Retrosuburbia - David Holmgren

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ben
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Retrosuburbia - David Holmgren

#1

Beitrag von ben » Sa 10. Mär 2018, 17:39

Reklame für David Holmgrens neues Buch:

Retrosuburbia

https://www.youtube.com/watch?v=lm0eT1EMh4w

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ben
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Re: Retrosuburbia - David Holmgren

#2

Beitrag von ben » So 13. Mai 2018, 10:02

Hab das Buch jetzt vorliegen. Es ist, na klar, auf englisch. Ob und wenn ja wann eine deutsche Übersetzung erscheint weiß ich nicht. Ich habe es nicht komplett durchgelesen und werde es wohl auch nie tun, denn es ist sehr umfangreich und fast schon eher ein Nachschlagwerk als ein Buch, das man von vorne bis hinten durchliest, das Format ist fast A4, ein ziemlich dicker Schinken.
Das Buch richtet sich an eine australische Leserschaft im Bereich Victoria und vieles ist nicht direkt auf unser Klima und Gesellschaft übertragbar aber wie immer kann man vieles daraus lernen und an die eigenen Bedingungen anpassen.

Die Grundannahme des Buches ist "descent energy", ein Begriff, den ich bis dahin auch zum ersten Mal gehört habe auch wenn das wofür er steht schon länger bekannt ist: Die Annahme, das wir in sehr naher Zukunft aufgrund von Ölknappheit und sonstigen "Schicksalsschlägen", wie z.B. Bankencrash mit viel weniger Energie auskommen müssen.
Holmgrens Vorschlag ist es die Suburbs, also die australischen Vorstädte mit vielen kleinen Grundstücken auf denen vorwiegend Einfamilienhäuser stehen permakulturell umzugestalten, so dass die Leute sich wieder vermehrt von zu Hause aus versorgen können. Nicht nur mit Lebensmitteln, sondern auch mit Einkommen und vor allem Gesellschaft.

Was ich super finde: Im Gegensatz zu früheren Permakulturbüchern findet man nicht nur (wirklich gute) Zeichnungen. Davon gibt es auch sehr viele aber es gibt auch viele Fotos von Leuten und Communitys, die schon teilweise lange Jahre wirken. Insbesondere die vier "case studies" (Fallbeispiele) sind sehr lehrreich:
1. Die Kleinfamilie, Abdallah House
2. Relativ lockere Mehrhaus-Community, Ecoburbia
3. Zwei-Personen-Haus, The Plummery (ich bin mir nicht ganz sicher, wieviele Leute wirklich dahinter stehen aber Kate Lavers schient jedenfalls die treibende Kraft zu sein)
4. Mehr-Personen-WG, Sharehouse

Außerdem gibt es zu dem Buch eine sehr umfangreiche Homepage, wo zu den vier Case studies im Buch noch viele Weitere näher beschrieben werden:
https://www.retrosuburbia.com/case-studies/

Nun ein paar kritische Anmerkungen:
Den Schreibstil finde ich auf Dauer recht ansgtrengend. Ich weiss nicht genau, wie ich es beschreiben soll. Es sind vielfach akademisch gestochen scharfe Formulierungen, die in einem Satz möglichst alles erschlagen wollen. Nur mal ein Beispiel: Ein Vermieter und ein Mieter verstehen sich nicht einfach gut und können deshalb mehr miteinander machen, nein: "Renting directly from a landlord without the intermediation of an agent can bild a relationship that allows the tenant to engage in small-scale retrofits of the garden, if not the house that have immediate benefits, build skills and leave an asset that the landlord values."

Obwohl das Buch praktisch alle Bereiche des menschlichen Lebens abdeckt wird interessanterweise der Bereich Religiosität, Spiritualität (fast) weitgehend ausgeklammert. Aber das ist ja auch allgemeiner Zeitgeist, dass spirituelle Dinge mehr als Privatsache angesehen werden. Meine Vermutung ist, dass Holmgren dieses Minenfeld, das ohnehin nur Streit auslösen würde, schlicht vermeiden wollte und dem Leser selbst überlässt.

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