Droht uns das Ende der Natur?

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Wildmohn

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#41

Beitrag von Wildmohn » Do 12. Apr 2018, 19:59

Es ist interessant, wie die Diskussion sich im klein-klein verheddert, während die übergeordnete Ebene, nämlich die Frage, ob mit der industrialisierten Landwirtschaft auch die Natur maßgeblich in Mitleidenschaft gezogen wird, völlig im den Hintergrund gedrängt wird.
Es wird über den richtigen Zeitpunkt der Düngung diskutiert, während die Frage, welche negativen Auswirkungen ein (Über-)Düngen der Felder auf die Umwelt und dem Menschen nicht die angemessene Priorität hat.
Ganze Landstriche allein nur in Deutschland sind mittlerweile verseucht… und das nur beim landwirtschaftlichen Aspekt Düngung, nehmen wir noch die Themen Pestizideinsatz und Monokulturen (ich sage es immer noch!) hinzu, wird ein Schuh draus.
Und ja, früher haben die Menschen auch überlebt, bzw. konnten sich behaupten oder sind zum Teil dahingerafft worden. Es gab schon immer Kämpfe um Ressourcen, Hungersnöte, territorial- und religiös bedingte Konflikte. Haben wir heute noch, hat sich nicht viel geändert, siehe die aktuellen Krisenherde auf der Welt.
Aber ich behaupte mal, dass in der vorindustriellen Zeit und noch viele Zeit davor der Mensch mehr im Einklang mit der Natur lebte. Er hatte halt einfach noch nicht die Möglichkeiten, so einschneidend gegen die Natur zu agieren…und somit so massiv auf sie einzuwirken, bzw. sie so radikal zu zerstören.

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#42

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Do 12. Apr 2018, 20:40

Wildmohn, nachdem Du schon öfter so intensiv auf Landwirte geschimpft hast, würde mich immer noch interessieren, wie konsequent ökologisch DU Dein Leben führst?
Die Antwort hast Du immer noch nicht gegeben.

Und früher haben die Menschen auch schon komplette Wälder z.B. abgerodet. Die Brandrodung, Bodenauslaugung, Erosion und Überweidung hat in der Geschichte (und auch heute noch) zu Hungersnöten und teils zum Untergang früherer Kulturen geführt.

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emil17
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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#43

Beitrag von emil17 » Do 12. Apr 2018, 20:56

Früher wars nicht besser, früher wars anders.
Die Grundwasser- und Überdüngungsproblematik ist für die Erwerbsbauern ein wunder Punkt, deshalb reagieren sie so übermässig. Wäre wirklich nix dran an dem Vorwurf, dass die moderne Landwirtschaft eine der wesentlichen Umweltbelastungen ist (nicht die einzige, aber eine wichtige), dann würden sie eben nicht so reagieren müssen.
Mit der Behauptung, wer einen Nachteil der modernen Landwirtschaftsweise ankreidet, der ist gegen die Bauern, wird jede Diskussion abgewürgt.
Die nächste Diskussionsweise ist dann, wer von euch ohne Schuld ist, werfe den ersten Stein.
Gerne auch, die Kompetenz abzusprechen (ihr versteht ja gar nix davon, wie so ein moderner Hof funktioniert, also haltet Euch da raus).
Alles sehr destruktiv - genauso wie die Tierschützer, die Schweine "befreien" oder wie die Naturschützer, bei denen Bäume fällen Mord ist, oder wie die modernen Städter, die den Hauskompost mit dem Fahrrad an die Sammelstelle bringen und zweimal jährlich nach Übersee auf Trekking in der freien Natur fliegen.

Ich sehe nur einen Weg aus der Sackgasse: Wer umweltrelevante Tätigkeiten ausübt, der muss sich Auflagen gefallen lassen, die sich an der Belastung, nicht an der Wirtschaftlichkeit orientieren. Im Gegenzug dürfen nur Produkte importiert, verarbeitet und verkauft werden, die in ihrer Erzeugung, egal wo auf der Welt das ist, den selben Standards gerecht werden.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#44

