Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

Forenschänke und Smalltalk
Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5317
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#81

Beitrag von Rohana » Sa 8. Jan 2022, 16:42

wörpedahler hat geschrieben:
Sa 8. Jan 2022, 16:07
Ich versuche mich in die andere Seite reinzuversetzen. Das ist euer Beruf, euer Lebensauskommen als Bauern. Und natürlich ist das hart und nervig, wenn da jemand anders kommt und euch reinredet oder euch Regeln macht.
Andererseits, wenn ihr mal was anderes gemacht hättet, wüsstet ihr das das vollkommen normal ist. Nennt sich in der "normalen" Welt inzwischen Compliance und jede Pommesbude muss sich an hunderte Regeln halten. Im englischen sagt man "the cost of doing business". Mir redet jeden Tag jemand in meinen Beruf rein. Ja, ist scheisse. Ja, ich muss damit leben. Ja, ich kann damit leben.
Jetzt muss ich mal kurz lachen weil du "compliance" in den Ring wirfst... sorry, kennst du den Begriff "cross compliance"? Danach werden wir alle nasenlang kontrolliert, bzw. wurden, weil das demnächst anders heisst :) uns wird nicht nur reingeredet, das grenzt bald an Planwirtschaft. Kann man mögen, muss man aber nicht.
Auch wenn die Schreiber persönlich die Mißstände miterlebt haben, muss das alles falsch und erlogen sein
Hab ich nicht gesagt. Wahrnehmung spielt da aber eine grosse Rolle, und das erleben wir wiederum täglich...
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Manfred

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#82

Beitrag von Manfred » Sa 8. Jan 2022, 17:21

wörpedahler hat geschrieben:
Sa 8. Jan 2022, 16:07
Emil lebt in einer isolierten Vorstellungswelt, die keine nicht dazu passende Information und kein Argument mehr durchdringen lässt.
Ich kenne dich nicht. Wenn du über die letzten 20 Jahre meinen Werdegang verfolgt hättest, würdest du evtl. verstehen, wovon ich schreibe.
Damals habe ich selbst vieles von dem geglaubt, was Emil erzählt. Aber ich bin nicht stehen geblieben und haben sehr viel Zeit ins Beobachten und Lernen investiert.
Echte Lösungen erfordern immer einen ganzheitlichen Ansatz. Das in uns allen evolutionär angelegte einzelproblemfixierte Agieren ist das größte Übel der Menschheit. Leider auch im "Naturschutz".

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10751
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#83

Beitrag von emil17 » Sa 8. Jan 2022, 17:58

Das ist ja schön und gut, aber beim Nitratproblem ging es noch gar nicht um Lösungen, sondern bloss um die Anerkennung der Tatsache, dass es da ein Problem gibt.

Zu ganzheitlichen Lösungen gehört unabdingbar auch der gegenseitige Respekt der Beteiligten untereinander.

Das mit den ganzheitlichen Lösungen wird leider allzu oft vorgeschoben, um Misstände weiter bestehen zu lassen, an denen man verdient - nachdem man das Problem nicht klein- oder wegreden konnte. Das unterstelle ich dir nicht, aber gewisse Probleme kann man einfach lösen, indem man aufhört damit. Sehr viele emissionsbedingte Umweltprobleme gehören in diese Kategorie.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Manfred

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#84

Beitrag von Manfred » So 9. Jan 2022, 11:08

emil17 hat geschrieben:
Sa 8. Jan 2022, 17:58
Das ist ja schön und gut, aber beim Nitratproblem ging es noch gar nicht um Lösungen, sondern bloss um die Anerkennung der Tatsache, dass es da ein Problem gibt.
Es mag schon sein, dass das in deiner Vorstellungswelt so ist.

In der Fachwelt dagegen wissen alle, dass wir eine Vielzahl von Problemen in Sachen Nitrat haben.
Das größte Problem ist das völlig unsachliche Verhalten diverser NGOs und der Politik.
Hätten wir dieses Problem nicht, gäbe es 3 wesentliche Änderungen:
-Der Grenzwert für Nitrat in Trinkwasser würde wieder auf das medizinfachlich erforderliche angehoben
-Nach Brüssel würden wie von allen anderen EU-Ländern auch alle Messstellen gemeldet und nicht selektiv ausgewählte, und damit das Verfahren gegen Deutschland sofort beendet, weil wir eines der Länder mit den wenigsten Grenzwertüberschreitungen sind.
-Bei Messstellen mit erhöhten Werten würde für jede Messstelle die Ursache ermittelt und nach Möglichkeit behoben.

