Planen fuer den Notfall oder nicht?

Was halt nirgendwo passt
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Tscharlie
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1121

Beitrag von Tscharlie » Sa 4. Jun 2022, 12:17

Wie man Versöhnung auch nach schlimmsten Ereignissen hingekommt?

Einfach mal Ruanda fragen.
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penelope
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1122

Beitrag von penelope » Sa 4. Jun 2022, 16:49

Vielleicht bin ich dadurch geprägt, dass ich immer noch sehr oft Erzählungen aus erster Hand von der Schneekatastrophe 1978 in Norddeutschland höre. Der Strom war in sehr vielen Dörfern über Tage weg und ganz schön viele Höfe waren durch meterhohe Schneemassen komplett von der Welt abgeschnitten. Jetzt, gut über 40 Jahre später, erzählen sich die Leute immer noch davon, wer damals wem geholfen hat und wie man das zusammen hinbekommen hat. Vermutlich wurden die Geschichten über die Jahre sehr sehe ausgeschmückt und vieles verdrängt, aber im Tenor ist da immer von der Nachbarschaftshilfe die Rede.

Gut, das traf den ländlichen Raum - als 1977 in New York der Strom ausfiel, zogen schon plündernde Horden durch die Stadt. Allerdings wurde da eher der nächste Juwelierladen hochgenommen und nicht beim Nachbarn geguckt, wie viele Konservenbüchsen da noch im Küchenschrank stehen. In solchen Situationen scheinen die eh schon bestehenden gesellschaftlichen Spannungen hoch zu kommen. Auch daher denke ich, dass die beste Vorsorge ist, sich auch in guten Zeiten gegenüber den Mitmenschen hilfsbereit zu sein, und nicht protzig zu leben.

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Renysol
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1123

Beitrag von Renysol » So 5. Jun 2022, 07:49

Sven2 hat geschrieben:
Fr 3. Jun 2022, 20:17

O.o das Öl aber nicht auf einmal verbrauchen, das finanziert mal den nächsten Hauskauf :haha:
Noch machst du Scherze :mrgreen:
Dann stelle ich auch mal eine scherzhafte Frage. Das Sonnenblumenöl kostet derzeit fast 5 Euro, sagt mir meine Frau, aber außer dem Preisschild ist sowieso nichts im Regal.

Da in den letzten Jahren Dinge wahr geworden sind, die man sich nicht hat erträumen lassen, kann man die Bauern auch nicht völlig zu Spinnern erklären, die sagen, es könne auch mal 10 Euro kosten. Wie teuer muss das Öl werden, bis es sich lohnt, es selbst aus Sonnenblumenkernen zu pressen, die man selbst angebaut hat?
emil17 hat geschrieben:
Sa 4. Jun 2022, 11:14
Dumm sein sollte man natürlich auch nicht; wenn es sich etwa abzeichnet, dass der nächste Winter extrem schwierig für die Heizmaterialbeschaffung werden sollte, dann würde ich vorher meine Holzstapel im Wald einholen.
Keine schlechte Idee. Hier gibt es kein Brennholz mehr zu kaufen. Die Händler sagen, man solle Ende März 2023 nochmal anrufen. Ich hatte mal das Tor der Scheune offen, in der Berge von Brennholz liegen. Tatsächlich hielt ein Auto an und ich wurde gefragt, wo es das Holz zu kaufen gibt. Seitdem schließe ich abends die Scheune immer ab.

Da du in der Schweiz bist, hier eine Meldung dazu:

Wenn jeder jedem anderen was abgeben soll - Schweiz sieht Stromengpässe im Winter

http://borso.info/aktuelles.html

penelope hat geschrieben:
Sa 4. Jun 2022, 16:49
Vielleicht bin ich dadurch geprägt, dass ich immer noch sehr oft Erzählungen aus erster Hand von der Schneekatastrophe 1978 in Norddeutschland höre. Der Strom war in sehr vielen Dörfern über Tage weg und ganz schön viele Höfe waren durch meterhohe Schneemassen komplett von der Welt abgeschnitten.

