Eule hat geschrieben: ↑So 15. Jan 2023, 21:47
So lange es kein Überangebot an Wohnungen gibt, besteht auch keine Wahlmöglichkeit, die einen "Druck" auf Vermieter ausüben könnte, zu investieren. Der aktuelle gesetzgeberische Versuch, diesen Druck mit einer Beteiligung der Vermieter an der CO2-Steuer des vom Mieter verursachten Heizenergieverbrauchs zu erzeugen, wird vermutlich nur zu weiter steigenden Mieten führen, oder sogar vom Verfassungsgericht kassiert.
Die EU plant angeblich eine Sanierungspflicht für alle energetisch schlechten Wohnhäuser bis 2030, aber das wird auch nicht helfen, so lange viele Hauseigentümer sich das schlicht nicht leisten können.
Es gibt zwei Arten von Vermietern. Die einen haben eine Wohnung über, die sie z.B. geerbt haben und nicht verkaufen möchten, aber halt vermieten.
Die anderen tun das in Gewinnabsicht, hier gibt es von professionellen Immobilieninvestoren mit gewinnoptimierter Strategie bis zu Gelegenheitsspekulanten alles.
Die Grundfrage ist, wieso soll der Vermieter Geld investieren ohne mehr Ertrag? Mir als Besitzer kann es doch herzlich wurscht sein, wieviel Heizung der Mieter verbraucht, solange die Wohnung für mich rentabel ist. Wenn ich eine geerbte Altwohnung energetisch saniere (Fenster, Heizung, Aussendämmung), dann sind zwei, drei, vier Jahresmieten weg. Das Problem kann man nur durch eine höhere Eigentumsquote lösen, und das könnte z.B. durch eine privilegierte Besteuerung von selbstgenutztem Wohneigentum geschehen. Denn als Eigentümer hast du alles Interesse an niedrigen Energiekosten, und das hier investierte Geld hat eine sehr gute Rendite.
Grundsätzlich läuft es auf eine längst überfällige Steuerreform hinaus, damit die privilegierte Behandlung von leistungslosem Einkommen aufhört, wozu die überrissenen Bodenrenten von Immobilen in privilegierter Lage gehören. Dass der Mieter etwas mehr bezahlt als was die Wohnung den Eigentümer langfristig kostet, ist in Ordnung. Dass er, weil man nun mal wohnen muss, die Spekulation finanziert, ist es nicht.
Der andere eben so gute Ansatz ist der genossenschaftliche Wohnungsbau, hier ist die Stadt in der Pflicht. Da kann man langfristig kostendeckende Mieten machen, kann gezielt Mietergruppen und nicht einfach die mit dem meisten Geld berücksichtigen und eben auch Dinge machen, die nicht kurzfristig rentabel sind. Zudem würde man viele Kosten sparen, die der Öffentlichkeit indirekt durch die hemmungslose Immobilienspekulation entstehen (-->
Gentrifizierung), etwa überlastete öV.
Die Industriellen der Gründerzeit haben das übrigens erkannt und damals Arbeiterwohnungen gebaut. Heute machen die internationalen Grosskonzerne das effizienter, indem sie die unterscheidlichen Standorte gegeneinander ausspielen.
"Der aktuelle gesetzgeberische Versuch, diesen Druck mit einer Beteiligung der Vermieter an der CO2-Steuer des vom Mieter verursachten Heizenergieverbrauchs ... " das ist eine dumme Idee, denn warum soll jemand für einen anderen Steuern bezahlen? A bezahlt mehr Steuern, weil sein Mieter zu blöd ist, die Heizung zu regeln? Ausserdem ist das viel zu wenig, um wirklich finanzielle Anreize zu schaffen. Die richtige Lösung ist eine getrennte Nebenkostenabrechnung, denn Sparen geht am besten über den Geldbeutel.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.