Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

Was halt nirgendwo passt
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Rallymann
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Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#1

Beitrag von Rallymann » Sa 22. Okt 2016, 08:09

Anhand der eingestellten Bilder hier kennen die meisten von euch unsere Pferdchen, wobei Merlin, der alte Schimmel mit seinem über 30 Jahren nicht gerade aussieht, wie das blühnende Leben.
Das wiederum ruft "besorgten" Bürger auf den Plan, der das Vetamt einschaltet.

Gerade diese Woche geht durch die Medien, dass im Bereich Uedem ein Landwirt mit einer Eisenstange 2 Vetamtmitarbeiter angegriffen hat. Nachdem ich die jetzt hier in Aktion gesehen habe, habe ich Verständniss für den Ausraster des Bauern.

Nunja jedenfalls sind die hier aufgelaufen und nachdem sie böse Medienschelte wegen einem Gestüt hier in der Nähe bekommen haben, bei dem noch am Tag der Versteigerung Pferde eingeschläfert werden mussten, sind die übereifrig.

So wurde nun Hof und Tierbestand in Augenschein genommen und Merlin als zu dünn Befunden.
Das alter des Tieres, die Aussage der Vorbesitzer und der Tierärztin der Vorbesitzer wurden ignoriert.
Ein fehlender Sack Müsli wurde bemängelt, obwohl 18 000qm Weide, Heu Stroh, Äpfel, Möhren usw ausreichend Vorhanden waren.

Tage später erschienen sie mit 5 Leuten und einem Tierarzt.
Meine Frau bekam die Auflage, die Futtermittel zu dokumentieren und Quittungen vorzuzeigen.
Da wir Heu selber machen,Äpfel selbes haben Stroh usw vom bekannten Bauern ohne Quittungen beziehen, war das nicht möglich.
Wir betreiben ja auch kein Gestüt, sondern sind Hobbyhalter.
Der Befund vom Tierarzt kam und es gab keinen Befund, der nicht auf das Alter des Pferdes zurück zu führen war.
Arthrose z.B. Nicht mal ein Würmchen haben sie gefunden.

Selbst der Befund ihres Tierarztes wurde ignoriert, genauso wie die Tatsache, dass der Fuchs super da steht und die gleichen Haltungsbedingungen hat.

Bei einer weiteren Kontrolle wurde (weil am Pferd nix gefunden wurde) mangelndes Weidemanagement in den Ring geworfen.
Z.B. das ich die Weiden mähe. Ich solle das Gras höher wachsen lassen, dasmit die mal richtig zubeissen können.
Mein Einspruch, dass ich ein Scheibenmähwerg verwende, was erst ab einer Höhe von 4 cm mäht, alle Beweideten flächen vom Mähwerk nicht erfasst werden und ich nur oberständigem Gras und Brennesseln Einhalt gebiete, wurden......ignoriert.
In meinem Einspruch über den Anwaolt habe ich jetzt die Passagen rausgesucht, die bestätigen, dass älteres oder hohes Gras einen Stoff zur Halmbildung (Verholzung) bilden, Namen hab ich gerade vergessen, der nicht nur den Nährwert herabsetzt, sondern auch noch dafür sorgt, dass andere Nährstoffe die das Pferd sonst noch aufnimmt behindert werden.
Für nen Rehegaul sicher ok, aber nicht für nen alten Gaul, der eh um jeden Nährstoff kämpft.
Ein weiterer Vetamtmitarbeiter bemängelte Stickstoffmangel auf der weide, während er in Brennesseln und Ampfer stand, die deutliche Stickstoffanzeiger sind.
Die Dokumentation meiner Frau auf einem Kaldender wurde bemängelt und wir wurden mit 400€ Strafe belegt.
Alles Einspruch übern Anwalt versteht sich.

Nun.....seit Montag hat der Fuchs ein neues Zuhause in der Nähe von Soltau gefunden und Merlin ist im Pferdehimmel, weil der Tierarzt dem alten Pferd keine Reise im Hänger zumuten wollte und niemand ihn hier in der Nähe haben wollte.
Klar bei dem Vetamt hier.
Mein Nachbar (Bauer) der das verfolgt hat meinte.....da darf man sich nicht wundern wenn ein Bauer sich in der Scheune aufhängt, wenn die einem das Leben schwer machen.

Also gut, dass ich kein Bauer bin, der von seinen Tieren leben muss.

