Warum "Humor" Quark ist...

Was halt nirgendwo passt
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Bunz
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Warum "Humor" Quark ist...

#1

Beitrag von Bunz » Di 7. Dez 2010, 07:39

...Weil als Humor getarnte Blödelei voraussetzt, daß der Leser sie auch versteht.
Und das ist eben leider nicht immer gegeben.
Also gut, ein Beispiel:
In einem anderen Forum gab es einen Spaßmacher. Das ging dann soweit, daß unbedarfte Schreiber ständig aufgeklärt werden mußten.
Ist das nötig?
Da schreibt ein junges Mädchen, daß es beim Klauenschneiden erst das linke und dann das rechte Bein nehme.
Und wenn dann der Spaßmacher schreibt, daß man es genau umgekehrt machen müßte und das Mädchen seine Verwunderung darüber ausdrückt, dann überkommt mich irgendwie ein Bedauern, und ich zweifle die Sinnhaftigkeit des Spaßmachens an.
Nun zum Konkreten:
Wenn es um ein sehr ernsthaftes Thema geht, wie das Vermarkten oder die Selbständigkeit, dann halte ich es für unangebracht, dem Leser zu suggerieren, Vermarkten sei das "Über den Tisch ziehen" des Mitmenschen.
Nicht alle verstehen diesen "Spaß".
Das ist alles.
lg
Bunz
Der Weg zur Gesundheit führt durch die Küche und nicht durch die Apotheke.
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Benutzer 72 gelöscht

Re: Warum "Humor" Quark ist...

#2

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Di 7. Dez 2010, 08:29

hallo!

Ich verstehe jedne Spass als Spass, wenn der Aussage dieser Herr (diese Dame??) folgt:

;)

:wink_1:

liebe Grüße!

Olaf
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Re: Warum "Humor" Quark ist...

#3

Beitrag von Olaf » Di 7. Dez 2010, 09:21

Moin,
in einem Medium wie diesem bleiben Mißverständnisse nicht aus, egal ob als Spaß oder toternst gemeint.
Wer damit nicht umgehen kann, hat sich wohl das falsche Medium ausgesucht. Und nimmt das Medium zu ernst.
Das ist mal von meiner Seite alles!
lG
Olaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

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Theo
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Re: Warum "Humor" Quark ist...

#4

Beitrag von Theo » Di 7. Dez 2010, 11:53

Bunz hat geschrieben:...Nun zum Konkreten:
Wenn es um ein sehr ernsthaftes Thema geht, wie das Vermarkten oder die Selbständigkeit, dann halte ich es für unangebracht, dem Leser zu suggerieren, Vermarkten sei das "Über den Tisch ziehen" des Mitmenschen.
Nicht alle verstehen diesen "Spaß".
Tja Bunz, für ein bestimmtes Weltbild ist eben Vermarkten und "Über den Tisch ziehen" dasselbe. Und das ist gar kein Spaß :opa:
Gruß
Theo

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Landfrau

Re: Warum "Humor" Quark ist...

#5

Beitrag von Landfrau » Di 7. Dez 2010, 15:13

Lieber Bunz,

es gibt da ein Wort
"Wem die Jacke passt, zieht sie sich an".

Wenn jemand sich von irgendetwas ans Bein gepinkelt fühlt, ist das mindestens zur Hälfte seine Sache.
Das Sender - Empfänger Thema, wie schon bei dem Faden zur Anrede "meine Liebe" ausgeführt.

Wenn zB jemand behauptet, was immer wieder als Stereotyp vorkommt, die Kinder von Leuten einer bestimmten Berufsgruppe seien besserwisserische Klugschnacker, könnte sich Landfrau das berechtigterweise anziehen. Tut sie aber schlicht nicht, ohne Groll und ohne Gram. Sie weiß es nämlich mal wieder besser *lach*.

------------------------------

Wie jemand einen Text liest, spiegelt sein eigenes Denken.
Das ist übrigens auch der Grund, warum es um religiöse Quelltexte immer so ein Gezerre gibt.
Das sind Allegorien, in denen jeder liest, was in seinem eigenen Kopf ist.
Genauso funktionieren übrigens auch volksreligiöse Bräuche wie Tarotkarten, Sternzeichen etc.

Problematisch wird es, wenn man sich, statt selber zu lesen und zu denken, auf die Aussage (Predigt) hauptberuflicher Interpretatoren (Pfarrer, Imame) verlässt. Oder für die Tarotkartenleserin einen Haufen geld bezahlt.

Da wird ein Satz wie "gib dem Kaiser, was des Kaisers ist und gib Gott, was Gottes ist" dahingehend interpretiert, man möge doch bitte brav seine Kirchen- und die anderen Steuern zahlen. *schallend lach*

Auch dein og Bsp mit der Reihenfolge beim Klauenschnitt und der dazu gegebenen "dummen" Antwort könnte doch die Fragerin einfach mal zum selber Nachdenken inspirieren.
Und wenn nicht: die heutge PisaStudie hat mal wieder ergeben, dass dt Kinder beim Erfassen von Geschriebenem nach wie vor besonders schwach sind.

