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Beitrag
von Landfrau » Di 10. Aug 2010, 16:41
*lach*
Bernhard, weißt du, was Selbstironie ist?
Vermutlich befleißigst du dich dessen nicht?
Nimm die Dinge nicht zu ernst.
Es ist gut, wie es ist.
Das Schlechte, das tut der Kopf dazu.
Ich wünsche dir, dass du einen freien haben mögest!
Tanja - die Verwendung einer ausschließenden Formulierung "frei zu sein von", DInge, wie das rechten, nicht zu tun, hat einen einerseits einfachen, andererseits eben nicht zu be-greifenden Grund.
Es geht nicht um einen anzustrebenden anderen (Geistes-)zustand, es geht darum eben davon frei zu sein.
Von der Anhaftung an die Dinge, die man be-greifen kann.
Auch das "ich" ist ein DIng, zwar kann man es nicht anpacken, aber es hat eine Form, eine Geschichte, eine Überzeugung, eine Meinung, Ideale, Hoffnungen, Ängste.
Und auch an diesem "Ich", dem Selbst kann man anhaften, man kann zB Angst haben, es zu verlieren, sein Gedächtnis, seine mentalen Fähigkeiten. Es gibt ganze Regalmeter von Büchern, wie das Ich zu stärken, das Ego zu entwickeln, die Persönlichkeit zu entfalten sei. "hier kann ich mich endlich mal mit mir selbst beschäftigen" hörte ich neulich jemand in einem Radiointerview über einen Klosteraufenthalt sagen.
Es gibt, selten genug, Zustände, da löst sich der Unterschied zwischen "der Welt" und dem "Ich".
Das Ich verschwindet und es ist nur noch Sein.
Man kann das nicht wirklich erklären, das haben schon viele vergeblich versucht.
Meist benutzen sie Worte, die von den Zuhörern nicht verstanden werden und werden für Spinner gehalten.
Selten hat man das Glück, diese Erkenntnisse in Worten beschrieben zu finden, die einem zugänglich sind.
Die Bücher der großen Religionen sind es meist nicht, ihre Sprache ist uns heut oft verschlossen.
Hat man diese Erkenntnis, vermeintlich, tatsächlich, gefasst, findet man sie in jeder Religion.
Wer sucht, kann keine Religion annehmen, wer gefunden hat, kann jede Religion annehmen (sinngemäß aus Siddharta, Hesse).
Es gibt Momente, die einem den Zustand der göttlichen EInheit - der Freiheit vom "Ich" - leichter zugänglich zu machen scheinen:
Für mich persönlich ist eine Umgebung ohne Menschengemachtes "in der Natur" wie man so sagt, oder sexuelle Ekstase (ja wirklich), freier Tanz, Momente der realen Gefahr (nicht das Grübeln voll Sorgen ums Morgen), der Übergang zwischen Wachen und Schlafen, Momente, in den der Verstand schweigt, der Denker sein Plappern einstellt.
Dann ist das "Ich", dass da recht haben will, argumentiert und wer weiß was noch, um seine Position zu bekräftigen, auf auf und davon. Es ist ein Zustand der Freiheit. Von allem.Kein Ziel, kein Ideal, keine Anhaftung.
Daher gibt es auch nur "negative" Formulierungen, wovon man frei sein will - von allem!
Wollte man formulieren, wo man hinmöchte, weil es einen Zustand "wo" und ein "möchten" gibt - ist das schon zuviel.
Ver-ständlich?
Un-be-greiflich.
Kommt, lasst uns Bekannschaft schließen
lass die Dinge schlichter fließen
komm, lass uns in Liebe leben
niemand überlebt die Welt
(von Yunus Emre)
Nein, es geht hier nicht um ein Armageddon oder sonstigen Crash, *lach* das Thema lass uns beiseite packen, es geht darum, dass die Welt nur in uns existiert.
Wenn wir sterben, ist es auch mit der Welt in unserem Kopf vorbei.
Von der Welt frei sein zu können während wir leben....
Wenn die Sufimönche ihren TAnz beginnen, tragen sie einen dunklen Umhang - das Weltliche.
Den legen sie ab.
Sie tanzen ganz in der FArbe der Reinheit - in Weiß.
Auf ihrem Kopf tragen sie einen Turban, der die Form eines Grabsteines hat.
Den kopf legen sie auf die Sete aus Demut vor dem Göttlichen.
Eine HAndfläche weist nach oben, um die göttliche Kraft zu empfangen, eine nach unten, um sie der Erde zuzuleiten.
Bei ihrem Tanz drehen sie sich um ihr Herz. Stundenlang. Tagelang.
Ihre Musik ist die der Ney, der Rohrflöte - das Symbol des einzelnen, der nur in Gemeinschaft ist - ein Schilfrohr steht nie allein, erst in der Verbindung ist es. Die verbiindung mit dem Göttlichen, die Erlösung vom Weltlichen, Sterben, während wir leben.
Manchmal versuche ich, das zu be-greifen.
Wenn ich meine KAtze streichel, beneide ich sie. Sie braucht das nicht. Sie ist im Jetzt. Immer.
Landfrau