Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

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Rohana
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#971

Beitrag von Rohana » So 25. Jun 2017, 07:11

Wildmohn hat geschrieben: Das "kapitalistische Hamsterrad" ist genau das, was Du an Folgen spürst, wenn die Preise auf Grund marktwirtschaftlicher Interessen bis unter die Schmerzgrenze gedrückt werden. Hat man als Betrieb z.B. Schulden, die getilgt werden müssen, ist man schon im Hamsterrad drin.
Stallbau ist so eine Sache. Das bezahlst du nicht aus der Portokasse, idr geht es nicht ohne Kredite. Neue Richtlinien, neue Technik oder Arbeitswirtschaft, Vergrösserung oder Bio-Zertifizierung erfordern neue Ställe... was auch immer der Grund, beim Neubau wird fast immer die Viehzahl erhöht (verdoppelt), um noch zu Lebzeiten abbezahlen zu können :roll:

Und wenn ich die alten Anbindeställe von anno dazumal sehe, stimme ich da zu. Niedrig, eng, dunkel. Aktuell noch grade so erlaubt, langfristig gibt es nur Neubau (bzw. Umgestaltung zum Laufstall, was oft nicht praktikabel ist) oder Aufgabe. Die meisten bei uns geben auf, viele davon (oft alte!) Leute mit 10, 20 Kühen im Anbindestall und vielleicht noch 10 zur Mast in winzigen Boxen. Prinzipiell gut wenn diese Haltungsweise verschwindet, aber damit verschwinden oft auch "kleine" Bauern. Die Kühe werden woanders übernommen - oder geschlachtet. Wir haben selbst 2 Kühe aus Anbindehaltung von einem Aufgabebetrieb übernommen.
Ich glaube, es gibt eine relativ hohe europaweite Selbstmordrate von Milchbaueren, die auf Grund des Preisdrucks verzweilfelt aus dem Leben geschieden sind...
Unter Bauern ist die Selbstmordrate generell höher als Durchschnitt meine ich gelesen zu haben, ob Milchbauern da besonders hervorstechen in den letzten Jahren, weiss ich nicht.
Tja und die "artgerechte Innovation" wäre an Deinem Beispiel, dass den Kühen Weidewirtschaft zu gute käme und die Kälber entsprechend lang bei der Mutterkuh bleiben könnten, was sich logischer Weise entsprechend im Milchpreis niederschlagen müsste.
Weidewirtschaft ist so eine Sache. Das ist sehr viel Arbeitsaufwand und man braucht halt entsprechendes Grünland, Zäune und Regen. Es würden sicherlich mehr Bauern machen, wenn entsprechend bezahlt würde, aber Weidemilchprogramme findest du in unserer Gegend nicht - weil es hier mit viel Aufwand allein nicht getan ist, wir haben einfach schlechte(re) Voraussetzungen dafür. Im ganzen Umkreis gibt es einen, der seine Kühe auf der Weide hat (plus Anbindestall) und der gibt auf, kein Nachfolger.

Kälber bei der Milchkuh - das ist nochmal ne andere Hausnummer. Ich halte das persönlich für einen riesigen Aufwand mit fraglichem Nutzen, der zudem sehr schwierig umsetzbar ist und dessen Produkt, behaupte ich mal, keinen Markt hat. Das ist ja nicht nur ein Liter pro Woche für Ina und einer für dich, sondern xhundert am Tag! Wie schon vorher erwähnt, die Milchmenge die die Kälber saufen bzw. die Kosten für Ersatztränke (auf Milchpulverbasis, rein zum Handling, nicht zum Kostensparen) die bleibt gleich, egal ob direkt von der Kuh oder vom Eimer genuckelt. Die Milchmenge und -qualität, die ermolken wird, leidet aber zusätzlich unter dem Modell. Heisst also der doppelte oder mehrfache Preis müsste her um die zusätzlichen Kosten zu decken - für jeden Liter. Es wird eben in der Regel für ein Produkt bezahlt und nicht für die Produktionsweise, auch die Bio-Bauern verkaufen Weizen oder Milch oder Fleisch. Bis auf die lieben (Bio)Leute, die Prämien-Optimierung betreiben, ansäen und gucken ob noch was zu ernten ist, das wäre nämlich ein netter Bonus obendrauf... was für mich am Sinne der Landwirtschaft vorbei ist.
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#972

Beitrag von Fred » Di 25. Jul 2017, 22:47

6.04.2003
Weizen-Lobby zum Angriff bereit

Wie Reuters Health am 17.3.[2003] meldete, beklagt der „Wheat Food Council“ bereits einen Rückgang des Weizenverzehrs um 4% in vier Jahren und kündigte nun an, „das Getreide aktiv zu verteidigen“. Da jedoch zu wenig Geld für produktunabhängige Werbung zur Verfügung stehe, wolle man sich auf eine „Bildungskampagne“ für Mediziner und Ernährungsberater konzentrieren. Man werde die Atkins-Diät direkt attackieren und beispielsweise hervorheben, dass nicht der Konsum von Kohlenhydraten, sondern Faulheit und Überessen zu Übergewicht führten.

