Gleichschaltung der Medien????

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Sargon
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Re: Gleichschaltung der Medien????

#11

Beitrag von Sargon » Mo 22. Feb 2016, 14:54

der.Lhagpa hat geschrieben:Das haben wir schon in der Schule analysiert. (1990 etwa). Da würde aufgedröselt welche Zeitung welche Meinung/ politische Richtung vertritt. Woher kommt der Irrglaube, "die Presse" = Menschen) wären neutral?
Niemand glaubt an völlige Neutralität.
Aber in den letzten Jahr(zehnt)en hat sich schon etwas fundamental geändert, was das journalistische Berufsethos angeht. Früher wurden die Nachwuchsjournalisten noch dazu angehalten, Meinung und Kommentar deutlich zu trennen. Das spiegelte sich auch in den Zeitungen wieder. Ich behaupte nicht, dass Menschen völlig neutral sein können, ich beobachte allerdings, dass sie es gar nicht mehr sein wollen - und das nicht nur in den Zeitungen, sondern auch in Heute Journal und Tagesschau.

Dieser Spruch "Ein guter Journalist macht sich mit keiner Sache gemein, auch nicht mit einer guten" hat nämlich durchaus seine Berechtigung, weil er der Glaubwürdigkeit des Journalisten dient. Wenn ich sehe, da gibt sich jemand wenigstens Mühe, andere Standpunkte auch nachzuvollziehen und nicht gleich abzuwerten, dann bin auch ich bereit, meinen Standpunkt zur Diskussion zu stellen und mich auf die Argumente anderer einzulassen.

Wenn aber jemand von vornherein deutlich macht, dass Intelligenz und Moral ohnehin nur einen Standpunkt zulassen, nämlich seinen, und alle Andersdenkenden deshalb böse, dumm oder beides sind, dann darf er sich nicht wundern, wenn er damit nur diejenigen überzeugt, die schon seiner Meinung sind. Ich erwarte keine Neutralität, aber dass ein Journalist danach strebt, das schon.

Man kann nicht immer nur die Meinungen anderer hinterfragen, manchmal sollte man das auch mit seiner eigenen tun.

Gruß,
Sargon

Benutzer 146 gelöscht

Re: Gleichschaltung der Medien????

#12

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Mo 22. Feb 2016, 14:55

Auffällig ist die Tendenz, eine (redaktionelle) Meinung nicht mehr nur durch die Auswahl der Nachrichten, und zusätzlich etwa einen als Solchen gekennzeichneten Kommentar zu transportieren, sondern Nachricht und Kommentar für den Leser/Zuschauer nahezu untrennbar zu vermischen!
Dafür, dass das nicht schon immer so war, habe ich zufällig gerade ein schönes Beispiel GEHÖRT:
Beim Abhören eines alten Tonbandes (so ein braunes, auf einer Spule aufgewickeltes Plastikband, wie man es im vorigen Jahrhundert für Tonaufzeichnungen benutzte ;) ) , stieß ich auf eine versehentlich aufgenommene Radio-Nachrichtensendung vom Oktober 1973.
Ich hörte die Meldungen und war ganz überrascht, dass da tatsächlich nur nackte Fakten berichtet wurden. Beispiel: "an beiden Fronten im nahen Osten kam es heute wieder zu schweren Panzergefechten." Das war`s zu dem Thema! Ein Satz, keinerlei Gewichtung. Oder: "Der Generalinspekteur der amerikanischen Armee, General Woodward, ist heute auf dem Weg in die Bundesrepublik gestorben. Er erlag an Bord eines Flugzeuges offenbar einem Gehirnschlag."
Heutzutage würde sich kein Redakteur mehr trauen, so eine Meldung ohne weiteren Kommentar, Hintergrundinformationen, Meinung von Dritten usw. zu bringen, - dann würde er sie lieber gar nicht bringen, was wohl immer öfter auch der Fall ist. Darum wird heute lieber eine ganze Nachrichtensendung mit zwei oder drei Themen bestritten, die dann mit jeder Menge vorgekauter Hintergrund-"Information" gestreckt, die gesamte Sendezeit beanspruchen. Meinungssteuerung statt Meinungsbildung durch Weglassen von Fakten und Hinzufügen von Meinung. Aber darüber gibt`s schon jede Menge guter Analysen aus der jüngsten Vergangenheit.

P.S. sargon war schneller :)

Baumfrau

Re: Gleichschaltung der Medien????

#13

Beitrag von Baumfrau » Mo 22. Feb 2016, 15:41

Hab' selbst Ende 80er/Anfang 90er als "Feste Freie" mehrere Jahre bei unserer Regionalzeitung als Zuständige für Kommunalpolitik in xxx gearbeitet. Mein Redakteur hätte mir sofort die Ohren langgezogen und zum umschreiben bzw. nach-Recherche gezwungen, hätte ich einmal derart eklatant die Grundsätze journalistischer Arbeit vernachlässigt, wie es heute üblich ist. Hätte ich mehrfach so berichtet, wie es heute Standard (auch in den öffentlich-rechtlichen Medien ist), wäre ich wohl die längste Zeit dort beschäftigt gewesen.

