Was hättest Du anders gemacht?

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emil17
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Re: Was hättest Du anders gemacht?

#21

Beitrag von emil17 » Fr 23. Mär 2018, 08:50

Ich hätte wahrscheinlich eine andere Ausbildung wählen sollen.
Nicht wegen der Ausbildung an sich, sondern weil man sich damit auch entscheidet, in welchem Karpfen- oder Haifischteich man später einen Grossteil seiner Zeit verbringt und wie man sozialisert wird.
Das hätte man wissen können.
Aber dann wäre ich jetzt ein anderer Mensch und würde das wieder anders beurteilen.
Ich habe aus heutiger Sicht viel falsch oder suboptimal gemacht, aber immerhin die meisten Fehler nur einmal.
So gesehen, erfreulich gut gegangen.
Wer will, findet einen Weg. Wer nicht will, findet eine Ausrede.

hobbygaertnerin
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Re: Was hättest Du anders gemacht?

#22

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 23. Mär 2018, 09:45

Über diese Frage hab ich auch nachgedacht,
aber über verschüttete Milch nachzudenken, hilft nix.
Was ich gerne früher gelernt hätte, wie man Krisen besser meistert.
Nur bis jetzt hab ich noch keinen wirklichen Lehrer dafür gefunden. Und das ganze oberflächliche Bla Bla oder positivi Denken Gesülze brauch ich auch nicht.
Hab mir dafür inzwischen so meine eigenen Gedanken darüber gemacht.
Auch über die guten Zeiten nachzudenken, hilft wenig, auch sie sind nicht immer da, meist merkt man sie erst, wenn sie vorbei sind.
Was hätte ich anders gemacht,
ich weiß es nicht, aus manchen Herausforderungen des Lebens hab ich sehr viel gelernt, sie haben meine Wurzeln wachsen lassen.
Sicher würde ich mich mit Selbstversorung nicht befassen,
wenn es nicht ein paar sehr unter die Haut gehende Erfahrungen gegeben hätte.
Meine allerwichtigste Lernerfahrung, das, was man kann, kann einem eigentlich niemand nehmen.
Und daraus hab ich gelernt, dass ich so lange ich Lebe- immer was dazulernen kann.
Ich stelle es nicht nur bei mir fest, auch bei anderen, man gondelt zwischen Vergangenheit, Zukunft hin- und her und vergisst, dass es eigentlich nur immer der Moment ist, den man wenigstens ein Stück weit in den Händen halten kann.
Was vorbei ist, ist vorbei und was morgen ist, weiß doch keiner wirklich.
Was ich auch versuche, nicht mehr ins schnell drehende Hamsterrad zu kommen, auch dass es soviele schöne kostbare Momente gibt, die keinen Cent kosten.
Mein Hobby, ich sammle schöne Momente- nehme sie ganz bewusst wahr, schreibe mir am Abend auch die Schönsten auf und kann sie dann später wieder nachlesen.
Quasi in meinen seelischen Vorratsschrank schauen.
Die harten Brocken des Lebens brauch man sich nicht aufschreiben, die hinterlassen auch so ihre Spuren im Gedächtnis.

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Sonne
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Re: Was hättest Du anders gemacht?

#23

Beitrag von Sonne » Fr 23. Mär 2018, 09:54

hobbygaertnerin hat geschrieben: Mein Hobby, ich sammle schöne Momente- nehme sie ganz bewusst wahr, schreibe mir am Abend auch die Schönsten auf und kann sie dann später wieder nachlesen.
Quasi in meinen seelischen Vorratsschrank schauen.
Das ist ein so guter Gedanke... :)

hobbygaertnerin hat geschrieben: Die harten Brocken des Lebens brauch man sich nicht aufschreiben, die hinterlassen auch so ihre Spuren im Gedächtnis.
Wie recht du doch hast.
Und Gott sah alles an, was er gemacht hatte; und siehe da, es war sehr gut. 1. Mose 1, 31

Benutzer 72 gelöscht

Re: Was hättest Du anders gemacht?

#24

Beitrag von Benutzer 72 gelöscht » Fr 23. Mär 2018, 10:39

RichardBurgenlandler hat geschrieben:Fünf Dinge, die Sterbende am meisten bedauern:
danke fürs Erinnern! :daumen:

Mich tät interessieren, ob es Sterbende bereuen, Dinge nicht getan zu haben, weil sie befürchteten, daran krank zu werden oder zu sterben.
Jetzt so in der Erkenntnis "irgendwann stirbt man so und so"

oder es bereut, Dinge, die man als "gut und wahr" ansieht, aus Angst um den Arbeitsplatz nicht getan hat....

