Planen fuer den Notfall oder nicht?

Was halt nirgendwo passt
penelope
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1101

Beitrag von penelope » Do 2. Jun 2022, 13:03

Na, ja, das Zitat geht ja weiter:
emil17 hat geschrieben:
Do 2. Jun 2022, 08:39
Im täglichen Verhalten machen wir immer den Vergleich von Schadensrisiko, Eintretenswahrscheinlichkeit, Vermeidungsaufwand und zusätzliche Unbequemlichkeiten.
Die größte Gefahr in unserer westlichen Welt geht ja rein statistisch betrachtet von Herz-Kreislauf-Erkrankungen aus. Dagegen könnten man relativ gut vorsorgen, wäre da nicht der Faktor des inneren Schweinehundes.

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emil17
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1102

Beitrag von emil17 » Do 2. Jun 2022, 13:13

Nun gut, wer Lotto spielt, hat keine Ahnung von Statistik, oder macht es wider jede Vernunft. Wobei es erst dann völlig unvernünftig wäre, wenn man einen Kredit aufnähme, um Lotto zu spielen. Immerhin gibt es ja Lottomillionäre.
"Das Erwünschte wird erhofft, so unwahrscheinlich es auch sein mag, das Unerwünschte wird verdrängt, so hoch die Eintrittswahrscheinlichkeit auch sein mag."
Wie sonst sollte man überleben? Wie dröge wäre die Wirklichkeit ohne Hoffen und Verdrängen?
Warum wird bei einer Scheidungsrate von geschätzten 40% munter geheiratet? Warum nehmen so viele Autofahrer an regelmässig eintretenden Ferienreiseverkehrsstaus teil?
Hier ist es so, dass die nachteiligen Folgen zwar lästig, aber erträglich sind.
Wenn die Eintrittswahrscheinlichkeiten jedoch sehr klein werden (klein im Sinne von hab ich noch nie erlebt), dann verhält man sich wiederum irrational. Mit sehr hohen Risiken bei sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten können wir nicht umgehen. So wird regelmässig in Naturgefahrengebieten gebaut, und deshalb gibt es so schöne Dinge wie Atomkraftwerke.
Ein Beispiel war ein Sommerhochwasser in Brienz 2005, wo ein Wildbach wegen einem Gewitter gross wurde und ein paar Häuser weg riss, wobei einige Menschen zu Tode kamen. Da sei noch nie ein Wildwasser gewesen, sagten die Leute - aber warum waren bei der Verbauung des Baches nur gerundete Steine aller Grössen im Aushub? Man hätte es wissen können. In der Praxis werden vom Bund erlassene Naturgefahrenkarten angefochten, weil sie Eigentumsbeschränkungen darstellen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Eule
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1103

Beitrag von Eule » Do 2. Jun 2022, 14:28

emil17 hat geschrieben:
Do 2. Jun 2022, 13:13
Wie sonst sollte man überleben? Wie dröge wäre die Wirklichkeit ohne Hoffen und Verdrängen?
Warum wird bei einer Scheidungsrate von geschätzten 40% munter geheiratet? Warum nehmen so viele Autofahrer an regelmässig eintretenden Ferienreiseverkehrsstaus teil?
Hier ist es so, dass die nachteiligen Folgen zwar lästig, aber erträglich sind.
Wenn die Eintrittswahrscheinlichkeiten jedoch sehr klein werden (klein im Sinne von hab ich noch nie erlebt), dann verhält man sich wiederum irrational.
Das Problem derzeit: immer mehr Dinge geschehen, die zwar die Meisten oder Alle "noch nie erlebt" haben, deren Eintrittswahrscheinlichkeit sich aber immer mehr dem Wert 1 nähert, was dann die Eingangsfrage, wie man ohne Hoffen und Verdrängen überleben sollte, ins Gegenteil verkehrt: wie lange werden wir MIT Hoffen und Verdrängen noch überleben? :pfeif:

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Renysol
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1104

Beitrag von Renysol » Do 2. Jun 2022, 14:58

emil17 hat geschrieben:
Do 2. Jun 2022, 13:13
Mit sehr hohen Risiken bei sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten können wir nicht umgehen.
Gut gesagt, Emil:

Mit sehr hohen Risiken bei sehr geringen Eintrittswahrscheinlichkeiten können wir nicht umgehen.

