Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2201

Beitrag von Rohana » Sa 11. Mai 2019, 12:40

Buchkammer hat geschrieben:Apropo Grüne, sind das nicht die Guten? :hmm:
Kurzversion: Nö. ;)
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

viktualia

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2202

Beitrag von viktualia » Sa 11. Mai 2019, 13:56

Buchkammers Version:
Die Artenvielfalt weltweit nimmt durch den Einfluss des Menschen rapide ab: ..... .... dass die Landwirtschaft zu den Haupttreibern des Artensterbens zählt.
Ich hab in ner anderen Zeitung den Bericht gelesen, darum hab ich den Teil mit
"der globale Zustandsbericht des Rates zur biologischen Vielfalt an Land, zu Wasser und in der Luft"
weg gelassen, denn da waren nicht alle Menschen Landwirte.
Im Original jetzt, nicht nur in dieser Zeitung.
Ich denke, darauf wollte Ölkanne hinaus....

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emil17
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2203

Beitrag von emil17 » Sa 11. Mai 2019, 15:03

viktualia hat geschrieben: denn da waren nicht alle Menschen Landwirte.
andersrum passts besser: Alle Landwirte sind Menschen
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

viktualia

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2204

Beitrag von viktualia » Sa 11. Mai 2019, 15:20

Supi, Emil - ist das ne Absichtserklärung, fortan immer darauf zu achten, dass weniger gemobbt wird?
Dass Landwirtschaft und Landwirte Begriff-Hoheits-technisch sauber getrennt bleiben?
Das wär ja schön!

Oder was meinst du mit "besser"?
Doch nicht etwa eine Relativierung?
Aber das nutzt nix, alle Städteplaner, alle Großindustriellen, alle Politiker sind auch Menschen. Konsumenten auch.
Da beisst sich die Katz wieder in den Schwanz.
Die Artenvielfalt weltweit nimmt durch den Einfluss des Menschen rapide ab

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Buchkammer
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2205

Beitrag von Buchkammer » Sa 11. Mai 2019, 16:31

viktualia hat geschrieben:
Buchkammers Version:
Die Artenvielfalt weltweit nimmt durch den Einfluss des Menschen rapide ab: ..... .... dass die Landwirtschaft zu den Haupttreibern des Artensterbens zählt.
Das ist nicht meine Version, sondern die aus dem Artikel und der Webseite verlinkte. :mued: Alles andere ist eine Unterstellung und die verbitte ich mir.

Demnächst sollte/müsste/könnte man bei verlinkten Webseiten noch dazu schreiben, dass man sich ausdrücklich von den dort genannten Behauptungen und Textstellen distanziert? :dreh:
Gestern war ich klug und wollte die Welt verändern. Heute bin ich weise und möchte mich verändern. (Rūmī)
https://www.bewusste-menschen.de/

viktualia

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2206

Beitrag von viktualia » Sa 11. Mai 2019, 17:42

Bitte was verbittest du grade?
Meinst du wirklich, jemand habe dich nun für den "Autor" gehalten, nur weil ich "deine Version" drüber geschrieben habe?
Ich glaub ja, dass du das nicht auf Ölkannes Einwand beziehen möchtest.

Ihr anderen habt aber gemerkt, dass das in Bezug zu der Zeitung stand, in der ich das gelesen habe, was zu dem Einwand passte, oder?

Buchkammer, da ging es um den Vergleich zweier Versionen einer Nachricht.
Wovon eine von dir eingestellt und über die geredet wurde.
Was genau bemängelst du, du hättest es doch anscheinend gerne korrekt - oder?


Hmm, wenn ich mich von ner Seite distanziere, warum sollte ich sie dann verlinken?
Also von so Vorschlägen möcht ich mich aber auch distanzieren, ganz ehrlich.