Gut, das traf den ländlichen Raum - als 1977 in New York der Strom ausfiel, zogen schon plündernde Horden durch die Stadt. Allerdings wurde da eher der nächste Juwelierladen hochgenommen und nicht beim Nachbarn geguckt, wie viele Konservenbüchsen da noch im Küchenschrank stehen. In solchen Situationen scheinen die eh schon bestehenden gesellschaftlichen Spannungen hoch zu kommen. Auch daher denke ich, dass die beste Vorsorge ist, sich auch in guten Zeiten gegenüber den Mitmenschen hilfsbereit zu sein, und nicht protzig zu leben.
Ich habe das miterlebt und kann die üblichen Erzählungen bestätigen. Das Problem ist die Stadt. Ein solcher Stromausfall über mehrere Tage in einer Stadt mit dann zugefrorenen Wasserleitungen mag ich mir überhaupt nicht vorstellen.

Dein Rat im letzten Satz ist sehr wichtig für eine funktionierende Gemeinschaft. Ich praktiziere das hier auf dem Dorf, indem ich die Mitmenschen mit Setzlingen versorge im Mai und sie ermuntere, sich doch mal was anzupflanzen. Täglich habe ich mehrere "Kunden" und man lernt sich kennen. Sie kommen auch schon gezielt aus Nachbarorten hergefahren. Es ist eine Super-Erfahrung, die ich nicht missen möchte.
Ob sowas auch in der Stadt ginge, weiß ich nicht.

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1124

Beitrag von Rohana » So 5. Jun 2022, 09:00

Renysol hat geschrieben:
So 5. Jun 2022, 07:49
Da in den letzten Jahren Dinge wahr geworden sind, die man sich nicht hat erträumen lassen, kann man die Bauern auch nicht völlig zu Spinnern erklären, die sagen, es könne auch mal 10 Euro kosten. Wie teuer muss das Öl werden, bis es sich lohnt, es selbst aus Sonnenblumenkernen zu pressen, die man selbst angebaut hat?
Dauert schon noch ein bisschen. Wenn du deine Arbeitszeit nicht rechnest ist das vielleicht was anderes. Was auch nicht zu verachten ist: Qualitätsüberwachung.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1125

Beitrag von Till » So 5. Jun 2022, 09:40

Die aktuell teuren Öle sind nicht einfach irgendwelches Sonnenblumenöl, wie man es zu Hause aus selbst angebauten Kernen noch recht einfach herstellen könnte, sondern (entschleimte und raffinierte, etc) besonders hocherhitzbare Öle zum braten und frittieren mit recht geringem gesundheitlichen Wert.
Siehe auch
https://de.m.wikipedia.org/wiki/High-Oleic-Sonnenblumen

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1126

Beitrag von Tscharlie » So 5. Jun 2022, 12:40

Das Demeter Sonnenblumenöl hat 3,95 € 1/2 Liter gekostet, jetzt würde es 5,95 € kosten.Immerhin 50 % teuerer.
Wir haben damit 24 € "gewonnen", da es 12 Flaschen sind.
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1127

Beitrag von emil17 » So 5. Jun 2022, 14:34

Das mit dem Stromengpass kommt daher, dass die Schweiz eigentlich davon gelebt hat, Strom in Pumpspeichern zu veredeln. Echte Wasserkraft ist schon zu über 90% des Potentials ausgeschöpft. Das Geschäftsmodell funktioniert natürlich zu Zeiten sehr grosser Nachfrage nicht.
Dann hat man sehr viel Wärmepumpen installiert, die für eine hohe Grundlast im Winter sorgen. Schuld daran ist auch die Architektur, die Hütte muss so gross wie eben finanzierbar sein und innen ist alles bis unters Dach offen, da ist nix mit zimmerweise heizen.
Ich sehe es nicht so dramatisch, Strom sparen wird erst zum Thema wenn die Preise sich bemerkbar machen.
Wenn man alle Luxus-Zweitwohnungen nicht mehr heizt, sondern nur noch frostfrei hält, und ähnlichen Strom"bedarf" reduziert, dann wird es schon reichen. Zudem gibt es noch sehr viele Altwohnungen mit Widserstandsheizungen aus der Zeit, wo die Kraftwerke den Nachtstrom fast umsonst abgegeben haben.
Ganz wichtig: Strom war schon lange international, und das ist auch gut so.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1128

Beitrag von Renysol » Mo 6. Jun 2022, 13:48

Hallo und schöne Pfingsten!

