Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

Was halt nirgendwo passt
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emil17
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#421

Beitrag von emil17 » Fr 20. Jan 2023, 15:37

Als Konsequenz davon kann man nicht wirklich Heizung sparen, weil man alles heizen muss.

Türen kommen samt Trennwänden raus, dann hat man auch die lästigen Schwellen nicht mehr.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

sybille
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#422

Beitrag von sybille » Fr 20. Jan 2023, 17:00

Die schlichte Tatsache, dass man jeden Tag in die Mühle muss, das war früher nicht besser. Heute ist das moderne Menschenbild aber so, dass man erst dann erfolgreich ist, wenn einem scheinbar mühelos alles einfach zufliegt, alles nur Spass ohne Ende ist und wem es nicht gelingt so zu leben der ist eben ein Looser.
Den Eindruck habe ich auch seit Jahren. So ist es aber nicht.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

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ohne_Furcht_und_Adel
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#423

Beitrag von ohne_Furcht_und_Adel » Fr 20. Jan 2023, 20:18

Dyrsian hat geschrieben:
Do 19. Jan 2023, 21:26
Es geht uns heute in Deutschland sicherlich besser als vielen Menschen in vielen anderen Ländern. Trotzdem muss man konstatieren, dass der Trend abwärtsgeht. Und das kann man durchaus mal thematisieren. Das hat mit Werbung nichts zu tun.
Deswegen hatte ich ja den thread erstellt. Es kann sein, dass man mit der ein oder anderen Askese oder Selbstoptimierung vom allgemeinen Niedergang nicht so viel mitbekommt, aber man muss auch feststellen, dass viele Zeitgenossen dazu nicht in der Lage sind. Weil sie andere Probleme haben, die sie vom "eigentlich Wichtigen" im Leben ablenken. Oder weil ohne das "Unnötige" im Leben für sie einfach die Welt zusammenbricht. Das kann man belächeln oder beklagen, aber das ist glaube ich eine Tatsache, die diesen "eingebildeten Verlust" allgemein real macht.
Ferry hat geschrieben:
Fr 20. Jan 2023, 09:16
Ihr seid wirklich davon überzeugt das sich ein Handwerker immer noch ein Haus kaufen kann wenn er auf Kostspieligkeiten (Urlaub, Auto, Freizeit) verzichtet? Bei Hauspreisen um die 150 000€ ? Hier zahlt man an einen Dachdecker 40€ die Stunde. Davon zahlt er Steuern, seinen Betrieb und finanziert sein Leben. Wie viele Jahre muss er sparen um dann ein Haus zu kaufen in das man, um darin leben zu können, ja auch noch Geld investieren muss.
Und das ist ein ausgebildeter, selbstständiger (also nix mit 40h/Woche) Handwerker!
Als Gärtner könnte ich für 11,60€/h arbeiten gehen.
Die Werte kommen mir untertrieben vor. Hier im Raum Düsseldorf sind die Zahlen jedenfalls andere. Handwerker nehmen gerne mal 60 euro pro Stunde.
Aber wenn ich 14 euro oder mehr als einfacher Gärtner verdiene, kann ich mir das 350000 euro Haus trotzdem nicht leisten.
Auch mit günstigen Krediten (die ja aber leider oft später angepasst werden) sieht es seit ca. 15 Jahren in der Regel so aus, dass ein junger Immobilienerwerber bis zur Rente oder bis kurz davor verschuldet bleibt. Danach gehört ihm das Haus, wenn alles gut geht. Kommt eine Scheidung dazwischen, Arbeitslosigkeit, höhere Zinsen oder übernimmt er sich mit zusätzlichen Finanzierungen (alles nichts seltenes), dann gute Nacht. Dabei erwägen die meisten ausgebildeten Arbeitnehmer dieses riskante Unterfangen noch nicht einmal ernsthaft. Und sich selber einfach irgendwie billig ein Haus zu bauen geht hierzulande nicht mehr wirklich.
Mein Großvater hat sich noch unter Mithilfe seines Schwagers eine bessere Gartenlaube auf ca. 800m2 Grundstück zum Eigenheim ausgebaut, das heißt in der Wohnfläche verdrei- oder vervierfacht und sogar komplett unterkellert. Als alleinverdienender Paketbote mit vier Kindern. Als es dann vor sieben Jahren für die Kinder ans Erben ging, konnte sich nur einer theoretisch irgendwie leisten, die anderen auszubezahlen und das Haus der Eltern zu behalten; bei den Preisen.
Es gibt ramponierte Schnäppchenimmobilien, aber die muss man in gewissen Gebieten mit der Lupe suchen, und wer hat heutzutage noch das Geschick und das Rückgrat, sich so ein Haus selber fertigzumachen?