Interessant auch den Komentar dzuz zu lesen.

http://www.animal-health-online.de/lme/ ... bereit/46/

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#973

Beitrag von Rohana » Do 27. Jul 2017, 12:24

Pflanzlicher Fleischersatz mit Ehrgeiz: "Impossible Foods"
http://www.spiegel.de/gesundheit/ernaeh ... 35064.html

Mal abgesehen von all dem anderen Zeug was der gute Mann von sich gibt: Der Knackpunkt in der Herstellung seines "Fleisches" ist eine genmanipulierte Hefe! Da ist das anscheinend ganz okay... naja, Roboter nehmen uns das denken ab, warum sollten nicht Maschinen Fleisch herstellen. Sicherer, nachhaltiger und nahrhafter als Tiere. :dreh:
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#974

Beitrag von Rati » Do 27. Jul 2017, 13:13

Fred hat geschrieben:...und beispielsweise hervorheben, dass nicht der Konsum von Kohlenhydraten, sondern Faulheit und Überessen zu Übergewicht führten
was ja nun auch nicht falsch wäre. :)
Rohana hat geschrieben:Der Knackpunkt in der Herstellung seines "Fleisches" ist eine genmanipulierte Hefe! .... warum sollten nicht Maschinen Fleisch herstellen. Sicherer, nachhaltiger und nahrhafter als Tiere...
na ja, optimal ist Gen Tec im Fermenter natürlich nicht (nachhaltig kann sie durchaus sein) aber es ware auf jeden Fall schon mal besser als genTec in der freien Natur.

Grüße Rati
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#975

Beitrag von Rohana » Do 27. Jul 2017, 13:46

Bleibt noch der ganze Rest von Problemen der an tierfreier Landwirtschaft hängt. Das ist natürlich ein anderes bzw. weitergehendes Thema. Aber: Die meisten NGOs bzw. das was ich so mitbekomme machen generell Stimmung gegen Gentechnik, egal was wozu wie und wo eingesetzt. Das widerspricht sich dann doch irgendwie, wenn daraus der Burger der Zukunft werden soll...
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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#976

Beitrag von Rati » Fr 28. Jul 2017, 10:47

Rohana hat geschrieben:Bleibt noch der ganze Rest von Problemen der an tierfreier Landwirtschaft hängt....
natürlich. :)
Rohana hat geschrieben:...Die meisten NGOs bzw. das was ich so mitbekomme machen generell Stimmung gegen Gentechnik, egal was wozu wie und wo eingesetzt. Das widerspricht sich dann doch irgendwie, wenn daraus der Burger der Zukunft werden soll...
ja das daß nicht so ins Gesinnungsbild passt, stimmt natürlich. Allerdings haben generelle Anti oder Pro Einstellungen ja oft den Makel das so manche Konsequenzen ausgeblendet werden.
Und ich persönlich denke, das wir menschen noch viel zu wenig über die "Programmierung" von Lebewesen wissen.
Heißt, weiter forschen und strengstens auf Sicherheit achten.

Grüße Rati
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Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#977

Beitrag von Manfred » Mi 15. Nov 2017, 19:19

Laut topagrar baut China seine Eigenversorgung mit Schweinefleisch weiter aus.
Die Produktion beträgt jetzt 37,2 Mio. Tonnen jährlich.
Obwohl tausende kleiner Schweineerzeuger wegen steigender Umweltauflagen ihre Betriebe schließen mussten, steigt die Gesamtproduktion zügig an, weil die Großbetriebe kräftig expandieren.

Die Folge sind deutlich verringere Importe.
Die Schweinefleischimport wurde um ca. 920.000 Tonnen und der Import von Schlachtnebenerzeugnissen um 877.000 Tonnen reduziert.
Besonders stark betroffen ist Deutschland. Unsere Schlachtbetriebe haben innerhalb eines Jahres fast 47% des bisherigen Exportes nach China (ca. 140.000 Tonnen) verloren.


In der Schweiz werden bis September 2018 wohl viele Schweinemastbetriebe aufgeben, weil die Haltung von Mastschweinen auf Vollspaltenböden ab dann verboten sein wird. Aktuell geht man vom Verlust von 60.000 Mastplätzen aus.
Für die Ferkelzeuger wird deshalb mit einem massiven Preiseinbruch gerechnet, bis auch dort entsprechend viel Kapazität abgebaut wird.

