Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

Was halt nirgendwo passt
penelope
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#451

Beitrag von penelope » Mi 25. Jan 2023, 08:30

Hab aber dabei auch im Hinterkopf, dass das Steuersystem in Deutschland ziemlich große Unterschiede zu dem in der Schweiz hat. Je nach Kanton sprechen wir über deutlich höhere Belastungen in Deutschland als in der Schweiz - wenn auch gleich klar ist, dass das ganz platte Klischee vom Steuerparadies Schweiz so pauschal natürlich auch nicht stimmt.

In Deutschland werden Einkommen aus aktiver Arbeit höher besteuert, passives Einkommen geringer. Eine Vermögenssteuer gibt es in Deutschland gar nicht. Natürlich ist das eine Struktur, die es den Menschen erschwert, zu materiellen Wohlstand zu kommen und die schützt, die eh schon viel haben.

Dyrsian
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#452

Beitrag von Dyrsian » Mi 25. Jan 2023, 09:21

Danke penelope für die Erklärungen zum Steuersystem. Genau so ist es!
Wir leben unverheiratet zusammen und haben 2 gemeinsame Kinder. Dennoch werden wir genauso besteuert wie Singles. Wer aber verheiratet ist und keine Kinder hat, profitiert u. U. vom Ehegattensplitting.
Meine Partnerin ist Handwerker und verdient knapp über Mindestlohn, jedenfalls bis vor wenigen Wochen. Würden wir heiraten und würde ich dann in meinem Hauptjob anstatt 32 Stunden wieder 40 gehen, hätten wir fast genauso viel Geld wie jetzt, wo sie noch halbtags arbeiten geht.
Findet das ernsthaft jemand noch zeitgemäß?

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emil17
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#453

Beitrag von emil17 » Mi 25. Jan 2023, 10:32

penelope hat geschrieben:
Mi 25. Jan 2023, 08:30
In Deutschland werden Einkommen aus aktiver Arbeit höher besteuert, passives Einkommen geringer. Eine Vermögenssteuer gibt es in Deutschland gar nicht. Natürlich ist das eine Struktur, die es den Menschen erschwert, zu materiellen Wohlstand zu kommen und die schützt, die eh schon viel haben.
Die geringe bis fehlende Besteuerung passiver Einkommen ist das grosse Problem. Bei uns werden z.B. Kapitalerträge oder Dividenden nicht vollbesteuert mit dem lustigen Argument, das Unternehmen hätte das ja schon als Gewinn versteuert.
Ja super, aber warum muss ich dann Mehrwertsteuer zahlen, wenn ich mit meinem als Einkommen versteuerten Geld etwas kaufe?

Der Vermögenssteuer kommst du leicht aus, wenn du genug davon hast, durch Stiftungen, Firmen usw.
Noch beschämender, meiner unwesentlichen Meinung nach sogar verfassungswidrig, ist die Unsitte der Pauschalbesteuerung (reicher) Ausländer: Wenn du nicht Schweizer Staatsbürger bist und im Inland(!) keine wirtschaftlichen Aktivitäten betreibst, kannst dich pauschal besteuern lassen nach dem Prinzip, ich zahl pro Jahr x steuern und ihr fragt mich nichts. Ach ja, x sollte nicht zu hoch sein denn sonst gehe ich in die Ortschaft y, wo es billiger ist. Dazu brauchst du nur eine Briefkastenfirma im Ausland, gerne Liechtenstein oder Luxemburg, über die deine Geschäfte pro Forma laufen, und es passt.
Es gab ja mal in den 1980er Jahren den Ehemann der ersten Bundesrätin überhaupt, die dann auch wegen der Mauscheleien ihres im Finanzsektor tätigen Ehemannes zurücktreten musste. Der beherrschte meisterhaft die Kunst, jedes Jahr mehr Vermögen, aber nie Einkommen zu haben.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#454

Beitrag von Eule » Mi 25. Jan 2023, 12:47

Zur Akademiker-Thematik ein, wie mir scheint, irgendwie passender Beitrag:
https://www.spiegel.de/wissenschaft/gro ... b9ee342efc

Konkret befragten die Forschenden 2000 britische Erwachsene anhand verschiedener Forschungsthemen im Bereich Genetik über ihre Einstellung zur Wissenschaft und dazu, wie sie ihr eigenes Verständnis beurteilten. Dabei beobachteten sie, dass Befragte mit den ausgeprägtesten Einstellungen – sowohl Befürworter als auch Gegner der Wissenschaft – stärker von ihrem eigenen Wissen überzeugt waren.

