Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen?

Was halt nirgendwo passt
Hildegard
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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#11

Beitrag von Hildegard » Di 30. Okt 2018, 23:45

Leinsamen, Hanf
LG Hildegard
Trau nie dem Ort an dem kein Unkraut wächst ;)

hobbygaertnerin
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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#12

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 31. Okt 2018, 06:31

Das Thema Alltagskost von früher- hätte mich auch sehr interessiert, leider viel zu weit weg gewesen.
Mich beschäftigt dieses Thema auch schon längere Zeit,
in unserer Gegend waren vor 2.000 Jahren die Römer, man fand Warmluftheizungen bei Ausgrabungen, was zu diesen Zeiten auf den Tisch kam, war vermutlich die Unterscheidung, reich, mittel oder arm.
Ein Kochbuch über das Mittelalter zeigt das auch sehr deutlich, wer es sich leisten konnte, da war Schmalhans nicht der Küchenmeister.
Die Landgüterverordnung Karls des Grossen mit ihrer Liste, was dort alles angebaut werden musste/sollte-
im Bauernmuseum in der Nähe von Salzburg war eine Sonderausstellung, was vor 200 Jahren auf den Tisch kam,
nach dem Krieg mit oder gegen Napoleon, dem Ausbruch das Vulkanes in Südostasien und es Jahres ohne Sommer war eine grosse Not und da war nicht viel los mit gutem Essen. Wichtig war da wohl, nicht zu verhungern.
Bäuerliche oder ländliche Küche war zwar der Lebenserhalt eines grossen Teiles der Bevölkerung, aber Kochbücher waren den gehobeneren Schichten bzw. den dort arbeitenden Köchen zugänglich, lange war auch Lesen und Schreiben nur gebildeten Schichten zugänglich.
Was ich mich schon oft gefragt habe, war die Küche der einfachen Bevölkerung wirklich so reizlos, breihaltig und einfach oder kam es auch darauf an, ob die Frau des Hauses gut kochen konnte, ob sie mit Arbeit eingedeckt war, dass ihr schwindlig wurde, es war ja nicht nur die Kocherei, sondern das Backen des Brotes, auch Bier brauen gehörte zu ihren Tätigkeiten. Die dunkle schwarz geräucherte Küche war nicht unbedingt ein Ort, wo es nach Lebenslust aussah.Den Herd, mit dem man auch backen konnte, den gabs erst nach und nach, in den Küchen des Adels und des Klosters stand so ein Teil schon früher. ´
Erst mit den gemauerten oder aus Eisen gefertigten Herden konnte auch das Wasser in einem Granterl oder auf der Herdplatte heiss gemacht werden.
So gesehen hatten auch technische Erfindungen und Neuerungen durch ihren Einzug in den Alltag so manches verändert.
Ich gehe gerne in Bauernmuseen, schaue mir dort die Küchengärten an, was dort angebaut wurde, auch die Vorratshaltungsmöglichkeiten.
Salz war sehr teuer, es musste sparsam verwendet werden, als Süssungsmittel war nur der Honig, bzw. getrocknete Früchte und die grosse Auswahl in den Obstgärten war auch erst zu späterer Zeit. Die teuren Gewürze konnten sich die einfachen Leute nicht leisten, aber Schnittlauch, Konblauch, Zwiebeln in den Gärten, Bärlauch aus den Auen und Wäldern, die Pilze, das Wissen, was aus der Flu verwendbar war, war früher sicher um vieles grösser.
Was mir immer wieder mal in den Sinn kommt-
welchen Wohlstand, welche Wahlmöglichkeiten wir heute haben, die Gefriertruhe, das Einkochen hat uns auch sehr viel Möglichkeiten beschert, man muss nicht den ganzen Winter nur vom Sauerkraut leben, das mit der Zeit harte Brot essen /es wurde nur alle 14 Tage gebacken)das über die Zeit im Rauchkamin hängende Selchfleisch immer trocknere Fleisch war vermutlich auch nur in der Suppe oder in den Knödeln zu geniessen.
Das eine oder andere Küchenhelferlein erleichtert die Arbeit,
aber die Wertschätzung für gutes Essen ist nicht gewachsen, zumindest bekomme ich wenig davon mit.
Die Äpfel und das reichhaltige Obstangebot in diesem Jahr wurde als Fluch bejammert, die Trockenheit war nur das Problem von ein paar wenigen,
in den Geschäften war von den Auswirkungen nichts zu sehen-
es wird gekauft und weggeworfen, dass einem schlecht werden kann.
So gesehen, mit dem Luxus scheint der Mensch auch nicht so besonders gut umgehen zu können-
Was mir auch so auffällt, es wird immer exotischer, ausgefalleneres Essen angeboten, aber das "gewöhnliche Essen" verschwindet.
Alltagskost heute ist oft Pizza, Burger, Spaghetti mit Tomatensosse, das Ketchup, höchstens noch die Leberkässemmel,
aber ansonsten verschwindet sehr viel Wissen und Können um das alltägliche Essen.
Alles was länger dauert, geht aus Zeitgründen nicht, auf der anderen Seite, die langsamkochenden Amihaferl sind auch nicht gerade weitverbreitet.
Hab mich scho öfters gefragt, wie wird die Alltagskost in der Zukunft aussehen?
Insekten und anderes Krabbelviecherzeugs als Burger, Kunstfleisch, designtes Essen, wo nichts mehr dem Zufall überlassen wird oder der Traum, die Pille, die alles beinhaltet?
Hoffentlich merken wir nicht erst, wenn es zu spät ist, wie schön es ist, sich mit Freude und Genuss an den Tisch zu sitzen, den Wohlgeschmack und die Aromen des Essen erst mit der Nase geniessen zu dürfen, .............................

