Super Film

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Manfred

Re: Super Film

#51

Beitrag von Manfred » Fr 17. Aug 2012, 09:19

Ich glaub fast, du willst mich mit Gewalt falsch verstehen. :)
Die Themen Boden und Humus aus allen Perspektiven sind hier sehr willkommen. Habe dazu selber einiges an Literatur im Schrank liegen, zum Teil auch schon wieder verkauft.
Was mir wichtig ist, ist die Abgrenzung zwischen Wissenschaft und Religion. Wenn ein religiöses Dogma durch die Wissenschaft widerlegt wird, dann muss die Religion zurückdrehten.
Ein schönes und bekanntes Beispiel ist das Dogma von der Erdscheibe im Mittelpunkt der Welt, von dem sich die christlichen Kirchen nur sehr schwer lösen konnten. Heute hängen diesem Glauben nur noch sehr wenige an.
Und wenn die Wissenschaft belegt, dass bei einer Düngung wie im verlinkten Film eine starke einseitige Überversorgung mit dentsprechenden Verlusten durch Auswaschung und gasförmig erfolgt, dann muss man das als Boden-Humus-Mensch egal welcher Blickrichtung früher oder später einsehen und Folgen draus ziehen. Wenn jemand aus Unwissenheit und falschem Glauben Schaden anrichtet, kann man ihm das leicht nachsehen. Aber sobald er das nötige Wissen hat, sollte er sein Verhalten ändern.
Im Kleingarten sind die Folgen natürlich gering. Und gerade für Selbstversorger gibt es starke Argumente, mögl. viel mit eigenen Wirtschaftsdüngern zu erreichen, zumal Bio-Stickstoffdünger nur schwer zu beschaffen sind. Trotzdem gibt es viele Möglichkeiten, seine Wirtschaftsweise hinsichtlich der "neuen" Erkenntnisse zu verbessern, eben das wertvolle alte Wissen mit dem ebenso wertvollen neuen Wissen zu verbinden.
Dazu gehört, die eigenen Stickstoffrecourcen mögl. effektiv zu nutzen, z.B. durch Mulchen mit hoch eiweißhaltigem, jungen Planzenmaterial, durch Verwendung von Jauchen etc.. Im Gegenzug kann man dann die Ausbringung vom reifem Kompost und Mist auf der kleinen Intensiv-Gemüsefläche reduzieren und diese Düngemittel anderswo auf dem Grundstück einsetzen. Zudem kann man durch die Umgebungsbepflanzung zumindest einen Teil der aus dem Gemüsebeet ausgespülten Nährstoffe wieder aus den tiefen Bodenschichten zurückholen, bevor sie ins Grundwasser gelangen.

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Re: Super Film

#52

Beitrag von Theo » Fr 17. Aug 2012, 09:46

Manfred hat geschrieben:...In seinem landwirtschaftlichen Kurs stellte er auch keine Dogmen auf, wie zu verfahren sei, sondern unterbreitete Vorschläge, was untersucht werden sollte. Dass 3 Generationen später noch immer im sklavischem Gehorsam ohne nachgewiesenen Sinn jeder Demeterbauer die vorgeschlagenen Präparate spritzen müsse, ob er das für sinnvoll erachte oder nicht, das ist bei Steiner nirgends zu lesen.
"Tradition heißt, das Feuer weiterzugeben und nicht, die Asche anzubeten."
Manfred hat geschrieben:.Dass seine Leser im Mittel reicher waren und besseren Zugang zur Bildung hatten als große Teile der Bevölkerung damals, sagt nichts über ihre Intelligenz aus.
Wieso er so hochgelobt statt sachlich geschichtlich behandelt wird, erschließt sich mir nicht. Evtl. lag seine Qualität in den literaturwissenschaftlichen Schriften, die mich nie interessiert haben. Bin ja auch Naturwissenschaftler und kein Germanist. Deshalb möge man mir meinen einseitigen Blick nachsehen.
Naja, einseitig...Ich würde sagen, da urteilst Du über etwas, dass Du nach eigener Aussage nicht kennst.
Der war in erster Linie Dichter und steht als solcher unbestritten relativ weit oben.
Außerdem war er noch Staatsmann und Minister.
Und dass auch "das Volk" ihn damals gelesen hat, spricht eher für das damalige Volk als gegen den Schriftsteller.

