Gegen die deutsche Schulpflicht

Was halt nirgendwo passt
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syldron
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#111

Beitrag von syldron » Mi 4. Sep 2013, 10:41

Ob nun der hohe Prozentanteil der Nichtwähler wirklich bedeutet, dass diese alle aus Mangel an Bildung nicht in der Lage sind, sich eine eigene Meinung zu bilden, halte ich für eine gewagte These. Tatsächlich dürfte darunter ein großer Anteil nicht wählen, weil er sich von keiner der politischen Parteien verteten fühlt und verständlicherweise das Vertrauen in das heutige Berufspolitikertum verloren hat.
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woidler
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#112

Beitrag von woidler » Mi 4. Sep 2013, 10:41

Hallo spellon,


Deinem Satz " Alleine der hohe Anteil an Nichtwählern zeigt, dass das Bildungssystem nicht die Ziele ereeicht, die es vorgibt." möchte ich als langjähriger überzeugter Nichtwähler schon energisch widersprechen. Er bedeutet ja, daß nur der, der dieses System durch die Teilnahmen an Wahlen legitimiert, gebildet ist.
In dem Sinn bin ich ganz roh, daß das Bildungssystem bei mir gewisse Ziele nicht erreicht hat.

Ansonsten fällt mir grad folgendes ein:

sagt der Lehrer im Mathematikunterricht : Wenn ihr nicht ordentlich lernt, weden dieses Jahr 80 Prozent wegen Mathematik durchfallen.
Sagt ein Schüler : Aber Herr Lehrer, soviele sind wir doch gar nicht.

da woidler

spellon
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#113

Beitrag von spellon » Mi 4. Sep 2013, 13:01

Zum Witz: der besagt aber auch, dass der Schüler TROTZ Mathematikunterricht nicht weiß, was "Prozent" bedeutet.
Thema Nichtwähler: bei diesen weiß man nicht aus welchem Grund sie nicht wählen, alleine deshalb ist m.E. Nichtwählen politisch wirkungslos . Diejenigen, die aufgrund einer bestimmten Grundhaltung nicht wählen, machen wohl nur einen kleinen Anteil der Nichtwähler aus. Die andern sind desinteressiert, und das sollte nicht sein.
Natürlich lässt auch das Wahlverhalten der Wähler nicht immer auf Bildung schließen...