Dazu gibt es einen eindrucksvollen TED-Talk mit der Hauptaussage:

"We are terrible at listening to warnings about disaster."

Interessant zu hören, sein Englisch ist auch deutlich und sollte für viele zu verstehen sein.

https://www.youtube.com/watch?v=ZGan5NwJ-LM

Das hier genannte Ahrtal-Hochwasser ist ein gutes Beispiel dafür. Auf dem Wetterkanal Kai Zorn, den ich damals verfolgt habe, wurde bereits drei Tage vorher ziemlich genau das Gebiet der Niederschläge genannt. Und es wurde vor Sturzfluten gewarnt, wegen der Topographie, kein langsam steigendes Wasser. Und die Leute wurden sogar gewarnt, in den Keller zu gehen, weil der Wasserdruck die Türen nicht mehr öffnen lässt und man jämmerlich ersäuft. So ist es dann auch geschehen.

Kai Zorn war damals vielleicht auch als reißerisch eingeordnet worden. Aufgrund seiner dann noch abrufbaren Videos hat er dann aber eine Generalabrechnung mit Behörden usw. gemacht, die sich gewaschen hat.

Meine Beschäftigung und mein Aufklären anderer zum Blackout beruht einerseits auf deinem genannten "hohen Risiko". Noch hat niemand widerlegt, was nach 10 Tagen ohne Strom nach Meinung der Experten passiert bzw. ist nirgends geantwortet worden, was dann noch funktioniert, somit nichts.

Hier gehen seit Tagen die Bankkarten nicht, vielleicht hat der Russe sie stillgelegt. Langsam wird es unbequem, und ich konnte heute nicht tanken. Das ist nur eine Kleinigkeit, da ich am nächsten Automat noch Geld ziehen kann. Wenn es aber kein Geld, keine Supermärkte, keine Apotheken, kein Wasser, keine Kanalisation, keine Heizung und sonst auch garnix gibt, stimme ich den Experten zu, wenn sie von einem Zusammenbruch der Gesellschaft reden. Was das bedeutet, werden sich die wenigsten mal ausgemalt haben.

Andererseits sprichts du von "sehr geringer Eintrittswahrscheinlichkeit". Ich möchte dir nicht zu nahe treten und bewundere dein Wissen auf vielen Gebieten - hier gibt es aber Behörden, Katastrophenschützer und andere, die wenn ich das so sagen darf, wahrscheinlich mehr darüber wissen als du und ich. Und wenn die eine Wahrscheinlichkeit von praktisch 100 % annehmen, andere von 90 %, dann gibt mir das zu denken. Nach 60 Jahren Radfahren und zwei Stürzen habe ich daraus abgeleitet eine Wahrscheinlichkeit von 0,000??? Prozent. Schon wenn ich mit 50 % rechnen müsste, würde ich mir das Radfahren lieber verkneifen.

Weiterhin ist es aber interessant, warum die Experten von hohem Risiko bei hoher Wahrscheinlichkeit reden.

Das hohe Risiko könnte erheblich abgemildert werden, wenn alle das Risiko ernst nähmen und sich entsprechend vorbereiteten.

Das immer wieder vorgebrachte Beispiel: Wenn unsere Familie drei Wochen Nahrung im Keller hat und die Nachbarn gar nichts, werden die beim Blackout am nächsten Tag bei uns klopfen und um Nahrung bitten. Die gebe ich ihnen natürlich. Nur ist damit mein Vorrat auf 1,5 Wochen geschrumpft. Das ließe sich leicht vermeiden, wenn die Nachbarn jetzt informiert würden und sich auch was in den Keller legten.

Bei anderen Aspekten wie Gesundheitsfürsorge ist es natürlich nicht so einfach, das ist mir klar.

