Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2171

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 29. Apr 2019, 21:59

RichardBurgenlandler hat geschrieben:
Rohana hat geschrieben:Ja und? Was hat das mit "nachhaltig wirtschaften" zu tun und "stellen sich Gewinne von selber ein"?
Nachhaltiges Wirtschaften oder Corporate Sustainability (CS): Dies bedeutet, sein Kerngeschäft grundsätzlich sowohl sozial und ökologisch verantwortlich als auch wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben
Wenn du nachhaltig wirtschaftest, dann gibt es deinen Betrieb morgen auch noch.
Wenn es deinen Betrieb morgen auch noch gibt, dann müssen sich die Gewinne von selbst eingestellt haben.

Wenn es den Betrieb morgen aber nicht mehr gibt weil die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist da ohne das der Betrieb dafür etwas kann,
was dann?

Ein Kleinbetrieb kann weder die Preise für die Produkte bestimmen, noch kann er die Preise für seine Einkäufe bestimmen,
produziert er zu teuer obwohl er seine Arbeitszeit zu gering entlohnt oder bietet der Markt nur unterirdische Preise (aus sicht des Kleinbauern) ist der Ofen einfach aus.
Kommen dann noch so schöne Forderungen nach neuer Gülletechnik (ein neues Güllefass kostest etwa 250.000€) oder neue Forderung bei der Aufstallung von Schweinen (im Mittel etwa 500.000€ umbau/neubau kosten) wird immer öfter der Laden dicht gemacht bevor man sich hoch verschuldet und in wenigen Jahren alles wieder über den Haufen geworfen wird.

Benutzer 72 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2172

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Mo 29. Apr 2019, 22:18

Oelkanne hat geschrieben:neue Forderung bei der Aufstallung von Schweinen (im Mittel etwa 500.000€ umbau/neubau kosten)
Das ist welche Größenordnung? nur so ungefähr .... :hmm:

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2173

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Mo 29. Apr 2019, 22:34

ina maka hat geschrieben:
Oelkanne hat geschrieben:neue Forderung bei der Aufstallung von Schweinen (im Mittel etwa 500.000€ umbau/neubau kosten)
Das ist welche Größenordnung? nur so ungefähr .... :hmm:
Das ist eine Schätzung von mir für eine Betrieb mit 100 Sauen, 1000 Mastplätzen für Schweine oder 50 Kühe.

In meinem Heimatort hat einer vor 3 Jahren einen neuen Kuhstall für 150 Kühe gebaut:
pro Kuh 10.000€, also 1,5 Millionen Euro Investitionssumme nur für den Stall.

Die Siloanlagen hat er teilweise vom alten Stall übernommen und für nur 500.000€ erweitert (totaler neubau 1 Mio).

Was der Abriss des alten Stalls und die Erdbau-/Asphaltarbeiten drum rum gekostet haben weis sich nicht.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2174

Beitrag von Rohana » Mo 29. Apr 2019, 22:39

Komm, Zahlen interessieren hier doch nicht. Überhaupt können sich doch die ehemaligen Landwirte glücklich schätzen wenn sie pleite sind, denn die können ja Land verkaufen und bekommen Geld dafür.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2175

Beitrag von woidler » Di 30. Apr 2019, 00:27

müssen den Verkauf von Betriebsvermögen allerdings auch ordentlich versteuern ......
anders als beim Privatmann, der nach ablauf der Spekulationsfrist seine vermietete Eigentumswohnung verkauft,
um vom Erlös die eigene Rente noch auf zustocken.


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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2176