Beitrag von Dyrsian » Do 12. Apr 2018, 21:00

Auch ich finde, dass Ölkanne hier eine wichtige Rolle einnimmt und lese seine Beiträge immer gerne, auch wenn wir oft anderer Meinung sind.
Man sollte bei der Düngung im Garten sicher auch mit Augenmaß vorgehen. Mit Hornspänen und Kompost eine Stickstoffüberdüngung hinzubekommen ist aber nicht ganz einfach, es wird zwar immer gegen zuviel Phosphat gewettert bei einer Kompostdüngung aber das ist, zumindest fürs Grundwasser nun erstmal weniger schlimm. Und wir wollen ja auch Dauerhumus aufbauen. Ich hab übrigends dieses Jahr das erste Mal ein wenig Kalimagnesia ausgebracht. Ist wohl in Wirtschaftsdünger immer etwas zuwenig. Das war aber hier nicht das Thema :grinblum:
Ab und an mache ich eine Stallmistauflage im Herbst und lasse das bis zum Frühjahr verrotten, für die Starkzehrer. In meinen Augen lohnt sich eine Analytik im Hausgarten nur bedingt, dafür sind die Kosten zu hoch und die Flächen zu inhomogen. Ich versuche mit Augenmaß zu düngen und bin bisher damit ganz gut gefahren, mein (Umwelt)gewissen plagt mich auch nicht. Dann schon eher wegen der Wurst zum Abendbrot. :hmm:

Wildmohn

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#45

Beitrag von Wildmohn » Do 12. Apr 2018, 21:17

Pitu hat geschrieben:Wildmohn, nachdem Du schon öfter so intensiv auf Landwirte geschimpft hast, würde mich immer noch interessieren, wie konsequent ökologisch DU Dein Leben führst?
Die Antwort hast Du immer noch nicht gegeben.
Und früher haben die Menschen auch schon komplette Wälder z.B. abgerodet. Die Brandrodung, Bodenauslaugung, Erosion und Überweidung hat in der Geschichte (und auch heute noch) zu Hungersnöten und teils zum Untergang früherer Kulturen geführt.
Oha Pitu, wenn es Dir so wichtig ist, möchte ich gerne auf Deine Fragen antworten:
Also, meine Frau und ich leben relativ bewußt was den ökologischen Fußabdruck betrifft. Es ist verdammt schwierig dies in dieser Gesellschaft auch wirklich konsequent umzusetzen.
Wir sind bemüht möglichst viele Produkte aus ökologischer Erzeugung zu konsumieren.
Stellen die Seife und Shampoo selbst her, also nichts mit Duschgel, das Mikroplastik enthalten könnte...oder das Peeling mit Heilerde.. ja, und das Brot wird selbst gebacken und Milch und Joguhrt aus Glasflaschen gekauft. Summa sumarum, ist unsere Absicht Plastikverpackungen, die in den Weltmeeren tonnenweise rumtreiben und u.a. Wale, Meereschildkröten und sonstige Meeresbewohner zum Verhängnis werden, zu vermeiden, nicht immer zu realisieren, da mittlerweile fast alles in Plastik eingeschweißt ist...
Tja, was mein bürgerliches Angagement betrifft, da muss ich Dir sagen, dass ich in keinem Verein tätig bin. Ich beobachte die Entwicklungen und ziehe meine Schlüsse daraus.
Was der Mensch im laufe seiner Geschichte aus der Natur gemacht hat wird allgemein als "Kulturlandschaft" bezeichnet, nur scheint es so zu sein, dass bei der heutigen Wirtschaftsweise das Leben in dieser"Kulturlandschfaft" auf der Strecke bleibt...

P.S:Ich schimpfe nicht auf die Landwirte sonder erkenne nur, dass die Agrarindustrie mit ihrer Wirtschaftsweise gravierende Auswirkungen auf unsere Umwelt hat...

Benutzer 6122 gelöscht

Re: Droht uns das Ende der Natur?

#46

Beitrag von Benutzer 6122 gelöscht » Do 12. Apr 2018, 23:50

Okay Wildmohn, das hört sich für mich schon mal ganz gut an! :daumen: Wenn Ihr jetzt noch vegan leben würdet, könnt Ihr die Güllemenge weiter reduzieren. ;)

Ich kann für mich nicht sagen, daß ich absolut konsequent bin. Wie Du schreibst, ist das gar nicht so leicht, nur bio zu kaufen und auf Plastik zu verzichten finde ich sehr schwierig.
Deswegen will ich auch nicht pauschal auf die Bauern schimpfen, weil ich froh bin, daß wir in Deutschland Nahrungsmittelsicherheit haben.
Und wenn ich mit den Bauern hier rede, wollen die auch gar nicht unbedingt Chemie verwenden. Aber die Zwänge durch (EU-) Gesetze und immer weniger Geld für ihre Produkte, weil Geiz ja geil ist, werden anscheinend immer ausgeprägter.

