Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

Was halt nirgendwo passt
penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#21

Beitrag von penelope » Di 30. Mär 2021, 08:49

Muss eine SV-Gemeinschaft zwangsläufig so eine Hippie-mäßige Kommune sein?

Grundsätzlich kann ich mir eigentlich sehr gut die Mitarbeit in einem Gemeinschaftsprojekt vorstellen. Allerdings halt auch eher in die Richtung wie Sven, als Verein oder ähnliches. Im Bereich Urabn Gardening gibt es da ja schon einiges. Wenn sich hier in der Gegend Leute finden würden, die sich mit mir ein Grundstück teilen und gemeinschaftlich bearbeiten würden (ich hab da auch konkret eines im Blick ;) ), wäre ich da durchaus aufgeschlossen. Ich bin da auch nicht so pessimistisch, dass das zwangsläufig Probleme geben muss. Im kleinen Rahmen kann man sich mit zwei bis vier Leute ja einfach mal absprechen - macht man ja in anderen Bereichen des Lebens auch.

Meine WG-Zeit habe ich unterm Strich in echt guter Erinnerung und ich kann mir auch durchaus vorstellen, irgendwann im Alter wieder in irgendeine gemeinschaftliche Wohnform zu ziehen. Allerdings schon unter der Prämisse, dass wenn ich meine Zimmertür zu mache, die auch zu bleibt und dass der- oder diejenige, die mir meinen letzten Joghurt wegfrisst, mit Mecker rechnen muss. Auf stundenlange Plenumsdiskussionen oder ähnliches hätte ich auch überhaupt keine Lust.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10750
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#22

Beitrag von emil17 » Di 30. Mär 2021, 09:14

Oelkanne hat geschrieben:
Mo 29. Mär 2021, 23:03
In der Ausbildung habe ich 2 Jahr in einer 2er WG gewohnt
NIE WIEDER
Das war eine 2er Kiste, keine WG, das ist etwas ganz anderes.
Ne richtige WG, da gibts Gemeischaftsraum, und man ist nicht alleine, wenn man es nicht sein will.
Aber zu zweit? Nö ... dann hat einer eine Freund (in) und der andere stört, oder man hat sich nichts zu sagen oder geht sich auf den Zeiger, oder/und der eine pinkelt immer neben das Klo und der andere lässt seine Zahnbürste in der Spüle rumliegen oder zerlegt Fahrräder auf dem Küchentisch.

@ rohana: Die Projektverantwortung kann auch problematisch sein, nämlich bei Dingen die keiner will aber die man trotzdem tun sollte, wie Klo putzen oder Stall saubermachen - da ist dann der alte spiessige Putzplan und die Einkaufsliste gar nicht so schlecht. Und ja, zum Mülleimer leeren gehört auch, dass man den leeren Mülleimer wieder zurücktut.
Die Macher haben oft das Problem, dass sie andere Leute überfahren, besonders wenn sie schon etwas Erfahrung in der Sache haben.

Da ich gegenüber all den Fehlern, die ich selber habe, sehr tolerant bin, wäre ich natürlich der geeignete WG-Mensch. :holy:
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#23

Beitrag von penelope » Di 30. Mär 2021, 10:34

Denke ich auch. Bei nur zwei Leuten entstehen sehr schnell verhärtete Fronten. Bei mehreren Leuten verteilen sich die Reibungspunkte besser und man steigert sich nicht so sehr in einzelne Dinge rein.

Ich finde es auch grundsätzlich gut und oft auch einfacher, wenn unterschiedliche Typen zusammen kommen. Der schlimmste Streit entsteht ja bei Leuten, die im Grunde alle für eine Sache sind und nur in den Details andere Ansichten vertreten. Man sieht das ja sehr gut hier im Forum: zig Leute, die alle nachhaltig und naturnah gärtnern wollen geraten dann bei dem letzten kleinen Detail, wie etwa normaler Kompost, Terra Preta oder Bokashi aneinander. Dass kann wohl auch kein Außenstehender nachvollziehen ;)

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5317
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#24