Beitrag von emil17 » Di 30. Apr 2019, 09:22

Oelkanne hat geschrieben: Wenn es den Betrieb morgen aber nicht mehr gibt weil die Wirtschaftlichkeit nicht gegeben ist da ohne das der Betrieb dafür etwas kann,
was dann?
Sorry, aber warum soll da ein Unterschied zu anderen Gewerben sein?
Entweder du bist konkurrenzfähig weil du effizienter bist, oder du hast eine Nische wo dir die anderen nix können, oder du erbringst Leistungen für die Allgemeinheit, welche diese bezahlt (und folglich auch bestimmt und kontrolliert).
Das erste funktioniert nicht - man kann nicht jedes Jahr grösser werden müssen und gleichzeitig klagen, dass es immer weniger werden. Ausserdem hat man mit dieser Strategie den vollen Konkurrenzdruck des Auslandes auszuhalten.
Das Zweite funktioniert so gut, wie man selber kreativ ist. Schliesslich ist man Unternehmer.
Das Dritte (Leistungen für die Allgemeinheit) bedeutet, dass man akzeptieren muss, dass andere dreinreden und kontrollieren. Schliesslich bezahlen sie ja dafür.
Das Dritte ist auch der Grund, wieso die Öffentlichkeit überhaupt so viel Geld in die Landwirtschaft pumpt und diese nicht wie irgend ein anderes Gewerbe behandelt.
woidler hat geschrieben:müssen den Verkauf von Betriebsvermögen allerdings auch ordentlich versteuern ......
anders als beim Privatmann, der nach ablauf der Spekulationsfrist seine vermietete Eigentumswohnung verkauft,
um vom Erlös die eigene Rente noch auf zustocken.
Auch das ist nicht anders als bei jedem Gewerbe, schliesslich war das Betriebsvermögen bis zur Auflösung steuerlich privilegiert. Der Privatmann hat das Geld, womit er seine Eigentumswohnung gekauft hat, ja zuerst (hoffentlich) als Einkommen versteuert und für diese Grundsteuer bezahlt und die Miete auch als Einkommen versteuert.
Als Unternehmer hat man viel mehr Möglichkeiten, durch zeitlich gestaffelte Übertragung von Betriebs- zu Privatvermögen die Steuern zu beeinflussen. Nur muss man sich halt beizeiten drum kümmern.

Mich macht diese einseitige Darstellung der Dinge und die selbstgewählte Opferrolle langsam müde.
In jedem dieser Reizthemen sind die Dinge kompliziert und nicht schwarz-weiss.
Da behauptet der Bauernverband, der Staat schikaniere die Bauern mit 250 E pro ha durch gewinnhemmende Vorschriften. Dass der gleiche Staat über 500 E pro ha bezahlt, muss man ja nicht schreiben.
Da behauptet man, das Glyphosatproblem sei vorwiegend wegen Kleingärtnern und so. Dass über 95% von dem Zeug von der gewerblichen Landwirtschaft ausgebracht werden, gehört ja nicht zum Thema.
Da wird behauptet, den Bauern würden wegen immer neuen Vorschriften jeder Spielraum genommen. Warum diese Vorschriften überhaupt erlassen werden, muss man ja nicht wissen.
Da wird behauptet, das Nitratproblem sei wegen defekten Abwasserleitungen. Dass es auch da ist, wo gar keine Abwasserrohre sind, gehört nicht zum Thema.
Wir müssen die Bevölkerung ernähren, das braucht immer mehr Ertrag pro Fläche. Dass rund 1/3 aller erzeugten Lebensmittel gar nicht erst verzehrt werden, gehört nicht zum Thema.
Dass jedes Jahr Bauern aufgeben, ist eine Tatsache. Dass es anderen Erwerbszweigen genauso geht oder diese bereits ganz verschwunden sind, tut nichts zur Sache.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2177

Beitrag von Rohana » Di 30. Apr 2019, 09:34

Ich zitiere dich nochmal:
"Nachhaltiges Wirtschaften oder Corporate Sustainability (CS): Dies bedeutet, sein Kerngeschäft grundsätzlich sowohl sozial und ökologisch verantwortlich als auch wirtschaftlich erfolgreich zu betreiben "
Die Bauern sollen also die eierlegende Wollmilchsau spielen (bzw. melken), denn Umwelt- und Tierschutz wollen alle, aber wenn wir auch wirtschaftlich sein dürfen wollen, ist das schonwieder zuviel verlangt weil zu teuer (und/oder entgegen dem Umwelt- und Tierschutz!). Sorry, die Quadratur des Kreises geht halt nicht, und von hätte, könnte und würde lebt kein Betrieb.

Aber natürlich könnt ihr gerne weiterhin hier eine Echokammer betreiben und kollektiv darüber jammern wie scheisse doch die Landwirtschaft ist und diese dämlichen Bauern die sich nicht dreinreden lassen wollen obwohl sie von der Öffentlichkeit GELD bekommen... hey, wer's besser weiss, darf's gerne besser machen. Und immer schön dran denken, wer nicht mindestens 50% seines Futterbedarfs auf eigener Fläche erzeugt, betreibt keine Landwirtschaft ;)
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2178

Beitrag von emil17 » Di 30. Apr 2019, 12:18

Es ist schwer, deine Aussage anders zu verstehen als so, dass eine ökologisch und ethisch vertretbare Landwirtschaft wirtschaftlich nicht darstellbar sei.
Das ist eine Bankrotterklärung.
Da kann man nur raten, es den vielen Bauern gleichzutun, die eine Nische gefunden haben, die genau dieses erlaubt. Unmöglich ist es nicht.
Universalrezepte, die immer und überall funktionieren, gibt es auch nicht.