:hmm:

Benutzer 146 gelöscht

Re: Was hättest Du anders gemacht?

#25

Beitrag von Benutzer 146 gelöscht » Fr 23. Mär 2018, 10:52

Ich finde es zwar durchaus sinnvoll, sich Gedanken darüber zu machen (sich zu erinnern), weshalb man in der Vergangenheit diese oder jene Entscheidung so getroffen hat, wie man es tat, - das Verständnis der eigenen Biografie verbessert das Verständnis der Gegenwart -, aber die Vergangenheit mit dem Wissen der Gegenwart zu beurteilen, halte ich für reine Zeitverschwendung!

Ebensogut könnte man fragen, wie es wäre, in die Zukunft sehen zu können :roll:

Jedes Verhalten in der Vergangenheit war das Ergebnis der zum damaligen Zeitpunkt verfügbaren Informationen und wirksamen Faktoren, - aber wie dem auch sei - es scheint ein großes Bedürfnis zu bestehen nach diesen Gedankenspielen... :)

Nicht einmal der generationsübergreifende Lehr- und Lernpozess profitiert wirklich von diesem Denkansatz (den Kinder sollen die Fehler, die man selbst in ihrem Alter gemacht hat, erspart bleiben), denn die Kinder brauchen Nichts mehr als die eigenen Erfahrungen!

Eule
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Re: Was hättest Du anders gemacht?

#26

Beitrag von Eule » Fr 23. Mär 2018, 11:38

Erst einmal finde ich, wer nichts bereut hat auch nichts dazugelernt. Aber eines habe ich aus einem großen Fehler gelernt: Triff Deine eigene Entscheidung! Tue nie etwas, das Du eigentlich nicht willst, höre auf Dein eigenes Gefühl, denn es ist Dein Leben! Man bereut nichts so sehr, wenn man sich etwas einreden läßt das sich nicht mehr rückgängig machen läßt.
Meine falsche Entscheidung betraf meinen Opa. Er war in einem Altersheim untergebracht, weil er geistig manchmal so verwirrt war, dass er sich selbst und andere gefährdete. Natürlich haben wir ihn regelmäßig besucht. Sein größter Wunsch war wieder nach Hause gehen zu können. Dann wurde Lungenkrebs festgestellt und der Arzt meine, er würde die Woche nicht mehr überleben. Sofort besuchte ich meinen Opa. Der war bestens drauf. Mein Eindruck: Wenn er zehn Jahre jünger wäre, hätte der Krebs keine Chance und Meiner Ansicht nach würde mein Opa noch mind. ein ganzes Jahr noch leben. Ich hatte recht. Ohne jede Therapie ging es ihm gut bis auf ein bißchen Husten. Bei einem Besuch ging es ihm gar nicht gut und ich hatte das Gefühl, daß der Tod ihm über die Schulter blicke. Ich habe alles arrangiert, daß er zu Hause sterben kann, sogar gegen den Willen meines Vaters. Meinen Sohn wollte ich für diese Zeit aus der Schule nehmen und ich selbst Urlaub nehmen, weil mein damaliger Mann sich weigerte, unseren Sohn zu betreuen. Als ich den Transport organsieren wollte, sagte mir der behandelnde Arzt, ich solle mir das gut überlegen, denn seiner Einschätzung nach würde mein Opa noch mindestens ein halbes Jahr leben. So lange konnte ich meinen Sohn nicht von der Schule nehmen, also verschob ich den Transport gegen mein Gefühl. Mein Opa lebte gerade noch 7 Tage.
Zwei Monate später erkrankte mein Sohn. Mein Gefühl sagte mir, das ist etwas Schlimmes und obwohl mein Ex-Mann meinte, ich würde übertreiben, habe ich mitten in der Nacht den Notdienst gerufen (ich hatte meine Lektion gelernt). Stefan hatte Gehirnhautentzündung. Da Antibiotika erst nicht anschlugen, dauerte die Genesung lange und er konnte erst ein halbes Jahr später wieder in die Schule gehen. Dennoch schafffte er den Übergang aufs Gymnasium ohne Probleme.
Ich glaube, das meinen Sterbende, wenn sie sagen: ich hätte mein Leben leben müssen. Man darf nie die Schuld anderen geben, wenn man denen die Entscheidung überläßt oder man sich überreden läßt. Seither bin ich immer meinem Gefühl und meinem Verstand gefolgt. Das war zwar auch nicht immer richtig, dennoch habe ich diese Entscheidungen nie so bereut, wie die über meinen Opa. Klar könnte ich die Schuld auf den Arzt schieben können, aber ich kannte meinen Opa besser als er und ich hatte mehr Lebenserfahrung als dieser damals noch "Junge Hupfer".