Einige Grundsätze:
- Nachricht ist Nachricht und Meinung gehört separat in einen Kommentar
- Bei Fakten immer doppelt checken (verschiedene Quellen)
- Bei Berichten immer auch die andere Seite zu Wort kommen lassen und zwar ohne durch entsprechende Worte (vor)-zu urteilen.

Und sollte es vorkommen, dass man wirklich mal was Falsches geschrieben hat, möglichst selber verbessern, bevor die Zeitung zur Gegendarstellung gezwungen werden.

Gab' noch mehr. Aber die oben waren die wichtigsten. Ich ertrage es heute ganz einfach kaum mehr, die üblichen Massenmedien zu lesen. Oft wird mir schon bei den Überschriften körperlich richtig schlecht. Neulich sprach mich sogar die Kassiererin an, ob sie mir helfen könne, weil ich so komische Geräusche gemacht habe :rot:

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Re: Gleichschaltung der Medien????

#14

Beitrag von Thomas/V. » Mo 22. Feb 2016, 15:58

Ich ertrage es heute ganz einfach kaum mehr, die üblichen Massenmedien zu lesen. Oft wird mir schon bei den Überschriften körperlich richtig schlecht.
Ja, kann ich nachvollziehen. Tendenziös, vorverurteilend und manipulativ bis zum Abwinken.
Manchmal komme ich mir vor wie in der DDR...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Gleichschaltung der Medien?

#15

Beitrag von Buchkammer » Mo 22. Feb 2016, 16:27

Manfred hat geschrieben:Habt ihr auch die Eigentumsstrukturen der Medien analysiert?
Und die Vernetzung und "Nebenjobs" der Redaktionschefs bei den Öffentlich-Rechtlichen?
Schätze, diese Verstrickungen gab es früher, also vor 10-20 Jahren in dem Unfang noch nicht. Heute muss man Kabarett-Sendungen schauen um wenigstens einigermaßen darüber informiert zu werden. :lol: Oder eben selbst tiefgründige Recherchen starten - aber wer macht das schon.

Auch die Berichterstattung und das alles nur noch vom Teleprompter kommt - inklusive der sogenannten Kommentare von irgendwelchen Leuten zu den einschlägigen Themen in den Massenmedien: alles vorgeschrieben und abgelesen. Selbst die Interviws mit Politikern in den Nachrichten und Journalen beinhalten heute den Zusatz: Das Gespräch haben wir vor der Sendung aufgezeichnet. :roll:

Das da mal nur nichts schief geht bei der Gleichschaltung der Medien. :mued:

Edit: Wieso sind da eigentlich 4 Fragezeichen im Titel?
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

hunsbuckler
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Re: Gleichschaltung der Medien????

#16

Beitrag von hunsbuckler » Mo 22. Feb 2016, 18:12

Von einem krassen Beispiel bin ich indirekt selber betroffen:
Vor einiger Zeit habe ich mich bei Maren Müllers "Publikumskonferenz" angemeldet,
weil ich es unerträglich fand, durch die neue Haushaltsabgabe (obwohl weder Radio noch Glotze)
den ganzen niederträchtigen Unterhaltungsmist, die irrsinnig teuren und hochkorrupten Sportübertragungen und die oberflächliche und einseitige Berichterstattung mitzubezahlen.
Vor allem, weil man nicht den geringsten Einfluß nehmen kann.

Dort habe ich verfolgt, wie Manipulationen, Weglassungen, Vorverurteilungen und Parteinahmen durchaus plausibel dargestellt und eine Befassung im Sinne der Rundfunkverordnung eingefordert wurde.
Und wie jegliche Beschwerden immer mit den gleichen Textbausteinen abgewimmelt wurden.
Also ist der Rundfunkrat offensichtlich ein Feigenblatt.

Der Gipfel ist jetzt, daß Marie-Luise Beck von den Grünen jetzt im Zuge der Aufdeckung von "Russischer Propaganda" gefordert hat,
die "Publikumskonferenz" vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen!

Gewiß sind viele Beiträge dort gewissermaßen "pro-russisch".
Das ist aber doch eine zwangsläufige Folge davon, daß die Beträge in den ÖR zu gefühlten 100% "anti-russisch" sind!

Ich habe Frau Beck geschrieben, wer ich (als langjähriger Grünenwähler) bin und daß sie gerne meine Daten postwendend an den Verfassungsschutz weiterreichen kann.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

DieterB
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Re: Gleichschaltung der Medien????