Zu den gestellten Richtig/Falsch-Fragen gehörte etwa: »Durch den Verzehr einer gentechnisch veränderten Frucht könnten auch die Gene einer Person verändert werden«, »Alle Radioaktivität ist von Menschen gemacht« und »Tomaten enthalten von Natur aus keine Gene, Gene sind nur in gentechnisch veränderten Tomaten zu finden«.
ich denke, es ist für manche Entscheidungen durchaus von Vorteil, ein wenig Grundlagenwissen zu besitzen ;)

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#455

Beitrag von emil17 » Mi 25. Jan 2023, 18:19

Eule hat geschrieben:
Mi 25. Jan 2023, 12:47
ich denke, es ist für manche Entscheidungen durchaus von Vorteil, ein wenig Grundlagenwissen zu besitzen
Nein - ist es nicht ;-))
Vorurteile und Wissen, das man nicht überprüfen muss, weil man es ja weiss, vereinfachen das Leben. Die Wirklichkeit wird durch selektive Wahrnehmung passend gemacht.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#456

Beitrag von Amigo » So 2. Apr 2023, 01:56

Ich sehe es eigentlich genau wie aron auf Seite 30 .
Fast alle Wirtschaftschaftssysteme weltweit sind auf Wachstum ausgelegt . Nur die Erde wächst nicht mit . Die Ressourcen ebenfalls nicht .
Oder anders gesagt , wir sind zu viele oder wollen zuviel.

Im Alter wird man genügsamer und vielleicht lebt der ein oder andere auch bewußter . ´Dumm ist natürlich , wenn du im Ausland lebst und deine Bank in Deutschland dir mitteilt , bitte laden Sie sich für künftige Transaktionen unsere App auf ihr Smartphone. Gracias , also doch so einen Kasten holen ? :pfeif:
.
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#457

Beitrag von Tscharlie » So 2. Apr 2023, 08:32

Gibts im Ausland keine Banken?
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#458

Beitrag von emil17 » So 2. Apr 2023, 10:37

Für Tagesegeschäfte ist es natürlich umständlich, keine Bank im Inland zu verwenden.
Wenn du aber in xy lebst, wo das Klima angenehm ist, die Stabilität der Währung weniger, dann willst du vielleicht doch ein Konto im Euro-Raum oder in der CH haben. Die verlangen für Transaktionen über Papier inzwischen hohe Gebühren, Belege kosten extra.
Na ja, an sich ist es einfach; wer Bank sagt muss auch Handy sagen. Man kann ein Prepaid von einem Secondhand-Shop nehmen (für die Zwei-Wege-Authentifizierung) und braucht das Teil sonst nicht zu verwenden, wenn man nicht will. Einmal im Jahr die Oma anrufen damit die SIM vom Anbieter nicht deaktiviert wird. Damit kann man dann alle Monate einmal die Haushaltskasse in Argentinien oder Kasachstan oder der Türkei oder wo man ist auffüllen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#459

Beitrag von Tscharlie » So 2. Apr 2023, 11:17

Wenn man in einem Land Infrastruktur nutzt, zahlt man dafür, das ist auch gut so.
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Re: Kann es sein, dass unser Wohlstandsmodell am Ende ist?

#460

Beitrag von Amigo » So 2. Apr 2023, 17:17

emil17 hat geschrieben:
So 2. Apr 2023, 10:37
Einmal im Jahr die Oma anrufen damit die SIM vom Anbieter nicht deaktiviert wird. Damit kann man dann alle Monate einmal die Haushaltskasse in Argentinien oder Kasachstan oder der Türkei oder wo man ist auffüllen.
Moin Emil , deinen letzten Satz kann ich beim besten Willen nicht verstehen.
.
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