sybille
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#424

Beitrag von sybille » Fr 20. Jan 2023, 20:44

sybille hat geschrieben:
Fr 20. Jan 2023, 17:00
Die schlichte Tatsache, dass man jeden Tag in die Mühle muss, das war früher nicht besser. Heute ist das moderne Menschenbild aber so, dass man erst dann erfolgreich ist, wenn einem scheinbar mühelos alles einfach zufliegt, alles nur Spass ohne Ende ist und wem es nicht gelingt so zu leben der ist eben ein Looser.
Den Eindruck habe ich auch seit Jahren. So ist es aber nicht.
So ist die Realität aber nicht sollte das heißen.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

sybille
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#425

Beitrag von sybille » Fr 20. Jan 2023, 20:53

Die Werte kommen mir untertrieben vor.
Selbst hier in der Eifel sind die Preise höher. Habe gestern eine Elektrikerrechnung bezahlt. 65 € netteo die Meisterstunde.
man muss auch feststellen, dass viele Zeitgenossen dazu nicht in der Lage sind. Weil sie andere Probleme haben, die sie vom "eigentlich Wichtigen" im Leben ablenken. Oder weil ohne das "Unnötige" im Leben für sie einfach die Welt zusammenbricht. Das kann man belächeln oder beklagen, aber das ist glaube ich eine Tatsache, die diesen "eingebildeten Verlust" allgemein real macht.
Das ist schon richtig und ich denke diese Menschen hatten es noch nie nötig sich mit den wirklich wichtigen Dingen des Lebens zu beschäftigen. Auch ein Luxus der letzten 50 Jahre.
Hühner sind Menschen wie Du und ich, nur das sie zur Hausordnung Hackordnung sagen.

Ferry
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#426

Beitrag von Ferry » Sa 21. Jan 2023, 00:02

Tja, die Zahlen sind die die hier Realität sind. Den Dachdecker haben Freunde von uns im September so bezahlt und den Gärtnerjob gibt es wirklich zu dem Lohn. Bzw. wird ja der Mindestlohn wohl auf 12€ angehoben. Dafür zahlt man dann eben mehr fürs Mittagessen oder den Pausenraum. Da fällt dem Chef schon was ein.

penelope
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#427

Beitrag von penelope » Mo 23. Jan 2023, 12:12

https://www.zeit.de/wirtschaft/2023-01/ ... uwanderung

Ich bin gerade über diesen Artikel hier gestoßen, der ganz gut hier ins Thema passt (aktuell ist der noch frei lesbar - also beeilen, falls einen das interessiert)

Die KfW sieht ebenfalls die Gefahr eines schrumpfenden Wohlstands in Deutschland, allerdings aus anderen Gründen. Aufgeführt wird der immer stärker werdende Fachkräftemangel. Als Lösungsvorschlag wird eine Abschaffung des Ehegattensplittings angedacht. Den Ansatz finde ich interessant - ist eine andere Richtung, als wir hier bisher diskutiert haben.

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Tscharlie
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#428

Beitrag von Tscharlie » Mo 23. Jan 2023, 13:53

Was das Ehegattensplitting damit zu tun hat, verstehe ich nicht.
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(Nach Hinweis Name korrigiert)

penelope
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#429

Beitrag von penelope » Mo 23. Jan 2023, 14:13

Artikel gelesen?

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Tscharlie
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#430

Beitrag von Tscharlie » Mo 23. Jan 2023, 17:41

Natürlich.

Aber das Steuersystem ist doch nicht der Grund warum Frauen nicht so viel arbeiten wollen.

Wir haben im Bekanntenkreis eigentlich viele Familien bei denen die Frau nicht oder weniger arbeitet, weil sie sich um die Kinder kümmern will.

Wir haben auch Bekannte bei denen die Männer weniger arbeiten, damit die Frauen mehr arbeiten können.

Wenn nun mehr Frauen arbeiten wollten, dann brauchts deutlich mehr Betreuer für die Kinder, woher nehmen?

Das Ehegattensplitting ist das Feigenblatt weil man die echten Probleme nicht sehen will.
Die Welt hat genug für jedermanns Bedürfnisse, aber nicht für jedermanns Gier. M.Gandhi
(Nach Hinweis Name korrigiert)

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