Beitrag von Rohana » Di 30. Mär 2021, 10:44

emil17 hat geschrieben:
Di 30. Mär 2021, 09:14
@ rohana: Die Projektverantwortung kann auch problematisch sein, nämlich bei Dingen die keiner will aber die man trotzdem tun sollte, wie Klo putzen oder Stall saubermachen - da ist dann der alte spiessige Putzplan und die Einkaufsliste gar nicht so schlecht.
Das ist aber doch grade was ich sage: Laut Putzplan ist Person X verantwortlich - so kann sich keiner drücken bzw. nicht alle sagen "aber ich dachte Z macht das heute..." und da die Zuständigkeit rotiert, kann sich keiner beschweren dass es irgendwas "immer" machen müsste. In anderen Bereichen ist das nur bedingt brauchbar, aber für solche Tätigkeiten perfekt. :daumen:

Alternativ hilft irgendwas solange nicht machen bis jemand anderes genervt ist und es dann macht, z.B. die Küche wischen. Das passiert z.B. in meiner "WG", und es ist NICHT die Art von Zustand die ich mir wünsche. Die Alternative dazu wäre halt ALLES selber zu machen und das geht nunmal nicht.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Dyrsian
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 1881
Registriert: Mi 19. Okt 2011, 21:56
Familienstand: in einer Beziehung
Wohnort: Duisburg

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#25

Beitrag von Dyrsian » Do 1. Apr 2021, 08:47

Viele langfristig erfolgreiche Gemeinschaften funktionieren eben auch, weil es eine übergeordnete Wertvorstellung gibt der sich alle bedingungslos unterordnen. Das beste Beispiel ist Religion, die Hippiegeschichte ist nicht ganz so dicht, aber ähnlich. Wenn ich von vorneherein weiß, es gibt hier kein Eigentum, es wird gekifft und mit der Monogamie nehmen wir es auch nicht so genau, dann werde ich mich da nicht einmieten wenn ich eher bürgerlich unterwegs bin. Bei den religiösen Gemeinschaften gibt es dann oft Anführer, die eine Art "letzte Entscheidung" fällen können, was Prozesse vereinfacht und beschleunigt. Je enger das Regelkorsett, desto weniger Zwist gibt es meist, aber desto weniger Freiheit eben auch.

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10750
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#26

Beitrag von emil17 » Do 1. Apr 2021, 10:12

Das bedeutet aber, dass sich hauptsächlich innerlich schwache Personen um die selbsternannten Gurus scharen. Es verhindert Selbstreflektion - die grösste Sünde wider jede Autorität, weshalb Sekten Abtrünnige ausschliessen und die Kirche Ketzer verbrannt hat, ohne je auch nur dran zu denken, dass diese Leute nicht ganz unrecht haben könnten und dass es vor der eigenen Tür einiges zu wischen gäbe.
Die Anführer, die kraft ihrer Autorität letzte Entscheidungen fällen, die tun Prozesse nicht vereinfachen und beschleunigen, die tun sie verhindern. Autorität (wir machen es so, weil X es so will) hat nur gegenüber ganz unvernünftigen Leuten und in Notlagen eine Berechtigung.

Freiheit bedeutet eben auch Pflichten gegenüber anderen haben, vor jedem Essen kommt ein Einkaufen/Rüsten/Kochen/Tisch decken und nach jedem Essen kommt ein Abwasch. Regeln der Gemeinschaft sollen deshalb nicht Freiheiten beschneiden, sondern sie für alle optimieren.

Die allseits gefürchteten Gruppendiskussionen (es wurde zwar schon alles gesagt, aber noch nicht von jedem, und mir geht es jetzt schlecht, weil ich mir jetzt überlegen muss, für welchen Tag ich mich in die Putzliste eintragen soll) lassen sich mit etwas Selbstdisziplin erträglich halten - je nach dem wer mitmacht ...
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#27

Beitrag von penelope » Do 1. Apr 2021, 10:33

Na ja, bei religiösen Gemeinschaften mit einem Anführer als letzte Insatz bin ich aber skeptisch.

Die ganzen Skandale und die katholische Kirche in den letzten Jahren lassen nicht unbedingt drauf schließen, dass das "best practise" ist. Es gibt auch eine ganz tolle Doku (Wild Wild Country) über die Bhagwan-Sekte, die wirklich sehr sehenswert ist. Auf der einen Seite ist es irre, was die in wie kurzer Zeit erschaffen haben, aber auf der anderen Seite wird auch sehr klar, das nicht wirklich beständig sein kann, wenn es von nur einem "Oberen" abhängig ist.