Punkt 1 fordern die landwirtschaftlichen Verbände nicht, das ist meine Forderung, nachdem ich die Entwicklung und Gründe der Grenzwerte recherchiert habe. Die letzte Absenkung hat sich als fachlich falsch erwiesen.
Die Punkte 2 und 3 wären sofort umsetzbar, wenn die ideologischen Widerstände dagegen überwunden würden.

Dass die von der Politik auf Betreiben der einschlägigen NGOs ergriffenen Maßnahmen sachlich falsch und zudem wirtschaftlich schädlich sind, hat das Gerichtsurteil in Brandenburg ja gezeigt. Spätestens da hätte der letzte Zweifler sein Denkstübchen wieder in Betrieb nehmen sollen...

Benutzeravatar
Rohana
Förderer 2018
Förderer 2018
Beiträge: 5317
Registriert: Mo 3. Feb 2014, 21:31
Familienstand: verheiratet
Wohnort: Oberpfalz

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#85

Beitrag von Rohana » So 9. Jan 2022, 11:56

Was mir auffällt, nicht nur in diesem Thema, ist dass die Lösung der Politik aus verbieten, verbieten und nochmal verbieten besteht. Vielleicht sollten wir einfach Probleme verbieten :aeh:
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

Benutzeravatar
Oli
Moderator
Beiträge: 3447
Registriert: Mi 30. Mär 2011, 14:07
Wohnort: SH
Kontaktdaten:

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#86

Beitrag von Oli » So 9. Jan 2022, 12:40

:daumen:

Sven2
Beiträge: 438
Registriert: Do 7. Mär 2019, 23:37

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#87

Beitrag von Sven2 » So 9. Jan 2022, 12:59

Und wie ist denn der Grenzwert, und was ist medizinisch Erforderlich?

Manfred

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#88

Beitrag von Manfred » So 9. Jan 2022, 13:14

Sven2 hat geschrieben:
So 9. Jan 2022, 12:59
Und wie ist denn der Grenzwert, und was ist medizinisch Erforderlich?
Wissenschaftlich gesichert ist, dass der alte Grenzwert von 90 mg/l völlig ausreichend war.
Seit der eingeführt wurde, gab es keinen einzigen Fall von Methämoglobinämie (Sauerstoffmangel aufgrund von Methämoglobinbildung) bei Säuglingen aufgrund von Trinkwasser mehr.
Vermutlich sind selbst deutlich höhere Wert unkritisch. Das eigentliche Problem beim verseuchten Trinkwasser war nicht nicht Nitrat, sondern Nitrit, für das ein viel niedrigerer Grenzwert gilt.

Die Absenkung auf 50 mg erfolgte vorsichtshalber aufgrund des Verdachts, dass im Körper durch Abbauprozesse krebserregende Nitrosamine entstehen könnten, was aber anschließend trotz jahrzehntelanger Forschung zu dem Thema nie bestätigt werden konnte.

Die amtliche Bekanntmachung zur Absenkung habe ich ja schon mehrfach verlinkt.
Aber für Emil ist das deutsche Bundesgesundheitsblatt keine seriöse Quelle.
https://www.umweltbundesamt.de/sites/de ... wasser.pdf

penelope
Beiträge: 743
Registriert: Mo 26. Nov 2018, 15:41

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#89

Beitrag von penelope » So 9. Jan 2022, 13:27

Eine Veröffentlichung des Bundesgesundheitsamtes von 1986 ist eine seriöse Quelle, aber die aktuellen Veröffentlichungen des Bundesgesundheitsamt (die jetzt 50 mg vertreten), sind keine seriöse Quelle?

