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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Di 16. Apr 2019, 08:40
von Benutzer 72 gelöscht
Rohana hat geschrieben:Da unser Standort nix in der Richtung Weide/Heumilch wirtschaftlich leisten kann, können wir so oder so nicht mitspielen.
etwas anderes anbaun??
hat nicht jeder Standort seine speziellen Besonderheiten? :troest:

Jeder Ort hat die passende Kuh
- oder so ähnlich??

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Di 16. Apr 2019, 08:45
von Rohana
Stell dir vor jeder hätte das nötige Land, hätte er auch die nötige Motivation die Arbeit zu machen und die nötigen Fähigkeiten und Kenntnisse, die Arbeit gut zu machen? Land haben ist das eine, Land bewirtschaften das andere. Siehe Kiesvorgärten und Rasenmähroboter.
etwas anderes anbaun??
hat nicht jeder Standort seine speziellen Besonderheiten? :troest:

Jeder Ort hat die passende Kuh
- oder so ähnlich??
Bei uns wachsen Steine besonders gut, aber die will keiner haben :hmm:
Manche Standorte sind halt speziell unergiebig, ich fürchte das ist schwierig zu vermarkten :pft: kauft unsere Milch, da steckt besonders viel Arbeit drin! oder so... :kuuh: :lala:
Nein, ernsthaft, ich denke wir sind schon recht gut an den Standort angepasst so wie wir derzeit wirtschaften, aber wir sind ja nicht im Vakuum, um uns rum tut sich auch was. In 10 Jahren wird es sicher anders sein.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Di 16. Apr 2019, 18:21
von emil17
Ich bin der Ansicht, dass Standard-Lebensmittel aus der Umgebung kommen sollen, wenn diese solche erzeugt, und dass man, wenn man in einer Gegend wohnt, die gute Standard-Lebensmittel erzeugt, sich auch zur Hauptsache davon ernähren soll. Milch zum Beispiel ... es gibt keinen Grund, warum man z.B. in einem Supermarkt in der Nähe von Darmstadt Milch aus der Normandie kaufen können soll. Die ist zweifellos gut, aber wenn ich in der Normandie bin, fehlt mir Milch aus Hessen nicht, die zweifellos auch gut ist.
Damit musst du auch keinem aus einer anderen Region Konkurrenz machen. In Gegenden mit viel Milchwirtschaft muss man halt Käse draus machen. Ist der gut und hat einen Namen, so kriegt man auch einen anständigen Preis dafür. Hier ist das so, die Käserei kann alles ohne Werbung verkaufen, obwohl die Landwirtschaft hier "nur" Wein und Milchprodukte sowie etwas Fleisch erzeugt.
Man kann natürlich auch nur so eine Art essbaren Gummi herstellen, dafür hunderte von Tonnen, und dann über die schlechten Preise klagen.
Eringer-Milch? Ist halt Milch, wir beziehen sie von der Molkerei um die Ecke roh, so um die 70 Liter pro Monat. Die ist je nach Jahreszeit anders, Im Mai hat sie wesentlich mehr Rahm als im Herbst.
Wir bezahlen etwa die Hälfte der Differenz von dem, was der Bauer kriegt, zum Abgabepreis im Supermarkt. Das ist für uns ein doppeltes Geschäft - besserer Preis und keine Milchpackungen im Abfall.
Von Juni bis Ende September gibts keine, weil dann die Milch auf der Alp verkäst wird.
Label oder Bo-Zertifikat? Brauchts nicht, man kennt sich.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Di 16. Apr 2019, 20:32
von Rohana
emil17 hat geschrieben:Ich bin der Ansicht, dass Standard-Lebensmittel aus der Umgebung kommen sollen, wenn diese solche erzeugt, und dass man, wenn man in einer Gegend wohnt, die gute Standard-Lebensmittel erzeugt, sich auch zur Hauptsache davon ernähren soll.
Soweit die Theorie, der ich auch zustimme. Aber was meinst du welcher Anteil der Verbraucher a) weiss, wo seine Milch, sein Fleisch und sein Mehl ursprünglich herkommt und sich b) dafür interessiert? Ich weiss jedenfalls wie schwierig es sein kann wenn man versucht das im Supermarkt oder Discounter rauszufinden, damit habe ich mich lange beschäftigt, und wohl dem, der in der Nähe eine entsprechende kleinstrukturierte Infrastruktur hat (Bäcker, Metzger z.B.) :flag:

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 17. Apr 2019, 10:22
von Sonne
Rohana hat geschrieben:Bei uns wachsen Steine besonders gut, aber die will keiner haben :hmm:
Dito. Wir sind auch steinreich. :haha:

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Mi 17. Apr 2019, 18:39
von emil17
Da wo ich wohne, baute man früher die Häuser aus Holz, weil sie die Steine für die Berge gebraucht haben.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Sa 20. Apr 2019, 07:07
von Benutzer 4754 gelöscht
emil17 hat geschrieben:In der Schweiz (Kanton Bern) sind bei einer Untersuchung von Kleingewässern über 80 problematische Substanzen gefunden worden, die vorwiegend oder ausschliesslich aus der Landwirtschaft stammen.
Weitere Substanzen kommen unterhalb der Einmündunge von geklärten Abwässern hinzu.
Bereits eine Untersuchung der EAWAG hat vor zwei jahren auf das Problem hingewiesen.