Anya
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#114

Beitrag von Anya » Mi 4. Sep 2013, 14:29

spellon hat geschrieben:Hierzu meine ich, dass vieles was im Rahmen der Pflichtfächer unterrichtet wird, doch schon zu fachspezifisch ist.
Und wo willst du eine Grenze zwischen Allgemeinbildung und Fachwissen ziehen? Vieles was für den einen noch Allgemeinbildung ist, ist für den nächsten schon Fachwissen.
Und ich glaube auch nicht, dass man zum Beispiel in neun Jahren Hauptschule wirklich viel fachspezifisches lernt.
Ich habe zum Beispiel in der Schule Latein gelernt. Eine tote Sprache, die keiner mehr braucht. Ja und nein. Mir hat das Lateinlernen sehr viele Erkenntnisse über Sprache allgemein gebracht, was eigentlich Sprache ist, wie man mit ihr spielt und sie gezielt einsetzt, und das sowohl im deutschen, wie auch in anderen Fremdsprachen. Ich denke, das hatte damit zu tun, weil man sich so intensiv mit der Grammatik auseinandergesetzt hat, im Gegensatz zu anderen Sprachen, wo es mehr auf die Anwendung der Sprache ankommt. Braucht man als Selbstversorger nicht? Nein, nicht wenn man für sich alleine lebt und keinen Kontakt zu anderen hat. Aber sobald man an der Gesellschaft teilhaben will, schadet Sprachgefühl und -kenntnis (Stichwort Rhetorik und Politik) sicherlich nicht. Sicherlich gibt es auch da die verschiedenstens Wege, so etwas zu lernen.
spellon hat geschrieben:Und eine wichtige Tatsache ist, dass man im späterem Leben fast alles noch lernen kann, selbst wenn man in der Schule nichts davon mitbekommen hat.
Nur das "Werkzeug" zum Lernen wie Lesen, Schreiben, Auffassungsgabe muss vorhanden sein um sich später bei Interesse ein Fachwissen aneignen zu können.
Meine Rede, Schule ist Allgemeinbildung und Fachwissen lernt man dann entweder selber oder in einer Ausbildung.
Allerdings muss ich immer wieder feststellen, dass mir das Lernen zu Schulzeiten einfacher viel. Ich hatte in der Schule ein Jahr französisch gelernt. Und vor drei Jahren hatte ich erneut angefangen, französisch zu lernen. Alles, was ich in der Schule gelernt hatte, war schnell wieder da, alles darüber hinaus viel mir sehr schwer, und das obwohl ich hoch motiviert war, die Sprache zu lernen, und ich eigentlich selten Probleme hatte, was neues zu lernen. Insofern war ich froh, wenigstens die Grundkenntnisse schon in der Schule gelernt zu haben, obwohl ich mich damals fragte, was ich eigentlich damit sollte, denn es gab Sprachen und Länder, die mich mehr interessierten.
spellon hat geschrieben:Ich bin generell für mehr Wahlfreiheit in Bezug auf die Interessen und Fähigkeiten die man im späteren Leben entwickelt.
Hm, und du wusstest schon in der Schulzeit, was für Interessen du im späteren Leben einmal haben wirst? Meine Interessen haben sich öfter mal geändert oder wurden, durch alles, was ich neu gelernt habe erweitert.
Gewisse Wahlmöglichkeiten hast du doch: Bei neun Jahren Hauptschule hat man eine gewisse Grundausbildung und es bleibt sicherlich noch genug Zeit, mehr praktische Dinge zu lernen. Und wenn man sich für 12 Jahre und Abitur entscheidet, dann hat man sich halt entschieden mehr lernen zu wollen. Insofern hat man schon ein bisschen Auswahl, was die Menge des Lernens angeht. Bei uns auf dem Gymnasium hat man auch oft die Auswahl den sprachlichen oder den naturwissenschaftlichen Zweig zu wählen. Aber um wählen zu können, muss man erstmal wissen, was es alles gibt und alles mal ausprobiert haben.
spellon hat geschrieben:Speziell hier in diesem Forum dürfte ein Verständnis dafür bestehen, dass die Fähigkeit zur praktischen Selbstversorgung ein wichtiger Lebensbereich ist, der in diesem Schulsystem kaum gefördert wird. Ein Schüler der z.B. weniger Zeit für unnötiges Pauken verwendet hätte mehr Zeit für praktisches Lernen auf Selbstversorgerhöfen .
Stimmt, in der Schule werden solche praktischen Dinge nicht vermittelt. Oder gibt es noch so was wie Hauswirtschaftsschulen? Wenn ja, dann hätte man ja auch die Wahl, diese zu besuchen. Ansonsten hindert dich keiner daran, deine Kinder in die tägliche Haus- und Gartenarbeit zu intigrieren, damit sie die praktische Selbstversorgung lernen.
Mal abgesehen davon, dass die wenigsten wirklich von reiner Selbstversorgung leben können und somit trotzdem einen Beruf ergreifen müssen, in dem u. U. die Kenntnis von Sprache, Naturwissenschaft und Geisteswissenschaft vorausgesetzt werden. Mal abgesehen davon, schadet auch einem Selbstversorger nicht, über den Tellerrand zu schauen.
Viele interessante Literatur, Internetseiten, Videos sind in anderen Sprachen. Beim Beobachten der Natur, den Tieren und Pflanzen ist man ganz schnell in den verschiedenen Bereichen der Naturwissenschaften. Klar, kann ich mir das auch heute selber beibringen, wenn ich es brauche. Aber es ist einfach auch schön, auf schon vorhandenes Grundwissen zurückgreifen zu können und dieses nach Bedarf zu erweitern.

Die Qualität des Schulunterrichts hängt häufig genug von den Lehrer ab. Die einen können die Kinder motivieren und einen interessanten Unterricht gestalten, so dass man was fürs Leben und seine Allgemeinbildung gelernt hat. Auch wäre es aus meiner Sicht besser, wenn man Themen fächerübergreifend unterrichten würde, so dass man ein Thema von verschiedenen Seiten aus betrachten und kennenlernen kann.
Viele Grüße, Anya

Manfred

Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#115

Beitrag von Manfred » Mi 11. Sep 2013, 09:26

Geschichten wie aktuell die von den 12 Stämmen sprechen halt gegen eine Aufhebung der Schulpflicht.

http://www.rtl.de/cms/news/extra/sekte- ... 25289.html

Adjua
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#116

Beitrag von Adjua » Mi 11. Sep 2013, 09:31

Manfred hat geschrieben:Geschichten wie aktuell die von den 12 Stämmen sprechen halt gegen eine Aufhebung der Schulpflicht.

http://www.rtl.de/cms/news/extra/sekte- ... 25289.html
Genau solche habe ich gemeint ... Im Prinzip haben sie denen eh die Lösung angeboten, die auch in Österreich versucht worden wäre.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#117

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 11. Sep 2013, 10:33

wobei sowas nicht nur ein Problem von (fehlender) Schulpflicht ist!!

ehrlich - was ist den Kindern geholfen, wenn sie zwar vormittags in der Schule sitzen müssen, aber danach zurück nach Hause gehen?
Und dort womöglich noch extra bestraft werden für schlechte Noten - ??

