Wieso sollte "die Natur" endlich sein? Das Leben als einzelnes, sei es Pflanze, Tier oder Mensch, ist sicherlich endlich, aber das Leben als Konzept und Gesamtes besteht immer weiter im Kreislauf aus Werden und Vergehen, genau wie "die Natur". Sie bleibt halt nicht so schön statisch wie manche das offensichtlich gerne hätten.
Der Link ist, sorry, zum Kotzen. Da hat ne Frau in ihrem Garten den Rückgang bestimmert Vogelarten beobachtet, und das ist dann symptomatisch für ein "Ende der Natur"? Reisserischer gehts ja kaum. Oh, die Agrarindustrie ist schuld... war ja fast nicht zu ahnen. Das kulturelle Erbe der Artenvielfalt ist bedroht. Die Wiesenvögel sind bedroht, weil intensive Bewirtschaftung. Ja, gibts denn Geld für extensive Bewirtschaftung? Natürlich nicht. Es gibt Geld pro Liter Milch.
Bei dem Schmarrn da vergeht mir eh alles.
"Mais wächst nur, wenn er keine Konkurrenz hat. Also tränken viele Bauern die Felder mit dem Unkrautvernichtungsmittel Glyphosat - das Ende der Ackerkräuter." Nix wird getränkt, wenn dann wird fein gesprüht, und nicht das Feld, sondern der grüne Teppich der draufsteht. Auf nackter Erde tut Glyphosat exakt gar nix. Der Mais wächst übrigens auch wenn er Konkurrenz hat, nur eben ziemlich schwach. Wer mal in ein gut geführtes Bio-Maisfeld schaut, wird nicht viel Unterschied zum Konvi erkennen, da wird das Unkraut eben durch striegeln und hacken entfernt und vorher gepflügt, um reinen Tisch zu bekommen. Das Ende der Ackerkräuter droht von allen Seiten
aber hauptsache mal bissele Drama gemacht und GLYPHOSAT erwähnt.
""Was man hier sehr gut sehen kann, ist, dass unter den Pflanzen auf dem Boden gar nichts mehr wächst", sagt Susanne Dohrn. "Weil der Mais unser Land, unseren Boden, unser Grundwasser, so wie er bewirtschaftet werden muss, kaputt macht, krank macht."" - ist genauso Quatsch. Wenn der Mais noch klein ist, werden Unkräuter entfernt (mechanisch oder chemisch). Sobald er grösser wird und dichtmacht, kommt so wenig Licht an den Boden, dass eventuell keimende Unkräuter kaum wachsen können.
Thema Gülle: "Was bei uns Menschen sorgsam über Kläranlagen gereinigt wird, geht bei Rindern, Schweinen und Hennen aufs Feld, verpestet die Luft, verseucht das Grundwasser." Ja, genau. Schlimmes Zeug, diese Gülle. Die vom Menschen löst sich natürlich in Luft und Liebe auf - oder etwa nicht? Wo geht die Menschenscheisse hin, wenn sie durch die Kläranlage ist? Eigentlich wäre das ja wertvoller Dünger, wie die Gülle auch, aber da die Leute soviel Medikamente, Hormone, Schwermetalle und weiss Gott welche Chemikalien in die Kanalisation einbringen, ist das schon irgendwie Sondermüll heutzutage... immerhin versucht die Landwirtschaft, Kreisläufe zu bewahren und die Hinterlassenschaften der Viecher wieder da hin zu bringen, wo sie vorher als Futter geerntet wurde: Aufs Feld. Unzumutbar natürlich dass Scheisse nach Scheisse riecht, man sollte Güllefässer mit diesen kleinen Duftdingern ausstatten, die heutzutage auf jeder Toilette zu finden sind, damit der Pups und der Schiss ja nicht nach dem riechen, was sie sind... *hüstel* Ende der Natur, ja, ganz deutlich. "Kunstdünger" stinkt übrigens wesentlich weniger.
Also insgesamt ein typischer Artikel für arglose Leute, bei denen sich gut Panik schüren lässt. Der nächstliegende Sündenbock wird in aller Pracht präsentiert und muss schnellstmöglich geschlachtet werden, um wieder ein reines Gewissen zu haben. Dumm nur dass diese Monokultur der Schuldsuche völlig ins Leere läuft. Vielfalt gibt es nämlich auch bei den Ursachen verschiedener Phänomene, die Natur ist - genau wie die Landwirtschaft - eine komplexe Sache, die nicht so einfach runtergebrochen werden kann. Vielleicht würde dem in Panik oder Wut entbrannten Leser ein Jahr Praktikum auf dem nächsten Landwirtschaftsbetrieb das ein oder andere Licht aufgehen lassen. Am besten bei stundenlangem Hacken per Hand, das schont die Natur
"Die Autorin kämpft im Kleinen: In ihrem Garten hat sie eine wilde Wiese gesät. Darauf wachsen jetzt Wiesen-Fuchsschwanz, Vogel-Wicke, Kuckuckslichtnelke. Ganz ohne Dünger oder Pestizide."
Top, diese Autorin! Beeindrucken würde mich wenn sie von der wilden Wiese auch irgendwas verwertbares erntet. Landwirtschaft ist ja ursprünglich mal zur Nahrungsmittelproduktion gedacht gewesen und nicht zur Landschaftspflege...