Was aber Steiner angeht: Dieses quasireligiöse Brimborium mit Bodenkult usw. fügt sich später natürlich nahtlos in die NS-Ideologie ein.
"Goethes Verfahren ist mit der modernen exakten Naturwissenschaft jedoch nicht zu vereinbaren: „[…] er […] hat den Bereich des unmittelbar sinnlichen Eindrucks und der unmittelbar geistigen Anschauung nicht überschritten in Richtung auf eine abstrakte, mathematisch verifizierbare, unsinnliche Gesetzlichkeit.[33]“ stellte der Physiker Hermann von Helmholtz 1853 fest."
Und genau das hat Steiner übernommen.
Gruß
Theo

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Re: Super Film

#53

Beitrag von luitpold » Fr 17. Aug 2012, 10:30

hobbygaertnerin hat geschrieben:Und das mit dem zeitgemässen Wissen ist auch so eine Sache- unser Fütterungsberater hat mich schon lange dahingehend aufgeklärt, dass die Verdauung des Rindes heute noch genauso abläuft wie die des Urrindes.
Wenn das auf das Bodenleben, auf unsere eigene Verdauung, auch auf das anderer Tierarten genauso übertragen werden kann....................
da hast du eigentlich die lösung des zeitgemäßen bio düngerproblems bereits drin.
die BIOverbände haben ihre vorschriften wieviel GVE pro hektar. mir sind die zahlen jetzt nicht hundertprozentig geläufig, aber eine kuh oder 6 schweine sind so das limit pro hektar. bei kreislaufwirtschaft sind dann die exkremnete der kuh, und auf 18mo bis 3 jahre umgelegt die schlachtreste derselben als bodennährstoffe zur verfügung, idealerweise auch die ausscheidungen derer die die kuh weggefuttert haben.

das sind die relevanten zahlen. wenn du dann pro GVE eine humusauflage mit 20cm zusammenbringst dann wäre das in der kreislauf, aber ich denke es werden sich keine 20mm ausgehen.

wenn dieses kreislaufprinzip beachtet wird, dann passt steiner howard oder frau ing wagner, oder wer sonst auch immer.

beim urgesteinsmehl würde ich ein wenig drauf schauen woher es ist, manchmal kann das ganz schön radioaktiv sein.
bei biokohle gilt genauso die kreislaufregel, bei stroh wirst du nicht mehr als 0,2kg pro m2 und jahr zusammenbringen. dh es dauert 30 jahre bis der boden nach der kreislaufregel zu schwarzerde umgebaut ist, ist auch besser so, sonnst könnte es probleme mit dem ph wert geben.
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Super Film

#54

Beitrag von tyr » Fr 17. Aug 2012, 10:35

Theo hat geschrieben: Was aber Steiner angeht: Dieses quasireligiöse Brimborium mit Bodenkult usw. fügt sich später natürlich nahtlos in die NS-Ideologie ein.
Das wird zwar immer wieder gern behauptet ist aber falsch. Es gab gewisse Strömungen in der NSDAP in Richung ökologiche
Landwirtchaft(um Walter Darre), aber die offizelle Politik der Nationalsozialisten war der heutigen sehr ähnlich.
Industrialisierung, Wachsen oder Weichen waren schon damals beliebte Kampfbegriffe.
Die waren durchaus Anhänger des sowijetischen Kolchosensystems.

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Re: Super Film

#55

Beitrag von luitpold » Fr 17. Aug 2012, 11:17

tyr hat geschrieben: NSDAP,
Die waren durchaus Anhänger des sowijetischen Kolchosensystems.
das waren sie natürlich nicht. die kannten die entsetzlichen folgen der sowjetischen landreform, stichwort -holodomor in der ukraine.
Einige Historiker, wie Robert Conquest, beziffern die Gesamtopferzahl auf bis zu 14,5 Millionen Menschen, die die Hungertoten und die Opfer von Kollektivierung und Entkulakisierung zusammenfasst.[2]
also nicht bitte keine unwahrheiten verbreiten, auch wenn es im "besten schulsystem" so gelehrt wurde.
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Super Film

#56

Beitrag von tyr » Fr 17. Aug 2012, 11:33

luitpold hat geschrieben: das waren sie natürlich nicht. die kannten die entsetzlichen folgen der sowjetischen landreform, stichwort -holodomor in der ukraine.
Einige Historiker, wie Robert Conquest, beziffern die Gesamtopferzahl auf bis zu 14,5 Millionen Menschen, die die Hungertoten und die Opfer von Kollektivierung und Entkulakisierung zusammenfasst.[2]
also nicht bitte keine unwahrheiten verbreiten, auch wenn es im "besten schulsystem" so gelehrt wurde.
Du hast ein sehr einfältiges, simples Weltbild. Es geht dabei rein um die Struktur. Ob die sich nun Kolchose, LPG, AgrarAG oder sonstwie nennt ist unerheblich.
Zuletzt geändert von fuxi am Fr 17. Aug 2012, 12:02, insgesamt 1-mal geändert.
Grund: Zitatmarkierung korrigiert