greymaulkin
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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#13

Beitrag von greymaulkin » Mi 31. Okt 2018, 09:22

ina maka hat geschrieben:
edit:
Maisi hat geschrieben:Als Alltagsgetränke Bier und Apfelwein, beides meist (stark) verdünnt,
womit verdünnt?
Mit Wasser.
Der Alkohol desinfiziert.

Gruß, Bärbel

greymaulkin
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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#14

Beitrag von greymaulkin » Mi 31. Okt 2018, 09:51

@hobbygaertnerin
:daumen:
stimme dir zu

Wenn ich am Zeitungsstand so in den bunten Koch- und Landlustblättern schnöfe, dann lese ich sehr oft Zutaten, die kann ich zwar in der Frischeabteilung unseres Supermarkts kaufen, aber die sind in frischer Form längst nicht mehr in meinem Garten zu haben. Gerade erst Cocktailtomaten und frische Brombeeren. Meine letzten Cherrytomaten sind gestern im Ketchup verschwunden, gut: unter Glas dürften noch welche zu finden sein. Und Brombeeren gibt es nur noch als Marmelade und getrocknet in den Hecken. Da kann ich nur noch Tee von machen.
Und nach Sommern wie diesem gab es früher weder genug Getreide für Hühner, Pferde und Menschen, noch genug Kartoffeln, noch genug Gottesgaben. Auch da entschied der Geldbeutel, ob etwas teuer gekauft werden konnte, oder ob ge- und ggfls verhungert wurde.
Tante Linas Kriegsküche(die Nachkriegsküche find ich nicht so ergiebig, wenn auch gut zu lesen), mein altes Schlesisches Kochbuch (da fällt mir ein, daß wir auch auf vielfältigen Wunsch hin noch immer keine Krammetsvögel oder gar junge Krähen probiert haben :) und Essbare Wildpflanzen (Fleischhauer, Guthmann, Spiegelberger) sind sehr gehaltvolle Nachschlagewerke für knappe Zeiten.

Getreidebrei kann ich mir gut als Kohlenhydratmahlzeit am Morgen vorstellen, wenn das Brot alle war oder der Vorrat bis zum nächsten Backtag gestreckt werden mußte oder das Brot hart geworden war und durch einweichen durchaus zu essen. Vier Spiegeleier war ja nicht drin, gab ja keine künstliche Beleuchtung in den Hühnerställen und s.o. ganz viel Weizen und dergleichen auch nicht.

Ich habe übrigens noch in keinem Museumsbauerngarten Chili entdeckt. Wurde also Pfeffer schon immer zugekauft? Womit schärfte man vorher sein Essen? Nur mit Meerettich kann ich mir nicht vorstellen.

Gruß, Bärbel

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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#15

Beitrag von Rohana » Mi 31. Okt 2018, 10:00

Bohnenkraut ist relativ scharf (für mein Empfinden), mein Freund findet Knoblauch "scharf". Vielleicht gab's früher kein explizites (Bedürfnis für) "scharf"?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#16

Beitrag von greymaulkin » Mi 31. Okt 2018, 10:01

Da muß ich dir recht geben. Getrocknetes Bohnenkraut riecht auch nach Pfeffer.

Gruß, Bärbel

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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#17

Beitrag von Rohana » Mi 31. Okt 2018, 10:12

Ich darf ja ab und zu "keltisch" kochen, das muss auch ohne Pfeffer auskommen. Schmeckt aber trotzdem!
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#18