Man sollte texte aller Art und Quelle erstmal nicht zu wörtlich und wichtig nehmen, sondern sich selber fragen "was gibt es für mich Neues daran zu denken?".

Und da ist gerade dieses Forum (bzw sein Vorgänger) seit Jahren eine goldene Quelle der Inspiration.

--------------------------

Aber weißt, was, um auf den Titel deines Fadens zurückzukommen, vermutlich das Schwierige am Humor ist?
Er verbindet und er trennt.
Wenn man über die gleichen Dinge lachen kann, ist man weitgehend auf der gleichen Wellenlänge.
Wer das "überhaupt nicht witzig" findet, gehört - zumindest für diesen Moment - nicht dazu.

Ich saß mal in einer Vorführung eines Films "Die nackte Kanone".
Alles lachte wie blöde.
Ich fühlte mich blöde - ich wusste nämlich nicht, warum alle lachten.
Ich gehörte nicht dazu.

Und andersrum - nichts verbindet so sehr wie das gemeinsame LAchen - ich erinnere mich an einem Abend mit Freunden und NAchbarn hier, an dessen Ende wir alle vor LAchen Bauchweh hatten und Tränen übers Gesicht liefen.

das war wunderbar und bestimmt kein Quark.
Es war einer der schönsten Abende.

LAndfrau

Grunling

Re: Warum "Humor" Quark ist...

#6

Beitrag von Grunling » Di 7. Dez 2010, 17:36

Geschichtsstunde...
Früher wurde im Internet noch auf Netiquette und Chatiquette verwiesen. Heute liegt die Anzahl derer, die diese Begriffe überhaupt noch kennen, im Promillebereich. Teil der Netiquette war auch, im Zweifel witzig gemeinte Beiträge zu markieren. Also Emoticons benutzen ... heute nennt man die Dinger Smilies.

Dazu auch folgendes Stück Geschichte, man achte auf das Datum:

19-Sep-82 11:44 Scott E Fahlman :-)
From: Scott E Fahlman <Fahlman at Cmu-20c>

I propose that the following character sequence for joke markers:

:-)

Read it sideways. Actually, it is probably more economical to mark
things that are NOT jokes, given current trends. For this, use

:-(


Die Tradition der Netiquette ist ungefähr ab dann verdrängt worden, als die "indigene Urbevölkerung" überrannt, verdrängt oder bekehrt wurde. Legenden den Indígenas zufolge, begann der Anfang vom Ende des Internets auch mit demewigen September 1993.


Wir beschränken uns selbst fast ausschließlich auf Text. Daraus ergeben sich kommunikative Schwierigkeiten. Mir persönlich haben Smilies die Kommunikation im Internet erleichtert, auch wenn sie nur eine sehr eindimensionale Abbildung menschlicher Emotionen sind. Aber gut, Erleichterungen sind nicht immer gut oder gewollt... das muss dann jeder für sich selbst entscheiden.

Olaf
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Re: Warum "Humor" Quark ist...

#7

Beitrag von Olaf » Di 7. Dez 2010, 20:06

ich hab mich vor reichlich 10 Jahren das erste mal im Leben in einem Chat angemeldet.
Ein Alleinerziehenden-Chat, falls es jemad wissen will.
Da ist mir am selben TAg ne Frau begegnet, die mein Geschriebenes ohne Smilies verstand. Und ich ihres. Nach wenigen TAgen waren wir "ein Arsch und eine Seele".
Da sie 530 km von mir weg wohnte, wollt ich auch nichts von ihr und sie nichts von mir. Was ehrlich macht, brutal ehrlich, wie es eben manchmal die Ehrlichkeit unter Fremden gibt.
Naja, Ihr ahnt schon, wir sind jetzt fast 10 Jahre zusammen und seit einigen auch sehr glücklich verheiratet.
Was ich sagen will, was man schreibt, verstehen einige auch so. Die denken halt gleich.
Anderen kann man mit Smilies helfen.
Anderen überhaupt nicht.
Und manche wollen einen nicht verstehen.
Das macht aber nix, das ist einfach so.
Man kann es nicht allen recht tun, wenn man halbwegs authentisch bleiben will.
LG
OLaf
Eigentlich bin ich ein netter Kerl.
Wenn ich Freunde hätte, könnten die das bestätigen.

Onkelhitman

Re: Warum "Humor" Quark ist...

#8

Beitrag von Onkelhitman » Di 7. Dez 2010, 21:58

Humor, wobei das ein vages Wort ist. Was du eher meinst ist der spöttische Humor. Also eher der , Hohn, Spott. Denn damit will ich jemanden bloßstellen, aus welchen Beweggründen auch immer.

