Weniger ist mehr

Was halt nirgendwo passt
hobbygaertnerin
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Weniger ist mehr

#1

Beitrag von hobbygaertnerin » So 1. Dez 2013, 09:40

Das Suchergebnis hat mir eine Überfülle zu diesem Satz geliefert, aber entweder hab ich zu wenig gesucht-
als Thema hab ich darüber nichts gefunden.
Weniger ist mehr- ein Thema- in unserer Überfülle- das einlädt, darüber nach zu denken, was brauchen wir wirklich?
Was macht ihr, um von dem viel zu viel - nicht erfasst, überrollt zu werden?
War gestern Abend eingeladen, es gab ein tolles Essen, aber nach dem 4. Gang war es einfach nur zu viel.
Wir laden auch gerne Gäste ein, aber ich weigere mich, in dieser Spirale mitzumachen.

Picassa

Re: Weniger ist mehr

#2

Beitrag von Picassa » So 1. Dez 2013, 10:52

Heikles Thema!
Am schlimmsten finde ich die Überfülle, die man aufgedrängt bekommt.
Ich kann für mich selbst entscheiden, was und wie viel ich esse, was und wie viel ich in meine Wohnungseinrichtung investiere, wie oft und welche Kleidung ich kaufe, was ich lese und was nicht.
Aber dieser ständige Kampf gegen Geschenke, die man gar nicht will, kratz manchmal echt an meinem Nervenkostüm.
Gerade gestern kam ein Adventspäckchen von meiner Mutter an. Mein Mann ist ja dankbarer Abnehmer ihrer Weihnachtsplätzchen (ich selbst stehe nicht auf das süße Zeug, was ich ihr seit Jahrzehnten klar zu machen versuche), aber dann lag da noch ´ne Weihnachtstischdecke bei. Was soll ich damit? Ich habe keine Tischdecken und ich brauche keine Tischdecken. Was meine Mutter nicht leiden kann. Es muss unbedingt ´ne Tischdecke auf den Tisch. Also muss ich das gefälligst auch so machen. Da ich keine habe, kriege ich sie aufgedrängt.
Vor ein paar Wochen hatte meine Mutter uns zwei Plüschdecken geschickt. In Grün, weil die passen ja so toll zu unserem Kachelofen, und die rote oder beige Decke, die wir sonst benutzen, passen ja farblich nicht. Decke Nummer 4 und 5. Was soll ich damit, und wo soll ich das alles unterbringen!? Ich habe Decken genug, und die Schränke sind auch ohne neuen Kram schon voll.

Gleiches Spiel, wenn man zum Essen eingeladen ist. Ständig Sätze wie "iss doch noch was", und wenn man nicht will, weil man satt ist, "schmeckt es nicht? Ich habe es extra für euch..." bla bla bla. Ich hasse es!!!

Vor meinem Umzug nach Sachsen hatte ich fünf Brotkörbchen, zwei aus Metall, drei aus Stoff. Alle geschenkt bekommen. Und, wieviel benutze ich? Ein einziges. Da sammeln wir altbackenes Brot drin, das wir nicht mehr essen und entweder zu Paniermehl verarbeiten oder im Ofen verbrennen.
So, und die restlichen 4 Körbchen habe ich verschenkt oder weggeschmissen.

Ich habe immer mal "Anfälle", in denen ich meinen Kram durchforste und wegschmeiße, was ich seit Jahren nicht mehr benutze oder noch nie benutzt habe (weil es mir irgendwer meinte schenken zu müssen). Im Moment sind meine Bücher dran. Alle, die ich habe, lese ich noch mal, aber danach wird gnadenlos aussortiert. Etwa jedes dritte Buch wandert in ´ne Kiste, die ich bei nächstbester Gelegenheit verschenke (aber nur an Leute, die sie haben wollen! Aufgedrängt wird da nix). Und neue Bücher kaufe ich so gut wie keine mehr.

Kleidung kaufe ich mir eigentlich seit Jahren schon nur noch, wenn ich sie wirklich brauche, nicht etwa, weil mein Bestand altmodisch geworden ist. Werde ich darauf angesprochen, z.B. "Dein Pulli sieht auch schon etwas älter aus, könntest mal ´nen neuen kaufen", dann sage ich, der Pulli ist nicht kaputt und nicht dreckig und passt noch sehr gut, warum soll ich ihn ersetzen?

Ich selbst will und brauche dieses Übermaß an Dingen nicht, die man mir meint aufdrängen zu müssen. Wenn hier irgendwer ein Patentrezept gegen diese sinnlose Schenkerei hat, bin ich ein dankbarer Abnehmer dafür!