Benutzer 4754 gelöscht

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2207

Beitrag von Benutzer 4754 gelöscht » Sa 25. Mai 2019, 22:45

Frau Künast gab der WELT ein Interview. Einige Ihrer Aussagen zur Landwirtschaft im Faktencheck:

Renate Künast: „Es wird ja oft gesagt, die jetzige konventionelle Landwirtschaft sei so effizient. Aber das stimmt nicht. Wir schmeißen viel zu viel weg von den Lebensmitteln. Über den ganzen Produktionsprozess werden von 100 geernteten Kartoffeln nur 34 gegessen, der Rest wird zum Teil wegen Schönheitsfehlern nicht genutzt.“

Wie viele von den geernteten Kartoffeln auch genutzt werden, wird sehr genau in der Versorgungsbilanz Kartoffeln jährlich dargestellt. Von der 2016 geernteten Menge von 10,77 Millionen Tonnen Kartoffeln gab es einen Schwund in der Erzeugungsstufe (gefault, Wasserverdunstungsverlust, Wurmfraß, weggeworfen) von 1,1 Millionen Tonnen. Bei den deutschen Abnehmern in der Verarbeitungsstufe gab es Verluste/Schwund von 0,27 Millionen Tonnen, also gab es Verluste vom Erntefahrzeug bis zum Endabnehmer von 1,37 Millionen Tonnen, das sind 12,7 Prozent. Weniger geht nicht, wäre unnatürlich, aber im Biobereich sind die Verluste höher, da dort nicht so effektiv gegen Pilzbefall gespritzt werden kann. Die Kupferspritzmittel der Biobetriebe sind zwar giftiger und unweltschädlicher als die modernen, chemisch-synthetischen Fungizide der konventionellen Bauern, aber sie wirken schlechter. Ein Umstieg auf Bio würde die „Wegwerfverluste“ bei Kartoffeln erhöhen und die verwertbaren Erträge mehr als halbieren, was letztlich auch eine Form des Luxus-Verschwendens wäre. Wegen der Kraut- und Knollenfäule der Kartoffeln verhungerten eine Million Iren zwischen 1845 bis 1849.

Die Mehrzahl der Kartoffeln wird heute industriell verwertet, da spielt die Form der Kartoffeln eine geringe Rolle. Auch aus krummen Knollen lässt sich noch Alkohol herstellen oder als Futter verwenden. Ein sehr großer Abnehmer von industriell hergestellter Kartoffelstärke ist die Papierindustrie. Die gegenüber der Getreidestärke teurere Kartoffelstärke macht ein glänzenderes Papier. Nur noch 25 bis 32 Prozent der im Inland verwendeten Kartoffeln landen in einem Kochtopf (je nach Erntemenge), 30 bis 42 Prozent wird in Form von industriell hergestellten Kartoffelerzeugnissen verzehrt (Chips, Kloßteig, Pommes, Fertigsalat, Flockenpüree etc.). Der Rest wird für die Herstellung von Alkohol und Stärke sowie als Saatgut und Futter verwertet. 10 bis 50 Prozent der schwer planbaren Ernte wird exportiert.

Wüstenbildung ist nicht unser Problem
Künast: „Wir werden wegen des Klimawandels, der uns erreicht hat, eine massiv reduzierte landwirtschaftliche Nutzfläche haben, egal, ob es um Obst, Gemüse oder Tierhaltung geht. Die Wüstenbildung schreitet voran.“

Der Wald ist nicht dem Waldsterben zum Opfer gefallen und die Wüstenbildung schreitet nicht voran. Die Ernten und Ernteflächen in der Sahelzone steigen, die Leute werden sogar dicker, wie die Statistiken der FAO zeigen (siehe hier und hier). Die Getreideproduktion in Niger hat sich seit 1961 versechsfacht. Das Hauptproblem dieser Länder ist nicht die Wüsten­bildung, sondern der Menschenzuwachs, eine falsche Politik und eine Anspruchshaltung gegenüber dem Staat (siehe hier).

Frage der WELT: „Wenn wir die Felder nicht mehr mit chemischen Produkten, sondern mit Gülle düngen, würde die Nitratbelastung des Bodens doch nicht sinken. Und wie ernähren wir die zusätzlichen Rinder und Schweine, die notwendig wären für die Produktion zusätzlicher Gülle?“

Künast: „Wir werden noch Tiere haben, aber die Tierhaltung wird sich drastisch reduzieren müssen … Und für die Gülle zur Düngung der Felder brauchen wir weniger Tiere, als wir jetzt haben.“

Realität ist anders: Für die geringen Erträge eines Hektars Bio-Ackerlandes wird in einer 7-jährigen Fruchtfolge jährlich der Mist, beziehungsweise die Gülle von 1,4 Großvieheinheiten (Tiere mit einer Summe von 700 kg Lebendgewicht, 1 GV = Lebend­gewichtssumme von 500 kg) benötigt, laut Video vom FiBL (Forschungsinstitut für biologischen Landbau), Schweiz (siehe auch SWR-Text).