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Peterle
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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#2

Beitrag von Peterle » Sa 22. Okt 2016, 08:18

Haben die ähnliche Befugnisse wie das Finanzamt? Hört sich ja eher nach Willkür an finde ich.
Ich hoffe du kommst mit deinen Einsprüchen durch. Müssen die wenigsten dann die Kosten des RA übernehmen?

Gruß

Peter

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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#3

Beitrag von Adjua » Sa 22. Okt 2016, 08:38

Mein Freund der Rindfleischbauer hat ähnliche Geschichten zu erzählen. Er handelt auch mit Kühen. Das bringt mit sich, dass er Kühe von Bauern kauft, die diese loswerden wollen. Manche davon sehen nicht gerade blühend aus, wenn er sie bekommt. Das ruft dann auch immer wieder irgendwelche selbsternannten Tierschützer auf den Plan, die dafür sorgen, dass er einen Vormittag mit der Amtstierärztin verbringen muss (weil er ja sonst nichts zu tun hat).

Die Logik, dass er Kühe kauft, die nicht im Top-Zustand sind, weil er gerade diese Kühe besser machen kann (und nur dann mit Gewinn wieder verkaufen kann), versteht sie nicht - obwohl ihm das immer gelingt.

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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#4

Beitrag von Wicheler » Sa 22. Okt 2016, 09:05

Hallo,

da steht man leider immer öfter hilflos der Behördenwillkür gegenüber. Ist aber scheinbar die deutsche Mentalität, alles muß 250% sein und doppelt und dreifach abgesichert werden.

Bedenkt man, das der Magen eines Pferdes auf "Mangelernährung", sprich, große Massen wenig gehaltvolles Futter, dann werden viele Pferde krank gefüttert. Eine tragende Stute hat ja immer noch genug Energie für das wachsende Fohlen in der nahrungsärmsten Jahreszeit übrig. Naja, so ein wenig (Kräuter) Müsli sollte schon sein, die heutigen Weiden bestehen ja fast nur noch aus Gräsern, die Masse bringen. Die vielen unterschiedlichen (Un) Kräuter fehlen meist, eine Weide muß ja schon einem englischen Rasen nahekommen, sonst kommen die Tierschützer oder die Vets.

Ich hab mal Pferde in einem Tierschutzverein ausgeschnitten, die armen Pferde standen in einer saftigen Wiese und bekamen noch einen halben Eimer Kraftfutter. Die armen Pferde waren nicht erzogen und konnten nicht bewegt werden....... Totaler Quatsch, die standen wie die Knallbüchsen da und wußten nicht wohin mit ihrer Kraft. Die hätten denen am Liebsten morgens Beruhigungsmittel gegeben, damit die auf der Weide nicht sofort losstürmten, die könnten sich ja verletzen......

Heute fehlt leider viel Fachwissen. Pferde müssen aussehen, wie Modells, ein Weide- oder Heubauch, der natürlich ist, ist ja schon ein Anzeichen von Krankheit.

Rallymann, ich kann mit dir fühlen!
Gruß Dieter

Manfred

Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#5

Beitrag von Manfred » Sa 22. Okt 2016, 09:22

Herzlich Willkommen bei den Bauern.
Seit bei den Amtstierärzten die gestandenen Veterinäre vom Land aussterben und mehr und mehr durch junge, übermotivierte "Tierschutz"menschen aus der Stadt ersetzt werden, kann man Bände mit solchen Geschichten füllen.
Wenige Bauern haben das Kreuz, vor Gericht dagegen zu halten (Die wenigen, die es tun, gewinnen aber oft.)
Deshalb nehmen die sich einige Veterinäre in Ton und Inhalt immer mehr heraus. Man kann den Betroffenen nur raten, die Besuche zwecks Beweissicherung zumindest akustisch aufzuzeichnen und umgehend den zuständigen Tiergesundheitsdienst einzuschalten, um eine zweite, qualifizierte und gerichtsfeste Meinung einzuholen.