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Re: Weniger ist mehr

#3

Beitrag von stoeri » So 1. Dez 2013, 11:10

Hallo Freunde,

eine Bekannte von mir hatte mich dieses Jahr im August zu Ihrer Geburtstagsparty im Haus und Garten eingeladen, und fragte jeden ob er nicht ein Fingerfood oder ein schönes Getränk mitbringen könnte.
Jeder hatte etwas zum Essen mitgebracht, es waren die meisten Vegetarier.
Ein riesen Tisch mit Tellern, Besteck und Gläsern, manche brachten auch eine Termoskanne Kaffee oder Tee mit.
Von kleinen Kuchen Stückchen, Brotaufstrichen, da waren ganz leckere vegetarische Aufstriche dabei, Rouladen mit geräuchertem Lachs.
Ich fand das so eine tolle Idee, wer Hunger hatte holte sich was und konnte auswählen was er mochte.
Der eine hatte gleich Hunger der andere später, der eine wollte eine riesen Teller von dem Essen, ein anderer wollte von allem etwas probieren, da konnte wirklich jeder so essen wie er wollte. Und wenn einer keinen Hunger hatte war es auch ok es viel nicht auf. Und es wurden emens viele Rezepte ausgetauscht :engel:
Ich habe meine Quarkthaler mit gebracht, die waren schnell gemacht und sie kamen noch warm an, kalt sind sie eh nicht geworden.
Ich fand das so praktisch.
Meine Bekannte mußte nicht 4 h lang hinterm Herd stehen, wir alle haben zum Schluß beim aufräumen geholfen und mal hat der a paar Gläser oder Teller abgespühlt mal der. Es war wirklich schön.
herzliche Grüße
Erika mit Lux und Ricky im Herzen

Wenns nur olle so waradn, wia i sei soiad.

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Re: Weniger ist mehr

#4

Beitrag von Thomas/V. » So 1. Dez 2013, 11:27

Wenn hier irgendwer ein Patentrezept gegen diese sinnlose Schenkerei hat, bin ich ein dankbarer Abnehmer dafür!
Einfach nichts zurückschenken ;)
Irgendwann hört das dann auf.
Wir haben unsere Verwandschaft schon lange so "erzogen", das, wenn sie uns dringend was schenken wollen, sie einfach Geld schenken/schicken/überweisen. Damit hat jeder den wenigsten Streß. :mrgreen:
Als kleine Direkt-Geschenke gibts ne Flasche Whiskey oder ne Schachtel Pralinen, ansonsten nen Umschlag mit Inhalt. Dieser ganze Weihnachts/Ostern/Geburtstags-Wahn geht uns sowieso auf den Senkel, da muß man die Verwandschaft einfach damit konfrontieren, dann kapieren die das irgendwann.
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Weniger ist mehr

#5

Beitrag von Spottdrossel » So 1. Dez 2013, 12:36

Ich weiß nicht, bei diesem "zuviel Konsum"-Gejammer kann ich mich nicht ganz wiederfinden. TV-Werbung wird stummgeschaltet oder vorgespult, was da gezeigt wird, interessiert uns sowieso nicht.
Beste Regulierung ist wohl der eigene Kontostand ;) - bei den "Durchschnittsbeträgen" für Weihnachtsgeschenke können wir nur den Kopf schütteln.
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Re: Weniger ist mehr

#6

Beitrag von hobbygaertnerin » So 1. Dez 2013, 12:41

Hallo Picassa,
gut, die Geschenkeflut gabs bei uns noch nie- war ich doch immer die Dooooooofe, die nicht verstand, was man alles haben müsste, um dazu zu gehören.
Bei mir gibt's eine grosse Kiste, in die ich Geschenke, die ich nicht brauche- reingebe- und wo es passt weiter in den Fluss des Lebens geben kann.
Ich verschenke am Liebsten selbstgemachte Sachen, die man essen kann.
Meine liebste Tätigkeit, Einkaufen im eigenen Haus- und da muss unbedingt einmal im Jahr alles durchgestöbert werden, mein grosses Staunen, was alles da ist, was ich gar nicht mehr wusste.
Ich gebe keinen Cent für Adventsdeko aus- mein einziges Suchtpotential, Samen, Blumenzwiebeln.
Kannst du deiner Mutter nicht klar machen, dass sie dir damit keine Freude macht, wenn sie dir Dinge schenkt, die du nicht brauchst.
Auf der anderen Seite- ich habe vor ein paar Tagen einen selbstgebastelten Adventskalender geschenkt bekommen, der mir Tränen der Rührung und Dankbarkeit in die Augen getrieben hat.
Es ist auch schön, etwas geschenkt zu bekommen, die Liebe, die Zeit, das einem anderen Menschen eine Freude machen zu wollen, ist schon etwas kostbares.

@stoeri, so feiern wir Familienfeste, jeder bringt was mit, damit verteilt sich die Arbeit wesentlich besser.

