Oelkanne hat geschrieben: ...
und jetzt?
Im Wasser haben Pestizide nichts verloren. Punkt.
Würde man die akkumulierte Menge statt jedes Produkt einzeln bewerten, dann wäre die Situation noch schlimmer als sie es ist.
Wenn der Agrarexperte sagt, es sei ja logisch, dass etwas im Wasser nachweisbar sei, nachdem man Gewässer aus intensiv bewirtschafteten Gegenden zur Haupteinsatzzeit messe, dann bedeutet das, dass die Anwender die Sache nicht im Griff haben.
Ausserdem sollen die Hersteller der Pflanzenschutzmittel die Unbedenklichkeit beweisen, nicht die Betroffenen den Schaden.
Wir diskutieren hier übrigens nicht über ein Verbot, sondern über die Einhaltung von per Gesetz vorgegebenen Grenzwerten.
Grenzwerte sind genau so sinnvoll und genau so verhandelbar wie Höchstgeschwindigkeiten auf Strassen.
einer der Experten im Link hat geschrieben:Wir haben ja die Umweltziele Landwirtschaft, da gibt es einen Rahmen. Und die Landwirtschaft ist daran, mit ihrem Aktionsplan PSM etwas zur Verringerung zu unternehmen.
Schön, also besteht Handlungsbedarf. Immerhin das ist unstrittig.
Das hingegen
Neonikotinoide, eine Gruppe hochwirksamer Insektizide. Auch sie sind Nervengifte und kommen natürlich vor, wie beispielsweise in der Tabakpflanze.
ist so nicht ganz richtig: Neonicotinoide sind Derivate, d.h. von der chemischen Struktur her vom Nicotin abgeleitete Substanzen, die es so natürlicherweise nicht gibt und die synthetisch hergestellt werden. Zudem befindet sich Nicotin natürlicherweise in der Pflanze, da es im Geweben gebildet wird, und bleibt auch dort. Das bedeutet, dass kein Lebenwesen, das nicht an einem Tabak herumnagt, damit in Berührung kommt.
Der Vergleich im Link, der eine Verharmlosung bezweckt, ist deshalb unzulässig, denn "unterschiedliche chemische Substanzen haben unterschiedliche Eigenschaften" (Grundkurs Chemie, erstes Kapitel).
Genau so unpassend könnte man deshalb sagen, was haben Sie gegen Lawinen, Schnee ist doch ein Naturprodukt.
Richtig hingegen ist der Umkehrschluss - bloss weil etwas natürlicherweise vorkommt, ist es noch lange nicht harmlos. Prominente Beispiel sind Blausäure (als Glykosid in Bittermandeln, Kirschkernen usw.) oder Monofluoracetat, eines der potentesten Gifte, chemisch von der Essigsäure abgeleitet und natürlicherweise in südafrikanischen Ginftpflanzen vorhanden.
Bleibt noch das Argument der Konkurrenzfähigkeit, das im Link angesprochen wird. natürlich ist das für jemanden, der davon leben muss, das zentrale Problem.
Ich frage mich aber, ob der Steuerzahler Umweltschäden sowie deren Behebung zwangsweise mitfinanzieren muss, nur damit ein Gewerbe konkurrenzfähig bleibt.
Ich verlange auch, dass er mitzureden hat, wenn er das tut, welche Ziele (Menge und billig, oder gut und umweltschonend und teuer) vorrangig sind.
Wenn ich als Konsument hochpreisige, weil umweltschonend produzierte Lebensmittel kaufe, dann muss ich die Kollateralschäden der anderen, die billig produzieren, ja trotzdem mittragen. Ich zahle also zweimal. Deshalb ist es nicht angängig, einfach alles auf die Konsumenten abzuschieben.
Deshalb müssen Umweltstandards per Gesetz und für alle (nicht nur für die Landwirtschaft!) gelten und kompromisslos durchgesetzt werden, auch wenn die davon finanziell betroffenen quietschen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.