Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

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Sabi(e)ne
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Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#1

Beitrag von Sabi(e)ne » So 13. Mär 2016, 00:03

https://www.youtube.com/watch?v=Y8iRRSzLFQg
Ich finde das ziemlich erschreckend, was er da sagt - Frage ist doch, wie wir sowas in D umkehren können?
I love life. And it loves me right back.
And resistance is fertile. :-)

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Manfred

Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#2

Beitrag von Manfred » So 13. Mär 2016, 00:32

Der Trend ist hier der gleiche.
Durch die aktuell extrem schwierige Situation für die Milchvieh- und Schweinebetriebe werden wir wieder eine starke Welle von Hofaufgaben sehen.
Und die ausufernde Bürokratie macht alternative Konzepte hier noch viel schwieriger als in den USA.
Die Auflagen sind extrem hoch. Neulich habe ich einen Artikel gelesen, dass jetzt in NRW selbst Hühnermobile als landwirtschaftliche Betriebsstätten gewertet werden und für die Genehmigung der komplette Verhau inkl. Immissionsgutachten nötig sei.
Der völlige Irrsinn...
Wir brauchen eine massive Absenkung der finanziellen und bürokratischen Hürden für den Marktzugang für Direktvermarkter und deutliche Erleichterungen für alternative Betriebskonzepte wie z.B. die Schweine- und Geflügelhaltung auf der Weide. Doppelzäune, Hygieneschleusen, Zulassungsgutachten etc. etc. sind einfach viel zu teuer.
Wenn wir mehr Bauern wollen, dann brauchen diese ein gutes Einkommen und eine gute Lebensqualität. Wenn diese 2 Faktoren nicht erfüllt werden, geht das Bauernsterben weiter.

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Thomas/V.
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Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#3

Beitrag von Thomas/V. » So 13. Mär 2016, 09:00

Frage ist doch, wie wir sowas in D umkehren können?
Die Frage muß erstmal lauten: Wem nutzt es, wenn die Bauern aussterben?
Zuerst muß man die Gründe erkennen, ehe man daran gehen kann, etwas "umzukehren". :pfeif:
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

Landfrau
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Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#4

Beitrag von Landfrau » So 13. Mär 2016, 15:53

Eine gute Frage!!

Je weniger Bauern, umso leichter ist deren Kontrolle durch die Kammer / die Behörden.
Je weniger Bauern, umso weniger unerwünschte Direktvermarktung.
Je weniger Bauern (Unternehmer), umso mehr steuer- und sozialabgabenpflichtig beschäftigte Angestellte auf den verbleibenden Betrieben – die Arbeit muss ja weiterhin gemacht werden.
Je weniger Bauern, umso größer die Betriebe, umso weniger Kleinbetriebe mit 13 a – Option und einhergehender guter Einkommensmöglichkeit.
Je weniger Bauern, umso größer die Betriebe, umso größer die Investitionen in umso größere Maschinen, umso größer die Abhängigkeit von Einkaufs-, Marktpreisen und Zinshöhe.

Einst war der Bauer unfrei, leistete Frondienst und den Zehnt (schön wär's, wir hätten heute so wenig zu zahlen...), dann kam, was in den Geschichtsbüchern unter dem falschen Namen Bauernbefreiung verkauft wird … und heute?
Sind die Bauern Erfüllungsgehilfen der Agrochemie, Deppen der Agrarbürokratie – müssen teure Berater unterhalten, die ihnen Anträge und Erklärungen ausfüllen.
Sind die Bauern stolze Grundeigentümer? Land gehört immer dem, der Steuern darauf erhebt!!
Zuwendungsempfänger des Staates, damit die verbrauchende Mehrheit im Lande sich an billigem Zeug leckerst dick* und doof fressen kann. (Was diese auch willfährig tut)

Und ändern?
So nette kleine Familienbetriebe schaffen mit töffelndem Traktor und schnatternden Gänsen, Eiern im Nest aus Heu und den Kühen Berta und Lise auf der grünen Wiese? So wie im Kinderbuch?

Die Mehrheit im Lande ist erfolgreich dick* und doof – siehe oben – und kann vernachlässigt werden. Die Mehrheit will auch keinen Kohl frisch vom Feld sondern Pizza aus der Mikrowelle.

Ein kleiner werdender Teil der Menschen im Lande rennt erfolgreich im Hamsterrad und freut sich, wenn sie durch Beförderung, ein neues Projekt, einen tollen Auftrag – ganz stolz noch ein bischen schneller rennen darf. Die halten durch Steuern und Sozialabgaben den Laden am laufen und rennen bis zur neudeutsch Burnout genannten völligen Erschöpfung. Die haben wie die Dicken* + Doofen keine Aufmerksamkeit und Kraft, die dt. Landwirtschaft zu retten – die hocken nach dem Bürotag abends noch mit Kollegen und Geschäftspartnern beim Italiener und die schicke Designerküche daheim bleibt kalt. Auch dieser Teil kann vernachlässigt werden.

Der denkende Teil der Menschen im Lande ist leider keine kritische Masse – und kann vernachlässigt werden. Auch wenn sie vllt. Im Einzelnen eine recht hohe Kaufkraft hat, so reicht die gesamte Kaufkraft dieser nicht, um unsere deutsche Landwirtschaft gesund zu machen.
Und es gibt - oft - einen Zusammenhang zwischen Grips und Einkommen und Ernährungsweise. Will sagen, je besser gestellt geistig, umso fleischärmer die Ernährung, umso weniger Ldw ist nötig und auch möglich. Hier herum in der Geest konnten die Böden erst nutzbar gemacht werden, als man eine recht intensive Viehhaltung betrieb, die den notwendigen Dünger abwarf.

Was tun?
Kleines Fitzelchen Ackerland kaufen, wenn man eines kriegt und darauf alles machen, was man kann und mag, um für sich selber Gutes zum essen zu erzeugen. Und den lieben Gott einen guten Mann sein lassen, insch'allah!
Und zu den Bauern rundum ein gutes Verhältnis pflegen – die Bauern sind in der Geschichte immer verarscht und vor fremde Karren gespannt worden, darum aber keine schlechten Menschen.
Manchmal gibt es „böse“ Geschichten von Bauern, die sich in Notzeiten einen Sack Kartoffeln mit der geerbten Golduhr bezahlen ließen.
Abwarten, was wird, zumindest waren die Bauern so gesund im Kopf, gegen Sachwerte zu tauschen statt gegen Papier “geld“.
Nur, heute ist es oft genug leider so, dass die gesamte Kartoffelernte direkt vom Roder auf einen LKW in ein Großlager / die Verarbeitung geht. Der Bauer hat oft gar keinen Sack Kartoffeln mehr in der Scheune, den er verkaufen kann.

Bleib auf dem Lande und nähre dich redlich!

Selam aleikum!

Landfrau


* das „dick“ steht hier synonym für krank, weil dick ein häufiges, nicht das einzige, Zeichen ernährungsbedingter Krankheit ist. „Fett“ von hyperkalorischer Nahrung ist etwas anderes und deutlich gesünder als das moderne „ich esse immer weniger und werde immer dicker“.
Da liegt der Fehler im System.
Womit wir wieder bei der Eingangsfrage wären:
Wem nützt es?
Den Inhalt einer Botschaft bestimmt der Empfänger :-)

Luna
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Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#5

Beitrag von Luna » So 13. Mär 2016, 18:14

Landfrau hat geschrieben: Bleib auf dem Lande und nähre dich redlich!
... oder gehe auf's Land, solange die Preise dort noch historisch tief sind, weil die vermeintlich "Schlauen" in die Städte drängen und mit Immo Erwerb versuchen, ihr Geld zu "retten", was dort die Preise weiter in die Höhe treibt, wegen des gleichzeitig zurück gehenden Angebots.

Ich sehe in der heimischen Landwirtschaft keine Zukunft. Die Genossenschaften im Osten mit ein Paar Hundert Hektaren sind (noch) ein Kompromiss zum klassischen "Familienbauern", der mehr und mehr zum subventionierten Landschaftserhalter verkommt und den Sateliten gesteuerten Maschinen der Agrarkonzerne mit tausenden Hektaren Platz machen wird - Verdrängungswettbewerb eben.