SWR/FiBL: „Im biologischen Landbau müssen dem Ackerland ebenfalls Nährstoffe zurückgegeben werden. Dazu benötigt man diese beiden (vorgeführt wird eine große Kuh samt Kalb): 1,4 Großvieheinheiten (GV) pro Hektar“. Sie entsprechen etwa 12,5 Tonnen Mist und 16 Kubikmeter Gülle.“

(Im SWR-Text heißt es „12,5 t Mist + 6 m³ Gülle“, was zu wenig ist. Der Dauerversuch, über den hier berichtet wird, ist so angelegt, dass ein kleiner Ertragsabstand bio zu konvi herauskommen muss, dazu wurden die Konvi-Erträge auf lächerlich geringe Flächenerträge runtermanipuliert, die weder praxisüblich und schon gar nicht in Versuchen erreicht werden.)

Diese 1,4 GV/ha sind die theoretisch nötige Dungmenge für die geringen Ökoerträge. Selbst die Konvi-Betriebe in Deutschland erreichen nur einen Viehbesatz von 0,79 GV/ha. (zur Info: In den Niederlanden ist der Besatz 3,5-mal höher, in Dänemark 1,4-mal) und die Biobetriebe erreichen gar nur 0,56 Großvieheinheiten pro Hektar. (2016 hielten die Biobauern an Vieh 634.884 Großvieheinheiten auf 1.135.531 Hektar ökologisch genutzter landwirtschaftlicher Nutzflächen (LF), das ergibt einen Viehbesatz 0,56 GV pro Hektar. Konvibauern 12.319.475 GV auf 15.523.397 Hektar. Laut Destatis.) Der deutsche Bio-Ackerbau, insbesondere der Gemüseanbau, ist auf den Import von Konvi-Dung, sei es Gülle, Mist, Gärsubstrate oder Kompost angewiesen, was gerne verschwiegen wird (siehe hier). Wenn ich also 1,4 GV pro Hektar brauche, um meinen Bioacker zu düngen, im deutschen Biolandbau aber nur 0,56 GV/ha im Schnitt gehalten werden, dann brauche ich + 150 Prozent mehr Vieh. Gegenüber der deutschen Konvi-Viehdichte müßte der Viehbestand um +77 Prozent aufgestockt werden.

Planwirtschaft ist schwer korrigierbar
Es gibt im Ökobereich das Narrativ, es gäbe sehr viel Vieh und eine „Gülleflut“ in Deutschland, deswegen müsse man die Tierbestände reduzieren. Außerdem wäre es unökologisch, so viele Ackererträge an das Vieh zu verfüttern. Durch den Zwang, an Dung-Nährstoffe zu kommen, die Äcker damit zu düngen, stickstoffmehrende Futterpflanzen auf dem Acker anzubauen, eine weite Fruchtfolge mit verschiedenen Früchten, von denen viele nur als Futter verwendbar sind (Gerste, Mais, Klee, Futterrüben), zu fahren, wird der Biolandbau immer mehr vom Acker für Futterzwecke nutzen müssen als der Konvi-Ackerbau. Die Öko-Landwirtschaft verfüttert in Deutschland circa 81 Prozent ihrer Ackererträge an das Vieh, die Konvi-Landwirtschaft 53 Prozent. Die Förderer des Biolandbaues täuschen die Öffentlichkeit mit isolierten Einzelaspekten, die in der statistischen Gesamtschau unstimmig sind und nicht funktionieren können. In der Realität sind die Tierbestände in Deutschland mäßig, sie haben sich mit der Spezialisierung der Landwirte zum viehlosen Ackerbau auf den guten Böden und in die Viehhaltung in Regionen mit nicht wettbewerbsfähigen Bodengüten nur unterschiedlich entwickelt. Die Viehbesatzstärken in Europa stehen im Statistischen Jahrbuch Landwirtschaft, wobei die in der EU üblichen „GV“ etwas anderes errechnet werden als die deutschen GV (Großvieheinheiten) (siehe Tabelle: Keckl. Viele Früchte sind „Dual-Use“, hier ist nach Hauptverwendung sortiert, Quelle: Agrarstrukturerhebung 2016).