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Re: Super Film

#57

Beitrag von luitpold » Fr 17. Aug 2012, 22:23

tyr hat geschrieben:Du hast ein sehr einfältiges, simples Weltbild.
zu dumm, ich dachte immer du wärst das. :engel:
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Super Film

#58

Beitrag von tyr » Sa 18. Aug 2012, 00:06

luitpold hat geschrieben:
tyr hat geschrieben:Du hast ein sehr einfältiges, simples Weltbild.
zu dumm, ich dachte immer du wärst das. :engel:
Die Hungersnot in der Ukraine 1932 wurde absichtlich ausgelöst. Als Disziplinierungsmaßnahme. Stalin exportierte in diesem Zeitraum Massen an Lebensmitteln, obwohl die Menschen in der Ukraine und Südrussland, und auch im wesendlichen nur dort, verhungerten. Die Kulaken(Großbauern) der Kornkammer Ukraine waren Stalin zu mächtig geworden, zu unabhängig und zu wohlhabend.
Holdomor war ein Machtkampf.....bei dem die Normalbevölkerung, wie immer, zerieben wurden.
Es ist nicht so, das die Kulaken besondere Freunde der einfachen Menschen waren...sie waren das, was in Deutschland die Landjunker Preußens waren, absolute uneingeschränkte Herrscher über ihre Ländereinen und den menschen die dort lebten, Staaten im Staate, mit eigenen Gesetzen und eigenen Gerichtsbarkeit nach Gutdünken der Landbesitzer

Mit den Großlandwirtschftssystemen als solches hatte das nichts zu tun. Du solltest Dein Geschichtsbild bitte nicht nur auf Wiki stützen. Die Realität ist meistens wesendlich differenzierter, als die Schlagwörter in irgendwelchen Lexikas.

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Re: Super Film

#59

Beitrag von luitpold » Sa 18. Aug 2012, 00:27

es ist zwar ermüdend, aber du hast von der landwirtschaftspolitik im 3. reich keine ahnung.

deine ansicht zur hungerkatastrophe in der ukraine und der UDSSR ist ideologisch verbogen und inhaltlich falsch.

wie gesagt wenn einer ein einfältiges simples weltbild hat, dann argumentiert er wie du. :wink2: aber das macht nix, hauptsache du hast große kartoffel.

schlaf schön.

Zwang und Gewalt führten zwischen Juni 1928 und Juli 1932 dazu, dass mehr als 61 % der Bauernwirtschaften in Kolchosen überführt wurden.[4] An der unteren Wolga und im Nordkaukasus wurde bis Anfang der 1930er Jahre eine nahezu vollständige Kollektivierung durchgesetzt. Hauptleidtragende dieser Entwicklung waren viele Mittelbauern, insbesondere jedoch die Kulaken. Weil sie tatsächlich oder angeblich Widerstand gegen die Zwangspolitik leisteten, wurden sie von den sowjetischen Machthabern mit äußerster Härte verfolgt. Oftmals genügte die Anschuldigung, Kulak zu sein, oder aber deren Sympathisant, (Subkulake/Kulakenknecht = meist Mittelbauer) um deportiert zu werden. Die die Kollektivierung flankierende Entkulakisierung forderte rund 530.000 bis 600.000 Menschenleben.[5] Die Landwirtschaft der UdSSR brach infolge von Kollektivierung und Entkulakisierung zusammen. Dies war die zentrale Ursache für den Holodomor, eine epochale Hungerkatastrophe mit etwa fünf bis sieben Millionen Toten.[6]
Es muß sich alles ändern, damit es bleibt, wie es ist.

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Re: Super Film

#60

Beitrag von ahora » Sa 18. Aug 2012, 05:38

selbst, wenn man einen thread über toilettenpapier eröffnen würde, ihr kämt euch in die haare. faszinierend. vergangenheit ist eine gedankenform, die in jedem eine andere form angenommen hat. aber streitet euch ruhig weiter. solltet ihr zum duell übergehen, mache ich den sekundanten.

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