Weniger ist mehr- ist mir aufgefallen, als ich ein Kochbuch geschenkt bekam- hätte wirklich mehr als genug, aber über ein neues oder gebrauchtes Kochbuch kann ich mich noch immer wie eine Schneekönging freuen-
ein Kochbuch mit lauter einfachen leicht nachzukochenden Rezepten- ist mir natürlich besonders lieb, aber in den aufwendigen Superkochbüchern zu schmöckern, um festzustellen, dass ich überhaupt nicht kochen kann, :hhe: ist auch ganz interessant- welch lange Listen an Zutaten benötigt werden, nur um ein Essen auf den Tisch zu bringen.
Was heute an Gewürzen verwendet werden muss.
Oder im November bereits 20 Sorten Plätzchen gebacken sein müssen, die Festgelage an den Festtagen kochen zu können, die scheinbar zum Dasein der perfekten Gastgeberin dazu gehören.
In der Fülle an Möglichkeiten und in einer Zeit wo jeder eh schon alles hat, ist ein Geschenk, mit dem man jemand eine Freude machen kann, eine harte Arbeit.

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Re: Weniger ist mehr

#7

Beitrag von Thomas/V. » So 1. Dez 2013, 13:20

Ich verschenke am Liebsten selbstgemachte Sachen, die man essen kann.
Erstaunlicherweise freuen sich gewisse Leute, seitdem sie keinen Garten mehr haben, über ne Kiste Äpfel, frische Eier und ein Suppenhuhn von mir.
Andere wiederum sehen sowas als kein "richtiges" Geschenk an und rümpfen heimlich die Nase. Dann gibts eben gar nichts...
Lassen sie mich durch, mein Bruder ist Arzt!

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Re: Weniger ist mehr

#8

Beitrag von Adjua » So 1. Dez 2013, 13:54

Das Problem ist keineswegs neu - "was es alles gibt, was ich nicht brauche", sagte schon Sokrates. Ich glaub das war schon immer so, dass man sich gesellschaftlich gesehen mit diversen Attributen auszustatten hatte. Ebnso gab es wohl schon immer einige Mitglieder der Gesellschaft, die sich entschieden, darauf zu verzichten. Ich würde meinen, der Verzicht geht heute einfacher als früher, wenn man das will - es werden doch mehr verschiedene Lebensweisen akzeptiert, als in der angeblich guten alten Zeit.

Der Umgang mit Geschenken im Familien- und Freundeskreis ist für mich so eine der Gelegenheiten, wo sich unterschwellige Beziehungsdynamik manifestiert - ähnlich wie beim Streit übers Geschirrwaschen in WGs. Wär ich nicht so sicher, ob da Symptomkur wirklich nachhaltig ist.

Picassa

Re: Weniger ist mehr

#9

Beitrag von Picassa » So 1. Dez 2013, 14:15

hobbygaertnerin hat geschrieben:Kannst du deiner Mutter nicht klar machen, dass sie dir damit keine Freude macht, wenn sie dir Dinge schenkt, die du nicht brauchst.
.
Leider nicht. Sie hat Scheuklappen auf und sieht nur ihre kleine Welt. Und mit zunehmenden Alter wird es leider immer schlimmer.
Thomas/V. hat geschrieben: Einfach nichts zurückschenken ;)
Irgendwann hört das dann auf.
Bei meinen Geschwistern funktioniert das zum Glück inzwischen. Man bringt eine kleine (S)aufmerksamkeit mit, wenn man sich gegenseitig besucht, und gut ist.
Bei meinen Eltern (oder eher: meiner Mutter) scheitert jeglicher Versuch. Ich schicke nix hin, kriege aber regelmäßig was per Post geschenkt (siehe Beitrag oben).

Ansonsten haben wir mit dem Konsumzwang auch eher weniger Probleme. Wenn wir mal eine Sendung im TV sehen wollen auf einem Sender, der viel Werbeunterbrechungen bringt, schalten wir nur den Receiver ein, ´ne halbe Stunde später auch den Fernseher, spulen zurück und blenden dann alle Werbeblöcke aus. Klappt prima :pft:

Lehrling
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Re: Weniger ist mehr

#10

Beitrag von Lehrling » So 1. Dez 2013, 14:27

ich hab viel zu viel, ja - daran arbeite ich.Ich stamme noch aus der Generation: wer weiß,wann und wofür man's brauchen kann... da ist das Aussortieren und Weggeben gar nicht s o einfach.

Geschenke haben wir abgeschafft für Weihnachten - eine sehr entspannte Zeit seitdem!

Wenn mir wer was schenken zu müssen meint, schau ich es mir an, bedanke mich und sage ganz offen, wenn ich es nicht brauchen kann. Und ich frag dann , ob es lieber zurückgenommen wird oder ob ich es weitergeben soll an Oxfam oder ähnliches.
Ich lasse mich von >gut gemeint< nicht mehr erpressen, und wie es bei mir aussieht ist meine Sache. Wen es stört, der braucht ja nicht zu kommen.

liebe Grüße
Lehrling
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