Künast: „Ohne diese Verordnung wären die Wasserwerke schlicht nicht mehr in der Lage, sauberes Trinkwasser aus der Leitung anzubieten.“

Trinkwasser mit hohen Nitratgehalten ist ein Problem von gestern, nicht von morgen, siehe zum Beispiel hier (Karte auf Seite 49). Alle Warnungen vor der unausweichlichen Nitratkatastrophe, wenn „das Zeug in 20 Jahren unten ankommt“ (STERN 1982), lösten sich sprichwörtlich in Luft auf, wie das Nitrat bei der bakteriellen Zersetzung selbst auch. Diese Nitrat-Zersetzung wird gern verschwiegen.

Künast: „Wir düngen heute viel mehr, als die Pflanzen wirklich brauchen. Der Acker ist quasi zu einer billigen Entsorgungsstelle für zu viel Gülle geworden.“

Eine Schuldzuweisung aus plakativen Einzelfällen, die inzwischen im Griff sind. Dabei hat Frau Künast mit ihrem EEG („Erneuerbare-Energien-Gesetz“) aus ihrer Regierungszeit die Nitratproblematik verschärft, sie ist Täterin und spielt sich hier ohne jeden Hauch von Zweifeln als Anklägerin auf. Leider haben viele Landwirte in viehstarken Gebieten die planwirtschaftliche Geldquelle EEG genutzt, haben die Produktion von Tierfutter eingeschränkt, kauften mehr Futter zu, nutzten ihre oft sandigen Flächen nun für den hier noch ideal wachsenden Mais. Das war alles bekannt, als die Biogaswelle unter der Landwirtschaftsministerin Künast begann, ja sie förderte die „Entsorgung“ noch mit der Erlaubnis, zusätzlich zur Tiergülle (begrenzt auf 170 kg Stickstoff) die Biogasgülle obenauf fahren zu dürfen, Hauptsache Klimarettung. Das ist nach 2010 langsam korrigiert worden, worauf das Geschäft der Güllebanken und Güllelaster boomte. Das EEG hat wenigen Landwirten genutzt, aber vielen die Kosten (Pacht, Gülleentsorgung) erhöht, es hat die schnellste Industrialisierungswelle der Landwirtschaft nach dem Krieg ausgelöst, dabei ist man doch vordergründig so für romantische, vielfältige Kleinbetriebe. Planwirtschaft ist schwer korrigierbar.

So funktioniert Ökolandbau
Künast: „Denn das, was bei den Tieren hinten rauskommt, ist auch nicht das einzige Düngemittel. Es gibt auch biologischen Dünger aus Pflanzen und pflanzlichen Rückständen, die über Fruchtfolgen dem Boden zugleich wieder etwas Stickstoff zurückgeben. Das machen kluge Bauern heute schon. Wir brauchen nicht die eine Ackerfläche, um Dünger für die andere anzupflanzen, sondern das sind Pflanzen, die als Zwischensaat den Boden anreichern.“

Der Biolandbau muss circa 25 Prozent seiner Ackerflächen dafür nutzen, „stickstoffmehrende“ Futterpflanzen für die im nächsten Jahr folgenden, „stickstoffzehrenden“ Nahrungsmittelpflanzen anzubauen (siehe Tabelle). So funktioniert Ökolandbau. Stickstoffmehrende „Zwischenfrüchte“ haben nur seltene Zeitfenster in den Bio-Fruchtfolgen, in denen sie sinnvoll angebaut werden können, zum Beispiel nach der genügsamen Futtergetreideart Gerste. Darum funktioniert das ursprüngliche „Bio“ auch nur mit Rindvieh, denn man konnte so die stickstoffmehrenden Ackerfutterpflanzen sinnvoll verfüttern. Nur Demeter schreibt noch heute seinen Betrieben eine Rinder- oder Schafhaltung (Raufutterfresser) vor. Bei allen anderen Bioverbänden oder bei EU-Bio ist das nicht mehr der Fall, sogar die Spezialisierung auf viehlose Betriebe ist heute dort möglich. Nun kann man diese Pflanzen auch in Biogasanlagen fahren und Strom und Gärreste daraus machen. In so einem „Dungjahr“ hat ein viehloser Ackerbau- oder Gemüsebaubetrieb keine Einnahmen aus dieser Fläche. Wir können uns „Mistjahre“ leisten, den Armen der Welt würde das auf Sicht den teureren Teller leeren.