Wer den Produkten der Letzgenannten nicht vertraut, kommt um eine Teilselbstversorgung nicht herum. Wenn auf Fleisch verzichtet werden kann, oder dessen Verzehr stark einschränkt, kommt mit einem Garten und ein paar Hühnern (Geflügel, evtl. Kaninchen) schon recht weit. Verzicht auf Konsumgüter, die nicht zwingend notwendig sind, Vermeidung jegliche Art von Konsumkrediten etc. Wenn nach Grund- und Hauserwerb noch Geld übrig ist, sollte es in gutes Gerät, praktische Fertigkeiten und ggf. weiteres Land investiert werden.

Was die meisten Menschen nicht können, ist, sich zu reduzieren, Verzicht zu üben, ohne das Gefühl "ich gönne mir gar nichts mehr" zu haben.
Konsumkredite sollten ein absolutes Tabu sein.
Weg vom Materiellen, wo immer möglich. Verlass dich nicht darauf, dass dein Nachbar einen Hofladen mit biologischen Produkten umtreibt - produziere sie selber!

Ja,ja, ich weiss, schon hundertmal geschrieben. Leider gibt es viel zu viele Theoretiker auf diesem Gebiet.

Bevor ich mir Gedanken um die Farmer in den USA mache, betrachte ich lieber die mögliche Entwicklung auf dem eigenen Kontinent.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#6

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » So 13. Mär 2016, 21:02

und den Sateliten gesteuerten Maschinen
RTK hat der Chef auch!
richtig Geile Sache :engel:

RTK (also GPS das bis auf maximal 2cm genau ist) ermöglicht es, Äcker und Wiesen "haar"genau zu bestellen, zu Düngen und zu schützen.

Sein Nachbar hat kein RTK, beide haben die selbe (verwinkelte) Wiese gedüngt (der Chef mit einem PK-Dünger, der Nachbar mit Stickstoff) und ob wohl der Nachbar nahezu perfekt Schlepper fahren kann (zieht seit knapp 40 Jahren schnurgerade Fahrgassen z.B.), hat er 3% mehr Dünger verbraucht als vorher berechnet.
Der Chef mit einem GPS-gesteuertem Düngestreuer brauchte genau die vorrausberechnete Düngermenge und war dabei noch 20 Minuten schneller.

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Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#7

Beitrag von strega » So 13. Mär 2016, 21:47

die Frage "wem nützt das, das die Kleinen es nicht schaffen und von den Grossbetrieben aufgefressen werden" gilt aber auch in Europa...

und ich weiss für mich, dass ich mit Hingabe meinen Garten pflege, da weiss ich was ich hab. Vielleicht die wichtigste Investition in die Zukunft überhaupt für mich.
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#8

Beitrag von Rohana » Mo 14. Mär 2016, 10:29

Manfred und Landfrau ist nichts hinzuzufügen. Ich werde die zukünftige Entwicklung am eigenen Leib erfahren, da muss ich nichtmal über den grossen Teich schauen...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#9

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 14. Mär 2016, 14:17

Rohana hat geschrieben:Manfred und Landfrau ist nichts hinzuzufügen. Ich werde die zukünftige Entwicklung am eigenen Leib erfahren, da muss ich nichtmal über den grossen Teich schauen...
Ist das eher ein "wachse" oder "weiche" Betrieb bei dir?

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Re: Das Aussterben der Farmer in den USA - Joel Salatin

#10

Beitrag von poison ivy » Mo 14. Mär 2016, 14:23

strega hat geschrieben:und ich weiss für mich, dass ich mit Hingabe meinen Garten pflege, da weiss ich was ich hab. Vielleicht die wichtigste Investition in die Zukunft überhaupt für mich.
GENAU!
Rohana hat geschrieben:..., da muss ich nichtmal über den grossen Teich schauen...
:lol: ich auch nicht
Luna hat geschrieben:... Bevor ich mir Gedanken um die Farmer in den USA mache, betrachte ich lieber die mögliche Entwicklung auf dem eigenen Kontinent.
wieso eigentlich immer so zickig, wenn jemand was zum Laendle links vom Teich sagt?
meinst etwa, heutzutage kann sich noch irgendwer von 'weltweit' distanzieren? sogar die Aussies zieht's ganz langsam in diesen Strudel

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