#17

Beitrag von DieterB » Mo 22. Feb 2016, 20:49

Die Deutschen klagen auf hohem Niveau. Es gibt kaum ein Land, dass sozial und wirtschaftlich so erfolgreich ist wie Deutschland. Auch die Medienlandschaft ist nicht so schlimm, wie sie es in den 60er Jahren mit der Springer Presse war, als Franz-Josef seine Deals machte und keine Skrupel hatte kurzerhand die Spiegel Redaktion durchsuchen zu lassen und den Chefredakteur in Untersuchungshaft zu stecken.

Man kann es mit der Kritik auch uebertreiben und dabei das soziale Gefuege zerstoeren. Dass es in Deutschland noch so gut laeuft, ist keineswegs selbstverstaendlich. Der soziale Konsensus ist der Boden des wirtschaftlichen Wohlstands. Wenn der einmal weg ist, zerfaellt das soziale Gefuege, die Gesellschaft polarisiert sich und es geht bergab mit der Wirtschaft. Griechische, tuerkische oder syrische Zustaende sind nur einen Steinwurf weit weg. Die zivilisatorische Schicht ist nur hauchduenn ueber einem Abgrund des Schreckens, der jederzeit und ueberall durchbrechen kann.

Sich ueber Fernsehgebuehren oder andere Dienstleistungen aufzuregen, die alle gemeinsam finanzieren muessen weil sie auch gemeinsam genutzt werden, wird die gesellschaftlichen Probleme unserer Zeit nicht loesen. Viele Menschen landen schnurstracks im Gefaengnis oder muessen um ihr Leben bangen, wenn sie es wagen ihre Meinung zu aeussern.

lg. Dieter

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Re: Gleichschaltung der Medien????

#18

Beitrag von Luna » Mo 22. Feb 2016, 21:04

hunsbuckler hat geschrieben:Von einem krassen Beispiel bin ich indirekt selber betroffen:
Vor einiger Zeit habe ich mich bei Maren Müllers "Publikumskonferenz" angemeldet,
weil ich es unerträglich fand, durch die neue Haushaltsabgabe (obwohl weder Radio noch Glotze)
den ganzen niederträchtigen Unterhaltungsmist, die irrsinnig teuren und hochkorrupten Sportübertragungen und die oberflächliche und einseitige Berichterstattung mitzubezahlen.
Vor allem, weil man nicht den geringsten Einfluß nehmen kann.

Dort habe ich verfolgt, wie Manipulationen, Weglassungen, Vorverurteilungen und Parteinahmen durchaus plausibel dargestellt und eine Befassung im Sinne der Rundfunkverordnung eingefordert wurde.
Und wie jegliche Beschwerden immer mit den gleichen Textbausteinen abgewimmelt wurden.
Also ist der Rundfunkrat offensichtlich ein Feigenblatt.
Da stimme ich dir uneingeschränkt zu, obwohl es uns nicht betrifft.
Der Gipfel ist jetzt, daß Marie-Luise Beck von den Grünen jetzt im Zuge der Aufdeckung von "Russischer Propaganda" gefordert hat,
die "Publikumskonferenz" vom Verfassungsschutz beobachten zu lassen! [...]

Ich habe Frau Beck geschrieben, wer ich (als langjähriger Grünenwähler) bin und daß sie gerne meine Daten postwendend an den Verfassungsschutz weiterreichen kann.
"Die Grünen sind die neue FDP, nur mit Dosenpfand"

hunsbuckler
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Re: Gleichschaltung der Medien????

#19

Beitrag von hunsbuckler » Di 23. Feb 2016, 18:04

Lieber Dieter, ich bin nicht prinzipiell gegen jegliche Mediengebür.

Am jetzigen System kritisiere ich:

- Die Gebühr fällt viel zu hoch aus wegen milliardenüberteuerter Sportrechte, exorbitanter Spitzenfunktionärsgagen und kostspieliger Unterhaltungsshows
Eine Beschränkung auf Nachrichten und Sachthemen würde viel billiger sein.
- die Haushaltspauschale ist ungerecht und unsozial und berücksichtigt keine Härtefälle
- der Einfluß der Politik ist zu groß und der von Lobbyistengruppen völlig undurchsichtig
- usw.
Liebe Grüße, Hans www.jugendrettet.org

Luna
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Re: Gleichschaltung der Medien????

#20

Beitrag von Luna » Di 23. Feb 2016, 19:07

Absolut richtig! (edit: besser: volle Zustimmung)
Weshalb kämpft in D niemand für mehr Gerechtigkeit zu diesem Thema?
Eine Hand voll TV- und eben so viele Radiosender, Steuer finanziert, weil es die Informationspflicht des Gesetzgebers gibt.
Welche Sender dies sein könnten, kann man vor Petitonsabgabe im Netz klären. Den ganzen unsäglichen Rest an Inhalten als Bezahlfernsehen auslagern und gut wär's.

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