Beitrag von hobbygaertnerin » Mi 31. Okt 2018, 10:33

Ich hab Wuweizi als Schlingpflanze im Garten, die Kerne sind scharf wie Pfeffer. Und reife getrocknete Brennesselsamen geröstet aus der Pfeffermühle, man schmeckt nicht, dass das kein Pfeffer ist.
Chilli ist bei uns heute noch ziemlich sparsam zu verwenden, sonst gibts Gemecker.
Was mir bei der Schokolade aufgefallen ist, war sicher früher nur ein echtes Luxusgut,
heute ist sie Massenartikel und schmeckt nach Palmfett, bzw. Zucker, kann man echt vergessen.
Den guten Bohnenkaffee konnten sich die Leute auch erst realtiv spät leisten, gabs eben den Malzkaffee.
Eigentlich wollten die Leute auch immer das haben, was als angesagt, kostbar, teuer galt.
Lachs, Austern waren mal arme Leute Essen, jetzt weil es knapp und teuer ist, gehört es zum Edelessen.
Der Zucker war am Anfang nur für die reiche Oberschicht, gab extra silberne Kästchen, die man abschliessen konnte- extra für den Zucker.
Hirse war Allerweltsnahrung, der Preussenkönig hat angeblich die Einfürhung der Kartoffelernährung eingeführt, hab vor langer Zeit gelesen, dass 10 Jahre später derjenige im Militär, der die Rekruten ausgesucht hat, beim preussenkönig geschimpft hat, dass diese kartoffelessenden Rekruten keinen Mumm mehr in den Knochen haben. VErmutlich war die Hirse doch ein sehr hochwertiges Lebensmittel.
Um die Kinder früher ruhig zu halten, kam jemand auf die Idee, in ein Leinenfleckchen Mohnsamen zu geben, mit Honig, die Kinder waren ruhig, man kam erst später drauf, dass sie auch ein Stück weit verblödet waren.
Und beim Öl, nach dem Ende der Leinenzeit war der Lein von der Bildfläche ziemlich verschwunden, ebenso der Hanf durfte nicht mehr angebaut werden, also auch kein frisches Lein- und Hanföl mehr.
Heute kochen immer weniger Fleisch mit Gelantine oder Bindegwebeanteilen, kommt nur noch das schnelle Minutensteak oder Lendchen auf den Tisch, wenig bis fast keine Innereien mehr,
man kam im Laufe der Geschichte erst immer im Nachhinein auf so manche als unmodern oder altmodisch abgetane Ernährungsart.

@Rohana,
ich gehe bei der Hunderunde an einem nachgebauten keltischen Fürstengrab vorbei, hab schon oft gedacht, wie wohl diese keltischen Frauen damals gelebt, gekocht haben.
Hast du ein paar Tips - wie so eine keltische Küche aussah.
Die dann bei uns lebenden Römer haben aus Stein gebaut, so ein Fundament eines römischen Gutshofes haben sie vor ein paar Jahren freigelegt, kartografiert oder wie man das nennt und dann wieder verfüllt.
So eine Maschine, mit der frau Zeitreisen machen könnte- mit garantierter Rückkehr- ich würde mir die Küchen und das Essen früherer zeiten gerne anschauen, probieren.

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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#19

Beitrag von Rohana » Mi 31. Okt 2018, 10:48

Oh, keltisches Fürstengrab? Ich glaub ich muss mal nen Bildungsausflug zu dir machen, dann können wir auch zusammen den keltischen Eintopf kochen den ich kenne :grinblum:
Ein kurzer und mMn recht guter Abriss über Landwirtschaft und Ernährung bei den Kelten findet sich hier: https://rufus-in-rom.blogspot.com/2013/ ... elten.html und https://rufus-in-rom.blogspot.com/2013/ ... elten.html

Eine Sonderausstellung zum Thema Essen bei den Kelten gab es letztes Jahr in der Keltenwelt am Glauberg, ich konnte leider nicht hin :( Sollte ich mal irgendwann die Finger an einen Begleitband dieser Ausstellung legen können, sag ich dir Bescheid!
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Alltagskost von früher im Freilichtmuseum - Forentreffen

#20

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mi 31. Okt 2018, 10:57

hobbygaertnerin hat geschrieben:Lachs, Austern waren mal arme Leute Essen, jetzt weil es knapp und teuer ist, gehört es zum Edelessen.
Krebse aus dem Bach!! genau :)

Meine Eltern mögen absolut kein "scharf", ausnahmsweise mal eine Prise Meerrettich - kein Bedürfnis nach Chili oder Pfeffer.
Ich mag es manchmal richtig scharf. Kann schon sein, dass es den Leuten "früher" wirklich nicht gefehlt hat....

Was ist denn heutiges "Alltagsessen"?

Wir essen sehr oft Nudeln mit Gemüse und/oder Fleisch.
"Nudeln mit Mozarella und Tomaten" (und Öl, Knoblauch, Basilikum) ist im Sommer oft zweimal die Woche am Tisch.
Dieses Essen schmeckt wirklich gut und sättigt, aber nuuur wenn die Tomaten gut und aromatisch sind, sonst kann man´s vergessen!
Im Winter gibt es sehr oft Erdäpfel mit Gemüse und/oder Fleisch, "estofado" oder ensalada rusa ohne Mayonäse.

Bei mir zumindest gibt es kein Bedürfnis, jeden Tag was anderes zu essen. Ich mag es, eine Woche oder jeden Tag das gleiche zu haben.

Bei der Hirse ärgert es mich noch immer, dass ich nicht weiß, wie die Leute die "früher" ohne allzu großen Aufwand geschält bekommen haben - ebenso wie den Buchweizen (und Dinkel). muss man ja alles schälen. Nackthafer ist doch eher eine neue Züchtung, oder nicht?

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