Niemand glaubt an völlige Neutralität.der.Lhagpa hat geschrieben:Das haben wir schon in der Schule analysiert. (1990 etwa). Da würde aufgedröselt welche Zeitung welche Meinung/ politische Richtung vertritt. Woher kommt der Irrglaube, "die Presse" = Menschen) wären neutral?
Aber in den letzten Jahr(zehnt)en hat sich schon etwas fundamental geändert, was das journalistische Berufsethos angeht. Früher wurden die Nachwuchsjournalisten noch dazu angehalten, Meinung und Kommentar deutlich zu trennen. Das spiegelte sich auch in den Zeitungen wieder. Ich behaupte nicht, dass Menschen völlig neutral sein können, ich beobachte allerdings, dass sie es gar nicht mehr sein wollen - und das nicht nur in den Zeitungen, sondern auch in Heute Journal und Tagesschau.
Dieser Spruch "Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten" hat nämlich durchaus seine Berechtigung, weil er der Glaubwürdigkeit des Journalisten dient. Wenn ich sehe, da gibt sich jemand wenigstens Mühe, andere Standpunkte auch nachzuvollziehen und nicht gleich abzuwerten, dann bin auch ich bereit, meinen Standpunkt zur Diskussion zu stellen und mich auf die Argumente anderer einzulassen.
Wenn aber jemand von vornherein deutlich macht, dass Intelligenz und Moral ohnehin nur einen Standpunkt zulassen, nämlich seinen, und alle Andersdenkenden deshalb böse, dumm oder beides sind, dann darf er sich nicht wundern, wenn er damit nur diejenigen überzeugt, die schon seiner Meinung sind. Ich erwarte keine Neutralität, aber dass ein Journalist danach strebt, das schon.
Man kann nicht immer nur die Meinungen anderer hinterfragen, manchmal sollte man das auch mit seiner eigenen tun.
Gruß,
Sargon