Stickstoffmehrende Futterpflanzen in der Tabelle sind:

Leguminosen zur Ganzpflanzensilage (eine bürokratische Bezeichnung für Klee, Kleegras, Luzernegras, Erbs-Wickgemenge, usw., die grün geschnitten und dann oft siliert werden. Man kann aber auch Heu daraus machen, sie frisch verfüttern oder abweiden oder Grünschnitt-Kompost daraus machen);
Feldgras (hier ist der Anteil von Leguminosen unter 20 Prozent bis 0 Prozent). Unter Gras bildet sich eine feste Wurzelmasse, das fördert die Humusbildung, wenn die Grassoden umgebrochen werden, ist es eine langsam fließende, leider etwas unkalkulierbare Stickstoffquelle;
Erbsen, Bohnen, Wicken, Lupinen (das sind Futterpflanzen, Gemüse-Erbsen etc. sind im Posten „Gemüse“).
Sojabohnen. Sojabohnen sind ungenießbar, sie müssen aufbereitet werden, bei uns überwiegend als Futter.
Künast: „Wir bauen Soja in Südamerika ein. Das ist pflanzliches Eiweiß, das man essen könnte oder an dessen Stelle man etwas anderes anbauen könnte. Aber wir nehmen dieses Soja, verfüttern es an die Tiere und machen so aus neun Kilo pflanzlichem Eiweiß ein Kilo tierisches Eiweiß. Das ist völlig ineffizient.“

„Wir“ bauen in Südamerika nichts an! Wir kaufen Sojabohnen, Sojaschrot (entöltes, dampf-geröstetes Bohnenmark), Speise-Sojaöl und vor allem Soja-Biodiesel (auch eine Folge Grüner Planwirtschaft) in Südamerika. Allerdings kaufen wir jetzt mehr Sojabohnen in den USA und Kanada wegen des Handelsstreites der USA mit China. Die Sojabohnen nehmen den Südamerikanern keine Flächen für Nahrungspflanzen weg, sie schaffen mit dem Geld, das durch Soja und Sojaprodukte in die Länder kommt, Wohlstand auch auf den Tellern der Armen. Ein katholischer Ex-Bischof wurde mal mit Unterstützung und unter dem Jubel aller Grünen und NGOs Präsident in Paraguay. Ein Grüner als Präsident in Paraguay! Doch kaum im Amt, ging er gegen diese Soja-Polemik der NGOs vor. Später wurde er wegen etlicher unehelicher Kinder aus seiner Bischofszeit, darunter mit einer verheirateten Frau und einer Minderjährigen, zum Rücktritt genötigt.

Nachdem er Präsident wurde, gab er der taz ein Interview. Die taz fragte: „Kann sich Paraguay überhaupt von den Sojaexporten abkehren, die den Kleinbauern so viel Elend bringen?“ worauf Präsident Lugo antwortete: „Das Sojaprogramm ist für die Regierung wichtig, weil es den größten Posten bei den Devisen­einkünften ausmacht. Aber es darf nicht das einzige Modell sein. Wir glauben, dass es nicht unvereinbar mit der kleinbäuerlichen Landwirtschaft ist.“ (siehe hier, Seite 9) Unser Sojaimport fördert die Entwicklung armer Länder, füllt die Teller der Armen, so ist die Realität hinter den grünen Kampagnen. Aber diese Kampagnen unterstützen lieber Terroristen, die Farmer überfallen, ermorden, erpressen, Elend und Chaos verbreiten, weil sie den Besitz anderer für ihr Erbteil halten. Das ist so in Simbabwe oder Lateinamerika, die tödliche Spur einer linksgrünen Planwirtschaft auf Grundlage falscher Narrative, wie sie hier in dem Interview wieder zum Vorschein kommt.

