arbeit und Mühe mache, dann soll es auch was besonderes sein,
aber besonders hat sich verändert.
Die paar für mich am besten passenden Tomaten, Paprika, Kartoffeln, die ich in keinem Geschäft so kaufen kann,
die frischen Kräuter, das Obst ausgereift und soweiter und so fort.
Re: Welches Buch lest/hört ihr gerade?
Oh doch, weil mir daraufhin direkt noch ein Tip einfällt:Pitu hat geschrieben:Danke für den Tipp! Dadurch habe ich die BBC-Serie Victorian Farm bei youtube gefunden, die ich mir unbedingt demnächst ansehen werde. Klingt sehr spannend! Aber das hat ja dann nix mehr mit Büchern zu tun ...
Wartime Farm.
Super interessant vor allem auch für Leute wie mich, die sich gerne zwischendurch mal mit Zahlen beschäftigen und echte Erfahrungen spannender finden als theoretisieren. Ganz toll.