Aus Sicht des Konsumenten kann ich, abgesehen vom regelmässigen Kauf hochpreisiger und regionaler Lebensmittel (was du nicht merkst, wenn ich es tue, weil wir nicht in der gleichen Region wohnen), mich bloss politisch dafür einsetzen, dass sich die Situation verbessert. Das kann eigentlich nur über striktere Durchsetzung geltender Umweltvorschriften geschehen, d.h. über Gleichbehandlung der konventionellen Landwirtschaft mit jedem anderen Gewerbe auch.
Die Nahrung wird uns deshalb nicht so schnell ausgehen, auch ohne mehr Importe nicht. Vielleicht wird ja etwas weniger verschwendet.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2179

Beitrag von Rohana » Di 30. Apr 2019, 14:46

emil17 hat geschrieben:Es ist schwer, deine Aussage anders zu verstehen als so, dass eine ökologisch und ethisch vertretbare Landwirtschaft wirtschaftlich nicht darstellbar sei.
Das ist eine Bankrotterklärung.
Oh, in der Theorie funktioniert das schon, nur in der Praxis... die ganzen tollen (neuen) Forderungen sind ja umsetzbar - aber nicht zum Nulltarif. Wie ich schon öfter sagte. Es ist also machbar, aber nur als gesamtgesellschaftliche Leistung und nicht alleine auf den Rücken der Bauern, auch wenn die noch so breit sind. Nur mit "Nischen" zu arbeiten ist da doch Unfug, ich hätt jetzt schon gedacht dass diese Ansprüche für ALLE gelten sollen. Eine Bankrotterklärung ist das also für genau wen?
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2180

Beitrag von Teetrinkerin » Di 30. Apr 2019, 15:12

Liest du eigentlich die Posts, Rohana? Ich weiß gar nicht, wie oft hier schon davon geschrieben wurde, dass wir ALLE umdenken müssen. Langsam erhärtet sich bei mir der Verdacht, dass gerne selektiv gelesen wird, damit man sich weiterhin in die Opferrolle begeben kann.

Leider wurde kaum was zu den von mir präsentierten Fakten geschrieben, dass die moderne, industrielle Landwirtschaft einer der Hauptversursacher ist, was das Insektensterben angeht.

Und leider werden werden Aussagen aus wissenschaftlichen Studien wie diese, auch einfach nur abgewatscht und übergangen:
Spencer hat geschrieben:https://www.sueddeutsche.de/wirtschaft/ ... -1.4424548
Eine Studie des Instituts Arbeit und Wirtschaft der Universität Bremen weist nach, wie eine kleine Gruppe von Akteuren aus Politik, Bauernverband und Agrarwirtschaft Schlüsselpositionen besetzt.
Demnach ist die Landwirtschaftspolitik in Brüssel und Berlin durchsetzt von Abgeordneten, die auch Lobbyisten sind.
Das sei ein wesentlicher Grund dafür, weshalb Umwelt und Natur, Tierwohl, Gewässer- und Klimaschutz bei politischen Entscheidungen häufig auf der Strecke bleiben, lautet ein Fazit der Studie.
Ich habe immer mehr das Gefühl, dass die moderne Landwirtschaft gar nicht daran interessiert ist, Lösungen zu finden und zu diskutieren. Es geht hier auch gar nicht darum, die Landwirtschaft als Sündenbock hingestellt zu werden. Aber vielmehr ist es doch so, dass hier - wie auch anderswo - seitens der Landwirte alles abgestritten wird und begründet wird, der Konsument wolle es so. Ich kann mich aber gar nicht entsinnen, gefragt zu werden, dass das Obst, Gemüse und Getreide, das produziert wird (das ich nicht mal unbedingt esse, da ich großteils auf bio zurückgreife) mehrmals gespritzt wird oder dass Feldhecken abgeholzt werden oder dass männlichen Ferkeln ohne Narkose die Hoden abgeschnitten werden oder Kälbern ohne Betäubung die Hornanlagen ausgebrannt werden etc. pp. Zu all diesen - teils unmenschlichen!!! - Praktiken wird immer und immer wieder die Wirtschaftlichkeit aufgeführt und der Konsument wolle es so. Nein, will ich nicht. Ich bin gerne bereit, mehr zu bezahlen - aber es gibt oft keine Alternativen.

Wir haben nur diese eine Erde, wann fangen wir endlich damit an, verantwortungsvoll und nachhhaltig mit ihr umzugehen? Es geht immerhin um den Fortbestand menschlichen Lebens.

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