Ebenfalls typisch ist eine Stellungnahme der Agrarwirtschaft dazu:
Die Kleingewässer seien nicht repräsentativ für die Schweiz ausgewählt worden, die meisten Schweizer Kleingewässer seien geringer belastet.
Das stimmt, aber: Das Ziel der Studie war die Untersuchung von Kleingewässern in intensiv landwirtschaftlich genutzten Gebieten.
Da die Schweiz 2/3 ihrer Fläche im Gebirge hat, wo nur extensive oder gar keine landwirtschaftliche Nutzung ist, ist dieser Vorwurf eigentlich eine Bestätigung der Vermutung: Die Landwirtschaft ist die eine Hauptursache der Belastung, wenn Gewässer mit Einzugsgebiet aus landwirtschaftlicher Nutzfläche stärker belastet sind.
Die andere Quelle sind ungenügend geklärte Abwässer (oder Substanzen, die sich in Kläranlagen nicht ausreichend zurückhalten lassen).

https://www.schweizerbauer.ch/tiere/ueb ... 48553.html

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Sa 20. Apr 2019, 08:03
von Benutzer 72 gelöscht
Bei dem link warnt mich Kaspersky!
"könnte eine attackierende Seite sein"

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Sa 20. Apr 2019, 09:18
von emil17
Oelkanne hat geschrieben: ...
und jetzt?
Im Wasser haben Pestizide nichts verloren. Punkt.
Würde man die akkumulierte Menge statt jedes Produkt einzeln bewerten, dann wäre die Situation noch schlimmer als sie es ist.
Wenn der Agrarexperte sagt, es sei ja logisch, dass etwas im Wasser nachweisbar sei, nachdem man Gewässer aus intensiv bewirtschafteten Gegenden zur Haupteinsatzzeit messe, dann bedeutet das, dass die Anwender die Sache nicht im Griff haben.
Ausserdem sollen die Hersteller der Pflanzenschutzmittel die Unbedenklichkeit beweisen, nicht die Betroffenen den Schaden.
Wir diskutieren hier übrigens nicht über ein Verbot, sondern über die Einhaltung von per Gesetz vorgegebenen Grenzwerten.
Grenzwerte sind genau so sinnvoll und genau so verhandelbar wie Höchstgeschwindigkeiten auf Strassen.
einer der Experten im Link hat geschrieben:Wir haben ja die Umweltziele Landwirtschaft, da gibt es einen Rahmen. Und die Landwirtschaft ist daran, mit ihrem Aktionsplan PSM etwas zur Verringerung zu unternehmen.
Schön, also besteht Handlungsbedarf. Immerhin das ist unstrittig.
Das hingegen
Neonikotinoide, eine Gruppe hochwirksamer Insektizide. Auch sie sind Nervengifte und kommen natürlich vor, wie beispielsweise in der Tabakpflanze.
ist so nicht ganz richtig: Neonicotinoide sind Derivate, d.h. von der chemischen Struktur her vom Nicotin abgeleitete Substanzen, die es so natürlicherweise nicht gibt und die synthetisch hergestellt werden. Zudem befindet sich Nicotin natürlicherweise in der Pflanze, da es im Geweben gebildet wird, und bleibt auch dort. Das bedeutet, dass kein Lebenwesen, das nicht an einem Tabak herumnagt, damit in Berührung kommt.
Der Vergleich im Link, der eine Verharmlosung bezweckt, ist deshalb unzulässig, denn "unterschiedliche chemische Substanzen haben unterschiedliche Eigenschaften" (Grundkurs Chemie, erstes Kapitel).
Genau so unpassend könnte man deshalb sagen, was haben Sie gegen Lawinen, Schnee ist doch ein Naturprodukt.
Richtig hingegen ist der Umkehrschluss - bloss weil etwas natürlicherweise vorkommt, ist es noch lange nicht harmlos. Prominente Beispiel sind Blausäure (als Glykosid in Bittermandeln, Kirschkernen usw.) oder Monofluoracetat, eines der potentesten Gifte, chemisch von der Essigsäure abgeleitet und natürlicherweise in südafrikanischen Ginftpflanzen vorhanden.

Bleibt noch das Argument der Konkurrenzfähigkeit, das im Link angesprochen wird. natürlich ist das für jemanden, der davon leben muss, das zentrale Problem.
Ich frage mich aber, ob der Steuerzahler Umweltschäden sowie deren Behebung zwangsweise mitfinanzieren muss, nur damit ein Gewerbe konkurrenzfähig bleibt.
Ich verlange auch, dass er mitzureden hat, wenn er das tut, welche Ziele (Menge und billig, oder gut und umweltschonend und teuer) vorrangig sind.
Wenn ich als Konsument hochpreisige, weil umweltschonend produzierte Lebensmittel kaufe, dann muss ich die Kollateralschäden der anderen, die billig produzieren, ja trotzdem mittragen. Ich zahle also zweimal. Deshalb ist es nicht angängig, einfach alles auf die Konsumenten abzuschieben.
Deshalb müssen Umweltstandards per Gesetz und für alle (nicht nur für die Landwirtschaft!) gelten und kompromisslos durchgesetzt werden, auch wenn die davon finanziell betroffenen quietschen.

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Verfasst: Sa 20. Apr 2019, 09:49
von SunOdyssey
Ich glaube erst, dass diese Substanzen harmlos sind, wenn sich die Leute, die das Zeug verspritzen, bei jedem (!) Durchgang auch selbst drunterlegen und sich vollspritzen lassen. Das bitte über ein paar Jahre und nicht sofort unter die Dusche rennen! Selber ablecken ist allerdings erlaubt!

:grinblum: