Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen?

Was halt nirgendwo passt
Benutzeravatar
Maisi
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 1423
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:35
Wohnort: 660m ü. NN, zwischen Schwarzwald und Bodensee

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#21

Beitrag von Maisi » Mi 31. Okt 2018, 11:15

Rohana hat geschrieben:Bohnenkraut ist relativ scharf (für mein Empfinden), mein Freund findet Knoblauch "scharf". Vielleicht gab's früher kein explizites (Bedürfnis für) "scharf"?
Echt? :eek: Ok, dann ist "scharf" wohl wirklich eine Frage der Definition... also ich hab nicht umsonst immer so viele Chilipflanzen aufm Balkon, die reichen dann grad so übers Jahr :holy:

Über die Koch- und Eßgewohnheiten im 19. und frühen 20. Jahrhundert gibt es ein Buch "Essen und trinken wie in alter Zeit"; das ist von den Freilichtmuseen Baden-Württemberg herausgegeben worden. (behandelt natürlich dann auch nur dieses Gebiet) Ich hab das vor einigen Jahren geschenkt bekommen, ist recht interessant zum schmökern, enthält auch Rezepte. Aber nicht in die Tiefe gehend, wie man z.B. Sauerkraut herstellt, wie man Most macht oder andere Konservierungsanleitungen sucht man vergebens. Und die Rezepte sind natürlich auf die Neuzeit übertragen. Aber ein nettes Lesebuch. Quasi ein literarischer Museumsrundgang.

Weiß nicht, ob jemand die Zeitschriftenreihe "Karfunkel" kennt, dadrin sind auch immer wieder Rezepte aus historischen Quellen. Da gibts auch ne Sonderheftreihe "Küche im Mittelalter" und "Allerley Tafeley", wenn sich dafür jemand genauer interessiert.

Zum täglichen spartanischen Kochen kann ich auch den Erfahrungsbericht von Fiona Houston empfehlen "Mit Haube und Hacke". Sie lebte ein Jahr lang im Selbstversuch in einem schottischen Cottage wie im Jahre 1792; zur Vorbereitung stützte sie sich auf historische Quellen, auch und gerade was die Ernährung angeht. Passt zwar nur halb in das Thema hier, kann es aber wärmstens empfehlen. Die Frau ist schon etwas älter und hat zuvor schon jahrzehntelang einen Gemüsegarten bewirtschaftet und eine Ahnung von dem, was sie tut. Im Vergleich zu diesen ganzen anderen Selbstversuchbüchern, die in den letzten Jahren den Markt geflutet haben, ist das eine sehr angenehme Ausnahme und rundherum empfehlenswert. Ich hab es schon einige Male gelesen und erfreue mich jedesmal wieder aufs Neue.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5349
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#22

Beitrag von Rohana » Mi 31. Okt 2018, 11:18

Oh ja, meine alten Karfunkels liegen noch irgendwo in einem Karton und schlummern vor sich hin :hmm:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#23

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 31. Okt 2018, 15:38

@Rohana,
ist kein echtes, sondern ein nachgebautes Grab.
Woher weiß man, was es bei den Kelten zu Essen gab- Schrift hatten sie keine- und was die Römer über die Kelten schrieben, da klingt sehr viel Arroganz mit. Die Völlerei bei römischen Festgelagen liest sich auf alle Fälle als ziemlich dekatent- naja, irgendwann war auch Schluss mit der römischen Herrlichkeit.
Ist vielleicht gefühlsduslig, aber wenn ich über unsere Äcker gehe, dann denke ich oft, einmal waren die Kelten hier und haben diese Fläche bewirtschaftet, später unter römischer Knute wurden die Flächen auch bewirtschaftet und wir heute bewirtschaften die Flächen . Und wenn kein grosses Unglück passiert oder ein Meteriorit oder was ähnliches die Erde verwünsten würde- auch in 50 oder 100 Jahren wird diese Fläche vermutlich auch noch bewirtschaftet.
Bei uns gabs heute kein Alltagsessen, sondern wir hatten einen Grund zum Feiern,
Wiener Schnitzel mit Kartoffel-Gurkensalat und selbstgemachter Preiselbeermarmelade, Zitronenscheiben aus eigener Ernte.
Hab noch Butterschmalz gemacht und das letzte Rübenkraut eingehobelt.
Passt alles in die Kost von früher.

Benutzeravatar
Buchkammer
Förderer 2017
Förderer 2017
Beiträge: 3911
Registriert: Di 30. Nov 2010, 13:01
Wohnort: Thüringen
Kontaktdaten:

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#24

Beitrag von Buchkammer » Mi 31. Okt 2018, 18:05

Bitte aufhören, solch interessanten Buchtitel zu posten, sonst ist mein Monats-Kontingent gleich wieder aufgebraucht. :bet:
ina maka hat geschrieben:Bei der Hirse ärgert es mich noch immer, dass ich nicht weiß, wie die Leute die "früher" ohne allzu großen Aufwand geschält bekommen haben - ebenso wie den Buchweizen (und Dinkel). muss man ja alles schälen. Nackthafer ist doch eher eine neue Züchtung, oder nicht?
Du meinst, wenn man die Hirse selber anbaut und dann erntet und säubert? Ich esse gern Hirsebrei mit heißem Obst, aber schälen tue ich die gekaufte Hirse vorher nicht. :hmm:

