Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

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Maisi
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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#951

Beitrag von Maisi » Do 19. Jul 2018, 11:06

Maeusezaehnchen hat geschrieben:Ich finde es auch komisch, dass man von vielen belächelt wird, wenn man von SV-Garten redet und dass man sich was für die Winter haltbar macht.
"Das kann man sich ja eh alles kaufen"
Eben nicht.... zumindet wenn man sich nicht vom Einheitsbrei ernähren will und weiß wie gut Selbstgemachtes schmecken kann. Das sind aber auch die, die sich total über die Leckereien als Mitbringsel freuen, weil so was gutes bekommt man nirgenst.
Ganz genau. Ich muß mir auch ständig anhören: "Boah, also das wär mir zuviel Arbeit, das lohnt sich doch nicht" oder "Sowas würd ich mir nie antun". Oder auch schon oft gehört: "Also wenn das mein Garten wär, würd ich das meiste von den ganzen Beerensträuchern rausreißen!" (der Spruch kam die letzten Wochen, wo ich dauernd am Beeren ernten und verarbeiten war...)
Aber daran schließt sich meistens an, daß das gekaufte Gemüse und Obst nach nix mehr schmeckt.

Und ehrlich gesagt ärgert es mich schon immer wieder, daß man sich für SV fast schon rechtfertigen muß. Natürlich geh ich keine 40 oder noch mehr Stunden in der Woche einer Lohnarbeit nach, das ginge gar nicht, weil ich das alleine sonst gar nicht alles schaffen würde. Ich komm dafür aber pro Monat mit 75 Euro für Lebensmittel, Getränke, Drogerie-/Hygieneartikel aus. Wenn ich das dann erzähle, schauen mich alle nur mit riesen Augen an und fragen: im MONAT???

Merke grad, das Posting würde eigentlich eher in den SV-Ärger-Thread passen... :hmm: Also dann freue ich mich darüber, daß ich nicht 8 Stunden am Tag in einem Büro eingesperrt bin. Und meine Lohnarbeit ermöglicht mir, notwendige Schreibtischarbeiten zu Hause im Home-Office zu machen, was ich jetzt grad aufm Balkon mit Laptop tue :)

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#952

Beitrag von osterheidi » Do 19. Jul 2018, 11:31

also ich freue mich auch über das was ich selber direkt ohne tauschprozess nutzen kann. vor jahren habe ich einen Tag meiner Arbeit dauerhaft reduziert, damit ich mich mehr um sv , grundstück etc. kümmern kann. und das bedeutete bei mir schon einiges an einkommen einbuße. ich bereue es trotzdem nicht.

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#953

Beitrag von strega » Do 19. Jul 2018, 12:30

hey, nö, dieses Thema gehört nicht in den SV-Ärger :)

ich arbeit im Sommer so etwa 10 Stunden die Woche für die Kohle, ansonsten mach ich den Garten und geh ans Meer und amüsier mich...
komm immer mehr zur Überzeugung, dass jede Stunde im Garten der pure Genuss ist
und brauch jedes Jahr eh weniger Geld.

Ist mir inzwischen absolut egal was andere sagen. Ich hab Freunde die auf ner ähnlichen Schiene fahren und das ist gut fürs Gemüt. Und wenn ich andere treff, die provozier ich dann gern auch mal etwas... gibt ja auch Leute die sich dann doch einen Topf Basilikum und eine Strauchtomate auf die Terrasse stellen, auch wenn sie vorher stolz drauf waren nix mehr im Garten machen zu müssen wie Papa damals noch, und den Olivenhain verkloppt haben... is ja uncool für die junge Generation...

aber was solls, die die irgendwo offen für SV sind, irgendwo reicht ja, die kann ich provozieren, vielleicht am Strand oder beim Wasserholen, und dann läuft da was, wie auch immer, irgendwann und irgendwo. Und darüber freu mich mich irgendwann.

Freu mich aber garantiert täglich und stündlich, wenn was bei mir läuft und bei guten Freunden :)
Frauen, die sich gut benehmen, schreiben selten Geschichte. Eleanor Roosevelt

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#954

Beitrag von kaliz » Do 19. Jul 2018, 16:46

Hab gestern Gurken (von denen ich momentan überreich habe) gegen eine große Menge Feigen (von denen ich leider noch keine habe), frisch vom Baum, eingetauscht. :michel:
Win win für Beide Parteien.

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#955

Beitrag von hobbygaertnerin » Do 19. Jul 2018, 17:56

@Mausezähnchen,
kannst dich freuen, dass deine Mädls so gerne dabei sind.
Irgendwas bleibt da für später auf alle Fälle hängen.
Und wünschen wir uns, dass die Zeiten so bleiben, auch wenn wir dafür manchmal belächelt werden, weil man selbst sehr viel macht.
So toll die ganze moderne Technik auch sein mag, so manches Wissen muss man mit den Händen und Herzen machen.
Hab mir neulich den Film über die Arbeitsbedingungen in Spanien und Italien im Gemüseanbau angesehen, daran werd ich nicht viel ändern können, aber ich bin froh, dass ich das Meiste selbst im Garten habe und was ich noch brauche kommt aus meinem Umfeld. Hat kurze Wege und das Geld geht direkt zum Erzeuger.