Der Sarkasmus spiegelt das wieder. Er greift ansich die Meinung, Person oder etwas geschriebenes an. DAS ist es, was in einigen Fällen einfach zu hart ausgedrückt wird und dann eben als wirkliche Beleidigung bei der Person ankommt.
Durch Ironie wird eigentlich verdeutlicht, wie unsinnig eine wirkliche Aussage eigentlich ist. Durch eine Überspitzung wird das aber meist ersichtlich.
Der schwarze Humor ist eigentlich sowas wie der Galgenhumor, das Leben ansich, welches durch Unmöglichkeiten oder völlige Übertreibung für den einen Witz, für den anderen bitterer Ernst ist.

Ich kann dir sagen warum ich es mache, ich kann dir nicht sagen warum es andere machen. Ich mache es um zum nachdenken anzuregen. Ich mache es, damit man seine Meinung einmal aus dem Blickwinkel anderer sehen kann und wie lächerlich manch ein Gedanke in der Summe der Allgemeinheit und Größe ist. Ich mache es, wenn ich versuchen will ein schwieriges Thema aufzulockern und um Antworten zu provozieren, die einen selbst auf die Idee bringen, dass ein Problem lösbar ist. Sehr egoistisch mal wieder, so viele ichs, aber wir leben alle zusammen in einem großen Ich. Wer ab und an ein Witzchen bringt, wer versucht ein Thema aufzulockern, der kann es in meinen Augen auch gezielt einsetzen.
Wer aber durch diesen "Humor" ein Thema, eine Diskussion oder eine Gespräch damit mitnichten zerstören will, der besitzt einfach nicht die Fähigkeiten, diesen Humor einzusetzen sondern der schlägt, völlig ins Gegenteil und verletzt sosehr, dass es kaum mehr als Scherz zu betrachten ist.

Ich habe genug Eigenironie um mich auch über mich selber kaputt zu lachen und mich auch vor anderen lächerlich zu machen. Und das ist auch gut so, denn die Welt ist schon ernst genug.

""Wem die Jacke passt, zieht sie sich an". "
Dann hast du dich also mit dem Thema angesprochen gefühlt. (PS: Man beachte diesen unscheinbaren Satz. Er bedeutet ansich nichts schlechtes. Aber man KANN ihn auch so deuten, als wäre es etwas, was verwerflich ist, mit einem Hauch Sarkasmus)

"Wie jemand einen Text liest, spiegelt sein eigenes Denken. "
Nein, wie er darauf reagiert, spiegelt das Denken. Fühle ich mich persönlich angegriffen, war das sein ernst? Kann ich mit einem Konter mich selbst und damit mein Gegenüber lächerlich machen. Wenn man aber gar nicht mehr erkennen kann, ob das geschriebene nur Spöttelei oder ernst ist, dann kann ich auch nicht richtig, so wie ich bin, reagieren.

"Auch dein og Bsp mit der Reihenfolge beim Klauenschnitt und der dazu gegebenen "dummen" Antwort könnte doch die Fragerin einfach mal zum selber Nachdenken inspirieren. "

Volles Einverständnis.

"Wer damit nicht umgehen kann, hat sich wohl das falsche Medium ausgesucht. Und nimmt das Medium zu ernst."
Das trifft auf alle Medien zu. Wenn ich nach jeder Werbepause den Wunsch verspüre ne Milchschnitte zu essen sollte ich darauf achten keine Werbung mehr zu sehen. Wenn ich durch Spam E-Mails Viagra kaufen sollte, sollte ich wohl keinen Spam lesen (ich hab sie gekauft und hab nen steifen Nacken davon bekommen). Aber das Internet ist leider nicht so einfach. Es ist wie ein Telefonat nur ohne Tonarten. Man kann nicht daraus lesen, wo genau eine Betonung ist, und dann wird mal sehr schnell ein Satz, der eigentlich nur so salopp aus der Hüfte geschossen (in manchen Fällen auch gesch*ssen) kam, eine Unterstellung, Tatsachenverdrehung oder eine Andeutung die als persönliche Attacke gewertet wird.
Und dann wird, völlig ohne Sinn und Zweck, zurückgeschossen.

Bunz
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Re: Warum "Humor" Quark ist...

#9

Beitrag von Bunz » Mi 8. Dez 2010, 07:11

Liebe Landfrau,
mir ist es bei diesem Thema völlig ernst.
Und es geht mir nicht um mich.
Und wenn ich das Beispiel mit dem Klauenschneidenn gewählt habe, dann nur, um mal aufzuzeigen, wie manche Sachen bei Menschen ankommen, die eben nicht nachdenken können. Auch sowas gibt es.
So, also wiederhole ich es:
Um einen Witz zu verstehen, muß man über bestimmte Informationen verfügen.
Hat man die nicht, dann versteht man auch den Witz nicht.
Und vorauszusetzen, daß ALLE über alle Informationen verfügen halte ich eben für nicht gegeben.
Es lesen hier nämlich bestimmt unzählige Menschen mit.
Und deshalb äußere ich mich auch, wenn ich denke, daß da einer irgendwas Fragwürdiges einstellt.
lg
Bunz
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Sebastian Kneipp

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