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Re: Was hättest Du anders gemacht?

#27

Beitrag von Rohana » Fr 23. Mär 2018, 11:54

Wieso willst du zwingend lernen mit Dinge bereuen verknüpfen? Man kann auch aus positiven Erfahrungen und/oder Erfahrungen anderer, positiven wie negativen, lernen. Abgesehen davon kann man auch Entscheidungen bereuen und trotzdem sagen dass man sie so wieder treffen würde.
Ein jeder spinnt auf seine Weise, der eine laut, der andere leise... (Ringelnatz)

centauri

Re: Was hättest Du anders gemacht?

#28

Beitrag von centauri » Fr 23. Mär 2018, 12:03

Ich glaube das das sterben überbewertet wird. Dauert ja nur einen kurzen Moment.
Ich habe keine Angst vorm sterben. Ich habe Angst davor auf den Moment Jahre dahin zu vegetieren.
Letztens hab ich irgendwo gelesen wenn man 2 Std. am Tag Sport macht verlängert das ein Leben um 2 Jahre. Das Fazit daran ist nur das man insgesamt 4 Jahre läuft. :haha:
Da lebe ich doch die 2 Jahre richtig.
@Rohana
:daumen:
Ich habs schon irgendwo geschrieben. Man muss nur hinter der Entscheidung stehen die man getroffen hat. Obs gut war oder schlecht spielt dabei für mich keine Rolle. Bin aber eh eher der Typ,
hinfallen, aufstehen, Krone richten und weiter gehts.

hobbygaertnerin
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Re: Was hättest Du anders gemacht?

#29

Beitrag von hobbygaertnerin » Fr 23. Mär 2018, 12:31

Naja, das mit dem Sterben, es ist trotzdem so endgültig.
Wichtig ist, es gibt ein Leben vor dem Tod.
Der Text - wenn ich noch einmal leben könnte, ist nicht von mir, aber ich find den sehr gut.
http://www.heikeholz.de/wenn-ich-mein-l ... en-konnte/

War vor kurzem auf einer Beerdigung, der Witwer war noch immer ganz geschockt, seine Frau hatte einen plötzlichen Herztod, von jetzt auf Gleich- und alles ist anders.
Letztes Jahr hatten sie mit dem Bau eines grossen Gebäudes und weiteren vielen Problemen so viel am Hals, sie hatten sich vorgenommen, dieses Jahr ein wenig mehr auf sich zu schauen.
Hab mir überlegt, vielleicht ist die Botschaft des Todes, nicht allzuviel auf den Sankt Nimmerleinstag zu schieben, jeden Tag ein wenig bewusster zu leben,
weiß ja keiner, wieviel Zeit ihm zugemessen ist.

viktualia

Re: Was hättest Du anders gemacht?

#30

Beitrag von viktualia » Fr 23. Mär 2018, 13:08

Ich hab das Gefühl, die "richtigen Fehler" gemacht zu haben.
Kennt ihr das hier: "Als ich mich selbst zu lieben begann"? http://www.op-vermittlungen.de/resource ... tliebe.pdf

Als ich so über die Frage nachdachte, viel mir auf: die hat sich "überlebt", (sorry, Edermühle, ich hab halt so ne Art um die Ecke zu denken...).
Es schreiben ja auch viele, dass sie gelernt haben, dass ihre Irrtümer zu ihnen gehören. Den Teil finde ich sehr wesentlich.
Und meine, die Fragestellung kommt aus einer Zeit, wo wir, also die Gesellschaft, viel weniger Spielräume hatten.
Da musste jeder den, meist schon von den Eltern eingeschlagenen Weg, gehen.
Da haben wir heute ganz andere Möglichkeiten, "Fehler" zu machen und so lange zu überleben, dass da doch noch was bei rumkommen kann.

Meine "Lieblingslernchance" ist meine Faulheit.
Meine Fähigkeit, in die Stille zu gehen und einen Irrtum zu erkennen und mich nicht nur trotzdem, sondern deswegen, zu mögen.
Weil nix isoliert ist und alles im Wandel und ich mittendrin.

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