"Nutrition and Physical Degeneration" von Weston A. Price erstmals veröffentlicht 1939.
Das Buch ist im Forum an verschiedenen Stellen kurz erwähnt worden, ich meine aber, dass dafür ein eigener Beitrag not tut, denn die Erkenntnisse darin sind immer noch hochaktuell. Ich muss sagen, die Lektüre hat mich regelrecht betroffen gemacht, wenn man bedenkt, wie lange dieses Wissen schon vorhanden ist und wie wenig wir davon heute berücksichtigen.
Weston Price war als Zahnarzt auf der Suche nach der Ursache für Karies und andere Verfallserscheinungen der Zähne und des Kiefers. Er meinte dass es dafür nötig war eine Kontrollgruppe zu finden, das heißt eine Gruppe von Menschen, die immun gegen Karies wäre. Da er diese Kontrollgruppe in der westlichen Zivilisation nicht finden konnte bereiste er in den 30'er Jahren des letzten Jahrhunderts fast die ganze Welt und untersuchte sogenannte "native primitives". Das sind ursprünglich lebende Kulturen, die noch nicht von der modernen Zivilisation beeinflusst waren. Seine Methode bestand im Wesentlichen darin die gesunden und die kariösen Zähne der Menschen zu zählen. Wo möglich untersuchte er auch die Menschen der gleichen Kulturen, die sich schon modern ernährten. Die moderne Ernährung bestand damals und insbesondere in den entlegeneren Gebieten aus Weißmehlprodukten, Dosennahrung und raffiniertem Zucker. Er machte auch viele Bilder von den Menschen mit gesunden Zähnen und den Menschen mit defekten Zähnen. Die will ich hier nicht posten, man findet sie schnell bei einer Bildersuche im Internet.
Das Ergebnis war fast überall ein Kariesbefall deutlich unter 1% bei den traditionell lebenden Menschen und zwischen 20% bis 70% bei den modern lebenden Menschen. Als Ursache für den krassen Unterschied machte er die Ernährung aus. Bei Menschen, die sich gemischt ernährten lag der Kariesbefall meist zwischen 1% und 10%.
Ich könnte jetzt einen Riesenartikel über das Buch schreiben aber das haben andere schon getan, vieles auch auf deutsch. Ich werde ein paar Links am Ende des Beitrages anfügen. Wer des englischen mächtig ist, dem empfehle ich das Buch durchzulesen. Was man kaum im Internet findet sind die vielen Anekdoten, die Price in seinem Buch beschreibt und die ich als besonders lehrreich empfinde. Ich will ein paar davon beschreiben. Die Seitenangaben beziehen sich auf das unten verlinkte Pdf.
ANEKDOTEN----------------------------
S. 64: Price fragt einen älteren Indianer in Nordamerika, warum die Indianer im Gegensatz zu den Weißen keinen Skorbut bekommen. Der Indianer antwortet, dass die Indianer auch Skorbut bekommen können aber sie wüssten, was sie dagegen tun müssten.
Der weiße Mann weiß zuviel als dass er den Indianer irgendetwas fragen würde. Price fragt, ob der Indianer ihm das Geheimnis verraten würde. Der Indianer sagt er würde es, wenn sein Häuptling es gestattet. Er geht los, um den Häuptling zu fragen. Nach einer Stunde kam er wieder und meinte, dass der Häuptling ihm gesagt hätte, dass Price ein Freund der Indianer sei, weil er ihnen empfohlen hat nicht das Essen der Weißen zu essen. Dann beschrieb er ihm den Teil des Elches (zwei Bälle im Fett), den die Indianer essen, um Skorbut zu vermeiden.When asked why he did not tell the white man how, his reply was that the white man knew too much to ask the Indian anything.
Diese Teile werden in so viele Stücke geschnitten, wie große und kleine Indianer in der Familie sind und jeder bekommt sein Stück. Hierbei handelt es sich offenbar um die Nebennieren, die roh gegessen wurden. Auch andere innere Organe wurden gegessen.These he said the Indian would take and cut up into as many pieces as there were little and big Indians in the family and each one would eat his piece.
