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Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Mi 29. Dez 2021, 16:26
von Manfred
Ich bin die Tage zufällig über die alte US-TV-Show The Beverly Hillbillies gestolpert.
Eine Comedy-Serie aus den 1960er Jahren.
Eine Familie von Hinterwäldlern kommt durch Erdöl zu plötzlichem Reichtum und kauft sich eine Villa in Beverly Hills, weil ihnen eine Verwandte erzählt, dass das "der" Ort sei, wo man als Millionär leben müsse.

Diese Folge, Granny's Garden, (englischsprachig) hat mich an manche Diskussion hier im Forum erinnert:

https://www.youtube.com/watch?v=zyLf7iZGoqY

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Do 30. Dez 2021, 00:51
von Benutzer 4754 gelöscht
Etwa dass Stadtmenschen keine Ahnung von der Lebensmittelproduktion haben, Selbstproduziertes immer besser schmeckt, Geldscheine nur deshalb etwas wert sind weil wir daran glauben und die spezialisierte Produktion effizienter ist als das private Kleinklein?

Ist mir egal, die Karre mit der sie zur Kaufhalle gefahren sind war geil :engel:

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Do 30. Dez 2021, 10:25
von Manfred
Ja.
Der Gag mit den Lebensersparnissen in Konföderierten-Dollar ist auch wieder aktuell.
Ich hatte im Handel im Einkauf bei manchen Warengruppen innerhalb eines Jahres 45% Teuerung.
Langsam schlägt das jetzt auch auf die Verbraucherpreise durch. Beim Rindfleisch und der Milch sind die Erzeugerpreise ja schon ca. 20% hoch. Bei machen Getreidearten noch mehr, und da sind die neuen Dünger-, Pflanzenschutz- und Maschinenkosten noch gar nicht drin.

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Do 30. Dez 2021, 17:49
von emil17
Manfred hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 10:25
Der Gag mit den Lebensersparnissen in Konföderierten-Dollar ist auch wieder aktuell.
Das funktioniert genausogut mit Reichs- und Rentenmark.
Woraus man folgern kann, dass das
"Geldscheine nur deshalb etwas wert sind weil wir daran glauben"
nicht ganz falsch ist.

Das "private Kleinklein" hat übrigens bei aller Ineffizienz den Vorteil, dass das Risiko eines Bore-out dadurch verkleinert wird.

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Do 30. Dez 2021, 19:02
von Manfred
Laut Bauernverband Schleswig-Holstein produziert ein durchschnittlicher Bauer wahlweise folgende Mengen pro Arbeitsstunde:
Ich habe zwar meine Zweifel an den Zahlen, aber Zeit für einen Boreout bleibt da nicht.
Produktionsziele.jpg
Produktionsziele.jpg (64.71 KiB) 8609 mal betrachtet
Quelle:
https://www.facebook.com/BauernverbandS ... 209801393/

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Do 30. Dez 2021, 21:30
von emil17
7 Tonnen Kartoffeln pro Stunde??? nicht schlecht ...
Ich meinte übrigens nicht Erwerbslandwirte. Ich meinte die Leute aus irgendwelchen Arbeiter- und Angestelltenberufen, die eine Arbeit haben, die sie nicht interessiert, bloss um Geld zu verdienen. Mit einem Teil davon versuchen sie sich von der stets drohenden Langeweile freizukaufen.

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Do 30. Dez 2021, 22:10
von Benutzer 4754 gelöscht
Emil, wenn du das Forum aufmerksam verfolgst und auch Mal deine Beiträge durchliest, wird hier immer und immer wieder gefordert/vorgeschlagen man solle doch statt großstrukturierter, spezialisierter Produktion auf klein bäuerliche Strukturen setzen.

Gegen den kleinen Hausgarten zum Ausgleich zum Büro ist nichts einzuwenden, mache ich ja genau so.
Das Büro nicht, aber den Garten :lol:

Was aber völlig utopisch ist, dass man meint mit einer ineffizienten, arbeitsintensiven und wirtschaftlich nicht tragenden Arbeitsweise genügend Lebensmittel für alle 7,9 Milliarden Menschen erzeugen zu können.