Benutzeravatar
emil17
Beiträge: 10751
Registriert: Di 21. Sep 2010, 08:07
Wohnort: In der Schweiz da, wo die Berge am höchsten sind

Re: Vom Sinn und Unsinn der Selbstversorgung

#90

Beitrag von emil17 » So 9. Jan 2022, 13:42

Man dreht sich im Kreis:
"-Der Grenzwert für Nitrat in Trinkwasser würde wieder auf das medizinfachlich erforderliche angehoben"
Weil die Messwerte nicht gefallen, erhöhe man also die Grenzwerte.
Erstens gibt es gute Gründe, Grenzwerte nicht "medizinfachlich" sondern umweltrelevant zu definieren;
Zweitens sind die geltenden Grenzwerte aktuelles Gesetz, d.h. man kann nur der Legislative Vorschläge unterbreiten, aber nicht der Exekutive Vorwürfe wegen Vollzug machen;
Drittens "Bei Messstellen mit erhöhten Werten würde für jede Messstelle die Ursache ermittelt und nach Möglichkeit behoben" läuft das immer wieder auf das bereits überfällige "düngt weniger" hinaus, denn bei den meisten dieser Messtellen ist die Ursache bekannt;
Viertens würden, wäre drittens geregelt, sich dann auch die Politiker und NGOs möglicherweise nicht mehr so völlig unsachlich benehmen.
Die NGOs und Politiker (gemeint sein dürfte der Naturschutz und die Politiker, welche die nichtlandwirtschaftliche Bevölkerung und viele Biobauern vertreten, das sind 98% der Wählerschaft) sehen die gleiche Sache mit anderen Augen, was nicht automatisch unsachlich bedeutet.

siehe hier

Wirtschaftliche Einbussen beim Zurückfahren der Düngemengen wären zu quantifizieren. Ob 1:1 Entschädigung rechtlich möglich ist, ist eine andere Frage, denn sonst müssten des Gleichbehandlungsprinzips wegen jedem Gewerbe, das seine eigenen Abwässer auf eigene Kosten klärt, ebenfalls solche Verschmutzungsunterlassungsprämien ausbezahlt werden.
Ich bin wie die meisten der bösen NGOs nicht dagegen, dass Landwirte mehr Geld erhalten. Nur müssten Prämien an die Umweltleistungen gekoppelt sein, die die Bauern zweifellos erbringen, die aber eben nicht bloss im Unterlassen von Belastung bestehen dürfen.

"-Nach Brüssel würden wie von allen anderen EU-Ländern auch alle Messstellen gemeldet und nicht selektiv ausgewählte, und damit das Verfahren gegen Deutschland sofort beendet, weil wir eines der Länder mit den wenigsten Grenzwertüberschreitungen sind. " Also wieder mal der Versuch, Fakten zu beschönigen. Das funktioniert übrigens so gut wie die in Brüssel doof sind, denn wenn die EU Deutschland wegen zu hohen Nitratwerten im Landwirtschaftsgebiet rüffelt, kannst du gerne Messwerte aus nicht landwirtschaftlichen Gebieten mitliefern. Warum denn kommen Behörden auf die Idee, Massnahmen in der Landwirtschaft zu beschliessen, wenn die Landwirtschaft damit gar nichts zu tun hat?

"das ist meine Forderung, nachdem ich die Entwicklung und Gründe der Grenzwerte recherchiert habe. Die letzte Absenkung hat sich als fachlich falsch erwiesen. " Soll man das jetzt einfach glauben? Jede Behörde müsste für so eine Behauptung eine umfangreiche Recherche mit Auswertung aller relevanten Untersuchungen und Studien vorlegen.

"Dass die von der Politik auf Betreiben der einschlägigen NGOs ergriffenen Maßnahmen sachlich falsch und zudem wirtschaftlich schädlich sind, hat das Gerichtsurteil in Brandenburg ja gezeigt." wirtschaftlich schädlich - da liegt wohl der Hase im Pfeffer. Die Kosten für die Trinkwasseraufbereitung tragen ja nicht die Verursacher.
Zudem findet man auch andere Gerichtsurteile in der Sache, z.B. dasjenige des Europäischen Gerichtshofes, das festgestellt hat, dass D ein Nitratproblem hat. Ich behaupte nicht, dass Brandenburg schlecht geurteilt hat, aber wenn du nach "lustige oder absurde Urteile" googlest, findest du etwas.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

Antworten

Zurück zu „Zur lustigen Wildsau“