Daher kann ich auch verstehen, wenn sich die Landwirte hier angegriffen fühlen, weil sie ja an allem Schuld sein sollen.

Mir verursacht der Artenrückgang u.a. auch Sorge. Aber letztendlich kann man wirklich nur selbst versuchen, bewußter zu handeln und anderen Leuten das Problem bewußt zu machen - so meine Meinung.

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#47

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 13. Apr 2018, 08:11

@pitu,
Danke für deinen Beitrag,
hab mir schon oft gedacht, gut, dass die Dinosaurier vor der Landwirtschaft ausgestorben sind, sonst wären wir an diesem Artensterben auch noch Schuld gewesen.
Ich bin ja schon lange in dieser Branche und habe auch einiges "bewirkt".
Und so mache ich mir eben auch meine eigenen Gedanken.
Das zu tun, was ich/wir tun können, alles andere haben wir nicht in der Hand.
Wegen der Nahrungsmittelsicherheit, ist es wirklich wichtig, man kann ja heute aus jedem Winkel der Erde alles herholen, wie und was damit geschieht??

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#48

Beitrag von Sonne » Fr 13. Apr 2018, 09:22

hobbygaertnerin hat geschrieben: Aber heute gilt Bauersein nichts mehr- wir sind als Landwirte in ein globales Netz eingesperrt- und manchmal ärgert es mich, dass egal was passiert, überall die Bauern die "Schuldigen" sind.
Vor einem ¾ Jahr ungefähr, habe ich zum ersten Mal das Wort 'Permakultur' gehört. Mein Einstieg war Sepp Holzer und nach und nach über's Internet immer mehr zu diesem Thema. Da kamen dann Begriffe wie Terra Preta und Bokashi etc hinzu...

Und natürlich versuche ich auch meinen Mann dafür zu gewinnen. Macht ja keinen Sinn, wenn wir beide im Garten gegeneinander arbeiten, ich mit Bokashi und er mit Blaukorn.

Habe ihm also solange von Sepp Holzer erzählt, bis er den Typ am liebsten in die Wüste geschickt hätte. :haha:

Meine ersten Bokashiversuche beäugte er mit freundlichem und wohlwollendem, wenn auch leicht spöttischem Lächeln.

Im Grunde aber ist mein Mann durchaus immer aufgeschlossen, für neue Ideen und hört mir gerne zu.

Schwierig wurde es aber, als ich dann zufällig ein Plakat einer Veranstaltung von einer SoLaWi entdeckte. Was SoLaWi ist wusste ich nicht, aber da stand auch was von Permakultur drauf.

Also interessierte es mich und wir gingen gemeinsam da hin.

Der Einstieg war dann gleich zu Anfang denkbar schlecht.

Erstmal gemeinschaftliches Händchenhalten und ein buddhistisches 'Ommm'.

Nun, ich bin der Meinung, dass religiöse Inputs auf öffentlichen Werbeplakaten grundsätzlich angekündigt werden sollten, damit man informiert ist und im Voraus weiß, was und wen man zu erwarten hat.

Also standen wir erstmal irritiert abseits -
denn teilnehmen an dieser Aktion wollten wir nicht - bis die Zeremonie vorüber war und dann ging es ab ins Gemüsehaus = ein riesiges Gewächshaus einer ehemaligen Demeter Gemüseanbaugärtnerei.

Das war durchaus beeindruckend in seiner Vielfalt...hat mir soweit auch sehr gut gefallen...aber dann ging es los.

Es folgte ein Vortrag über die Vorzüge der Permakultur und ein Schimpf über die herkömmliche Landwirtschaft.

Nun, mein Mann ist auf einer herkömmlichen, über Generationen alteingesessenen, Landwirtschaft aufgewachsen.

Nach 5 Minuten kochte er vor Wut.