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Fr 31. Dez 2021, 18:24
von Dyrsian
Oelkanne hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 22:10
Was aber völlig utopisch ist, dass man meint mit einer ineffizienten, arbeitsintensiven und wirtschaftlich nicht tragenden Arbeitsweise genügend Lebensmittel für alle 7,9 Milliarden Menschen erzeugen zu können.
Das ist ein Märchen der Agrarindustrie. Ob es ohne mineralischen Dünger genügend Essen gäbe, weiß ich nicht. ABER:
Man kann durch eine mauelle Arbeitsweise und das was man auf Englisch "biointensive growing" nennt, mehr Lebensmittel pro Fläche erzeugen als mit der konventionellen, maschinellen Arbeitsweise. Es müsste dann aber wieder jeder 10. oder so auf dem Acker arbeiten, ob das wiederrum so erstrebenswert ist, weiß ich nicht.
Diese Leute haben es wohl auch wissenschaftlich untersuchen lassen bei sich:
https://www.fermedubec.com/la-ferme-du- ... ransition/
Die haben auch ein Buch geschrieben, viel esoterisches Blabla, einiges Persönliches aber doch recht erhellend:
Miraculous Abundance
One Quarter Acre, Two French Farmers, and Enough Food to Feed the World
Ich kann dir das gerne mal leihen, schickst du mir deine Adresse per PN, dann schick ich dir das rüber wenn du es mal lesen willst.

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Fr 31. Dez 2021, 18:35
von sybille
Man kann durch eine mauelle Arbeitsweise und das was man auf Englisch "biointensive growing" nennt, mehr Lebensmittel pro Fläche erzeugen als mit der konventionellen, maschinellen Arbeitsweise. Es müsste dann aber wieder jeder 10. oder so auf dem Acker arbeiten
So manche Kunden vom Jobcenter könnten sich dadurch ehrlich ihr Geld verdienen und noch etwas für die Umwelt tun.

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Verfasst: Fr 31. Dez 2021, 18:41
von Benutzer 4754 gelöscht
Dyrsian hat geschrieben:
Fr 31. Dez 2021, 18:24
Oelkanne hat geschrieben:
Do 30. Dez 2021, 22:10
Was aber völlig utopisch ist, dass man meint mit einer ineffizienten, arbeitsintensiven und wirtschaftlich nicht tragenden Arbeitsweise genügend Lebensmittel für alle 7,9 Milliarden Menschen erzeugen zu können.
Das ist ein Märchen der Agrarindustrie. Ob es ohne mineralischen Dünger genügend Essen gäbe, weiß ich nicht. ABER:
Man kann durch eine mauelle Arbeitsweise und das was man auf Englisch "biointensive growing" nennt, mehr Lebensmittel pro Fläche erzeugen als mit der konventionellen, maschinellen Arbeitsweise. Es müsste dann aber wieder jeder 10. oder so auf dem Acker arbeiten, ob das wiederrum so erstrebenswert ist, weiß ich nicht.
Nein, das ist kein Märchen. Das ist die Realität.

Diese Maximalertragsstrategien sind nie wirtschaftlich und die Intensivierung durch mehr Handarbeit lässt sich nur für Kulturen darstellen die sich schlecht mechanisieren lassen (sprich Gemüse)
Bei Weizen, Raps, Rüben und Co, also den Massengütern, wäre so ein Konzept aussichts los.
Was noch dazu kommt:
Hast du Mal die Nährstoffbilanzen dieser "biointensive growing" Betriebe angeschaut?
Bei dem was ich dazu auf YouTube gefunden habe, fällt der Kontrolleur auf dem Amt auf der Stelle in Ohnmacht...
Warum wird versucht wo es nur geht Handarbeitsstunden einzusparen? Es gibt schlicht keine Arbeitskräfte mehr.