Grammatikfrage

Was halt nirgendwo passt
Andvari

Re: Grammatikfrage

#11

Beitrag von Andvari » Do 18. Apr 2013, 20:39

Sind diese "Fehler" nicht eigentlich ein Zeichen dafür, dass unsere Sprache lebt und sich ständig weiterentwickelt?

Die Wahrnehmung der Abkürzung USA hat sich gewandelt - sie wird jetzt eher als Bezeichnung eines Staates (Singular) gesehen und nicht mehr primär als Bezeichnung für einen Staatenbund (Plural). Diese Entwicklung wird in der Sprache gespiegelt, daher wird USA inzwischen auch als Singular verwendet.

Auch das vor wenigen Jahren noch so verpönte "Sinn machen", das als eine verunglückte wörtliche Übersetzung aus dem EngIischen begann, hat sich inzwischen größtenteils gegenüber der Formulierung "Sinn ergeben" durchgesetzt. Nicht, weil die Schreiber alle blöd sind und nur voneinander abschreiben, sondern weil diese Wendung offensichtlich ein Bedürfnis im Sprachgebrauch erfüllt, das durch "Sinn ergeben" nicht erfüllt werden konnte. "Sinn machen" ist so schön handfest und praktisch, es passt auf Situationen, in denen "Sinn ergeben" zu distanziert und gestelzt wäre.

Ich finde gerade den Wandel der Sprache faszinierend, und finde es spannend zu sehen, wie sich Denken, Wahrnehmung und Sprache gegenseitig beeinflussen und ändern. Da wäre es doch jammerschade, diese lebendige Sprache zu mumifizieren und ihr unveränderliche Regeln ohne jeden Raum für Entwicklung und Wandel aufzuzwingen.

Griseldis

Re: Grammatikfrage

#12

Beitrag von Griseldis » Do 18. Apr 2013, 20:47

Ich hielt mich schon für kleinlich und intolerant, weil mich die mangelnden Kenntnisse des richtigen Gebrauchs der deutschen Sprache gerade auf den Sendern, die sich einen Bildungsauftrag auf ihre teuren Fahnen schreiben, immer häufiger stört und ich auch deshalb den Kasten kaum noch einschalte. :ohoh: Schön zu wissen, dass nicht nur ich es so empfinde.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Grammatikfrage

#13

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 18. Apr 2013, 21:02

Andvari hat geschrieben:Sind diese "Fehler" nicht eigentlich ein Zeichen dafür, dass unsere Sprache lebt und sich ständig weiterentwickelt?
dees mocht Sinn fir mi! :haha: :haha:

Sprache, die lebt, ändert sich - ich finde solche künstlichen Konstrukte wie "Lehrer/Innen" viiiel schlimmer!

"Künstlich" kam übrigens mal von "Kunst" und hatte keinen negativen Beigeschmack.....

Meine Eltern wußten mit dem von mir hingeworfenen "ich bin schlecht drauf" nichts anzufangen und ich wurde - trotz schlechter Laune! :schmoll: - sekiert
"wo genau bist du denn schlecht drauf?" :lala:

AnamPrema

Re: Grammatikfrage

#14

Beitrag von AnamPrema » Do 18. Apr 2013, 22:24

Für mich persönlich sind es die Staaten,
doch es könnte auch durchaus politisch gewollt sein,
dass von den USA
als DIE USA gesprochen wird.
So soll vielleicht eine Einheit vorgegaukelt werden,
die schon lange nicht mehr existent ist.

Gerade zur Zeit wird ja davon gesprochen dass das geeinte Europa ;)
eine Freihandelszone mit der (einen) ;) USA eingehen soll.

[url]http://finance.yahoo.com/blogs/daily-ti ... 10792.html[/url
ist auf englisch - 36 Staaten wollen unabhängig werden

Dass Sprache lebendig ist und sich verändert - wie ALLES sich verändert und wandelt -
ist durchaus positiv,
doch dass Sprache mehr und mehr "verfällt"
à la: "kaufst Du Edeka" ...
und dass sogar viele Studenten nicht mehr in der Lage sind
vollständige und verständliche Sätze in eine Sinn-bringende Textform zu bringen -
wie ist das zu sehen?

Bunz
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Re: Grammatikfrage

#15

Beitrag von Bunz » Fr 19. Apr 2013, 06:03

Ach Manfred, die Sprecher der Medien geben sich halt gern "modern".
Und modern ist halt, was sich geändert hat.
Nehmen wir mal den berühmten Genitiv... Wer sagt noch:" Wegen des..." Selbst ich erwische mich immer wieder mit dem: "Wegen dem..."
Naja.
Aber, in diesem Zusammenhang regt mich das "es rechnet sich nicht" schon immer auf.
Es kann wohl einer rechnen. Daß etwas sich selber rechnet...Hm, das wundert mich.
lg
Bunz
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
Sebastian Kneipp

Manfred

Re: Grammatikfrage

#16

Beitrag von Manfred » Fr 19. Apr 2013, 07:48

Ich selber nehm das alles ja auch nicht so streng.
Ich würde die sprachlichen Regeln sogar deutlich lockern.
Sprache soll sich entwickeln dürfen. Hat sie schon immer. Sie in enge Formen pressen zu wollen macht nur sehr begrenzt sind.