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#956

Beitrag von Maeusezaehnchen » Do 19. Jul 2018, 22:00

Ich bin froh, dass ich von 70-80 Std im Job auf 18Std + SV umgestiegen bin. Unter Strich bleibt sicher nicht weniger übrig.
Zum einen zahle ich bei weiten nicht so hohe Steuern und da bleibt für die Arbeitsstunde mehr übrig.
Zum Anderen genieße ich die Arbeit im Freien. Es ist schön wenn so wie heuer alles wunderbar wächst und man einfach so viel wie möglich ganz frisch auf den Tisch geben kann. Und alles ganz ohne Chemie.
Nebenbei hab ich Zeit für die Kinder - also sie müssen nicht immer in irgend einer Nachmittagsbetreuung sein sondern können zuhause lernen und spielen oder sich mit Freunden treffen.
Und das viel mehr an Lebensqualität ist unbezahlbar.

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#957

Beitrag von Maisi » Fr 20. Jul 2018, 10:20

@Mäusezähnchen

Das konnte ich bei mir auch beobachten: als ich noch viel mehr "außerhalb" gearbeitet habe und somit auch viel mehr Geld verdiente, hab ich im Endeffekt auch viel mehr davon benötigt. Nicht nur wegen höherer Steuern und Fahrtkosten etc. Sondern weil ich auch viel Geld für alles mögliche Zeugs ausgegeben hab. Sprich, den Mangel an Zeit durch Konsumgüter kompensiert. Für die ich dann wiederum auch keine Zeit hatte, um sie sinnvoll zu nutzen. Also wieder unzufrieden, wieder sich mit was anderem "belohnt". Ein Teufelskreis.

Und Deine Mädels nehmen für später sicher viel mit. Ich bin heute auch froh, daß wir als Kinder da schon miteingebunden waren und zumindest ernten und verarbeiten schon von Kindesbeinen an mitbekommen haben. (was in den 80ern, frühen 90ern hier schon langsam unüblich wurde!) Damals hat man es zwar nicht immer gern gemacht, aber als Erwachsene hab ich davon profitiert. Und hier und da mal mit anpacken hat mir auch nicht geschadet... ;)

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#958

Beitrag von Rohana » Fr 20. Jul 2018, 14:25

Gute Jobs die einem liegen und ein mittleres bis kleines Zeitvolumen benötigen UND noch genügend (wie auch immer das definiert ist) Geld mitbringen sind rar, da darf man sich schon glücklich schätzen so ein Arrangement zu haben. Nicht jeder der es möchte bekommt es aus.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#959

Beitrag von si001 » Fr 20. Jul 2018, 20:23

Maisi hat geschrieben:@Mäusezähnchen
Und Deine Mädels nehmen für später sicher viel mit. Ich bin heute auch froh, daß wir als Kinder da schon miteingebunden waren und zumindest ernten und verarbeiten schon von Kindesbeinen an mitbekommen haben. (was in den 80ern, frühen 90ern hier schon langsam unüblich wurde!) Damals hat man es zwar nicht immer gern gemacht, aber als Erwachsene hab ich davon profitiert. Und hier und da mal mit anpacken hat mir auch nicht geschadet... ;)
Das war bei uns normal und nicht erst in den 80ern und 90ern. Wir Kinder waren immer dabei. Nicht nur zugeguckt, sondern auch mit angepackt.
Die härteste Arbeit war für mich als 9/10jährige 100 Kaninchen mit selbst gesicheltem Gras bzw. im Winter mit Kartoffeln und Haferflocken zu versorgen. Alles andere war da fast Pillepalle.
Der Verkauf der geschlachten Tiere hat richtig Geld gebracht (allerdings nur indirekt für mich. Ich hatte 50 Pfennig Taschengeld in der Woche.)
Aber ich habe das Handwerkszeug sowohl für Garten und Haushalt, als auch für die groberen "Männerarbeiten" gelernt und das ist unbezahlbar.
Liebe Grüße, si001!
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Re: Die schönen Momente des Selbstversorgerlebens

#960

Beitrag von hobbygaertnerin » Sa 21. Jul 2018, 14:12

Ich kann meinen Eltern leider nicht mehr sagen, dass ich ihnen sehr dankbar für die eingeforderte Mithilfe bin.
Staune manchmal auch, wie sich so manches, dass ich schon längst vergessen glaubte, doch in irgendwelchen Synapsen gehalten hat.
Ich hab das Gefühl, dass man die Zusammenhänge um die Arbeit als Kind so ganz unbewusst und nebenher begreift.
Da tun mir manchmal die heutigen Kinder leid, die nichts mehr mithelfen müssen. Es mag sicher wichtig sein, mit dem Smartphone bestens klarzukommen, aber wirklich begreifen muss man manches mit den Händen.
Bin ja mal gespannt, was nach der Digitalsierung 4.0 noch an händischem Können übrigbleibt.
Wird ja schon darüber diskutiert, ob man flüssige Schreibschrift überhaupt noch lehren sollte.

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