„Hier Bio – dort Tod“
Man kann keine „neun Kilo pflanzliche(s) Eiweiß verfüttern, um dann ein Kilo tierisches Eiweiß zu bekommen.“ Auch so ein von Kampagnen erfundenes Gespinst mit ewigem Leben. Der Eiweißanteil an Futtermischungen für Schweine und Geflügel liegt bei circa 20 Prozent, und von so einem Futter muss man 3 bis 5 Kilogramm einsetzen, um ein Kilogramm Fleisch oder Eier zu bekommen. Mit dem entölten Sojamark (Sojaschrot) kann man unsere energiereichen, für die Bodenfruchtbarkeit und die Anbauvielfalt wichtigen Futtergetreidearten zu effektiven, energie- und eiweißaustarierten Futterrationen mischen. Sojaschrot ist für den Menschen nicht genießbar, so wenig wie die entölten Rapskörner aus unserer Ernte, dem Rapsschrot. Der Mensch will das Öl der Ölpflanzen zu seiner Ernährung oder zur Fortbewegung mittels Biodiesel, aber mit dem Pressrückstand der Körner kann er nichts anfangen, darum ist hier die Verfütterung sinnvoll, neben dem Aspekt, dass es die Entwicklung armer Länder fördert. Noch immer verbessert übrigens das Sojadiesel unsere CO2-Bilanz, denn es ist ja fast klimaneutral, jedenfalls nach den eingesetzten Bewertungskoeffizienten. Viele Menschen glauben ja, bei der Klimagasberechnung würde was gemessen, aber da wird geschätzt und mit Zu- oder Abschlägen gerechnet, was gerade so gefördert oder entfördert werden soll, eben grüne Planwirtschaft.

Künast: „Aber an einer Stelle hat Malaysia recht. Wir Europäer haben das Land auf eine falsche Fährte geführt. Nun war der Beimischungszwang keine Idee der Grünen, der ist zustande gekommen auf Druck großer Mineralölkonzerne. Das haben wir immer kritisiert.“

Frau Künast sagt hier nicht die Wahrheit. Die Grünen haben in Straßburg und Brüssel dafür gekämpft, dass es einen Beimischungszwang von Bioöl zum Diesel gibt, das ist ihr Kind. Gejubelt und geheult haben sie, als das EU-Parlament das beschloss, nur um sich dann wenige Jahre später in die Büsche zu schlagen, als dieses Gesetz immer mehr kritisiert wurde („Hier Bio – dort Tod“). Grüne Planwirtschaft irrt nie! (Siehe hier, Seite 15 sowie hier und hier).

WELT: „Allein in Berlin werden jeden Tag 600.000 Liter Milch konsumiert. Wie lässt sich das auf ökologisch nachhaltige Weise organisieren?“

Künast: „So stellt sich die Frage nicht. Wir wissen einfach, dass wir es so, wie wir es jetzt tun, nicht mehr schaffen werden. Das ist der Ausgangspunkt.“

Ein schönes Beispiel für grüne Dogmatik. Die Praxis draußen im Land gibt es nicht, wir haben unsere genialen Pläne und wenn sich alle danach richten, verhindern wir den Weltuntergang. An ideologischer Dogmatik sind schon Millionen Menschen verhungert, in der Sowjetunion, in China und anderswo. Wenn die Ökopläne durchgesetzt werden, wird diese Liste sehr viel umfangreicher werden. Kein Wissenschaftler wird heute Mineraldünger noch aus irgendeinem Grund in Frage stellen, die Hälfte der Menschheit ernährt sich daraus, was moralische Implikationen bei dieser eher öko-religiös begründeten Ablehnung erzeugt. Die Ablehnung von „Kunstdüngern“ wird im Bio-Bereich früher oder später fallen, wie die Ablehnung der roten, weißen und grauen Gentechnik 1998 zum Regierungseintritt der Grünen bei Kanzler Schröder gefallen ist. Sogar die dogmatische Ablehnung der verbliebenen grünen Gentechnik gerät beim grünen Nachwuchs langsam in Zweifel.
https://www.achgut.com/artikel/frau_kue ... aktencheck
Von der Seite kann man halten was man möchte,
von Herrn Keckl ist dagegen viel zu halten,
er ist Agraringenieur und Agrarstatistiker, zuvor arbeitete er als Betriebsleiter und Betriebshelfer so wie Gutsverwalter.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2208