Und die Eintrittswahrscheinlichkeit kann nur steigen. Beim Jenga-Turm steigt die Wahrscheinlichkeit des Zusammenbruchs mit jedem rausgenommenen Bauklotz. Bei der Stromversorgung steigt die Wahrscheinlichkeit mit jedem rausgenommenen zuverlässigen Stromerzeuger.

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1105

Beitrag von Eule » Do 2. Jun 2022, 15:38

wie mir beim Lesen hier auffällt, gibt es da auch ein Terminologie-Problem: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt, muss immer auf einen konkreten Zeitraum bezogen werden, um aussagekräftig zu sein. 100% Eintrittswahrscheinlichkeit sagt allein nur aus, dass etwas mit Sicherheit passieren wird. Die offene Frage ist: innerhalb welches Zeitraumes?
Die Sterbewahrscheinlichkeit für Jeden hier ist 100% - nur der Zeitraum ist ungewiss ;)
Der Roman von Elsberg (Blackout) ist vor 10 Jahren erschienen und wurde von div. Fachleuten als realistisch bezeichnet, was die beschriebenen Folgen betrifft, aber mehr als irgendwelche theoretischen Überlegungen im Sinne von "man müsste....", sind mir in der Folge nicht bekannt geworden.
Über die Resilienz verschiedener Bevölkerungsgruppen in verschiedenen städtischen oder ländlichen Regionen gegenüber den Folgen eines flächenhaften, länger andauernden Stromausfalls, schreibe ich lieber nichts, weil das den Foren-Rahmen sprengt. Nur so viel: je lebendiger die Erinnerung an "komplizierte" Lebensumstände ist, um so besser die Anpassungsfähigkeit, wenn sie wieder eintreten...

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1106

Beitrag von strega » Do 2. Jun 2022, 15:41

wieso sollten Bankkarten nicht gehen weil "der Russe sie stillgelegt hat"!? ????
Zahl halt bar und alles funzt....
ist eh besser in Sachen innerdeutsche Politik eventuell,
Russland hat damit null, aber null und wirklich null zu tun.....
aber halt etwas Bargeld rauszukramen macht halt eine gewisse Mühe und das scheinen viele hierzulande nicht mehr zu schaffen
gut für die anderen, die dadurch mehr Macht gewinnen, wenn das allen hierzulande ach zu unbequem ist
:mrgreen:
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1107

Beitrag von Renysol » Do 2. Jun 2022, 16:14

Eule hat geschrieben:
Do 2. Jun 2022, 15:38
wie mir beim Lesen hier auffällt, gibt es da auch ein Terminologie-Problem: Die Wahrscheinlichkeit, dass ein Ereignis eintritt, muss immer auf einen konkreten Zeitraum bezogen werden, um aussagekräftig zu sein.
Ja, du hast recht, aber das ist wohl in den Verlinkungen angegeben, zum Beispiel hier:

https://www.saurugg.net/blackout/risiko ... -blackouts

"Das Österreichische Bundesheer schätzt in seiner Sicherheitspolitischen Jahresvorschau 2020 das Szenario Blackout mit einer sehr hohen Eintrittswahrscheinlichkeit binnen der nächsten 5 Jahre ein. "

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1108

Beitrag von Tscharlie » Do 2. Jun 2022, 17:39

Ich verstehe diese Diskussion nicht.

Fahrt nach Mariopol, Ukraine, dann wißt ihr was echte Probleme sind.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi
(Nach Hinweis Name korrigiert)

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1109

Beitrag von Rohana » Do 2. Jun 2022, 18:00

So what? Soll man deshalb nicht über andere Probleme diskutieren dürfen? Wir wohnen nunmal nicht in Mariupol.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1110

Beitrag von sybille » Do 2. Jun 2022, 18:06

Tscharlie hat geschrieben:
Do 2. Jun 2022, 17:39
Ich verstehe diese Diskussion nicht.

Fahrt nach Mariopol, Ukraine, dann wißt ihr was echte Probleme sind.
Ich verstehe nicht was Du damit sagen willst. Wenn das so weiter geht haben wir dieselben Probleme hier.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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