Ich wollte nur wissen, ob ich hochoffiziell etwas falsch mache, wenn ich mich diesem Singular-Trend nicht anschließe.
Für mich sind und bleiben es die Staaten, also ein Plural.
;)

Benutzer 146 gelöscht

Re: Grammatikfrage

#17

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Fr 19. Apr 2013, 09:15

:hmm: also auf der einen Seite das "Mumifizieren" von Sprache als starres Regelwerk, auf der anderen Seite nahezu willkürliche Überformung und Verstümmelung bis hin zur Unverständlichkeit (nennt man Letzteres, wenn`s regionalen Bezug hat, nicht Dialekt? ;) ), und irgendwo dazwischen die mehrheitlich gesprochene Alltagssprache.
Entscheiden muss sowieso Jeder für sich selbst, - und mit den Konsequenzen leben. Hier im Forum gibt`s ja eine interessante Ambivalenz zu dem Thema, wobei einerseits ein spezieller Faden für unabsichtliche orthografische und gramatikalische Fehler existiert, und andererseits systematischer Verzicht auf die Shift-Taste und einen Teil der Satzzeichen kommentarlos hingenommen wird. voll krass :)

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Re: Grammatikfrage

#18

Beitrag von Reisende » Fr 19. Apr 2013, 09:17

ich zieh das mal hier rüber, damit wir den frühlingsfred nicht weiter sprengen...
Reisende hat geschrieben:
Olaf hat geschrieben: Kira sieht auch nicht aus, als wenn sie friert
Als OB, du grammatikgenie :pft: :lol:
Olaf hat geschrieben:nehm ich dankend an.
Ich verwende das "ob" gerne, komm mir oft nur deplatziert vor, die Leute gucken so komisch (ob meiner Wortwahl..)
Also, "als ob sie fröre"
Besser?
Sag ich doch, retten, was zu retten ist.
Wobei ich grade nachlese, "als ob" und "als wenn" seien gleichwertig als modale Satzverbindung.
:)
Trotzdem, ich hab vorgestern auch kein Brot gebacken, ich buk es.
Ich mag sowas eigentlich. Und lasse mich auch wirklich gern berichtigen, weil da irgendwo fängt der Verfall an, das hat nichts mit Lebendigkeit der Sprache zu tun, wir erleben Verarmung.
LG
Olaf
Bunz hat geschrieben:Gestern bukest Du es, vorgestern hattest Du es gebacken :)
lg
Bunz
ahora hat geschrieben:und übermorgen hol ich der königin ihr kind :lol: (original-text) ich hätte geschrieben: und übermorgen hole ich das kind der königin :lol:
Picassa hat geschrieben:@ Bunz, Olaf: Ist doch egal, hauptsache es schmuk! (äh... schmeckte)
ich lege schon wert auf gutes deutsch, aber ich betrachte solch kleine fehler auch immer mit einem zwinkernden auge. so gern wie ich andere verbessere lass ich mich auch verbessern.
natürlich unterliegt sprache einer stetigen entwicklung. aber sätze wie "ey bist du bushaltestelle?" tun mir schon bissel weh. :mrgreen: ich hoffe nicht, dass wir irgendwann völlig artikellos und ohne präpositionen sprechen.

Griseldis

Re: Grammatikfrage

#19

Beitrag von Griseldis » Fr 19. Apr 2013, 10:09

Für mich ist es schon einen Unterschied, ob es um Umgangssprache geht, oder ob mit Sprache Geld verdient wird (Journalisten, Sprecher von Nachrichten, Magazinen oder "nur" dem Wetterberichtler usw.), da erwarte ich einfach, dass die ihre Arbeit ordentlich erledigen und dazu gehört, dass zumindest die grammatikalischen Regeln im Groben befolgt werden.

Keine Frage, dass sich Sprache weiter entwickelt, das soll sie, muss sie, darf sie. Das passiert ja nicht ohne Hintergrund, schließlich entwickelt sich alles, wohin ist eine andere Frage.

Interessantes zum Thema: http://www.zeit.de/2011/48/Martenstein (Kommentare lesen bitte nicht vergessen!)

Ich geh jetzt Garten, Goldammer beim krawallieren zuhören, Erdhummeln beim Löcher bohren beobachten, Katze drangsalieren, Salat beschwören --> für schnelleres Wachstum :bieni:

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Re: Grammatikfrage

#20

Beitrag von Reisende » Fr 19. Apr 2013, 10:36

ach du schreck. :eek:
die meisten kinder lernen gern und sind sehr bemüht etwas richtig zu machen (bzw zu schreiben). wenn das gleich am anfang in so eine bahn läuft, und sie hinterher alles quasi wieder neu lernen müssen, ist das doch doppelte mühe...

Offenbar steuern wir auf eine Gesellschaft ohne Erfolgsdruck, ohne ehrliche Antworten und ohne Rechtschreibung zu. Damit komme ich klar, sofern man wenigstens ein paar Sonderschulen einrichtet, für Leute, die später mal Pilot, Lokführer oder Arzt werden. Da hätte ich es gerne, wenn die sich früh daran gewöhnt haben, unter Erfolgsdruck zu arbeiten.
da musste ich grade herzlich lachen. :) recht hat er.

OT:
grisi ich beneide dich... sitze im büro und muss die vorhänge zuziehen damit ich überhaupt was aufm bildschirm erkenne. :hm:

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