Beitrag von Rohana » Sa 25. Mai 2019, 23:02

Ich halte viel von Herrn Keckl, nicht aber von der Methode, genauso polemisch wie der "Gegner" zu werden...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2209

Beitrag von emil17 » So 26. Mai 2019, 08:00

Man könnte jetzt genau so lang eine Gegendarstellung schreiben.
Es liegt wohl an den Definitionen.
Wenn man Speisekartoffeln als Anbauziel hat und dann viel davon zu Industriealkohol oder Schweinefutter wird oder in die Papierfabriken wandert, ist das je nach Standpunkt auch weggeworfen. Die Agroingenieure sagen wohl eher Deklassierung oder Rückstufung dazu. Mindestens trägt weder Industriealkohol noch Papierherstellungshilfsstoff zur Welternährung bei, und darum ging es doch?
Ansonsten stimme ich Rohana zu, Gegenpolemik hat gegen Polemik noch nie geholfen. Sie verbietet die Erkenntnis, dass der Gegner ja auch in manchen Dingen Recht haben könnte.
Solche Sätze "Die Förderer des Biolandbaues täuschen die Öffentlichkeit mit isolierten Einzelaspekten, die in der statistischen Gesamtschau unstimmig sind und nicht funktionieren können." kann er sich genausogut auch selbst vorhalten lassen, etwa in der unsäglichen Nitratdiskussion, wo selbstverständlich er und nur er recht hat.

Spätestens da, wo er sich über die Problematik der Dritten Welt äussert: "„Wir“ bauen in Südamerika nichts an! Wir kaufen Sojabohnen, Sojaschrot (entöltes, dampf-geröstetes Bohnenmark), Speise-Sojaöl und vor allem Soja-Biodiesel (auch eine Folge Grüner Planwirtschaft) in Südamerika.
...
Die Sojabohnen nehmen den Südamerikanern keine Flächen für Nahrungspflanzen weg, sie schaffen mit dem Geld, das durch Soja und Sojaprodukte in die Länder kommt, Wohlstand auch auf den Tellern der Armen."

Eine ganzheitliche Betrachtung des Problems, dem nichts hinzuzufügen ist :bang:

"so ist die Realität hinter den grünen Kampagnen. Aber diese Kampagnen unterstützen lieber Terroristen, die Farmer überfallen, ermorden, erpressen, Elend und Chaos verbreiten, weil sie den Besitz anderer für ihr Erbteil halten. Das ist so in Simbabwe oder Lateinamerika, die tödliche Spur einer linksgrünen Planwirtschaft"
Robert Mugabe und sein genau so korrupter Nachfolger im Amt sind/waren also wegen den Grünen hier an der Macht. Aha.
Soll der Herr doch mal den von uns dank Importen geschaffenen Wohlstand vor Ort geniessen, indem er sich als gewöhnlicher Landarbeiter auf einer der Plantagen dort verdingt. Ein halbes Jahr dürfte genügen.

Ich glaube, der Herr hat langsam die Hosen voll, weil der Biolandbau eben doch nicht das ist, was er sein muss: Ein realitätsfremdes Hobby von Spinnern. Deshalb reagiert er so wie alle, die an der Macht sind und ihre Grundlagen in Frage gestellt sehen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Rati
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#2210

Beitrag von Rati » So 26. Mai 2019, 08:11

Unabhängig vom Artikelthema:
Rohana hat geschrieben:
Buchkammer hat geschrieben:Apropo Grüne, sind das nicht die Guten? :hmm:
Kurzversion: Nö. ;)
ein deutliche Beispiel für die Nichteignung von Kurzversionen für komplexe Themen.
Polemik geht sowohl in Kurz als auch in Lang.

Aufgabe:
Definiere: Gut.

Grüße Rati
Was ist ist! Was nicht ist ist möglich!"
[Einstürzende Neubauten 1996]

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