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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#6

Beitrag von Rohana » Sa 22. Okt 2016, 09:28

Wicheler, auch Pferde leben nicht von "Unkräutern". Der (den Bedürfnissen des Pferdes entsprechende) Bedarf muss schon irgendwie gedeckt werden! Was Rallymann erzählt kann ich leider vollkommen nachvollziehen... schade um Merlin, er hätte sicher noch ein paar schöne Tage bei dir gehabt.
Was machst du nun? Keine Pferde mehr?
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#7

Beitrag von Wicheler » Sa 22. Okt 2016, 09:52

Rohana hat geschrieben:Wicheler, auch Pferde leben nicht von "Unkräutern". Der (den Bedürfnissen des Pferdes entsprechende) Bedarf muss schon irgendwie gedeckt werden!
Rohana,
Ich hab ja auch nicht geschrieben, daß Pferde nur von Unkräutern leben, sondern wollte mit dem Begriff (Un) Kräutern nur ausdrücken, daß diese Kräuter auf intensiv genutzten Wiesen/ Weiden meist fehlen. Die Pferde brauchen sie aber zum gesunden Leben. Das ergibt sich auch aus den nächsten Sätzen.
Gruß Dieter

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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#8

Beitrag von Rallymann » Sa 22. Okt 2016, 10:21

Also zuerst mal....keine Pferde mehr, sonst werden wir die nicht los.
Dann übernimmt die Rechtschutz das nicht und ich bin Barzahler beim Anwalt.
Unseren Einspruch können die locker einfach ablehnen und uns bleibt dann nur das Gericht.

Ehrlich, ich würde es verstehen, wenn wir Haltungsfehler begangen hätten, aber wir stehen in Kontakt mit der Vorbesitzerin und deren Tierärztin.
Merlin hatte schon immer schlechte Blutwerte, hustete und durfte nur nasses Heu bekommen.
Seit er hier war kein Husten mehr und keine schlechten Blutwerte.
Wieso hat heute jeder nur Bilder von Bilderbuchtieren im Kopf? Wieso darf hier kein Tier alt werden?

Anderer Nachbar (Jäger) hat Schafe. Ein Schaf sehr alt bekam Gnadenbrot, weil ne prima Amme gewesen usw.
Nachdem "besorgte Bürger" via Smartphon das Amt gerufen hatten und er sich das einmal angetan hatte, kam die Rübe eben runter damit ruhe ist.
Der tut sich das auch nicht nochmal an und seine Frau ist Anwalt.

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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#9

Beitrag von greymaulkin » Sa 22. Okt 2016, 10:56

Herzliches Beileid.
Wie schade um den alten Merlin. Mit besorgten Tierschützern, die Tiere nur aus Werbeprospekten kennen und sich nicht vorstellen können, daß ihre "Tiersschutz"aktionen nur dazu führen, daß die betreffenden Tiere getötet werden, kennen wir uns aus. Pferde gehören ja auch nicht auf die Weide, schon gar nicht bei Regen oder Schnee oder Sonne oder überhaupt, sondern in eine Box, wo sie mit viel Glück zweimal die Woche für eine Stunde raus...ne, warte mal, nicht raus, in die Halle dürfen.
Selbst Anrufe beim Vetamt von unserer Seite, daß wir wieder den Pflegeplatz für ein Gnadenbrottier besetzt haben, führte nur zu dem Kommentar:"Wozu das denn?" Wir hatten bisher das Glück, daß wenigstens der Chef vom Vetamt denken konnte, nun ist er in Pension. Einem bestimmten Mitarbeiter darf ich nicht mal die Tageszeit sagen, wenn er mir vor die Füße kommt, sonst eskaliert die Situation :pfeif:
Im Interesse der Tiere müßte man solche Geschichten mal an die große Medienglocke hängen. Viele, die sich über Tierhaltung ihrer Nachbarn aufregen, kaufen namenloses Fleisch im Supermarkt, dem man nicht mal mehr das Herkunftstier ansieht.
Unsere speziellen Freunde sind jene Veganer, die überhaupt keine Tiere mehr in Menschenhand sehen wollen, naja, dann ist mehr Platz für noch mehr Menschen auf diesem Planeten ;)

Haben sie dich eigentlich schon gefragt, ob du deine Hühner geimpft hast? Das kommt bei uns immer, wenn sie wieder nichts gefunden haben.

Gruß, Bärbel und Harald

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Re: Vetamt und warum ich kein Bauer sein will

#10

Beitrag von der.Lhagpa » Sa 22. Okt 2016, 11:05

Rechtliche Frage - hab da grad nix auf die Schnelle gefunden...
MUSS ich die auf den Hof lassen? Welche rechtlichen Möglichkeiten haben sie? Kommen sie dann mit Haussuchungsbefehl und "Amtshilfe"?

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