S. 211-212: Price beschreibt eine missglückte Expedition von zwei Prospektoren (Leute, die in abgelegene Gebiete nach Rohstoffen suchen) in Alaska. Auf der Suche zurück in die Zivilisation berichtet einer der Beiden, dass er fast aufgrund der Mangelernährung fast blind wurde und starke Augenschmerzen hatte. Ein Indianer fand ihn auf dem Weg und obwohl er die Sprache nicht verstand, wusste er was dem Mann fehlt. Er gab ihm rohen Fisch zu essen, speziell Teile vom Kopf und Gewebe auf der Rückseite der Augen.
Schon nach kurzer Zeit ließ der Schmerz in den Augen nach und nach zwei Tagen konnte er fast wieder normal sehen.He threw the fish out on the bank and told the prospector to eat the flesh of the head and the tissues back of the eyes, ...
S. 197: Interessant fand ich auch eine Bemerkung über den Umgang mit Muskelfleisch von Indianern in Nord-Kanada:
Gegessen wurden insbesondere Organe der Tiere. Ein großer Teil des Muskelfleischs wurde an Hunde verfüttert.I found the Indians putting great emphasis upon the eating of the organs of the animals, including the wall of parts of the digestive tract. Much of the muscle meat of the animals was fed to the dogs
S. 198: Bei einer Schule für Maori-Kinder fiel Price der gute Zustand der Zähne auf (oftmals hatten Schulkinder eher schlechte Zähne). Er fragte, ob die Kinder ihr Essen für die Pause von zu Hause mitbringen würden. Die Antwort war Nein. Die Kinder laufen in der Mittagspause an den Strand. Einige machen Feuer, andere fangen eine Art Hummer, der frisch auf den Kohlen geröstet wird.
LINKS----------------------------The lobsters were promptly roasted on the coals and devoured with great relish.
Original-Buch als Pdf-Version
http://www.vyzivujicitradice.cz/wp-cont ... _and_P.pdf
Deutsches Archiv der Weston A. Price Foundation:
http://www.westonaprice.org/category/tr ... ns/german/
Lesenswerter Artikel in dem Archiv: "Merkmale Traditioneller Ernaehrung" - Hier werden die wichtigsten Erkenntnisse zusammengefasst.
http://www.westonaprice.org/translation ... anslation/
Zu Punkt 2:
Hier finde ich es wichtig zu ergänzen, dass dies gilt, wenn man alle Völker insgesamt betrachtet. Schaut man auf einzelne Völker finde ich es bemerkenswert, wie (aus unserer Sicht) einseitig die Menschen sich teilweise ernähren und dennoch gesund bleiben. Bsp. Schweizer Bergdorf (Lötschental):2. Alle traditionellen Voelker essen tierische Eiweisse und Fette von Fisch und anderen Meeresfruechten; Wasser- und Landgefluegel; Landtieren; Eiern; Milch und Milchprodukten; Reptilien; und Insekten.
Gegessen wurden dort hauptsächlich Roggenbrot (natürlich Vollkorn) und Milchprodukte (Milch, Käse, Butter). Obst gab es kaum und auch Grünes wurde relativ wenig gegessen.S. 35: In Loetschental, Grachen, Visperterminen and Ayer, we have found communities of native Swiss living almost exclusively on locally produced foods consisting of the cereal, rye, and the animal product, milk, in its various forms.
Punkt 11 fand ich schockierend. Warum lernen wir das nicht in der Schule?
Eine Daumenregel für die minimale Zeit zwischen zwei Schwangerschaften lautet "bis das erste Kind laufen kann". Bei den meisten Völkern war der Mindestabstand zwei Jahre, auf den Fiji-Inseln sogar vier Jahre.11. Traditionelle Kulturen betreiben Vorsorge fuer die Gesundheit von nachfolgenden Generationen indem sie besondere naehrstoffreiche Nahrungsmittel fuer zukuenftige Eltern, schwangere Frauen und wachsende Kinder bereitstellen. Sie wachen ueber die Zeitspanne zwischen Schwangerschaften und sie belehren die Jugend ueber die Prinzipien einer richtigen Ernaehrung.
S. 300: In one of the Fiji Island tribes the minimum spacing was four years.