Dass Kinder gequält werden ist schlimm und sollte nicht passieren - ist aber keine Spezialität von Eltern und/oder "Sekten", wie man bei den Enthüllungen über die ganzen Mißbrauchsfälle in städtischen oder kirchlichen Heimen sehen kann.

versteh ich nicht.

Oder meint ihr, man täte solche Sachen nicht bemerken, wenn es keine Schulpflicht gäbe?
Bemerkt man sowas immer, wenn Schulpflicht herrscht??

Gibt es keine Kinder und Jugendliche, die sich sogar wegen der Schule umbringen?

wegen schlechter Noten und/oder mobbing??

Adjua
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#118

Beitrag von Adjua » Mi 11. Sep 2013, 10:51

Schlechte Eltern gibt's überall. Die Frage ist dennoch, wieviel Parallelgesellschaft wollen wir haben? Wollen wir zu, Beispiel, dass in solchen Privatschulen Mädchen gesagt wird, dass sie Männern untertan sind und wollen wir, dass die Evolutionslehre aus religiösen Gründen gestrichen wird?

Recht muss immer für alle gleich gelten. Was wir für Eltern fordern, deren Ideen uns sympathisch sind, muss auch für diejenigen gelten, die christliche Fundamentalistenschulen oder Talibanschmieden aufmachen wollen. Also entweder Kontrolle (Bevormundung, Obrigkeitsterror, wie immer man es sieht) für alle oder für keinen.

Mir ist da etwas Kontrolle für alle lieber, und ich befürworte gemeinsame Mindeststandards, die natürlich irgendwie überprüft und durchgesetzt werden müssen.

McCandless
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Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#119

Beitrag von McCandless » Mi 11. Sep 2013, 11:00

http://daserste.ndr.de/panorama/archiv/ ... iv257.html

Mir kommen nun ernste Zweifel meine beiden auf eine staatliche Einrichtung geschickt zu haben. Klar werden die Kids auf das Leben vorbereitet...die meisten lernen zuallererst Unterordnung, nicht aus der Reihe tanzen, innere Emigration, Pünktlichkeit, Triebaufschub, Mobbing&Intrigen, Sanktionierung(positiv+negativ), normal sein=was alle machen=gut, das Mathe öde ist, das Schule-Arbeit-Tod bzw. Fressen-Ficken-Fernsehen ein Axiom ist. Alternativlos. Haben wir schon immer so gemacht All das müssen die Kinder erst verinnerlichen, um es dann (evt.) in Pubertät abzulehnen. Es geht dem Staat doch nicht darum die individuellen Fähigkeiten eines Kindes zu fördern, sondern ein möglichst produktives, kleines Zahnrädchen zu formen, welches funktioniert, am Abend kaputt wie tausend Mann, das was ist nicht hinterfragt und als sein Belohnungssystem im Konsum sucht&findet. Imho könnten wir im Gegenteil so manches von den Kindern lernen. Nee...Schulpflicht ist hier ein Irrweg, genauso wie die Übergabe des Ackers in Männerhände
„Ich hasse, was du sagst, aber ich gebe mein Leben dafür, dass du es sagen darfst.“ Evelyn B. Hall

Manfred

Re: Gegen die deutsche Schulpflicht

#120

Beitrag von Manfred » Mi 11. Sep 2013, 11:04

Das ist natürlich eine komplexe Fragestellung.
Zumindest die Folgen schwer Misshandlungen sollten in der Schule auffallen. Und die Schule schafft Kontaktmöglichkeiten zur Welt außerhalb so einer eng abgeschlossenen Gemeinschaft.

Auf der anderen Seite sind massive Probleme mit Mobbing und Prügel durch Mitschüler in den Schulen nicht von der Hand zu weisen.
Da wären die Lehrkräfte stark gefragt. Aber die sind halt auch nur Menschen, wie ich selber schon hinreichend erfahren durfte.

Was sicher helfen würde, wäre ein gewisser Wettbewerb zwischen den Schulen (was aber mehr Entscheidungskompetenzen für die Schulen voraussetzt, inkl. der Möglichkeit zur Entlassung unfähiger Lehrer), und eine bessere, wissenschaftliche Entscheidungsfindung in der Schulpolitik.

Dem Wettbewerbsgedanken käme eine Öffnung fürs Homeschooling und andere privat organisierte Schulformen natürlich entgegen.
Zumindest was die Bildungsinhalte angeht, könnte man die Qualität über einheitliche Prüfungen sichern.
Eine große Herausforderung bleibt aber, die Kinder besser vor Gewalt zu schützen und Kindern aus sich isolierenden Gemeinschaften den Zugang zur Gesellschaft zu sichern. Und da fällt mir keine wirklich gute Lösung ein?

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