Stallbau ist so eine Sache. Das bezahlst du nicht aus der Portokasse, idr geht es nicht ohne Kredite. Neue Richtlinien, neue Technik oder Arbeitswirtschaft, Vergrösserung oder Bio-Zertifizierung erfordern neue Ställe... was auch immer der Grund, beim Neubau wird fast immer die Viehzahl erhöht (verdoppelt), um noch zu Lebzeiten abbezahlen zu könnenWildmohn hat geschrieben: Das "kapitalistische Hamsterrad" ist genau das, was Du an Folgen spürst, wenn die Preise auf Grund marktwirtschaftlicher Interessen bis unter die Schmerzgrenze gedrückt werden. Hat man als Betrieb z.B. Schulden, die getilgt werden müssen, ist man schon im Hamsterrad drin.
Und wenn ich die alten Anbindeställe von anno dazumal sehe, stimme ich da zu. Niedrig, eng, dunkel. Aktuell noch grade so erlaubt, langfristig gibt es nur Neubau (bzw. Umgestaltung zum Laufstall, was oft nicht praktikabel ist) oder Aufgabe. Die meisten bei uns geben auf, viele davon (oft alte!) Leute mit 10, 20 Kühen im Anbindestall und vielleicht noch 10 zur Mast in winzigen Boxen. Prinzipiell gut wenn diese Haltungsweise verschwindet, aber damit verschwinden oft auch "kleine" Bauern. Die Kühe werden woanders übernommen - oder geschlachtet. Wir haben selbst 2 Kühe aus Anbindehaltung von einem Aufgabebetrieb übernommen.
Unter Bauern ist die Selbstmordrate generell höher als Durchschnitt meine ich gelesen zu haben, ob Milchbauern da besonders hervorstechen in den letzten Jahren, weiss ich nicht.Ich glaube, es gibt eine relativ hohe europaweite Selbstmordrate von Milchbaueren, die auf Grund des Preisdrucks verzweilfelt aus dem Leben geschieden sind...
Weidewirtschaft ist so eine Sache. Das ist sehr viel Arbeitsaufwand und man braucht halt entsprechendes Grünland, Zäune und Regen. Es würden sicherlich mehr Bauern machen, wenn entsprechend bezahlt würde, aber Weidemilchprogramme findest du in unserer Gegend nicht - weil es hier mit viel Aufwand allein nicht getan ist, wir haben einfach schlechte(re) Voraussetzungen dafür. Im ganzen Umkreis gibt es einen, der seine Kühe auf der Weide hat (plus Anbindestall) und der gibt auf, kein Nachfolger.Tja und die "artgerechte Innovation" wäre an Deinem Beispiel, dass den Kühen Weidewirtschaft zu gute käme und die Kälber entsprechend lang bei der Mutterkuh bleiben könnten, was sich logischer Weise entsprechend im Milchpreis niederschlagen müsste.
Kälber bei der Milchkuh - das ist nochmal ne andere Hausnummer. Ich halte das persönlich für einen riesigen Aufwand mit fraglichem Nutzen, der zudem sehr schwierig umsetzbar ist und dessen Produkt, behaupte ich mal, keinen Markt hat. Das ist ja nicht nur ein Liter pro Woche für Ina und einer für dich, sondern xhundert am Tag! Wie schon vorher erwähnt, die Milchmenge die die Kälber saufen bzw. die Kosten für Ersatztränke (auf Milchpulverbasis, rein zum Handling, nicht zum Kostensparen) die bleibt gleich, egal ob direkt von der Kuh oder vom Eimer genuckelt. Die Milchmenge und -qualität, die ermolken wird, leidet aber zusätzlich unter dem Modell. Heisst also der doppelte oder mehrfache Preis müsste her um die zusätzlichen Kosten zu decken - für jeden Liter. Es wird eben in der Regel für ein Produkt bezahlt und nicht für die Produktionsweise, auch die Bio-Bauern verkaufen Weizen oder Milch oder Fleisch. Bis auf die lieben (Bio)Leute, die Prämien-Optimierung betreiben, ansäen und gucken ob noch was zu ernten ist, das wäre nämlich ein netter Bonus obendrauf... was für mich am Sinne der Landwirtschaft vorbei ist.