Ich habe nochmal über den oben geäußerten Vorwurf von "reißerisch" nachgedacht und einiges daraufhin überprüft. Wen es interessiert, der kann sich ja mal den Vortrag vom Professor Rechenbach anhören, ca. 20 Min.

Dr.-Ing. Peer Rechenbach (Abteilungsleiter für Katastrophenschutz in der Behörde für Inneres in Hamburg, Mitautor Grünbuch: Blackout und Resilienz: Energieversorgungssicherheit im europäischen Kontext)

https://www.youtube.com/watch?v=dZwc11u5-20

Ein echter "Reißer", wenn er halt nicht ganz oben bei den entsprechenden Fachbehörden wäre.

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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1129

Beitrag von Tscharlie » Mo 6. Jun 2022, 14:34

Ich war Ende der 1970er Jahre bis fast 1990 Mitglied des Kathastrophenschutz München.

Damals gab es noch große Lager z.B. unter dem Haus der Kunst (ein Hitlerbau) mit Betten und dem nötigsten für viele tausend Menschen, Lebensmittel, Wasser ect. Das THW war zuständig für Strom und Wärme, bei Bedarf.

Es gab mehrere solche Stellen, ich kannte nur das eine, weil es in unserem Zuständigkeitsbereicht lag.

Heute sind die Lagerräume leer. Ich habe noch 2 tolle Rotkreuzdecken aus Wolle, die ich mitnahm weil sie weggeworfen werden sollten.

Klar nach 1990 dachte man, das braucht man so nicht mehr.
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Re: Planen fuer den Notfall oder nicht?

#1130

Beitrag von emil17 » Di 7. Jun 2022, 07:22

Renysol hat geschrieben:
Mo 6. Jun 2022, 13:48

Dr.-Ing. Peer Rechenbach (Abteilungsleiter für Katastrophenschutz in der Behörde für Inneres in Hamburg, Mitautor Grünbuch: Blackout und Resilienz: Energieversorgungssicherheit im europäischen Kontext)

Ein echter "Reißer", wenn er halt nicht ganz oben bei den entsprechenden Fachbehörden wäre.
Das ist ein leider seltenes Beispiel eines spannenden Videos: Er ist kompetent, er kann so reden, dass es das gewöhnliche Publikum versteht, er kommt zu Potte und er hat was zu sagen. Kein Reisser, weil er nicht aus einer Mücke mit blosser Rhetorik einen Elefanten machen will.

Gedanken dazu "von unten": Unsere PV-Anlage hat, weil es so Vorschift ist, eine automatische Absachaltung wenn die Netzspannung weg ist. Damit ist sichergestellt, dass man Leitungen spannungslos machen kann und nicht hintenrum eingespiesen wird. Daran sind die Feuerwehr im Brandfall und die Elektromontuere bei Arbeiten an Versorgungsleitungen interessiert.
Leider hat das zur Folge, dass ich im Falle eines Stromausfalls trotz Sonne auf dem Dach und intakter PV-Anlage keinen Strom habe. Ich werde mich also erkundigen, ob man das ändern kann, damit ich wie im Vortrag erwähnt dann wenigstens meine Kühltruhe lebendig erhalten kann. Leider wird das nicht standardmässig so installiert - da heute viele solche PV-Anlagen installiert werden, könnte diese einfache Massnahme einen wesentlichen Beitrag zur verlangten Resilienz "von unten" leisten. ich will keine Stromautarkie mit Akkuspeicher, sondern einfach Spannung im Hausnetz haben, wenn die Sonne scheint. Im Normalbetrieb wäre es so wie jetzt und es würde eingespiesen.

Gedanken "von oben": Weil Strom ein Handelsgut ist, tendieren Stromverteiler wie alle anderen Wirtschaftsunternehmen dazu, Resilienz auf das erforderliche Minimum zurückzufahren, weil diese unproduktive Kosten verursacht, wenn sie wie zum Glück fast immer nicht benötigt wird. Im Falle des Münsterländer Schneechaos, und das hat der Vortragende nicht erwähnt, waren die geknickten Masten aus minderwertigem Stahl und alt.
Hier muss der Staat von allen Marktteilnehmern eine Mindestqualität der Versorgungssicherheit verlangt werden, damit nicht diejenigen Unternehmen bestraft werden, welche diese sicherstellen und dadurch scheinbar teurer sind.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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