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Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#978

Beitrag von marceb » Do 16. Nov 2017, 18:27

http://www.ndr.de/nachrichten/niedersac ... ne588.html

Studie zeigt Leiden kranker Schweine vor Tötung
Eine Studie der Tierärztlichen Hochschule (TiHo) Hannover sorgt für Aufsehen in der Landwirtschaft. Sie zeigt erstmals, in welchem Ausmaß, es in der Schweinehaltung Verstöße gegen das Tierschutzgesetz gibt. Elisabeth große Beilage, Veterinärwissenschaftlerin in Hannover, untersuchte im Frühjahr gemeinsam mit Kollegen Hunderte toter Schweine, die wegen Krankheit nicht in den Schlachthof, sondern bereits getötet zur Entsorgung in die Tierkörperbeseitigung gebracht worden waren. Laut dieser Studie werden deutschlandweit jeden Tag rund 1.200 Schweine in Tierkörperbeseitigungsanlagen entsorgt, die zu Lebzeiten unter länger anhaltenden und erheblichen Schmerzen gelitten haben müssen. Zuerst hatte die "Neue Osnabrücker Zeitung (NOZ) berichtet.
Auch Mängel bei der Tötung festgestellt
Die für die Studie untersuchten toten Tiere stammten aus sechs Bundesländern. 13 Prozent der Mast- und 12 Prozent der Zuchtschweine wiesen der Wissenschaftlerin zufolge Hinweise auf, die auf Verstöße gegen das Tierschutzgesetz hindeuteten. Daneben seien auch erhebliche Mängel bei der Betäubung und Tötung der Tiere festgestellt worden. Laut NOZ-Bericht sollen die Schweine mit einen Bolzenschuss oder einen Schlag auf den Kopf betäubt worden sein, der gesetzlich vorgeschriebene Entblutungsstich, bei dem das Tier anschließend verblutet, aber wurde nicht getätigt.
Mehr als nur Einzelfälle
Die Studie der Wissenschaftlerin große Beilage zeigt, dass kranke oder verletzte Tiere zum Beispiel nicht angemessen versorgt werden. Das gehe mit Blick auf die Anzahl solcher Tiere sehr deutlich über das Maß gelegentlicher Einzelfälle hinaus, erklärte die Professorin NDR 1 Niedersachsen. An den Ergebnissen der Studie gebe es nichts zu beschönigen, so Thorsten Staack, Geschäftsführer der Interessengemeinschaft der Schweinehalter Deutschlands mit Sitz in Damme (Landkreis Vechta). Besonders die Defizite bei der Nottötung im schweren Krankheitsfall wolle man nun mit kurzfristigen Schulungen für Bauern und Tierärzte angehen.
"Das gehört sofort geändert"
Den nicht fachgerechten Umgang mit kranken Schweinen verurteilt auch das Landvolk des Landkreises Cloppenburg. Das gehöre "sofort geändert", sagte der Vorsitzende Hubertus Berges. Er verwies darauf, dass die Landwirte regelmäßig geschult würden, wie sie mit kranken und verletzten Tieren umgehen müssten. Viele Berufskollegen seien auch bereit, sich den Problemen zu stellen. Die Region Südoldenburg mit den Kreisen Cloppenburg und Vechta zählt als Hochburg der Schweinehaltung in Deutschland.
Dieses Thema im Programm:
NDR 1 Niedersachsen | Aktuell | 16.11.2017 | 14:00 Uhr

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#979

Beitrag von Manfred » Do 16. Nov 2017, 23:00

Wo gibt es denn diese Studie im Original zu lesen?
Die Zahlen scheinen mir in dem Artikel etwas durcheinander zu gehen.

Manfred

Re: Meldungen aus Landwirtschaft und Lebensmittelproduktion

#980

Beitrag von Manfred » Do 16. Nov 2017, 23:17

Laut Albert Schweitzer Stiftung wurden in D 2016 ca. 59,3 Mio. Schweine geschlachtet.
Davon sind ca. 16 Mio. Tiere, die als Ferkel oder fertige Mastschweine importiert wurden.
Bleiben ca. 43,3 Mio. in D geborene und erfolgreich aufgezogene Ferkel (die geringen Verluste bei der Mast der schon älteren Importferkel ignoriere ich mal, die höchsten Verluste treten ja in den ersten Tagen auf).
In dieser schon älteren Aufstellung werden die durchschnittlichen Ferkelverluste mit 16,3% angegeben:
http://www.schweinebesamung.de/pdf/saug ... rluste.pdf
Das entspräche 43,3 Mio. * 16,3 % / 83,7 % = 8,43 Mio. Millionen toten Ferkeln im Jahr.
Durch 365 Tage sind 23.000 tote Ferkel am Tag.
1.200 wären davon 5%.

D.h. eines von 20 toten Ferkeln wurde zu lange gepäppelt und hat dadurch gelitten oder wurde nicht rechtskonform getötet?

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