So einseitig, überheblich und unbedarft, wie dieser Redner sich gab, gewinnt man keine Menschen mit gesundem Menschverstand. Um einen Wandel herbeizuführen muss man Menschen gewinnen und sie nicht vor den Kopf stoßen.

Wir leben seit 32 Jahren auf einem Dorf, neben dem elterlichen Hof meines Mannes. In diesem Dorf gibt es 7 Höfe und dazu noch ca 7 Aussiedlerhöfe.

Von den Aussiedlerhöfen waren vor 30 Jahren 4 bewirtschaftet, heute nur noch einer. Im Dorf direkt blieben 2 übrig. Mein Schwager bewirtschaften seinen Hof noch und noch ein anderer...jeweils so an die 50 Stück (ungefähr :hmm: ) Milchkühe.

Die Bauern und ihre Frauen haben ihr Leben lang hart geschuftet. Ich glaube nicht, dass jemals einer von ihnen Urlaub gemacht hat. Als Menschenschlag empfinde ich sie zwar relativ eigenbrötlerisch (scheint aber hier irgendwie am Dorf zu liegen, sicher nicht an Bauern generell) aber vor ihrer Lebensleistung habe ich große Achtung.

Sie hatten und haben so viele Probleme (einer hatte von einem Tag auf den andern wegen Rinderwahn seinen kompletten Viehbestand verloren - er hat trotzdem nochmal von angefangen)...dann der Milchpreis und bürokratische Vorschriften ohne Ende...

Achja der Vortrag...

Am Ende vom Vortrag ging mein Mann sauer raus.

Ich war auch sauer, weil ich befürchtete, das zarte Interesse meines Mannes an meinen neuen Alternativmethoden, sei jetzt schlagartig abgestorben.

Er meinte dann irgendwann, dass man Permakultur ja leicht betreiben kann, mit der Sicherheit im Hintergrund, dass wenn's schief geht, man ja immer noch sein Gemüse im Supermarkt holen kann - herkömmlich produziert.

Damit hieß er weder Glyphosat noch Monokultur in Großbewirtschaftung gut.

Aber man kann nun mal nicht von heute auf morgen die Welt ändern und von einem System ins andere wechseln.

6 Milliarden Menschen können nicht ratzfatz eben mal schnell mit Permakultur versorgt werden.

Ich habe auch den Gedanken, dass eine positive ökologische Variante nur über Jahrzehnte auf- (Gutes, wie Terra Preta zum Bsp) bzw ab- (Schlechtes, wie zum Bsp Glyphosat) -gebaut werden kann und dass Menschen - und zwar alle Menschen, nicht nur Landwirte - dafür gewonnen werden müssen.

Oder man ordnet es diktatorisch an - aber das will ja auch keiner.

Dieses 'Gewinnen' müsste man schon von klein auf aktivieren, im Kindergarten, in der Schule und weit darüber hinaus. Der Minischulgarten, den es ja oft schon gibt ist dabei ja nicht mal ein Tropfen auf dem heißen Stein.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#49

Beitrag von emil17 » Fr 13. Apr 2018, 09:41

Danke.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Rati
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Re: Droht uns das Ende der Natur?

#50

Beitrag von Rati » Fr 13. Apr 2018, 10:06

ina maka hat geschrieben:
Rati hat geschrieben: 1. Sie haben es nicht immer geschafft, manchmal ist so ein Stamm auch verhungert bzw muste Not leiden.
nennt sich auch natürliche Auslese :pfeif: .
Nee, das nennt sich Pech gehabt. Natürliche Auslese ist, wenn kranke oder alte oder genetisch ungeeignete Wesen sterben.
Hungersnöte raffen alles dahin, die Starken genau so wie die schwachen & Kinder verhungern unabhängig davon ob sie gutes oder schlechtes Genmaterial haben.
ina maka hat geschrieben:
Rati hat geschrieben:3. Ist bei diesen Naturvölker jeder auf irgend eine Weise in die Nahrungsmittelproduktion involviert.
Das ist mal eine Antwort, die weiterhelfen könnte! :hhe:
(haben wir nicht ohnehin das Problem der fehlenden Arbeitsplätze?):)
ah ja,
Na da bin ich ja mal auf deinen praktischen Aktionsplan gespannt.
leg los.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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