Zur Schärfe von Bohnenkraut: Bergbohnenkraut ist vor allem im getrockneten Zustand sogar etwas schärfer als das Einjährige Bohnenkraut - aber kein Vergleich für abgehärtete Chili-EsserInnen. Dafür ist es eben mehrjährig und kann auch in milden Wintern beerntet werden; klar nicht mit dem Aroma, den es im Sommer mitführt.
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5349
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#25

Beitrag von Rohana » Mi 31. Okt 2018, 18:08

hobbygaertnerin hat geschrieben: Woher weiß man, was es bei den Kelten zu Essen gab- Schrift hatten sie keine- und was die Römer über die Kelten schrieben, da klingt sehr viel Arroganz mit. Die Völlerei bei römischen Festgelagen liest sich auf alle Fälle als ziemlich dekatent- naja, irgendwann war auch Schluss mit der römischen Herrlichkeit.
Es gibt einiges an archäologischen Funden ;) Schrift und Schriftzeugnisse keltischer Herkunft gibt es meines Wissens nach schon, aber nur sehr wenig und triviales. Und auch wenn die schreibenden Römer arrogant waren, die ein oder andere Information lässt sich aus ihren Berichten schon ziehen...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzeravatar
Maisi
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 1423
Registriert: Mo 2. Apr 2012, 18:35
Wohnort: 660m ü. NN, zwischen Schwarzwald und Bodensee

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#26

Beitrag von Maisi » Mi 31. Okt 2018, 20:27

Buchkammer hat geschrieben:Bitte aufhören, solch interessanten Buchtitel zu posten, sonst ist mein Monats-Kontingent gleich wieder aufgebraucht. :bet:
Morgen ist ja wieder der Erste. Also heute noch schnell bestellen :lol:
Rohana hat geschrieben: Es gibt einiges an archäologischen Funden ;)
Jepp. Ne gute Stunde von mir entfernt ist die Heuneburg, da haben sie ja allerhand ausgegraben, bzw. tun sie ja immer noch. :)

Benutzer 72 gelöscht

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#27

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Do 1. Nov 2018, 00:16

Buchkammer hat geschrieben:Du meinst, wenn man die Hirse selber anbaut und dann erntet und säubert?
ja, selber angebaute Hirse und Buchweizen - das gekaufte ist ja schon geschält.... ;)

hobbygaertnerin
Förderer 2019
Förderer 2019
Beiträge: 4904
Registriert: Di 14. Jun 2011, 08:48

Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#28

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 1. Nov 2018, 06:12

Ich hab noch nie selbst Hirse angebaut, sondern entweder Braunhirse gemahlen oder geschälte Hirse gekauft.
Aber was mir in einem alten Kochbuch aufgefallen ist, dort wurde geschrieben, dass man die Hirse mit heissem Wasser überbrühen sollte, das würde so eine Art Bitterstoff oder Saponine wegwaschen.
Ich mag Hirsebrei mit Butter und Zimt sehr gerne, seit ich die Hirse wasche, schmeckt das Ganze irgendwie besser.
Wenn ich Hirse nur als Mehl verwende, mach ich das nicht, aber in einem Teig schmecke ich da auch nichts raus.
Wenn Hirse wirklich so gesund ist, zumindest sind ihre Inhaltsstoffe in Richtung Kieselsäure nicht zu verachten, die sollen auch für die Aterien und Adern sehr gut sein, zumindest das enthaltene Rutin- vermutlich auch für die Knochen und Gelenke und für die gute Laune. Hab mal einen Bericht gelesen, dass in den Gegenden der Erde, in der noch tratitionell sehr viel Hirse gegessen wird, die Leute sehr gute Läufer sind, hochgewachsen, schlank und sehr stabil im Leben stehen.
Ich hab so einiges an Rezepten für mich rausgesucht und ausprobiert, die mit Hirse sehr gut zu kochen sind, mindestens 2 mal die Woche kommt Hirse in irgendeiner Form auf den Tisch.
Als Suppeneinlage, als Hirsepflanzerl, als Hirsebrei, als Hirseauflauf-

Heute gibts als Alltagskost Dampfnudeln, der abgeschöpfte Schaum vom gestrigen Butterschmalz zum Rausbacken- da werden die Dampfnudel am Besten und die Kruste wird damit genial.
Das war auch das Geheimnis, dass die Dampfnudeln früher immer so gut geschmeckt haben.

Nochmals zur Alltagskost von früher-
ich vermute, dass in Nichtnotzeiten sicher nicht so aufwendig wie heute gekocht wurde und auch keine solche Riesenauswahl, aber dass das, was auf den Tisch kam, auch gut geschmeckt hat. Auch Pellkartoffeln mit gestöckelter Milch waren sicher besser als das was heute manchmal aus den Kartoffeln gemacht wird. Und diese gewaschenen und eingetüteten im Hellen gelagerten Kartoffeln sind ja nicht mehr zu vergleichen, mit dem, was aus dem Keller kam.
Zumindest war früher als es noch Knechte und Mägde gab, ein Hof, wo nicht gut gekocht wurde, nicht sehr gefragt.
Das hat sich herumgesprochen.
Es wurde sicher nichts weggeworfen und alles verwertet.

Antworten

Zurück zu „Sonstiges“