Klar gibt es Prozesse, wo es keine Zeit zum Diskutieren gibt und es einfach nicht anders geht, als das irgend jemand das Kommando hat. Ich bin früher öfters gesegelt. Da muss es einfach eine Person geben, die ansagt, wir fahren die Wende genau jetzt - und alle anderen wissen dann, was sie zu machen haben. Aber das ist ja deswegen nicht gleich auf das ganze Leben übertragbar. Gerade Themen im Bereich Gärtner und Selbstversorung sind ja oft eben genau nicht besonders schnell. Was man jetzt im April aussäht, kann man sich ja den ganzen Winter lang überlegen. Ich kann verstehen, dass man keine Lust hat, das lang und breit mit anderen Leuten zu diskutieren - aber die Zeit dafür wäre da ;)

Eule
Beiträge: 490
Registriert: So 8. Aug 2010, 19:06
Wohnort: Hunsrück

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#28

Beitrag von Eule » Do 1. Apr 2021, 11:44

penelope hat geschrieben:
Do 1. Apr 2021, 10:33
Na ja, bei religiösen Gemeinschaften mit einem Anführer als letzte Insatz bin ich aber skeptisch.
ich sehe da keinerlei prinzipiellen Unterschied zu autoritären, politischen Systemen, und darum ist "skeptisch" nicht exakt das Wort, das ich wählen würde, um meie Meinung dazu zu beschreiben :pfeif:

Was WGs und andere Lebensgemeinschaften betrifft, hängt deren Ge- oder Misslingen meiner Ansicht nach davon ab, mit welchen Vorerfahrungen die Teilnehmer/Mitglieder dort hin kommen: Jemand aus einer kinderreichen Familie hat sicher deutlich weniger Anpassungsprobleme als Jemand, der sich immer nur um seine eigenen Bedürfnisse kümmern musste und die Ansicht vertritt: wenn Jeder an sich selbst denkt, ist an Alle gedacht.
Ob da eine WG o.ä. die Sozialisations-Arbeit leisten kann, die das Elternhaus nicht erbracht hat, weiß ich nicht, habe aber Zweifel, so lange die Option "Ausstieg" jederzeit gegeben ist :im:

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10750
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#29

Beitrag von emil17 » Do 1. Apr 2021, 13:08

Eule hat geschrieben:
Do 1. Apr 2021, 11:44
Ob da eine WG o.ä. die Sozialisations-Arbeit leisten kann, die das Elternhaus nicht erbracht hat, weiß ich nicht, habe aber Zweifel, so lange die Option "Ausstieg" jederzeit gegeben ist :im:
Oh doch, und zwar lernt man in der WG so banale Sachen wie die, dass man Klopapier kaufen kann und dass man es tun sollte, bevor es alle ist.
Zuhause lernt man das nicht, weil wir Eltern dafür sorgen, dass immer alles da ist.

Die Option Ausstieg ist wichtig: Weswegen Diktaturen genauso wie Sekten ihre Bürger einsperren, weil sie nicht wollen, dass die mit den Füssen wählen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5317
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Überlegungen zu Zusammenarbeit und Gemeinschaften zur SV

#30

Beitrag von Rohana » Do 1. Apr 2021, 14:15

emil17 hat geschrieben:
Do 1. Apr 2021, 13:08
Oh doch, und zwar lernt man in der WG so banale Sachen wie die, dass man Klopapier kaufen kann und dass man es tun sollte, bevor es alle ist.
Zuhause lernt man das nicht, weil wir Eltern dafür sorgen, dass immer alles da ist.
Das lernt man sowieso sobald man auszieht, egal wohin :pfeif:
Eule hat geschrieben:
Do 1. Apr 2021, 11:44
Was WGs und andere Lebensgemeinschaften betrifft, hängt deren Ge- oder Misslingen meiner Ansicht nach davon ab, mit welchen Vorerfahrungen die Teilnehmer/Mitglieder dort hin kommen
Erfahrung ist sicher hilfreich, aber nicht das einzige Kriterium. Vor allem ist es tatsächlich so, in letzter Instanz MUSS man sich selbst um die eigenen Bedürfnisse kümmern! Sonst gehen die nämlich unter. Das heisst nicht dass man sich nicht anpassen könnte ;) Klare Regeln halte ich für das A und O, da weiss jede/r worauf er/sie/es sich einlässt, bzw. kann davon Abstand nehmen wenn es doch nicht passt.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Antworten

Zurück zu „Sonstiges“